Technikanalyse: Der Ferrari-Trick, der Vettel nach vorn brachte
Ferrari hat beim Großen Preis von Singapur ein neues Konzept eingeführt. Prompt dominierte Sebastian Vettel das Rennwochenende. Giorgio Piola nimmt eine Modifizierung am Ferrari SF15-T unter die Lupe und erklärt, weshalb diese Neuerung das Titelrennen beeinflussen könnte.
Sebastian Vettel, Ferrari SF15-T
XPB Images
Formel-1-Technik mit Giorgio Piola
Giorgio Piola analysiert und erklärt die Technik in der Formel 1!
Vettel hat das Nachtrennen in Singapur dominiert wie zu seinen besten Zeiten bei Red Bull. Von der Pole-Position aus setzte er sich mit schnellen Runden von seinen Verfolgern ab und hatte alsbald einen Vorsprung aufgebaut, den er dann nur noch verwalten musste.
Nach der ersten Safety-Car-Phase ließ er es etwas konservativer angehen, um seine Reifen zu schonen. Doch als es an der Zeit war, den Druck zu erhöhen, zog er erneut rasch davon.
Die Art und Weise, wie sich Vettel von seinen Rivalen abgesetzt hat, und sein Vorsprung im Qualifying machen deutlich, wie viel Vertrauen Vettel in seinen Ferrari hat. Er kann mit dem Auto ans Limit gehen und weiß, dass sich das Fahrzeug genau so verhält, wie er es braucht.
Es ist schon lange bekannt, dass Vettel vor allem viel Abtrieb auf der Hinterachse braucht. Er war ein Meister der Zeit, als angeblasene Diffusoren erlaubt waren. Damit wurde die Leistung des Diffusors erheblich verbessert.
In Singapur führte Ferrari ein ziemlich radikales neues Unterbodenkonzept ein, das darauf abzielte, die Leistung des Diffusors zu maximieren.
Vor den Hinterrädern waren nun nicht mehr, wie bisher, drei kleine Öffnungen zu sehen, sondern jeweils neun. Es ist das erste Mal, dass sich ein Team für eine derartige Modifizierung entschieden hat. Das zeigt auch: Ferrari probiert auf der Suche nach mehr Leistung einfach alles.
Diese zusätzlichen Öffnungen sollen die Luft direkt an die Schnittstelle zwischen Hinterrad und Chassis strömen lassen. Dort soll der neue Luftström bestehende Verwirbelungen stören, sodass die Leistung am Diffusor nicht mehr vermindert wird.
In dem Wissen, dass der Diffusor gut funktionieren würde, hat Ferrari den Unterboden und den Frontflügel so tief wie möglich eingestellt. Die Charakteristik des Autos war damit ähnlich wie zu Vettels Zeiten bei Red Bull.
Der neue Unterboden war aber nicht die einzige Neuerung bei Ferrari. Das Team führte auch noch neue Finnen an der hinteren Crashstruktur ein. Dabei handelt es sich um eine ähnliche Lösung, wie sie auch bei Mercedes zum Einsatz kommt.
Interessant ist auch, dass Ferrari nach den beiden Rennen in Belgien und Italien, wo wenig Abtrieb gefragt ist, wieder zu der Bodywork-Spezifikation zurückgekehrt ist, die in der Formel-1-Saison 2015 bereits eingesetzt worden war.
Diese Ausbaustufe, die das Team erstmals in Spanien genutzt hatte, passt perfekt auf Strecken, die hohen Abtrieb verlangen. Zuletzt war Ferrari damit in Ungarn unterwegs gewesen.
Die Probleme bei Mercedes und die Dominanz von Ferrari könnten als Eintagsfliege abgetan werden. Doch die Spannung ist groß, in welcher Form sich die Teams am Wochenende in Japan zeigen.
Hat der verbesserte Unterboden das Handling des Autos und damit Vettels Vertrauen ins Fahrzeug so verbessert, dass er es mit den Silberpfeilen aufnehmen kann? Man darf gespannt sein…
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