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Warum Kwjat glaubt, dass er noch eine Formel-1-Chance verdient

Schon zweimal wurde Daniil Kwjat von Red Bull aussortiert, doch die Hoffnung auf ein Formel-1-Comeback lebt weiter - "Da ist noch einiges an Potenzial vorhanden"

Daniil Kwjat hat ein Formel-1-Comeback noch nicht aufgegeben. Durch seine Rolle als Alpine-Reservepilot hat der Russe zumindest noch einen Fuß in der Tür. In Pandemie-Zeiten brauchen die Teams einfachen Zugang zu Fahrern, die mit wenig Vorbereitung einsteigen können. So weiß man nie, wann sich eine Chance ergibt.

Wie Nico Hülkenberg und Alexander Albon steht der ehemalige Red-Bull-Pilot ganz oben auf der Liste der Fahrer mit aktueller Formel-1-Rennerfahrung. Daher auch das Interesse von Alpine über den Winter.

Vergangenen Monat konnte sich Kwjat bei einem Test mit 18-Zoll-Pirelli-Reifen in Barcelona einen nützlichen ersten Vorgeschmack auf ein Auto aus Enstone verschaffen, wenn auch mit einem drei Jahre alten Chassis. Derzeit sind keine weiteren Einsätze geplant, aber er ist bereit einzuspringen, sollte Alpine ihn dazu auffordern.

Gleichzeitig schaut sich Kwjat nach Möglichkeiten für 2022 und darüber hinaus um - und es überrascht nicht, dass eine Rückkehr in die Formel 1 seine Priorität bleibt.

"Ich möchte Rennen fahren, egal was es ist", sagt er im Interview mit unserer englischsprachigen Schwesterplattform 'Motorsport.com'. "Natürlich ist die Formel 1 das erste, was mir in den Sinn kommt, vor allem, weil ich das Gefühl habe, dass da noch einiges an Potenzial vorhanden ist. Und hoffentlich könnte eine andere Umgebung als die, in der ich vorher war, besser für mich sein."

Kwjat wägt seine Optionen ab - auch in der Formel 1

"Ich würde mich einfach über diese Art von Gelegenheit freuen. Aber es spielt keine Rolle, was man mag, manchmal gibt es eine Gelegenheit, manchmal nicht. Wir werden also sehen, was sich in nächster Zeit ergeben wird. Die nächsten paar Monate werden in dieser Hinsicht entscheidend sein", blickt der Russe voraus.

"Wenn nicht, gibt es viele andere Serien, in denen man sehr konkurrenzfähigen, starken Rennsport genießen kann, und in denen man auch gut davon leben kann."

Einer, von dem er nicht erwartet, dass er in nächster Zeit anrufen wird, ist sein ehemaliger Chef Helmut Marko. Nachdem er seinen Platz bei AlphaTauri am Ende der vergangenen Saison verloren hat, scheint Kwjat aus dem Red-Bull-Umfeld endgültig raus zu sein. Mit Albon als Reservepilot und einer Reihe von Formel-2-Talenten ist es schwer vorstellbar, dass er jemals wieder eine Chance bekommt.

"Er hat meine Nummer, wenn er sie braucht!", lächelt Kwjat. "Ich habe vor kurzem bereits ein Interview gegeben, in dem ich über die Formel 1 gesprochen habe, glaube ich. Also einfach die Worte kopieren und einfügen..."

Tatsächlich sagte 27-Jährige in einem Formel-1-Podcast kürzlich, er denke, dass Marko ihn vielleicht noch anrufen wolle, aber "dass der Stolz im Weg sein könnte".

Hat er also akzeptiert, dass es diesmal endgültig vorbei ist mit Red Bull? "Das habe ich nicht gesagt. Ich werde nicht viel sagen. Es gibt schon genug Aufmerksamkeit für dieses Thema. Ich bin darauf angesprochen worden, jetzt wieder... Die Leute kennen meine Nummer, und ich weiß, wer mich anrufen will, aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr kann. Also lasse ich es dabei bewenden!"

Die Aufs und Abs des einstigen Red-Bull-Fahrers

Kwjat erlebte in den Jahren unter Markos Betreuung bei Red Bull eine Achterbahnfahrt. Bereits 2013 GP3-Champion, wurde er im Jahr darauf zu Toro Rosso geholt. Er genoss ein solides erstes Jahr, aber dann brachte ihm der unerwartete Wechsel von Sebastian Vettel zu Ferrari 2015 eine vorzeitige Beförderung ins Seniorteam ein.

Daniil Kwjat, Daniel Ricciardo

2015 besiegte Kwjat Teamkollege Daniel Ricciardo in der WM knapp

Foto: Motorsport Images

Es wird gerne vergessen, dass er in dieser Saison sogar vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo lag und in Ungarn einen zweiten Platz einfuhr. Nach einem wackeligen Start in die Saison 2016 wurde er jedoch bald zu Toro Rosso degradiert und durch Max Verstappen ersetzt. Ende 2017 wurde er aus dem Nachwuchsteam verdrängt.

Danach verbrachte er ein Jahr als Ferrari-Simulatorfahrer und wurde dann 2019 unerwartet zu Toro Rosso zurückgebracht. Ende der Saison 2020 wurde er erneut aus dem umbenannten AlphaTauri-Team entlassen, nachdem er von Monza-Sieger Pierre Gasly deutlich geschlagen wurde. Seinen Platz übernahm Yuki Tsunoda.

Kwjat beharrt darauf, dass er nicht mehr hätte tun können, um die Red-Bull-Führung zu beeindrucken. "Ich bereue absolut nichts", sagt er. "Wenn ich zurückblicke, bin ich wirklich stolz auf das, was ich dort erreicht habe, sogar noch mehr jetzt, mit der aktuellen Situation der Fahrer, die sie haben. Und um ehrlich zu sein, wenn man es jetzt betrachtet, gibt es fast nichts, was ich hätte tun können."

"Und das ist etwas, was mir Selbstvertrauen für die Zukunft gibt. Ich war damals sehr niedergeschlagen, aber wenn ich mir die Dinge jetzt anschaue, wie die anderen Fahrer sich schlagen, kann ich definitiv sagen, dass ich mit erhobenem Haupt zurückblicke."

Mit anderen Worten: Kwjat glaubt, dass er im Nachhinein einen guten Job gemacht hat, wenn man bedenkt, was seine Red-Bull-Nachfolger Gasly und Albon geschafft haben. Auch Sergio Perez hat sich schwer getan, ungeachtet des Sieges in Aserbaidschan.

Kwjat: Da ist noch so viel ungenutztes Potenzial

"Ich kam dorthin, und am Ende sah ich wirklich gut aus - um ehrlich zu sein, auf Anhieb. Aber wie soll man sagen? Es war ein bisschen ein falsches Timing. Ich würde es dabei belassen, aber ich hoffe einfach, wie ich schon sagte, dass ich noch eine weitere Chance bekomme." Denn Kwjat spricht von einer gewissen "Unerfülltheit".

"Ich habe das Gefühl, dass das Potenzial viel höher ist als das, was ich in der Formel 1 erreichen konnte. Deshalb halte ich meine Augen immer noch offen."

Die positive Nachricht für ihn ist, dass er nach seinem Ausscheiden aus dem Red-Bull-Lager auch anderswo für eine Test-/Ersatzrolle in 2021 gefragt war. "Es gab definitiv eine Menge Möglichkeiten", verrät er. "Aber ich werde hier keine Namen nennen. Ja, ich hatte einige zur Auswahl."

"Ich musste einen Weg finden, mich zu beschäftigen und auch mit einem Fuß im Spiel zu bleiben. Und die beste Gelegenheit bot sich dieses Jahr mit Alpine. Also entschied ich mich für die Alpine-Option, weil es im Gesamtbild am besten aussah. Es würde mich am meisten beschäftigen, mir mehr Möglichkeiten geben, mir im Endeffekt mehr Arbeit geben. Denn am Ende arbeite ich gerne!", betont Kwjat.

"Alles ging ziemlich schnell, denn plötzlich brauchten sie jemanden, und sie kontaktierten mich und Nicolas Todt (Manager; Anm. d. R.). Wir fingen an, mit dem Top-Management zu sprechen, hauptsächlich mit Laurent Rossi. Und wir kamen zusammen und arbeiteten einen Deal aus. Und das war's. Grünes Licht."

Kwjat hat bereits Erfahrung mit dem Leben außerhalb der Red-Bull-Blase, denn er verbrachte 2018 als Ferrari-Simulatorfahrer. Zwar absolvierte er einen Pirelli-Reifentest mit dem Team aus Maranello, als Reservist war er aber nie im Gespräch.

Was ihn an der Rolle im Alpine-Team gereizt hat

"Corona gab es zu der Zeit noch nicht. Damals war es also ein bisschen anders. Und jetzt ist es so geworden, dass man physisch hier sein muss. Denn man weiß nie, was an einem Donnerstag passiert. Es ist also eher eine Rolle am Streckenrand."

"Sie brauchten jemanden, der erfahren und stark ist, der in der Lage ist, ins Auto zu steigen, falls es nötig ist. Und wir wissen, dass diese Rolle in dieser Zeit ein bisschen ernster genommen wird. Es geht also hauptsächlich darum, plus etwas Arbeit im Simulator. Es ist eine gute Gelegenheit, um in Form zu bleiben."

Kwjat mag, was er in Enstone gesehen hat: "Es ist immer interessant, in einem anderen Team zu sein und mit neuen Leuten zu arbeiten. Ich war in der Fabrik und hatte die Chance, im Simulator zu arbeiten. Was ich bis jetzt gesehen habe, empfinde ich als sehr positiv. Ich denke, das Potenzial des Teams ist sehr hoch. Ich würde sie als ein Hardcore-Rennteam bezeichnen, das bereits eine große Geschichte hat."

"Ich habe einige Leute getroffen, die seit vielen Jahren im Team arbeiten. Diese Jungs geben diesem Team den besonderen Spirit. Sie sind sehr wettbewerbsfähig, gleichzeitig aber auch sehr organisiert und ruhig. Jede Sitzung verläuft sehr reibungslos, es herrscht gute Laune. Ich mag dieses Team, ich denke, es hat ein großes Potenzial."

Daniil Kwjat, Fernando Alonso

Als Alpine-Reservist tauscht sich Kwjat auch mit Fernando Alonso aus

Foto: Motorsport Images

Der Russe hatte auch die Gelegenheit, Fernando Alonso zu beobachten und zu sehen, wie der Spanier arbeitet. Es gibt immer etwas Nützliches zu lernen.

"Als ich bei Ferrari arbeitete, hatte ich die Chance, Kimi (Räikkönen) und Sebastian (Vettel) zu beobachten, die beide Weltmeister sind. Fernando ist ein zweifacher Weltmeister mit großer Erfahrung, und ich mag es, ihn einfach zu beobachten, zu hören, worüber er gerne mit seinen Ingenieuren spricht."

"Und es ist interessant für mich, das zu verstehen. Um ehrlich zu sein, gibt es nichts extrem Überraschendes. Arbeit ist am Ende Arbeit. Aber er ist sehr motiviert, sehr engagiert, das ist sicher", beschreibt Kwjat seinen Eindruck von Alonso.

Der Barcelona-Test im vergangenen Monat mit 18-Zoll-Reifen gab Kwjat ein gewisses Gefühl für den Alpine. Und es war eine Chance, zu verstehen, wie das Team arbeitet - genauso wie eine Chance für das Team, ihn kennen zu lernen.

"Es ist immer interessant, das Auto auszuprobieren, auch wenn es sich um ein drei Jahre altes Auto handelt. Aber es gibt dir trotzdem eine Vorstellung davon, wie die Systeme funktionieren. Letzten Endes sind das Lenkrad und solche Dinge sehr ähnlich. Und auch das Team konnte sehen, wie ich arbeite."

"Ich versuche immer, ein paar Ideen einzubringen. Ich mag es nicht, nur herumzusitzen. Ich mag es, einbezogen zu werden. Ich hoffe, dass es für das Team nützlich war zu sehen, was es mit den neuen Reifen auf sich hat."

"Natürlich möchte ich so viel wie möglich fahren. Wir müssen dabei auch die Interessen der eigentlichen Fahrer berücksichtigen. Aber wann immer das Team denkt, dass es eine gute Gelegenheit für mich ist zu fahren, werde ich sie definitiv nutzen."

Die Alternativen zur Formel 1: Kwjat bleibt offen

Anders als Albon, der mit Unterstützung von Red Bull in die DTM gewechselt ist, während er seine Reservistenrolle in der Formel 1 behält, hat Kwjat in diesem Jahr kein Rennprogramm.

Er fängt aber schon an, darüber nachzudenken, was er 2022 machen will: "Ich bin im Moment ziemlich offen. Ich denke, wir werden bald anfangen, uns andere Dinge anzusehen, auch in Bezug auf mögliche Rennaktivitäten für das nächste Jahr."

"Natürlich bin ich motiviert. Ich bin hauptsächlich in diesem Geschäft, um zu gewinnen. Was auch immer ich also tun werde - ob in der Formel 1 oder in anderen Kategorien - ich werde abwägen, ob es kurz-, mittel- oder langfristige Möglichkeiten für Siege gibt."

Dass er Nicolas Todt als Manager an seiner Seite hat, ist ein Pluspunkt. Aber realistisch betrachtet weiß Kwjat, dass ein Formel-1-Rennsitz weit hergeholt ist. Abgesehen davon gilt man nicht mehr als aktuell, wenn man ein Jahr lang keine Rennen gefahren ist, was jede Formel-1-Testchance mit Alpine noch wertvoller macht.

"Sie haben absolut Recht. Ja, es ist wichtig zu fahren. Ich denke, mehr als ein Jahr Pause, wenn man nicht gerade Formel-1-Weltmeister ist, kann man sich nicht wirklich erlauben. Also ist es wichtig weiterzufahren." Wo liegt also seine Zukunft?

Die ehemaligen Haas-Piloten Romain Grosjean und Kevin Magnussen haben beide in den USA neue Karrieren gestartet und sich in ihren jeweiligen Serien sofort als Spitzenreiter erwiesen. Beim IMSA-Rennen in Detroit am vergangenen Wochenende erzielte Magnussen seinen ersten Sieg seit 2013, während Ex-Formel-1-Kollege Marcus Ericsson in der IndyCarSerie zum ersten Mal triumphierte.

Die Aussicht, nach Jahren im Mittelfeld der Formel 1 um Siege zu kämpfen, ist natürlich reizvoll - auch für Kwjat. "Ich werde für viele Möglichkeiten sehr offen sein", sagt er. "Aber wie gesagt, ich werde sehen, wo ich am meisten gefragt bin, wo ich am meisten erwünscht bin und wo die Chance, konkurrenzfähig zu sein, am größten ist."

"Für mich geht es auch um die Freude am Rennen fahren, denn wenn man Spaß an dem hat, was man tut, ist das immer ein Plus. Es wird also eine Menge Dinge geben, auf die man achten muss. Es ist wichtig, das Richtige zu wählen, aber ich bin offen."

"IndyCar, Hypercar, Formel E, sogar Nascar ist denkbar. Ich weiß, ich habe der Formel 1 noch viel zu bieten. Aber wenn die Tür geschlossen ist, werde ich das sehr schnell realisieren. Und ich bin sehr gut darin, darüber hinwegzukommen, glauben Sie mir."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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