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Warum die Formel 1 für Alfa Romeo ein guter Deal ist

Große Bühne für kleines Geld: Wie Alfa Romeo mit minimalem finanziellem Einsatz maximalen Output aus der Formel 1 zieht - Carlos Tavares sieht goldene Zeiten

Warum die Formel 1 für Alfa Romeo ein guter Deal ist

In der Formel 1 dreht sich momentan alles um den Einstieg des Volkswagen-Konzerns. Dessen Chefs könnten durchaus mit neidischen Blicken in Richtung des Konkurrenten Stellantis schielen. Denn der Konzern bekommt sein Formel-1-Engagement mit Alfa Romeo zum Aldi-Preis.

Die italienische Marke stieg 2018 als Sponsor des Sauber-Teams ein, seit 2019 heißt das Team auch offiziell Alfa Romeo. Grundsätzlich handelt es sich um ein Sponsoring, das von der "Familie" Gebrauch macht, indem die Antriebseinheit und das Getriebe von Ferrari bezogen werden.

Dadurch ist es für Alfa Romeo ein enorm guter Deal. Weder muss sich die Marke um die Entwicklung einer Powerunit kümmern noch ein Team besitzen - und spart damit Kosten ohne Ende.

Diese Herangehensweise ist nicht neu: Red Bull hatte bereits den Nissan-Ableger Infiniti und Aston Martin als Titelsponsor. So kamen beide Marken an eine kostengünstige Präsenz in der Königsklasse des Motorsports.

Volkswagen wird eine andere Herangehensweise wählen. Es deutet alles darauf hin, dass Porsche als Partner auf Augenhöhe Anteilseigner bei Red Bull wird und AlphaTauri mit Motoren beliefert. Audi plant derweil, sein eigenes Team zu kaufen und als Werksteam an den Start zu gehen. Gleichzeitig soll ein eigenes Motorenprogramm in Deutschland unterhalten werden. Das erfordert ein hohes Startinvestment.

Es gibt nicht nur einen Weg

Stellantis-CEO Carlos Tavares ist zufrieden mit dem Alfa-Romeo-Deal und verweigert jegliches direkteres Involvement der Marke oder gar eine Übernahme des Teams: "Wir haben eine starke Partnerschaft, die funktioniert. Das Team heißt Alfa Romeo F1 Team. Meines Erachtens wäre es verkehrt, uns dafür zu kritisieren, dass wir eine starke Partnerschaft haben."

"Warum sollte man davon ausgehen, dass die einzige Möglichkeit, an der Formel 1 teilzunehmen, der Besitz eines Teams ist? Welchen Vorteil bringt das? Wir wollen den Benefit für die Fans, hartes Racing auf der Strecke. Das wollen sie sehen. Überholmanöver, Spätbremsmanöver, Reifenmanagement und so weiter."

"Deshalb bezweifele ich, dass es nur einen Weg gibt, in der Formel 1 präsent zu sein. Wer das behauptet, dem möchte ich respektvoll widersprechen. Was ist verkehrt daran, eine starke Partnerschaft mit einem Team zu haben, das sich Alfa Romeo F1 Team nennt?"

"Es funktioniert einfach, wenn das Team motiviert ist, wenn die Mitarbeiter für das brennen, was sie tun, wenn sich die Ergebnisse verbessern, wenn die Fahrer sagen, dass das Auto immer besser wird und wenn sich das in den Ergebnissen widerspiegelt."

"Deshalb sollten wir dafür offen sein, dass es mehrere Businessmodelle gibt, in der Formel 1 vertreten zu sein. Vielleicht zwei, vielleicht drei, vielleicht vier? Ich weiß es nicht. Aber das wäre meine Antwort auf diese Frage. Ich verstehe den Hintergedanken. Aber meine Antwort als Motorsportfan seit über 40 Jahren ist, dass es mehr als einen Weg gibt, um erfolgreich an der Formel 1 teilzunehmen."

Weltweite Vermarktung für Alfa Romeo entscheidend

Alfa Romeos Engagement bei Sauber kam noch vor dem Zusammenschluss von PSA und Fiat-Chrysler zu Stellantis im Jahr 2021 zustande. Tavares, ein früherer Sportwart an der Estoril-Rennstrecke und selbst leidenschaftlicher Rennfahrer, hat das Engagement lediglich geerbt.

Doch er ist felsenfest davon überzeugt, dass die Formel 1 der richtige Ort für die Marke ist. Als Schlüsselfaktoren nennt er deren Wachstum auf den wichtigen Märkten USA und China: "Für alle Hersteller, die daran arbeiten, die Besten zu werden, was auf Stellantis zutrifft, ist das der richtige Ort. Zu zeigen, dass man an der Spitze des Motorsports gute Ergebnisse erzielen kann."

"Alfa Romeo war bereits [vor der Stellantis-Gründung] in der Formel 1 involviert. Für uns ist das eine positive Partnerschaft. Außerdem sehen wir noch mehr Potenzial, diese noch auszuweiten, und zwar anhand zweier positiver Dynamiken."

"Eine ist die Verbesserung der sportlichen Resultate. Das ist schon seit Beginn des Jahres der Fall. Und die andere ist, dass wir eine realistische Möglichkeit sehen, die Profitabilität von Alfa Romeo auf der ganzen Welt zu steigern."

Carlos Tavares sieht die Formel 1 auf einem guten Weg

Carlos Tavares sieht die Formel 1 auf einem guten Weg

Foto: Carlos Tavares

"Alfa Romeo ist eine unserer drei Premiummarken. Und sie ist als einzige auf allen drei großen Märkten der Welt vertreten - Nordamerika, Europa und China. Deshalb ist es nötig, die Sichtbarkeit und Wahrnehmung der Marke auf der ganzen Welt zu steigern. Und natürlich ist die Formel 1 die perfekte Bühne für eine globalen Premium-Marke wie Alfa Romeo."

"Das [Formel-1-Engagement bei Sauber] ist also ein solides Fundament gewesen. Unsere Entscheidung ist dann wiederum gewesen, dass wir dieses Fundament nutzen sollten, um die Wahrnehmung der Marke Alfa Romeo auf der ganzen Welt zu stärken. Die Marke schreibt bereits gute Zahlen, aber so kann sie noch weiterwachsen und natürlich noch profitabler werden."

Budgetobergrenze für Tavares unabdinglich

Alfa Romeo mag lediglich Titelsponsor sein und nicht Teambesitzer. Dennoch setzt sich Tavares dafür ein, dass die Budgetobergrenze weiterhin die Ausgaben der Teams im Zaum hält. Er will nicht, dass die Formel 1 den Weg der Sportwagen geht und durch eine Form von Balance of Performance (BoP) geregelt wird.

‘¿’"Wir glauben, dass die Formel 1 sich von der BoP-Welt fernhalten sollte", sagt er. "Dafür sollten wir weiterhin an einer rigorosen Kostengrenze arbeiten, die eine Alternative zur BoP darstellt. Und weil wir keine BoP in der Formel 1 sehen wollen, ist es gut, dass wir an der Budgetobergrenze arbeiten."

"Wenn wir daran arbeiten, gibt es einen besseren Return on Investment für die Autohersteller in diesem Sport, wenn man sich die Reichweite in den Medien vor Augen führt. Ein guter ROI ist gut für den Sport und die Hersteller. Deshalb gibt es hier gemeinsame Interessen. Die Budgetobergrenze ist gut für den ROI der Hersteller, für die Nachhaltigkeit und macht ein Formel-1-Engagement sinnvoll."

"Daher glaube ich, dass es auch im besten Interesse für leidenschaftliche Motorsportler wie euch und mich ist, dass wir weiterhin mit einem vernünftigen Budget Rennen fahren können. Wenn die Budgets nicht zu hoch sind und die Sichtbarkeit in Medien hoch ist, dann werden die Hersteller kommen."

Wenig überraschend begrüßt es Tavares, dass Audi und Porsche ab 2026 dabei sein werden. Schließlich tritt Alfa Romeo nur zu gern gegen diese Marken an. Allerdings mahnt er, dass durch den Doppeleinstieg die Kosten nicht wieder steigen dürfen.

"Ich freue mich, dass wir weitere Hersteller in der Formel 1 haben werde, das ist gut - solange ihre Anwesenheit nicht die Show zerstört", so der 63-Jährige. "Wie zerstört man die Show? Indem man sie teurer macht. Das ist nicht in unserem Interesse. Damit meine ich uns Motorsportfans."

"Höhere Kosten führen zu Nonsens, und dann stürzt alles in sich zusammen. Dann müsste alles wieder neu aufgebaut werden. Wir heißen weitere Hersteller ausdrücklich willkommen, weil es gut ist. Das ist unser Sport, das ist der große Kampf. Dafür sind wir hier. Das gefällt uns."

"Aber es bleibt wichtig, dass das alles mit vernünftigen Budgets stattfindet, damit der ROI gewährleistet bleibt. Dieser ist letztlich der Grund, warum wir hier sind. Wenn hier also Neulinge ankommen und bereit sind, mit Geld auf unsinnigem Niveau um sich zu werfen, dann zerstören sie die Show binnen drei Jahren."

"Wir leben diesen Sport und wir fahren gerne auf der Strecke gegeneinander. Aber die Kostengrenze ist zu respektieren. Jeder muss nach den Regeln spielen. Wenn das der Fall ist, heißen wir jeden willkommen. Das wird fantastisch! Und ich mache mir keine Sorgen über andere mit viel Geld. Denn Talent ist nicht immer dort, wo das Geld sitzt."

Reißt Audi Alfa aus den Träumen?

Tavares ist optimistisch, dass die Formel-1-Bosse es genauso sehen wie er: "Die Formel 1 hat eine lange Geschichte, die es zu behüten gilt. Das müssen wir in einem vernünftigen Rahmen halten. Deshalb mache ich mir über die Neueinsteiger keinen Sorgen."

"Es geht darum, wie der Sport gemanagt wird. Aber meines Erachtens stimmt unsere derzeitige Philosophie mit der von Stefano Domenicali sehr stark überein. Ich denke, er macht das gut. Er tut genau das Richtige für den Sport."

In Juli wird bekannt werden, ob Alfa Romeo sein derzeitiges Engagement verlängern wird und für wie lang. Tavares zufolge ist es eine simple Rechnung: "Solange wir eine Geschichte erzählen können wie die konstante Verbesserung der Performance des Alfa Romeo F1 Teams, habe ich einen guten Stand in den Medien."

"Das kann ich dann meinem finanziellen Beitrag ins Team voranstellen. So berechne ich das. Und aus dieser Sicht ist es ein guter Deal."

Allerdings gibt es eine Bedrohung für das Engagement aus ganz anderer Richtung: Sauber steht auf der Einkaufsliste von Audi ganz weit oben. So kann es passieren, dass das Sponsoring im Jahr 2026 zwangsweise enden wird.

Ob er sich darüber Sorgen macht? Der Portugiese wischt die Zweifel beiseite: "Das ist pure Spekulation. Wollt ihr eine Liste mit den Sorgen, die ich in der Autoindustrie momentan habe? Ich glaube, so viel Speicherplatz habt ihr gar nicht. Wir werden sehen ..."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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