Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland

Vor Debüt in Saudi-Arabien: Thema Menschenrechte beschäftigt die Formel 1

Von Katar nach Saudi-Arabien: Der umstrittene Doppelpack bringt die Formel 1 in Sachen Menschenrechte in Erklärungsnot - Das sagen die Fahrer

Mit Katar und Saudi-Arabien waren und sind in diesen Tagen und Wochen nicht irgendwelche Länder erstmals Schauplatz eines Formel-1-Rennens. Die beiden autoritär geführten Nationen werden seit vielen Jahren aufgrund der teils katastrophalen Menschenrechtslage vor Ort kritisiert.

Durch immer mehr bedeutende Sportevents rückt das Thema zwar in die Öffentlichkeit, doch viele Menschrechtsorganisationen mahnen, dass das Prestige dieser Veranstaltungen von der herrschenden Klasse genutzt werden, um das eigene Image reinzuwaschen. "Sportswashing" nennt sich dieses Vorgehen, das besonders Saudi-Arabien vorgeworfen wird.

In einem Land, in dem Hinrichtungen wie im Mittelalter an der Tagesordnung stehen und Frauen bis vor kurzem keine Autos fahren durften, entscheidet sich in der kommenden Woche womöglich die wichtigste Weltmeisterschaft im Motorsport. Amnesty International forderte die Fahrer im Vorfeld auf, ihre prominente Stimme zu nutzen, um auf die Lage aufmerksam zu machen.

Formel 1 kassiert angeblich 90 Millionen Dollar pro Jahr

Befürworter solcher Sportevents oder wichtige Geschäftspartner der Länder argumentieren, die Aufmerksamkeit würde den Wandel hin zu einer modernen Gesellschaft beschleunigen. Dies würde den Menschen mehr helfen, als einen Bogen um diese Region zu machen. Doch was sagen die Fahrer?

"Es ist eine schwierige Frage. Das ist keine Frage für mich, sondern für uns alle", sagt Sebastian Vettel. Der Deutsche ergänzt: "Es gibt Orte, die für uns eher gewohnt sind als andere. Und mit einigen Kulturen stimmen wir überein, mit anderen nicht. Das ist eher eine Frage für die Formel 1 als Ganzes, nicht für mich."

Die Formel 1 schließt sich in Person von Geschäftsführer Stefano Domenicali dem Argument, ihre Präsenz vor Ort würde Dinge verändern, natürlich gerne an. Klar ist aber auch, dass die Königsklasse viel Geld verdient.

So soll alleine Saudi-Arabien laut Medienberichten schätzungsweise rund 900 Millionen Dollar über die nächsten zehn Jahre bezahlen, um die Formel 1 begrüßen zu dürfen. Macht also 90 Millionen Dollar pro Jahr - eine Summe, die kein europäisches Land auch nur im Ansatz aufbringen kann. Die Frage nach Moral oder Geld ist bei solchen Zahlen nicht mehr allzu leicht zu beantworten.

Fahrer ohne Einfluss, aber mit Stimme

Zumal das Geld, das die Formel 1 verdient, zu einem bedeutenden Teil auch an die Teams wandert. Mehr Geld für die Formel 1 bedeutet mehr Geld für die Teams, die allesamt Mitarbeiter zu bezahlen haben. Entlassungen und Kurzarbeit waren während der Coronapause 2020 an der Tagesordnung, die Löcher in den Kassen müssen gestopft werden.

Die Fahrer selbst haben da nur wenig zu sagen, sie sind ebenfalls nur Angestellte ihrer Teams und haben auf die Kalendergestaltung keinen Einfluss. "Wir gehen dahin, wo auch immer wir fahren müssen", sagt Max Verstappen. Es wird wohl niemand glauben, dass ein Fahrer seine Karriere beendet, weil er in einem bestimmten Land nicht fahren will.

Auch Lewis Hamilton, der als einer von wenigen aktiven Piloten auf Missstände aufmerksam macht, betont, "dass es nicht die Wahl von uns Fahrern ist, wo wir fahren". Klar sei, dass es in Saudi-Arabien und allgemein in der Region "Probleme gibt, wie überall auf der Welt, aber natürlich scheint es in diesem Teil der Welt mit am schlimmsten zu sein", sagt Hamilton.

Hamilton: Sport hat Pflicht, aufmerksam zu machen

Jedoch habe der Sport "die Pflicht, auf diese Probleme aufmerksam zu machen. Und diese Orte müssen genau überprüft werden und die Medien müssen über diese Dinge sprechen. Menschenrechte sind ein ernstes Thema", stellt er klar. Veränderung könne "nicht über Nacht" geschehen, wichtig sei es jedoch, "das Bewusstsein zu schärfen".

Hamilton selbst setzte in Katar bereits ein symbolisches Zeichen und fuhr mit einem Helm im Regenbogen-Design, um auf die Rechte der LGBTQ+-Gemeinschaft in dem Land aufmerksam zu machen. Homosexualität etwa steht dort unter Strafe bis hin zum Tod. Auch in Saudi-Arabien will Hamilton den Helm einsetzen.

"Viel zu tun" gibt es in Saudi-Arabien auch nach Meinung von Valtteri Bottas. Jedoch: "Für mich ist es auch interessant, zu neuen Orten wie Saudi zu kommen und zu sehen, wie es wirklich ist." Dass ein Formel-1-Fahrer in wenigen Tagen vor Ort die Lebenswirklichkeiten eines Landes erkunden kann, erscheint jedoch auch äußerst ambitioniert.

Er selbst sei "leider kein Experte für Menschenrechtsfragen", betont Bottas. Allerdings mache er sich Gedanken um das Thema. "Ich habe das Gefühl, dass es viel zu tun gibt, und ich glaube, dass die Formel 1 und unser Team hart daran arbeiten, dass wir alles tun, was wir können", sagt er.

Auch andere Austragungsorte stehen in der Kritik

Allerdings, auch das gehört zur Wahrheit dazu, sind Saudi-Arabien und Katar nicht die einzigen Länder im aktuellen Formel-1-Kalender, die wegen schwerer Menschenrechtsverstöße in der Kritik stehen.

China etwa, das zwar erst 2023 wohl wieder Teil des Kalenders sein wird, aber erst vor kurzem eine Vertragsverlängerung mit der Formel 1 unterschrieben hat, ist derzeit wegen des Umgangs mit der Tennisspielerin Peng Shuai in den Schlagzeilen, wird aber wohl dennoch in wenigen Wochen die Wintersportelite zu den Olympischen Spielen begrüßen dürfen.

Auch Bahrain, Aserbaidschan, Russland, die Türkei und Abu Dhabi gelten nicht gerade als Vorzeigeländer. Aus Europa genießt das Ungarn unter Ministerpräsident Viktor Orban nicht mehr den besten Ruf.

Alonso: Win-Win-Situation für Länder und Formel 1

Fernando Alonso sieht in den neuen Austragungsorten abseits des Politischen auch viel Positives. "Die Formel 1 expandiert in viele neue Länder und öffnet sich damit für neue Fans. Ich denke, das ist für alle fantastisch", sagt der Spanier. Die Formel 1 bekomme viel Aufmerksamkeit und das jeweilige Land eine "neue Dimension. Ich denke, das ist eine Win-Win-Situation", sagt er.

Er selbst möge die Region im Mittleren Osten. "Ich habe mit keinem Land Probleme, ich fahre sehr gerne auf der ganzen Welt. Aber wenn wir hierherkommen, fühle ich mich einfach gut, ich mag diesen Teil der Welt", so Alonso, der drei Jahre in Dubai gelebt hat. So biete die Region auch einige Vorteile gegenüber den klassischen und traditionellen Austragungsorten.

"Ich mag das Wetter, die Einrichtungen. Die Strecken sind unglaublich, es gibt viele Hotels um die Strecken, neue Städte, große Flughäfen. Im Vergleich zu anderen Ländern ist es viel einfacher, hierherzukommen und zu fahren", sagt er und zeigt sich froh, gleich viermal in der Region fahren zu können. Ein bisschen Luxus gehört schließlich dazu.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

Vorheriger Artikel Lewis Hamilton im Interview: "Ich wurde als Kind schikaniert"
Nächster Artikel Hat Mercedes die Weltmeisterschaft jetzt unter Kontrolle?

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland