Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland

Verstappens furiose Siegesfahrt: "Die Kurve gehörte ihm"

Volksfest beim Grand Prix von Österreich: Wie Max Verstappen den verpatzten Start wegsteckte und mit einer grandiosen Leistung den Spielberg zum Beben brachte

Max Verstappens Sieg beim Grand Prix von Österreich am vergangenen Wochenende war wahrscheinlich eine der elektrisierendsten Aufholjagden der jüngeren Formel-1-Geschichte. Dabei hatte es zunächst gar nicht so ausgesehen, als könne der Red-Bull-Star seinen Triumph aus dem Jahr 2018 wiederholen.

Nach dem unerwartet starken Qualifying und dem zweiten Startplatz (dank der Rückversetzung von Lewis Hamilton von P2 auf P4) witterten die mehr als 20.000 niederländischen Verstappen-Fans in Spielberg eine Chance. Aber nach dem Start war von der unglaublichen Atmosphäre, die gegen Rennende herrschte, noch nichts zu spüren.

Denn der Held der "Oranjes" rutschte am Start vom zweiten auf den achten Platz zurück, weil seine Drehzahl in den Keller fiel und sich so das Anti-Stall-Programm aktivierte, das ein Absterben des Motors verhindert. "Da bist du erstmal nur noch Passagier", erklärt Teamchef Christian Horner und stellt klar: "Max hat nichts falsch gemacht."

Verstappen selbst analysiert diesen selbstkritischer als sein Chef: "Ich schätze, ich habe die Kupplung ein bisschen zu aggressiv eingestellt. Ich war enttäuscht. Aber ich habe weiter alles gegeben. Ich musste ruhig bleiben. Das ist mir gelungen. Erst nach dem Stopp wurde mein Auto richtig lebendig. Davor habe ich mich ein paar Mal verbremst und ich war durch Vibrationen eingeschränkt."

 

Gasly, Norris, Räikkönen nur Kanonenfutter

Verstappen machte mit Pierre Gasly kurzen Prozess, schnappte sich in der achten Runde Lando Norris und in der neunten Kimi Räikkönen. Zu dem Zeitpunkt lag er an fünfter Stelle, 3,6 Sekunden hinter Sebastian Vettel und 14,4 hinter Spitzenreiter Charles Leclerc. "Wir dachten, dass er Vierter werden kann, bestenfalls Dritter", erinnert sich Horner.

Von der furiosen Pace, die Verstappen im letzten Renndrittel gehen konnte, war da noch wenig zu spüren. Als Leclerc in Runde 22 an die Box kam, war sein Rückstand auf Vettel auf fünf Sekunden angewachsen. Wohl eine Konsequenz der aggressiven Startphase: "Er hat in der ersten Runde das Rad stehen lassen. Die Folge waren starke Vibrationen", sagt Horner.

"Lewis hatte einen beschädigten Frontflügel. Die hatten also einen ziemlich langsamen Boxenstopp, während wir so lange draußen blieben, wie wir konnten, trotz der Vibrationen. Seine Rundenzeiten waren in der Phase wirklich konkurrenzfähig, auch im Vergleich zu Bottas und Vettel, die bereits gestoppt hatten."

Neun Runden nach Leclerc, in Runde 31, wechselte Verstappen vom Medium auf den Hard. Horner lobt die Arbeit der Boxencrew: "Meine Stoppuhr hat 1,8 Sekunden angezeigt. Das ist die beste Standzeit, an die ich mich erinnern kann. Danach hat er die Reifen behutsam angefahren, und seine waren ja acht bis zehn Runden frischer. Und dann packte er den Hammer aus!"

 

Hamilton beim Boxenstopp überholt

Verstappen kam nach seinem einzigen Boxenstopp 4,6 Sekunden vor Hamilton auf die Strecke. Jetzt begannen seine Festspiele. Horner lässt die verrückten 40 Runden von Spielberg Revue passieren: "Er holte zu Sebastian auf, obwohl die Ferraris auf den Geraden deutlich schneller waren. Aber wir waren viel schneller durch Kurve 1. Diesen Schwung konnte er nutzen."

In Runde 47 war Verstappen erstmals in Vettels DRS-Sekunde. In Runde 50 war er am Deutschen vorbei. "Er begann dann auf Bottas aufzuholen", sagt Horner, "und er fuhr die schnellste Runde im Rennen. Er schien alles unter Kontrolle zu haben und ging dann relativ locker an Bottas vorbei." Das war in Runde 56.

Eine Schlüsselszene im Rennen: "Als ich Zweiter war, habe ich angefangen daran zu glauben, dass ich noch gewinnen kann", sagt Verstappen. "Davor war es schwierig. Ich wusste zwar, dass ich aufhole, aber ich konnte nicht abschätzen, ob es reichen würde. Das hing ja auch davon ab, wie schnell ich an Valtteri vorbeikomme und wie viel Reifen mich das kostet."

Verstappen war nun Zweiter, noch 16 Runden zu fahren. Er hatte 5,6 Sekunden Rückstand auf Leader Leclerc und die um neun Runden frischeren Reifen. Das bringt laut Pirelli-Simulation 0,27 Sekunden pro Runde. Der Red-Bull-Star musste aber 0,4 Sekunden pro Runde aufholen, um im Finish noch genug Zeit für eine Attacke zu haben.

"Als er Bottas so schnell überholt hat, dachte ich: Game on! Wir wurden langsam aufgeregt", lacht Horner - und lobt "wie Max mit seinen Ingenieuren zusammenarbeitet. Das Auto war phänomenal, und er hat es genutzt. Wir haben ihm durchgegeben, wo er schneller ist und wo langsamer, und er hat es auf den Punkt umgesetzt. So ein reifes und intelligentes Rennen zu fahren, ist unglaublich."

Jos Verstappen

Vater Jos Verstappen fieberte an der Box mit seinem Sohn Max mit

Foto: LAT

Spielberg: Ein Meer in Orange

Als Verstappen Jagd auf Leclerc machte, war Spielberg völlig aus dem Häuschen. Der Aufschrei auf den "Oranje"-Tribünen war nach jedem erfolgreichen Manöver so laut, dass man ihn sogar in der TV-Übertragung hören konnte - Szenen, wie man sie sonst nur aus Brasilien kennt, wo Ayrton Senna seine Landsleute oft in Ekstase versetzt hat.

"Ich war mit dem Fahren zu beschäftigt", grinst Verstappen, "aber ich konnte schon sehen, dass sie herumspringen und mich anfeuern. Ich habe manchmal einen Blick neben die Strecke geworfen. Das Meer an Orange kannst du ja nicht übersehen. Aber so richtig realisiert habe ich das erst in der Auslaufrunde. Einfach überwältigend!"

Zuvor musste aber noch Leclerc geknackt werden. In der 68. Runde war Verstappen schon vorbei, ließ seinem alten Go-Kart-Gegner aber auf der Außenbahn genug Platz für einen Konter. Eine Runde später war das Thema durch. Das Manöver wurde bereits genug analysiert, etwa in der aktuellen Ausgabe des Formel-1-Podcasts Starting Grid.

"Beim zweiten Mal", schildert Teamchef Horner, "kam Max von weiter hinten. Er hat ihn einfach ausgebremst. Man sieht in der Wiederholung, dass er am Scheitelpunkt vorne war, und damit gehörte ihm die Kurve. An dem Punkt muss der andere zurückstecken, sonst kracht's. Und so haben das zum Glück auch die Kommissare gesehen."

"So ungefähr zehn Runden vor Schluss", philosophiert Horner, "haben wir angefangen, an den Sieg zu glauben. Er robbte sich schnell ran und war viel schneller als Charles. Beim ersten Mal hatte Charles aus Kurve 3 heraus noch die bessere Traktion. Aber das Manöver in der nächsten Runde hat gesessen. Ein perfekter Sieg."

 

Finish: Kampf um fünf Sekunden Vorsprung

Doch noch war die Sache nicht ausgestanden. Verstappen hatte am Ende der 69. Runde 1,1 Sekunden Vorsprung auf Leclerc, am Ende der 70. schon 1,6. Zu wenig, falls ihm die Kommissare wieder eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe aufbrummen sollten. Und nach den jüngsten FIA-Entscheidungen schien eine Strafe nicht ausgeschlossen.

Seitens Red Bull kam keine explizite Instruktion, in den letzten zweieinhalb Runden fünf Sekunden Puffer herauszufahren. "Aber er hatte es im Kopf", sagt Horner. "Er wollte ihn aus dem DRS abschütteln, weil der Ferrari auf den Geraden so schnell war." Bis zur Zieldurchfahrt wurden es nicht fünf, aber doch 2,7 Sekunden.

Erst drei Stunden später stand das Rennergebnis fest. Ferrari kündigte unmittelbar an, dagegen keinen Protest einzulegen. Selbst Teamchef Mattia Binotto lobte die "fantastische" Fahrt Verstappens - der, das muss man auch dazusagen, im letzten Rennabschnitt seinen Honda-Motor voll auf Anschlag gedreht hatte. Red Bull kämpft 2019 ohnehin nicht um die WM.

"Wir haben das ganze Wochenende super gearbeitet", freut sich Verstappen. "Die Upgrades, die wir gebracht haben, funktionieren richtig gut. Dankeschön dafür an Red Bull und die Jungs, aber auch an Honda. Die letzten Jahre waren nicht leicht für sie, aber der heutige Tag ist einfach unglaublich. Ich freue mich sehr für sie."

Für Honda ist Spielberg 2019 ein Meilenstein in der Formel-1-Geschichte des Unternehmens. Zum ersten Mal seit 2006 feiern die Japaner wieder einen Grand-Prix-Sieg. Das kam so unerwartet, dass Technikchef Toyoharu Tanabe zu spät zur Siegerehrung kam und die Hymnen verpasste. Als er dann aber endlich auf dem Podium stand, flossen sogar Tränen ...

Mit Bildmaterial von LAT.

Vorheriger Artikel Formel-1-Podcast: Der Bulle, den Toto Wolff reiten müsste ...
Nächster Artikel Sebastian Vettel: Formel 1 jetzt schon kein Technik-Vorreiter mehr

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland