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Toto Wolff: "Die Pressekonferenz hört sich ja eh niemand an"

Wie Mercedes-Teamchef Toto Wolff und weitere Beteiligte aus dem Formel-1-Fahrerlager zur Verstappen-Strafe und den "Sprachvorgaben" der FIA stehen

Toto Wolff: "Die Pressekonferenz hört sich ja eh niemand an"

Max Verstappen in der FIA-Pressekonferenz in Singapur 2024

Foto: LAT Images

Max Verstappen hat in Singapur das "F-Wort" verwendet, als er die Abstimmung seines Fahrzeugs beschrieb. Seither beschäftigt sich die Formel 1 mit der Frage, was eigentlich sagbar ist in der Öffentlichkeit und was nicht. Denn die Sportkommissare des Automobil-Weltverbands (FIA) haben Verstappen mit "Sozialstunden" bestraft und FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem will, dass Formel-1-Fahrer "nicht wie Rapper" klingen.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff bringt ein gewisses Verständnis für diese Haltung auf: "Es gibt sicherlich Argumente dafür, dass heftiges Fluchen und unhöfliches Verhalten am Funk ausbleiben sollen. Zuhause sitzen ja schließlich Zuschauer mit der Familie vor dem Fernseher."

So ist es zum Beispiel bei Nico Rosberg. Er meint bei Sky: "Meine Töchter schauen halt auch zu, und da finde ich es gut, wenn man darauf achtet."

"Auf der anderen Seite: Das sind ja Gladiatoren. Wir wollen, dass die Emotionen zeigen und alles. Also ich wäre eher dafür, dass man einfach die Piepser drübersetzt, das ausblendet, wenn man das im Fernsehen zeigt. Das wäre für mich der beste Weg."

Wolff: Etwas weniger extrem wäre immer noch gut!

Zumal das "F-Wort" laut Wolff "inzwischen in der Alltagssprache angekommen" ist. "Es kommt aber immer auf den Kontext an", sagt Wolff. "Wir wollen Emotionen sehen, wir wollen diese echten Momente. Und natürlich sind die Fahrer [im Rennauto] extrem gefordert."

"Wenn es uns aber gelingt, die Sache ein bisschen zu dimmen, dann ist das gut für uns alle. Ich würde aber nicht notwendigerweise das F-Wort verbieten. Ich glaube, da gibt es viel schlimmere Worte."

Es gäbe vor allem viel bedeutendere Plattformen als die FIA-Pressekonferenz, meint Wolff. "Die hört sich ja eh niemand an, glaube ich. Man hört vielleicht zu, aber es schreibt niemand darüber, oder selten. Liege ich damit falsch? Ich glaube nicht, dass es ein großes Publikum dafür gibt."

"Wir alle sind Teil dieses Wanderzirkus. Wir kennen uns. Und ich halte die Verwendung des F-Worts in der Pressekonferenz nicht für das Schlimmste. Aber ok, wenn wir uns und unsere Sprache anpassen müssen, auch wir Teamchefs, dann werden wir da mehr Acht geben. Dann geht es gesitteter zu."

Wurz wünscht sich mehr Miteinander

Das wiederum hält Alexander Wurz als Vorsitzender der Formel-1-Fahrergewerkschaft (GPDA) für den richtigen Ansatz, wie er im ORF betont: "Dass wir alle ein bisschen freundlicher und besser sprechen müssen, das ist gut. Dass die FIA auch Kontrolle hat, was gespielt wird, das ist auch klar."

Wurz würde sich in dieser Angelegenheit aber ein konstruktives Miteinander wünschen statt einer Verordnung "von oben", so führt er weiter aus. Er stelle sich vor, wie sich alle Beteiligten "mal in Ruhe an einen Tisch setzen", um so eine "Verbesserung des ganzen Umfeldes" zu erwirken.

Unverständnis: Steiner darf fluchen, aber Verstappen nicht!

Denn nach dem Singapur-Wochenende ist die Irritation groß, vor allem bei den Fahrern. Verstappen selbst erklärt, er habe das Urteil der Sportkommissare in der Fahrer-WhatsApp-Gruppe geteilt. Ergebnis: "Praktisch jeder hat nur darüber gelacht. So nach dem Motto: 'Was zur Hölle ist das denn?' Also ja, es ist sehr, sehr dämlich."

Auch Wurz hat einen "ganz gleichen Tenor" in der Reaktion auf das Urteil festgestellt. Die Sportkommissare hätten damit "überzogen" und die Sache sei "nicht richtig ausgeführt" worden, sagt Wurz im ORF.

"Weil einer fragt sich da am meisten: Wie viele Lebenszeiten müsste Günther Steiner dann Sozialservice machen, und der wurde ja glorifiziert mit seinen F-Wort in Netflix, das weltweit ausgestrahlt wird. Also insofern fragt man sich, was ist jetzt wirklich die Nachricht, was ist dahinter? Und das ist dann einfach eine zu harte Strafe."

Verstappen: Alles nur Schikane?

Verstappen scheint sogar eine bewusste Schikane zu wittern, wenn er weitere Vorfälle am Wochenende in Singapur bedenkt: "Carlos [Sainz] ist ja auch dafür bestraft worden, dass er die Strecke überquert hat. Das war unter Rot, die Autos sind zurück an die Box gefahren. Da ist das ziemlich sicher. Und er weiß ja, was er tut. Wir sind ja nicht dumm."

"Als ich die Meldung gesehen habe, dachte ich nur: 'Was veranstalten wir da eigentlich?' Für mich ist dergleichen einfach nur sehr dämlich." Weshalb Verstappen sogar über einen baldigen Formel-1-Rücktritt nachdenkt.

Auch Wolff war schon bei den Sportkommissaren

Mercedes-Teamchef Wolff wiederum weiß aus eigener Erfahrung, dass ein Besuch bei den Sportkommissaren auch ein "ziemlich angenehmes Erlebnis" sein kann. Wolff und Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur waren 2023 in Las Vegas vorgeladen worden, nachdem sie in der Pressekonferenz nach dem Trainingscrash von Sainz regelrecht explodiert waren.

Wolff jedenfalls gibt an, er habe seine Lektion gelernt: "Ich sagte [den Sportkommissaren] damals, es sei das erste Mal seit der Schulzeit, dass ich zum Direktor gerufen werde. Und ich versprach, es würde das letzte Mal sein."
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