Zandvoort: Warum Sauber seinen Teamnamen ändern soll
Eine niederländische Behörde will erwirken, dass Formel-1-Team Sauber beim Grand Prix in Zandvoort auf einen Sponsoren-Namenszusatz verzichtet
Formel-1-Team Sauber ist ins Visier der niederländischen Glücksspielbehörde (Kansspelautoriteit) gelangt. Denn der Rennstall aus der Schweiz zählt den Glücksspielanbieter Stake zu seinen Titelsponsoren. Dieser verfügt aber nicht über eine Lizenz, um in den Niederlanden aktiv zu sein. Und das wird vor dem Niederlande-Grand-Prix 2024 in Zandvoort am Wochenende womöglich zum Problem, wie unsere Schwesterplattform nl.motorsport.com berichtet.
Zwar kann die Regierungsbehörde kein Verbot aussprechen, wohl aber Sauber darum bitten, auf die Darstellung seines Sponsors Stake zu verzichten. Genau das ist nun passiert. Wie Sauber auf diese Bitte reagiert, ist bislang nicht bekannt.
Schon im Vorjahr hatte sich beim Niederlande-Grand-Prix Ähnliches zugetragen: Regierungsbehörden hatten McLarens Tabaksponsor Velo beanstandet. Unter dieser Marke warb British American Tobacco (BAT) für seine Nikotinprodukte. Eine Handhabe hatte die Behörde aufgrund eines damals noch nicht ratifizierten Werbeverbots aber nicht: McLaren durfte weiter mit Velo werben.
Warum aber prangte dann das Velo-Anagramm "Love" auf den Seitenkästen der McLaren-Autos? Nicht etwa als Reaktion auf die Beschwerde der Behörde, sondern als Ergebnis einer Fanaktion, die lange im Voraus so geplant war. Und auf den Frontflügeln waren wie üblich die normalen Velo-Logos inklusive Schriftzügen zu sehen.
McLaren erklärte damals: "Die komplette Werbung auf den Autos von McLaren entspricht den gesetzlichen Vorgaben und den Werbestandards der jeweiligen Länder, in denen wir antreten."
Was die Behörde an Stake stört
Was also ist nun im Fall Sauber/Stake zu erwarten? Die Glücksspielbehörde verweist konkret auf das junge und "gefährdete" Zielpublikum der Rennveranstaltung und hält es für unangemessen, dass Stake die Grand-Prix-Bühne verwendet, um Werbung für sein - mangels niederländischer Lizenz - illegales Glücksspiel zu machen.
Denn per niederländischer Vorgabe muss Stake niederländischen Personen den Zugriff auf seine Angebote untersagen. Mittels Geoblocking sind IP-Adressen aus den Niederlanden zwar gesperrt. Laut Behördenangaben sind aber trotzdem einige Niederländer auf den Glücksspiel-Plattformen von Stake aktiv.
Stake und Sauber: Da war doch schon mal was!
Und so droht Sauber Ärger, aber nicht unerwartet: Bereits im Februar 2024 hatte das Formel-1-Team kurzfristig Teile seiner Webseite gelöscht, weil sein Titelsponsor Stake mangels Lizenz nicht in der Schweiz auftreten darf. Daraufhin versicherte Teamrepräsentant Alessandro Alunni Bravi: "Wir werden uns an alle vor Ort geltenden Gesetze halten."
Er sagte auch: "Dort, wo Stake verboten ist, wo Glücksspielwerbung verboten ist, werden wir einen anderen Namen verwenden." So geschehen (zum Beispiel) in Australien: Dort trat Sauber nicht mit Stake im Namen an, sondern als "Kick Sauber F1 Team", ließ also den kritischen Namenszusatz weg und rückte seinen zweiten Titelsponsor mehr ins Rampenlicht. Diese Variante könnte auch an in Zandvoort zur Anwendung kommen.
Wie Verbote in der Formel 1 "ausgehebelt" werden
Das "Aushebeln" von Werbeverboten hat in der Formel 1 übrigens Tradition, und auch Tabakkonzern BAT war in der Vergangenheit daran beteiligt, etwa als Titelsponsor des BAR-Teams in den 2000er-Jahren. War Tabakwerbung nicht erlaubt, verschwand der Schriftzug der Zigarettenmarke von den Autos oder wurde durch Wortspiele ersetzt, garniert mit einem abgewandelten Logo, teilweise ohne Schriftzug oder mit Barcode.BAT und BAR waren hier kein Einzelfall, sondern die Regel: Auch andere Tabakkonzerne befolgten scheinbar die Verbotsvorgaben, indem sie die eigentlichen Logos und Slogans entfernten, fanden aber trotzdem Mittel und Wege, auf ihre Produkte hinzuweisen - oft mit Andeutungen.
Selbst als 2006 ein allgemeines Tabakwerbeverbot erging, blieb Tabakwerbung der Formel 1 erhalten - weil es weiterhin "Schlupflöcher" gab und die Möglichkeit, "versteckt" eben doch für Tabakprodukte zu werben. Siehe "Mission Winnow" von Philip Morris bei Ferrari bis in die 2020er-Jahre hinein.Diese Story teilen oder speichern
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