Perez darf Sieg trotz Strafe behalten: So begründen die Kommissare
Sergio Perez wurde von den Kommissaren für sein Safety-Car-Vergehen bestraft, behält aber trotzdem seinen Sieg: So begründen die Kommissare die Entscheidung
Sergio Perez darf seinen Sieg beim Formel-1-Rennen in Singapur behalten. Zwar legten ihm die Kommissare gleich zwei Vergehen hinter dem Safety-Car zur Last, doch weil er dabei insgesamt "nur" fünf Strafsekunden bekam, reichte sein Vorsprung von 7,5 Sekunden auf Charles Leclerc aus.
Perez wurde vorgeworfen, gleich zweimal nicht den maximalen Abstand von zehn Fahrzeuglängen hinter dem Safety-Car eingehalten zu haben (Artikel 55.10 Sportliches Reglement) - einmal in Runde zehn und einmal in Runde 36. Beim ersten Mal sprachen die Kommissare nur eine Verwarnung aus, als Wiederholungstäter gab es beim zweiten Mal fünf Strafsekunden und zwei Strafpunkte auf das Konto zur Strafpunkte-Übersicht.
Beide Male ging es um den Zeitraum zwischen Kurve 13 und Kurve 14. "Bei der Anhörung gab Perez an, dass die Bedingungen sehr nass waren und dass es sehr schwierig war, dem Safety-Car mit wenig Hitze in seinen Reifen und Bremsen zu folgen", heißt es seitens der Kommissare.
Aber: "Obwohl die Strecke teilweise nass war, akzeptieren wir nicht, dass die Bedingungen so waren, dass es für Perez unmöglich oder gefährlich war, den erforderlichen Abstand von weniger als zehn Fahrzeuglängen einzuhalten."
"Nichtsdestotrotz haben wir die nassen Bedingungen und die von Perez hervorgehobenen Schwierigkeiten als mildernde Umstände für diesen Vorfall berücksichtigt und dementsprechend entschieden, dass eine Verwarnung ausgesprochen werden sollte", so das Urteil.
Strafe für den Wiederholungstäter
Der zweite Vorfall liest sich genauso, außer dass die Kommissare betonen, dass die Rennleitung das Team im Vorfeld gewarnt habe und das Team die Warnung an Perez weitergegeben habe.
"Da dies der zweite Verstoß gegen Artikel 55.10 durch Perez während des Rennens war und auf eine ausdrückliche Verwarnung des Rennleiters folgte, haben wir beschlossen, Perez eine Zeitstrafe von fünf Sekunden aufzuerlegen", so die Kommissare.
Damit behält der Red-Bull-Pilot seinen vierten Formel-1-Sieg. Perez selbst hatte bis kurz vor Rennende nicht gewusst, dass eine Untersuchung gegen ihn eingeleitet wurde: "Ich habe keine Ahnung, was los war, sie haben mir nur gesagt, dass gegen mich ermittelt wird", sagt er.
Red Bull hatte Perez die Situation geschildert, damit dieser den Abstand auf Leclerc hinter ihm vergrößert. Damit wollte sich der Rennstall gegen eine mögliche Fünf-Sekunden-Strafe wehren, die ihn hinter den Ferrari-Piloten bringen würde. Perez fuhr schließlich mit 7,5 Sekunden Vorsprung ins Ziel.
Perez nach Anhörung zuversichtlich
Der Mexikaner selbst sagt, dass er sich damit keinen taktischen Vorteil verschaffen wollte, sondern aufgrund der Geschwindigkeitsunterschiede zum Safety-Car ein "kleines Missverständnis" vorlag: "An den Stellen, an denen ich mit ihm mithalten konnte, war es super langsam. An den Stellen, an denen ich nicht mit ihm mithalten konnte, war es schnell", sagt er.
Weil die Bedingungen in Singapur so schwierig waren, rechnete er nicht mit einer Strafe: "Ich erwarte keine weiteren Maßnahmen, denn die Kommissare waren mit meiner Erklärung zufrieden und haben sie verstanden", gab er sich vor dem Urteil zuversichtlich.
Auch im Team selbst redet man das Vergehen klein: "Es war nur ein Vergehen", betont Motorsportkonsulent Helmut Marko im 'ORF'. "Mein Gott das ist ein Formalitätsfehler, aber mit dem Vorsprung von sieben oder acht Sekunden sollte das kein Problem sein."
Zehn Sekunden wären "lächerlich"
"Nach unseren Erfahrungen ist die Strafe, wenn eine ausgesprochen wird, fünf Sekunden", sagte er gegenüber 'Sky'. "Wenn da zehn Sekunden kommen, wäre das lächerlich." Teamchef Christian Horner wäre hingegen "überrascht" über eine Strafe gewesen.
"Es gibt so viele Präzedenzfälle, die wir gesehen haben, sogar in der jüngeren Vergangenheit, wo es einen Ziehharmonikaeffekt gegeben hat. Wir haben das sogar schon bei Formationsrunden gesehen", winkt er ab und plädiert auf mildernde Umstände, weil das Safety-Car zuvor so langsam war.
"Man konnte hören, wie 'Checo' schrie, es solle weiterfahren, denn er wurde als Erster eingesammelt", so Horner. "Er hatte also keine Temperatur in seinen Reifen. Es würde mich also sehr wundern, wenn da etwas kommen würde."
Unterschiedliche Präzedenzfälle
Die angesprochenen Präzedenzfälle fallen allerdings ganz unterschiedlich aus. Sebastian Vettel war so etwas 2010 in Ungarn passiert. Allerdings erhielt der Deutsche damals eine Durchfahrtsstrafe - die würde nachträglich in eine 25-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt werden würde.
Das ist allerdings schon zwölf Jahre her. Frischer ist ein anderer Vorfall des Deutschen: Vettel ließ in diesem Jahr in Kanada ebenfalls zu viel Abstand, wurde aber nicht bestraft, weil er die Lücke rechtzeitig wieder geschlossen hatte.
Ferrari hat sogar noch einen anderen Vorfall vor Augen: "Das letzte Mal passierte das, glaube ich, bei Giovinazzi im Jahr 2020, was eine Fünf-Sekunden-Strafe bedeutete", sagt Teamchef Mattia Binotto. "Aber wir nehmen nicht an der Vorladung teil. Für uns ist es schwierig, das zu beurteilen, also werden wir einfach abwarten", so der Italiener vor dem Urteil.
Marko: Strafe mindert Leistung nicht
Ferrari hatte eine mögliche Fünf-Sekunden-Strafe von Perez schon im Rennen auf dem Radar und wies Leclerc an, innerhalb des Fensters zu bleiben. Doch weil er zuvor starken Dauerdruck auf den Red-Bull-Piloten ausgeübt hatte, konnte er dem zulegenden Mexikaner nichts mehr entgegensetzen. Der behielt die Nerven.
Die Strafe mindert laut Marko nichts von seiner Leistung: "Der ist ein unglaubliches Rennen gefahren. Der Schlüssel war der super Start, aber er hat den Druck von Leclerc locker standgehalten, er hat weniger, oder überhaupt nur zwei ganz kleiner Verbremser gehabt und auch als wir ihm zum Schluss gesagt haben, er soll fünf Sekunden herausfahren, hat er das souverän gemacht."
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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