Updates Singapur: Was mit dem Mercedes-Unterboden passiert
Welche neuen Teile die Formel-1-Teams beim Singapur-Grand-Prix einsetzen und warum Mercedes sein Unterboden-Update aus Spa nun endgültig ausmustert
Beim Singapur-Grand-Prix 2024 auf dem Marina Bay Circuit (hier alle Einheiten im Formel-1-Liveticker verfolgen!) geht das Entwicklungsrennen der Formel 1 in eine weitere Runde. Aber wo sich die Augen auf das richten, was neu ist, fällt Mercedes dadurch auf, dass etwas fehlt: Die Sternmarke wird ihren Unterboden aus Spa-Francorchamps auch in Singapur nicht einsetzen und vermutlich endgültig ausmustern.
Das ist das Ergebnis von umfangreichen Probefahrten, die Mercedes an den jüngsten Formel-1-Rennwochenenden unternommen hat. Sowohl in Zandvoort als auch in Monza hatte das Team seine Fahrer Lewis Hamilton und George Russell unterschiedliche Konfigurationen testen lassen, ohne dabei auf einen grünen Zweig zu kommen. Abhilfe soll nun ein Unterboden-Update beim USA-Grand-Prix schaffen.
Das deutet Mercedes-Teamchef Toto Wolff an, wenn er sagt: "Wahrscheinlich wechseln wir ab Austin auf die neue Spezifikation." Andrew Shovlin als leitender Ingenieur an der Rennstrecke ergänzt: "Derzeit liegt unser Hauptfokus darauf, in Austin ein größeres Paket einzuführen. Danach kommen die sechs restlichen Rennen in diesem Jahr, bei denen wir nur noch kleinere Dinge haben werden."
In Singapur ist Mercedes deshalb eines der Teams, das keine Updates verwendet. Auch Haas und Sauber verzichten beim Formel-1-Nachtrennen komplett auf neue Teile.
Nur kleine Neuerungen bei den Topteams
Die Topteams McLaren und Red Bull wiederum sind mit streckenspezifischen Neuerungen in Singapur vertreten: McLaren hat für den MCL38 einen neuen Beam-Wing dabei, der auf hohen Abtrieb ausgelegt ist. Es handelt sich also einmal mehr um eine Detailverbesserung am Auto.
Dazu sagt McLaren-Chefdesigner Rob Marshall: "Man ist immer auf mehr Abtrieb aus, aber bisher machen wir das Schritt für Schritt. Hoffentlich haben wir irgendwann nochmal ein weiteres [großes] Update." Bisher hatte McLaren nur zwei dieser größeren Updates: eines in Miami und eines in Zandvoort.
Der Beam-Wing im Heck des McLaren MCL38 beim Formel-1-Rennen in Singapur 2024
Foto: Giorgio Piola
Red Bull setzt bei seinem RB20 in Singapur auf vergrößerte Bremsschächte an der Vorderachse. Das soll die Kühlung der Vorderrad-Bremsen optimieren.
Modifizierte Frontflügel bei Aston Martin und Racing Bulls
Ebenfalls streckenspezifisch angepasst wurde der Aston Martin AMR24 mit einem modifizierten Frontflügel. Dessen oberster Flap ist im mittleren Bereich deutlich gewölbter als bei früheren Ausbaustufen. "Damit generiert der Frontflügel mehr Abtrieb für eine bessere Balance zum Heckflügel", erklärt das Team.
Ähnliches hat Racing Bulls mit seinem Frontflügel-Update im Sinn: Auch der VCARB 01 hat größere Flaps mit mehr Wölbung erhalten. Auch hier mit dem Ziel, mehr Abtrieb an der Vorderachse zu generieren und das Auto insgesamt besser auszubalancieren.
Auch Ferrari baut seinen Frontflügel um
Ein Frontflügel-Update im etwas größeren Stil ist bei Ferrari zu sehen, und anders als Aston Martin und Racing Bulls stuft Ferrari diese Neuerung als "Performance-relevant" ein. Es handelt sich also nicht um eine nur streckenspezifische Änderung für Singapur.
Was also ist neu am Ferrari-Frontflügel des SF-24? Die beiden obersten Flaps. Ferrari hat einerseits die Form der Elemente überarbeitet und andererseits besonders die Verbindung zur seitlichen Endplatte neugestaltet. Ziel der Maßnahme laut Team: "Mehr Abtrieb und bessere Aerodynamik weiter hinten am Auto."
Ferrari-Frontflügel beim Formel-1-Rennen in Singapur 2024
Foto: Giorgio Piola
Jock Clear als Performance-Leiter von Ferrari erklärt außerdem: "Uns geht es mit dem Update darum, [den Luftstrom] etwas weiter nach innen zu holen."
"Wenn man sich das Update genau ansieht, erkennt man: Der Frontflügel ist innen etwas aggressiver gestaltet als außen. Wir haben die Dynamik also etwas verschoben. Das ermöglicht es uns, den Frontflügel etwas steiler einzustellen. Das dient dem Abtrieb und der Balance. Und in Singapur kommt es nur auf die Balance an."
"Bisher hatten wir auf ähnlichen Strecken nicht genug Abtrieb an der Vorderachse gehabt. Hier setzt das Update an und macht uns etwas effizienter. Damit haben wir einfach mehr Spielraum", sagt Clear.
Was neu ist bei Alpine und bei Williams
Einfach nur mehr Abtrieb will Alpine mit seinem neuen Heckflügel beim A524 erreichen: Das Hauptprofil wurde so modifiziert, dass es den Anforderungen eines engen Stadtkurses entspricht, erklärt das Team.
Bei Williams ist die Vorderrad-Aufhängung neu am FW46, was der Rennstall ausdrücklich als Ergänzung zum Zandvoort-Update verstanden wissen will. Dort hatte Williams das Auto umfangreich umgebaut und unter anderem neue Seitenkasten-Lufteinlässe vorgestellt und die Luftführung zum Heck hin verändert.
Der Williams FW46 von Alexander Albon mit der neuen Aufhängung in Singapur 2024
Foto: Motorsport Images
Nun spricht Williams-Cheftechniker Pat Fry von einem "ordentlichen Fortschritt" bei der Aufhängung, weil es dem Team auch gelungen sei, das Auto erneut "etwas leichter" zu machen. In der Schlussphase der Saison 2024 gehe es um "Details" und um "die richtige Balance für die Kurvenfahrt", sagt Fry.
Interessant: Die neuen Aufhängungsteile befinden sich zunächst nur am Auto von Alexander Albon, wohl aus Vorsicht. "Es war schon ein Kraftakt, zwei Sets hierherzuschaffen", meint Fry. "Von manchen großen Teilen haben wir jeweils nur zwei Stück." Formel-1-Neuling Franco Colapinto wird daher voraussichtlich erst in Austin ebenfalls das Singapur-Update erhalten.
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