McLaren-Teamchef Stella: Warum sich seine Fahrer nicht mehr freuen
Ist der Erfolg schon zur Routine geworden? McLaren-Teamchef Andrea Stella erklärt, weshalb seine Formel-1-Fahrer Siege nicht überschwänglich feiern
Beim Singapur-Grand-Prix 2024 hat Lando Norris seinen dritten Formel-1-Sieg erzielt. Und auf manche Beobachter wirkte der Jubel danach wenig euphorisch. Weniger zumindest als bei seinen vorherigen Siegen, so hieß es. Beinahe so, als sei der Erfolg für McLaren schon zur Routine geworden.
Ist das wirklich so? McLaren-Teamchef Andrea Stella weicht dieser Frage aus, wenn er antwortet: "Ich achte auf das, was ich in der Auslaufrunde am Funk höre, und was ich sehe, wenn die Fahrer aus dem Auto steigen. Danach bin ich beschäftigt mit der Presse. Ich sehe nicht notwendigerweise alle Feierlichkeiten."
Was er aber natürlich wahrnehme, sei, dass McLaren "vermutlich nicht die extrovertiertesten Fahrer" habe. Vor allem Oscar Piastri wird gerne unterstellt, er zeige wenige Emotionen. "Was nicht heißen soll, dass sich unsere Fahrer nicht ebenso sehr freuen wie andere. Es ist eine Stilfrage", meint Stella. "Und wir konzentrieren uns eben schon auf das nächste Rennen, weil am Ende ein viel größeres Ziel steht."
Dieser letzte Satz wiederum legt die Vermutung nahe, es hat sich doch etwas verändert bei McLaren seit dem ersten Formel-1-Sieg von Norris vor vielen Monaten. Damals war er zum Beispiel noch weit davon entfernt, ein ernsthafter WM-Anwärter zu sein.
Stella aber verneint: "Da hat sich meiner Meinung nach nichts verändert. Natürlich: Bei seinem ersten Sieg in Miami schien Lando sehr, sehr glücklich zu sein. Er ist den Mechanikern in die Arme gesprungen."
"Aber ich sehe den Fokus, den das Team hat. Wir sind auf einer Mission, falls man das verstehen kann. Und es wirkt, als wäre das alles nur eine Etappe auf dem Weg dorthin. Dennoch muss man feiern, wenn man gewinnt, weil man eben nicht immer gewinnt."
Warum McLaren erst wieder das Siegen lernen musste
Und dieses Gewinnen musste McLaren laut Teamchef Stella erst wieder "lernen", weil es über Jahre eben nicht in der Position gewesen sei, um ganz vorne mitzufahren. Er hält das für eine "Kombination aus unterschiedlichen Faktoren" und erklärt: "Je häufiger du an der Spitze fährst, umso mehr gewöhnst du dich an diese Situation und weißt, wie das Team das angehen muss."
"Wir haben schon festgestellt, dass wir mehr miteinander reden müssen, was den internen Wettbewerb angeht. Das war in der Vergangenheit kein Thema gewesen. Aber auch die Strategie ist ein Beispiel, dass wir uns nun auch defensiv ausrichten könne und nicht der Erste sein müssen, der etwas tut. Du kannst das Auto auf P2 abwarten und dann reagieren."
"All das war uns nicht gut vertraut, aber wir gewöhnen uns daran. Es findet also eine Entwicklung statt im gesamten Team, nicht nur bei den Fahrern", sagt Stella.
Dazu gehöre auch die Aufarbeitung von "verpassten Chancen" und was daraus zu lernen ist, wie der McLaren-Teamchef betont. Er wolle seiner Mannschaft hier ein "konstruktives" Vorgehen auferlegen. "Denn wenn wir zusammenhalten, wachsen wir weiter. Das ist für mich das Wichtigste. Stolz macht mich die reine Leistung, die wir haben, aber noch mehr, wie wir mit schwierigen Zeiten umgehen."Diese Story teilen oder speichern
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