Volles Risiko bei Williams für "zwei starke Wochenenden"
Williams setzt 2021 auf einen anderen Aerodynamik-Ansatz, um den letzten WM-Platz zu verlassen - Viele schwache Rennen werden in Kauf genommen
Nach drei Jahren in Folge auf dem letzten Platz der Konstrukteurs-WM setzt Williams für 2021 auf einen neuen Ansatz. Beim Design des FW43B entschied sich der britische Rennstall für ein besonderes Aerodynamik-Konzept, bei dem chancenlose Wochenenden einkalkuliert werden - in der Hoffnung, bei vereinzelten Rennen so gut zu sein, um einige WM-Punkte holen zu können.
Bei den Testfahrten in Bahrain deutete sich bereits an, womit in dieser Saison zu rechnen sein sollte. Je stärker der Wind ist, desto schlechter funktioniert der Williams. "Wir haben uns entschieden, einen neuen Weg zu gehen und mehr Aerodynamik zu erzeugen, jedoch auf Kosten einer stärkeren Empfindlichkeit", erklärt George Russell.
Der Plan: Wenn es nur ein paar Rennwochenenden gibt, an denen die Bedingungen zum Williams passen, sollte er schnell genug sein, um in die Punkte fahren zu können. Dafür nimmt man auch besonders schwache Leistungen an anderen Wochenenden in Kauf.
Russell: Konstanz heißt konstant keine Punkte
Dies sei besser als der Status quo der vergangenen Jahre, meint Russell. "Wir haben festgestellt, dass wir nur ein paar brauchen. Wenn wir konstant eine Pace fahren, wie das im vergangenen Jahr der Fall war, dann werden wir auch konstant nicht in die Punkte fahren", stellt der 23-Jährige klar.
Der neutrale Beobachter mag aus dieser Vorgehensweise Verzweiflung herauslesen. Tatsächlich könnten ein oder zwei gute Ergebnisse in der Rekordsaison mit planmäßig 23 Rennen aber ausreichen, um zumindest die Rote Laterne abzugeben. Vor allem Haas mit den beiden Rookies Mick Schumacher und Nikita Masepin und der Ankündigung, am 2021er-Auto frühzeitig keine Weiterentwicklung mehr zu betreiben, könnte schlagbar sein.
Russell erwartet Jo-Jo-Saison für Williams
Die Tests in Bahrain hätten dabei einige Grundannahmen über den diesjährigen Williams bestätigt, erklärt Russell. "Wir wussten und wurden bestätigt, dass unser Auto unglaublich windempfindlich ist. Die drei Tage haben wohl das Schlechteste am Auto zu Tage gebracht, was für die Analyse aber gut ist", sagt der Mercedes-Junior. Die angehende Saison könnte eine "Jo-Jo-Saison werden", glaubt Russell.
Der frühere Formel-1-Techniker und heutige Experte Gary Anderson kann der Vorgehensweise unterdessen nichts abgewinnen. "Ich verstehe diese Philosophie von Williams kein bisschen", schreibt er in einer Analyse bei 'The Race'. Diese gehe gegen den Grundsatz, nach dem ein Team eigentlich handelt.
"Die Fahrer lieben Konstanz im Auto, weil sie ans Limit gehen können. Aber sobald sie gebissen werden, bleiben sie von dieser Grenze weg und nutzen diesen Abtrieb gar nicht aus, selbst wenn sie so gut sind wie George Russell", sagt Anderson.
Ex-Jordan-Techniker Anderson: Ein Albtraum!
Der frühere Jordan-Designer bezeichnet den Ansatz für Williams gar als "Albtraum. Nicht nur, dass es das Auto schwieriger zu fahren macht und die Anfälligkeit für Fehler erhöht. Sondern die Inkonstanz macht es zudem noch schwieriger, auf die Reifen zu achten. Tatsächlich machst du das gesamte Paket unvorhersehbarer", stellt er klar.
Russell sieht nach den Testfahrten aber bereits positive Ansätze. "Wenn der Wind günstig ist, ist das Auto sehr schnell", glaubt er: "Ich vertraue darauf, wenn wir an eine Strecke kommen, wo es etwas ruhiger ist und geschlossener, dann können wir glänzen. Ich denke, Imola könnte gut für uns sein", blickt er voraus auf das zweite Saisonrennen Mitte April.
Er sieht außer Haas kein Team, das Williams erreichen kann. "Wenn Alfa Romeo einen Schritt gemacht hat, wer bleibt dann noch, den man überholen könnte? Also werden sie logischerweise einen Schritt nach vorne gehen, aber viel weiter kann's dann nicht gehen, weil Alfa Romeo so einen großen Schritt gemacht hat", sagt er.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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