Verstoß gegen Budgetgrenze? Red Bull ist sich keiner Schuld bewusst
Droht der Formel 1 der nächste große Skandal? Angeblich haben Red Bull und Aston Martin 2021 die Budgetgrenze gesprengt - Mercedes und Ferrari pochen auf Klarheit
Die Formel 1 rechnet nächste Woche mit einer endgültigen Antwort auf die Frage, ob die Teams den Kostendeckel in der Saison 2021 eingehalten haben, während sich im Fahrerlager Gerüchte mehren, dass zwei Teams gegen die Regeln verstoßen haben, nämlich Red Bull und Aston Martin.
Die FIA hat die Teams benachrichtigt, dass sie ihre Analyse der Konten für die Saison 2021 abgeschlossen hat und man bereit ist, formelle Dokumente zu dieser Angelegenheit herauszugeben.
Als Teil des Prozesses zur Regelung der Kostenobergrenze wurde den Teams mitgeteilt, dass die FIA am fünften Oktober Teams, die im vergangenen Jahr unter der Kostenobergrenze von etwa 145 Millionen Dollar lagen, eine Bescheinigung über die Einhaltung der Regeln ausstellen wird.
Red Bull angeblich mit signifikanter Überschreitung der Budgetgrenze
Jedes Team, das die Kostenobergrenze überschritten hat, wird jedoch einer weiteren Anhörung unterzogen, bei der die im Reglement festgelegten Strafen verhängt werden. Die Meinung der FIA in dieser Angelegenheit ist endgültig, denn im Finanzreglement heißt es: "Es gibt kein Recht auf Berufung gegen eine Entscheidung der Cost Cap-Administration, einem Formel-1-Team eine Konformitätsbescheinigung auszustellen."
Während sich die FIA nicht dazu äußert, ob ein Team gegen die Regeln zur Kostenbegrenzung verstoßen hat oder nicht, haben mehrere informierte Quellen aus dem Formel-1-Fahrerlager angedeutet, dass Red Bull und Aston Martin Gefahr laufen, ihre Zertifikate nicht zu erhalten.
Es wird vermutet, dass Aston Martin einen geringfügigen Verstoß gegen die Regeln begangen hat, während es sich bei Red Bull um einen schwerwiegenderen materiellen Verstoß handeln könnte. Während Aston Martin lediglich erklärte, dass man sich in laufenden Verhandlungen mit dem Dachverband befinde, haben sich die Verantwortlichen bei Red Bull schon geäußert.
Red Bull keiner Schuld bewusst: "Haben keine Bedenken"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner sagte gegenüber 'Sky': "Wir haben unsere Zahlen im März eingereicht. Es ist ein langwieriger Prozess bei der FIA, der noch andauert. Mitte nächster Woche werden die Zertifikate ausgestellt. Unsere Einreichung war unterhalb der Budgetgrenze und wir haben Vertrauen in unsere Einreichung. Es gibt immer Gerüchte und ich habe von angeblichen großen Verstößen gehört, das wäre mir aber nicht bewusst."
Helmut Marko, Motorsportkonsulent von Red Bull, fügte gegenüber dem 'ORF' hinzu: "Das ist ein laufendes Verfahren und eine Diskussion mit der FIA. Wir kriegen jetzt die Einzelheiten. Momentan können wir dazu gar nichts sagen. Aber wir haben keinerlei Bedenken, dass da irgendwas Gravierendes passieren könnte."
Ein Aston-Martin-Sprecher sagt lediglich: "Wir haben unseren Bericht für 2021 eingereicht. Wir befinden uns in Gesprächen mit der FIA und warten auf die Zertifizierung".
FIA kündigt Sanktionen bei möglichen Vergehen an
Angesichts der zunehmenden Intrigen über die Notwendigkeit einer Anhörung zur Kostendeckelung im Vergleich zu den Zahlen des letzten Jahres sagte der Dachverband, dass die Angelegenheit zu gegebener Zeit behandelt werde.
"Die FIA schließt derzeit die Bewertung der Finanzdaten für 2021 ab, die von allen Formel-1-Teams eingereicht wurden. Angebliche Verstöße gegen das Finanzreglement werden nach dem im Reglement festgelegten formalen Verfahren behandelt", so ein Sprecher.
Das Reglement der Formel 1 sieht eine Reihe von Möglichkeiten vor, um Teams zu bestrafen, die gegen die Kostenobergrenze verstoßen haben.
Droht Max Verstappen eine Aberkennung des WM-Titels?
Bei einem geringfügigen Verstoß, der weniger als fünf Prozent oder umgerechnet etwa sieben Millionen US-Dollar über der Grenze für die Saison 2021 liegt, können die Strafen einen öffentlichen Verweis, einen Abzug von Konstrukteurs- oder Fahrer-Meisterschaftspunkten, den Ausschluss von Veranstaltungen, Einschränkungen bei Aerotests sowie eine Geldstrafe umfassen.
Im Ernstfall könnte Max Verstappen somit noch nachträglich der WM-Titel 2021 aberkannt werden, jedoch ist es fraglich, ob die FIA einen großen Skandal auslösen will. Die Rivalenteams Mercedes und Ferrari fordern jedoch ein strenges Strafmaß, falls eine Überschreitung der Budgetgrenze stattgefunden haben sollte, da Red Bull dadurch nicht nur 2021, sondern auch in der aktuellen Saison profitiert hätte.
Toto Wolff fordert klare Kante von der FIA
Mercedes-Teamchef Toto Wolff fordert, dass FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem eine harte Haltung einnehmen und "Integrität und Führungsstärke" zeigen sollte, wenn Teams nachweislich die Budgetobergrenze für 2021 gesprengt haben.
Die Situation wird von vielen im Fahrerlager als ein bedeutender Testfall für bin Sulayem und sein Team angesehen, da mehr Ausgaben im letzten Jahr nicht nur für die Weltmeisterschaft 2021, sondern auch für die diesjährige von Vorteil gewesen wäre, wenn man das Entwicklungsprogramm für die neuen Autos 2022 bedenkt.
Wolff, der die Angelegenheit am Freitag in Singapur mit Ferrari-Teamchef Mattia Binotto besprach, ist der festen Überzeugung, dass die FIA hart durchgreifen muss, wenn ein Team nachweislich zu viel Geld ausgegeben hat: "Der Kostendeckel ist wahrscheinlich die wichtigste Weiterentwicklung des Reglements, um gleiche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen", sagt er.
"Und um Teams, die nicht über das volle Budget verfügen, die Möglichkeit zu geben, aufzuholen und den Ausgaben der Top-Teams eine Obergrenze zu setzen. Daher ist es für eine Demonstration von enormer Bedeutung, dass diese Regeln eingehalten werden."
Wolff: FIA-Präsident für "robuste Haltung" bekannt
"Und ich habe keinen Grund, etwas anderes zu glauben. Die FIA, insbesondere Mohammad, hat eine ziemlich robuste Haltung bei der Durchsetzung aller Arten von Vorschriften gezeigt. Ich denke also, wenn wir jetzt über etwas Großes reden, wird er die gleiche Integrität und Führungsstärke an den Tag legen, wie er es zuvor getan hat."
Auf die Frage, ob ein möglicher Verstoß von Red Bull den letztjährigen Titelkampf für Mercedes erschwert habe, wollte Wolff nicht näher darauf eingehen: "Ich habe zu diesem Zeitpunkt keine Informationen darüber, ob sie gegen die Regeln verstoßen haben und in welchem Ausmaß sie das getan haben."
"Und wenn man in einem Jahr einen Verstoß begeht, bedeutet das, dass man wahrscheinlich auch im zweiten und möglicherweise im dritten Jahr einen Verstoß begeht. Sobald das geklärt ist, werden sicher viele Diskussionen darüber geführt werden, welche Auswirkungen das haben wird. Aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh, um sich dazu zu äußern."
Weitere Co-Autoren: Adam Cooper. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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