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Toro Rosso: Warum James Key "ad acta" gelegt wurde

Wie die Rolle des Technischen Direktors bei Toro Rosso heute definiert ist und warum Franz Tost James Key den Vertragsbruch nie ganz verziehen hat

Eigentlich, so munkelt man, hätte James Key bei Red Bull eines Tages das Erbe von Adrian Newey antreten sollen. Der britische Designer kam im September 2012 zu Toro Rosso und galt aufgrund seiner erfolgreichen Arbeit bei Force India und Sauber als eines der heißesten Eisen unter den jungen Technischen Direktoren der Formel 1.

Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko und Colin Kolles handelten seinerzeit Keys Wechsel von Sauber zu Toro Rosso aus. Aber im Juli 2018 war der Traum von der Newey-Nachfolge geplatzt: Key dämmerte, dass er sich bei Toro Rosso immer weniger entfalten kann, weil immer mehr Teile einfach vom A-Team übernommen werden.

Gleichzeitig schien das Ende von Neweys Karriere weit entfernt zu sein. Aber dass es zwischen Keys Abgang und Neweys wiederentdeckter Lust einen Zusammenhang gibt, dementiert Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost: "Das war eine Spekulation", sagt er im Interview mit 'Motorsport.com'. Den Plan, Key von Faenza nach Milton Keynes zu befördern, habe man "so nie diskutiert".

"James Key", erklärt er, "war sicherlich nicht so happy über erweiterte Synergien. Meistens wollen die Technischen Direktoren ihre eigene Philosophie verfolgen. Ich glaube, dass da mehrere Faktoren zusammengekommen sind. Erstens dass ihm McLaren scheinbar ein Wahnsinnsangebot gemacht hat, von der finanziellen Seite her."

Key wollte zurück in seine Heimat

"Zweitens ist McLaren ein unabhängiges Team, da gibt's keine Synergien. Außerdem ist er Engländer, und er wollte zurück nach England. Ich glaube, da sind mehrere Dinge zusammengekommen. Und, das habe ich ganz klar gesagt: Wir bei Toro Rosso werden alle Synergien mit Red Bull Technology im Rahmen des Erlaubten nutzen."

Toro Rosso und Key seien letztendlich nach dem monatelangen Hickhack um die Ablösemodalitäten (McLaren gab seine Verpflichtung schon bekannt, als der heute 47-Jährige noch bei Toro Rosso unter Vertrag stand) "im Guten auseinandergegangen", versichert Tost. Aber das scheint, bei genauerem Hinsehen, nur die halbe Wahrheit zu sein.

Dass das Verhältnis zwischen Key und Red Bull bröckelt, sah man erstmals live im Fernsehen, als Marko den Toro-Rosso-Technikchef bei Testfahrten in Barcelona 2018 vor laufender Kamera anging. Der Zwischenfall wurde nie richtig aufgearbeitet. Marko sagte später in einem Interview mit 'Motorsport.com' nur, Key sei "manchmal etwas negativ" gewesen.

Und auch Tost betont, dass er den Wechsel des Briten zu McLaren, einem Team aus seinem Heimatland, zwar akzeptiert. Gleichzeitig sei er aber "sehr altmodisch und sensibel", was Keys Entscheidung betrifft, trotz eines bestehenden Vertrags bei McLaren zu unterschreiben: "Wenn Verträge gebrochen werden, sind diese Leute für mich ad acta gelegt."

In Faenza gibt es, so die Außenbeobachtung, keinen klassischen Technischen Direktor mehr. Das will Tost so nicht stehen lassen: "Stimmt nicht. Wir haben einen klassischen Technischen Direktor, Jody Egginton. Vorher war er Stellvertreter, als James Key noch da war. Jetzt ist er aufgestiegen. Das läuft alles nach dem üblichen Formel-1-Schema."

Egginton (45) arbeitete bei Force India (beziehungsweise den Vorgängerteams) eng mit Key zusammen. 2010 dockte er als Chefingenieur bei Caterham an und übernahm erstmals mehr Verantwortung in leitender Funktion. 2014 folgte er Key zu Toro Rosso. Als sein langjähriger Wegbegleiter zu McLaren wechselte, stieg er in die oberste Ebene auf.

Wie Red Bull Toro Rosso beliefert

Doch Eggintons Job ist nicht, ein Formel-1-Auto von Grund auf zu designen und zu bauen. Red Bull ist bestrebt, so viele Synergien wie möglich zu nutzen. Das lief im Winter so ab, dass im Dezember "drei LKWs voller Teile" von Milton Keynes nach Faenza transportiert wurden, wie Marko damals erklärt hat. Unter Eggintons Regie werden diese in erster Linie zusammengebaut.

Tost erklärt: "Wir müssen das Monocoque zu 100 Prozent selbst machen. Dann die komplette Verkleidung: Frontflügel, Heckflügel, Unterboden, Diffusor, Motorabdeckung, Seitenkästen. Das Meiste, was unter der Haube steckt, kriegen wir. Nur das Kühlsystem müssen wir selbst entwickeln, weil es aerodynamischen Einfluss hat."

Vereinfacht ausgedrückt: Alles, was man mit freiem Auge von außen sehen kann, muss ein Formel-1-Team selbst entwickeln. Alles andere darf man einkaufen. "Wir übernehmen von Red Bull die Vorderachse, die Hinterachse und das Getriebe. Das war immer schon mein Wunsch. Es hat sich nur durch die verschiedenen Motoren nie so richtig ergeben", nickt Tost.

"Ich finde es absolut unsinnig, dass Toro Rosso ein eigenes Getriebe baut, wenn Red Bull mit ihrer technischen Abteilung, die dreimal so groß ist wie wir, da technisch wesentlich besser ist, und auch von der kommerziellen Seite dazu in der Lage ist, etwas wesentlich Ansprechenderes auf die Beine zu stellen. Aber das Auto-Konzept und alles andere entsteht in Faenza."

"Ich sehe da nicht die großen Unterschiede", sagt der Österreicher. "In der Vergangenheit waren wir gezwungen, Ressourcen für Design und Produktion von Teilen herzunehmen, die wir jetzt von Red Bull bekommen. Das ist in meinen Augen eine wesentlich bessere Lösung, a) von der Performance her und b) auch von den Kosten her."

Mit Bildmaterial von Sutton.

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