Toto Wolff: So hat er das Ruder bei Mercedes übernommen
Obwohl er vorher nur Teilhaber bei Williams war, bekam Toto Wolff den begehrten Teamchef-Job beim heute erfolgreichen Formel-1-Team Mercedes - So kam es dazu
Als Motorsportchef von Mercedes gehört Toto Wolff zu den größten und wichtigsten Namen der Formel 1. Der Österreicher leitet das derzeit führende Team der Königsklasse und führte die Silberpfeile zu insgesamt zehn Titeln in den vergangenen fünf Jahren. Doch wie kommt man eigentlich zu so einem Posten? Schließlich war Wolff vor seinem Engagement bei Mercedes eigentlich nur ein kleines Licht in der Formel 1.
"Ich war etwas unter dem Radar", gibt er in Nico Rosbergs Podcast 'Beyond Victory' zu. Wolff war Teilhaber bei Williams, als er von Mercedes für den Teamchef-Posten angefragt wurde. Doch seine Geschichte beginnt eigentlich noch viel früher: In seiner Jugendzeit und Anfang seiner 20er war der Österreicher selbst Rennfahrer und versuchte sich in diversen Juniorserien.
1994 wurde seine Karriere jedoch beendet, als sich sein Hauptsponsor nach dem schweren Unfall von Karl Wendlinger in Monaco und dem Tod von Ayrton Senna zurückzog. "Es war brutal, aber ich habe gemerkt, dass es nicht meine beste Fähigkeit war", sagt Wolff. "Ich konnte ein Auto auf Pole stellen und auch vorne fahren, aber ich habe Performances gesehen, die ich nicht schaffen konnte. Das habe ich akzeptiert."
Von der Bank zurück in den Motorsport
Er erinnert sich vor allem an ein Rennen der Formel Ford 1994 im Regen von Zolder. "Es gab zwei Klassen: eine 1.800er und eine 1.600er", sagt Wolff. "Ich habe mein Auto auf Platz zwei qualifiziert, was gut war, aber ein junger Nick Heidfeld hat ein 1.600er-Auto in die zweite oder dritte Reihe gestellt. Man konnte sehen, dass dieser Junge anders war. Und das habe ich in mir nicht gesehen."
Daher konnte Wolff sein Karriere-Aus einsehen und versuchte sich anschließend im Bankenwesen. "Es war sehr hart, weil ich ein Rennfahrer sein wollte, aber ich habe gespürt, dass es nun der richtige Pfad ist", meint er.
Ein Jahrzehnt kam er ohne den Motorsport zurecht, bevor es ihn wieder juckte und er als GT- und dann als Rallye-Fahrer zurückkam. Zudem wurde er Teilhaber eines Rallye-Rennstalls. "Ich konnte dann meine zwei Welten verbinden: meine Passion für Motorsport und die Investment-Seite", erzählt er.
Williams-Erfolg macht aufmerksam
Dort lernte er dann AMG-Gründer Hans Werner Aufrecht kennen, der ihm 49 Prozent seines Business verkaufte. AMG setzte damals die Autos für Mercedes in der DTM ein, und so begann es im Grunde bei Wolff. Später investierte Wolff in den Formel-1-Rennstall Williams, wo er Teilhaber wurde.
Toto Wolff kam über Williams in die Formel 1 Foto: Williams
Das brachte Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard auf den Plan, der sich bei Wolff meldete und ihn auf einen Kaffee in Wien treffen wollte. "Er hat gefragt, ob ich ihm erklären kann, wieso sein Team nicht so funktioniert, wie es sollte", sagt er. Doch Wolff entgegnete, dass er ohne Einblick in Zahlen und Struktur nichts dazu sagen könnte.
Was bei Mercedes falsch lief
"Es gab dann ein zweites Meeting mit Dieter Zetsche (Vorstandsvorsitzender von Daimler; Anm. d. Red.). Er war sehr skeptisch. Er fragte mich dann auch, wie unser kleines Team ein Rennen gewinnen kann. Sie haben mir Einsicht gegeben und ich habe analysiert, was falsch lief", sagt der Österreicher.
Wolffs Fazit: Mercedes war unterfinanziert und hatte strukturelle Probleme. Das merkten auch die Silberpfeile und gaben ihm gegenüber zu, dass man als Unternehmen nicht die richtige Struktur habe, um ein Formel-1-Team zu leiten. Wolff sollte dieses Problem als Teamchef lösen.
Wolff bereut nichts
"Ich war sehr geehrt, habe aber gesagt, dass das nichts für mich ist, weil ich eher Unternehmer bin und ein Geschäft mitbesitzen muss", erzählt Wolff. Doch Finanzchef Bodo Uebber sagte ihm, dass Mercedes genau das wolle. Man hatte die 40 Prozent Anteile der arabischen Investmentgesellschaft Aabar gekauft und wollte diese an Wolff weiterverkaufen. Der Österreicher kaufte 30 Prozent, Landsmann Niki Lauda die restlichen zehn.
Dieter Zetsche war anfangs skeptisch, was den Österreicher anging Foto: LAT
Bis heute hat er seine Entscheidung, den Formel-1-Rennstall von Mercedes zu führen, nicht bereut: "Bis heute muss ich mich kneifen. Es gibt selten eine solche Struktur, wo man die Möglichkeit und die Verantwortung hat, eine so großartige Marke wie Mercedes-Benz zu repräsentieren", sagt er. "Das Modell hat funktioniert."
Mit Bildmaterial von LAT.
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