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Toto Wolffs Zukunft als Teamchef: Klare Fragen, vage Antworten

Einerseits sagt Toto Wolff, es gebe "keinen Grund, nicht mit Mercedes weiterzumachen", andererseits lässt er rund um seine Zukunft viele Fragezeichen offen

Valtteri Bottas hat bereits für 2021 zugesagt, Mercedes steht offenbar kurz davor, das neue Concorde-Agreement zu unterschreiben, und auch in den Verhandlungen mit Lewis Hamilton werden keine Stolpersteine erwartet, die das Dreamteam der vergangenen Jahre zu Fall bringen könnten. Nur die zukünftige Rolle von Toto Wolff bleibt weiterhin Gegenstand von Spekulationen.

Im November 2019 blieb Wolff erstmals seit 2013 einem Grand Prix fern, als er das Mercedes-Team in Brasilien in die Hände von James Allison legte. Der Technische Direktor vertrat ihn während der Coronavirus-Zwangspause der Formel 1 auch im einen oder anderen virtuellen Teamchef-Meeting. Eine Generalprobe für den Tag der Stabübergabe, vermuten manche.

Wolff hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass sein Fernbleiben aus Brasilien auch ein Test dafür war, sich mal anzuschauen, wie er ohne das Tagesgeschäft der Formel 1 zurechtkommt. Und wir haben spätestens seit März darüber berichtet, dass seine Ära als Teamchef bei Mercedes zu Ende gehen könnte.

Gerüchte, die der Österreicher stets entschlossen ins Reich der Fabeln verwiesen hat. Doch sein Auftritt in der FIA-Pressekonferenz am Freitag in Barcelona lässt neue Zweifel daran aufkommen, ob er wirklich langfristig als Teamchef an Bord bleibt. Viele Branchenkenner können sich gut vorstellen, dass er nur noch den richtigen Zeitpunkt abwartet, seine Entscheidung bekanntzugeben.

Rosberg: Für Wolff kann es nur bergab gehen

"Momentan steht er am Gipfel des Mount Everest", sagt Wolffs Ex-Fahrer Nico Rosberg bei 'Sky'. "Er ist der größte Teamleader aller Zeiten in der Formel 1. Es hat noch nie ein Team gegeben, das so viel hintereinander gewonnen hat. Von dort gibt's eigentlich nur einen Weg: nach unten. Er scheint großen Wert darauf zu legen, den Zeitpunkt des Ausstiegs richtig hinzubekommen und nicht zu lang zu bleiben, um dann vielleicht auch den Weg nach unten mitzugehen."

Von außen betrachtet wäre es aus Sicht aller Beteiligten naheliegend, das Dreamteam zumindest für ein weiteres Jahr zusammenzuhalten. Aufgrund der eingefrorenen Technik sind die Entwicklungskosten aus Daimler-Sicht für 2021 überschaubar, die Erfolgswahrscheinlichkeit ist aber hoch.

Ende 2021 könnte Lewis Hamilton dann Michael Schumachers Rekord gebrochen haben und achtmaliger Weltmeister sein. Ein perfekter Exit-Zeitpunkt. Zumal das neue Concorde-Agreement Daimler nicht an einen Verbleib bis Ende 2025 binden wird, sondern dank einer neuen Klausel ein jährlicher Ausstieg möglich ist.

Wolff macht kein Geheimnis draus, dass er die Entscheidung, als Mercedes-Teamchef in der Formel 1 zu bleiben, so noch nicht getroffen hat. Seine Antworten auf entsprechende Fragen klingen so: "Ich habe die vielen Jahre in der Formel 1 in dieser Rolle sehr genossen, und die Gespräche, die wir haben, verlaufen sehr gut."

Sein Gesprächspartner ist Daimler-Konzernchef Ola Källenius, der letztendlich darüber entscheiden muss, ob und wenn ja zu welchen Konditionen die Zusammenarbeit mit Wolff über 2020 (oder 2021) hinaus fortgeführt werden soll. Schließlich ist Wolff nicht nur ein Angestellter des Mercedes-Teams, sondern auch ein 30-Prozent-Shareholder.

Laut Rosberg ist das Verhältnis zwischen Wolff und Källenius nicht so krisenfest, wie jenes zwischen Wolff und Källenius' Vorgänger Dieter Zetsche war: "Da gibt es eine neue Dynamik. Mit Zetsche war es eine starke Partnerschaft. Mit Ola scheint es dieses Jahr insgesamt ein bisschen schwieriger zu sein. In Melbourne war offenbar einer dafür, das Rennen zu fahren, und einer dagegen. Da haben anscheinend ein paar Diskussionen begonnen."

Wolff unterstreicht: Tolles Verhältnis zum Konzernchef

Eine Behauptung, die Wolff schon immer dementiert hat - und weiterhin dementiert: "Ich bin froh, dass mein Verhältnis zu Ola wahrscheinlich so gut ist, wie es irgendwie sein kann. Wir telefonieren fast täglich miteinander."

Ein Journalist möchte konkret wissen: Gibt es eine Möglichkeit, dass Sie nächstes Jahr nicht Mercedes-Teamchef sein werden? Wolff antwortet: "Das hängt von den Gesprächen zwischen Ola und mir ab. Wir wollen das Beste für das Team. [...] Ich habe Spaß in meiner Rolle, und mein Plan ist weiterzumachen. Aber ich möchte nie von sehr gut auf gut abbauen. Das sind die Gespräche, die wir gerade führen."

Ein anderer Journalist wundert sich, warum Wolff den konkreten Fragen auszuweichen scheint, und hakt noch einmal nach: Das alles klinge nicht nach Daumen hoch im Sinne von "Ich möchte bleiben", sondern nach einer ziemlich vagen Antwort. Also noch einmal die Frage, etwas anders formuliert: "Haben Sie vor, weiterhin im Tagesgeschäft des Teams mitzuarbeiten?"

Wolff: "Ich habe Spaß an dem, was ich tue. Weil ich es liebe, mit den Menschen in diesem Team zu arbeiten. Es gibt für mich keinen schöneren Ort als den Meetingraum mit den Ingenieuren, oder in der Garage zu sitzen und die großartige Arbeit zu beobachten, die rundherum geleistet wird."

"Ich habe Freude an den Kämpfen außerhalb der Strecke, kümmere mich gern um die Sponsoren und Partner. Das ist, was ich denke. Was das für die Zukunft bedeutet? Die Entscheidung muss ich zusammen mit meiner Frau und zusammen mit Ola treffen. Das bedeutet nicht, dass ich nicht mehr Teamchef sein oder in keiner anderen Rolle mehr hier sein werde. Aber es ist etwas, worüber ich nachdenke."

Was dem 48-Jährigen besonders wichtig ist: "Ich möchte dem jetzt nicht den Spin geben, dass ich zurücktrete. Denn das ist nicht der Fall." Er räumt aber ein, dass er sich in einer Phase befindet, in der er viel "reflektiert, wohin sich die Formel 1 entwickelt, wie es mit COVID weitergeht und auch was meine persönlichen Motive sind".

Felipe Massa, Susie Wolff

Powerfrau: Susie Wolff ist als Teamchefin in der Formel E erfolgreich

Foto: LAT

Ist Rosberg eine Inspiration für Wolff?

Rosberg spekuliert: "Toto befindet sich in einem Nachdenkprozess. Er hat auch seine Familie erwähnt, was total verständlich ist. Er ist auf Anschlag, Susie ist mit ihrem Formel-E-Team auch voll auf Anschlag. Sie haben einen kleinen Sohn mit zwei oder drei Jahren. Ich glaube, Toto überlegt sich gerade für sich persönlich, welchen Weg er einschlagen möchte."

Wolff streitet gar nicht erst ab, dass die berühmte Work-Life-Balance ein Faktor ist, über den er nachdenkt: "Susie steht gut da. Sie leitet ein Formel-E-Team. Das bedeutet, dass sie viel unterwegs ist. Ich war bei Gott weiß wie vielen Rennen. Ich denke, es waren 120 Formel-1-Rennen in den letzten acht Jahren. Klar denken wir darüber auch nach."

"Es gibt viele Faktoren, die in mir den Wunsch wecken, weiterhin in der Formel 1 zu bleiben. Andererseits kostet das ganz schön viel Kraft. Das fließt in meine Überlegungen natürlich ein. Aber so, wie es jetzt steht, gibt es keinen Grund, nicht mit Mercedes weiterzumachen. In welcher Rolle, das werden wir herausfinden", sagt Wolff.

Dass am Ende vielleicht ausgerechnet Rosberg für Wolff zum Vorbild werden kann, ist eine Ironie des Schicksals. Wobei die beiden Szenarien nicht vergleichbar sind. Während Wolffs Verträge mit Mercedes Ende 2020 auslaufen, hatte Rosberg erst im Juli 2016 einen neuen Vertrag bis Ende 2018 unterschrieben. Bei der FIA-Gala im Dezember in Wien trat er dann als Weltmeister völlig überraschend zurück.

"Ich habe Nicos rigorose Entscheidung immer mit einer gewissen Bewunderung betrachtet", sagt Wolff. "Er hatte das Gefühl, dass es an der Zeit ist zu gehen, weil er spürte, dass er über die Grenze dessen hinausgegangen war, was er nachhaltig zu leisten imstande ist. Und er hatte erreicht, was er erreichen wollte, nämlich Formel-1-Weltmeister zu werden."

"Ich denke, man muss auf sich selbst hören. Das ist gar nicht immer einfach", philosophiert Wolff. Und: "Ich bespreche jeden Millimeter mit Ola und mit Susie. Hoffentlich werde ich nächstes Jahr auch noch hier sitzen und mit euch diskutieren. Und wenn nicht, werde ich trotzdem nahe am Team bleiben."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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