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Red Bull: Horner sieht Neuausrichtung als "großartige Gelegenheit"

Red Bull überarbeitet seine Teamstruktur für 2025 als Reaktion auf jüngste hochkarätige Abgänge - Christian Horner sieht darin vor allem eine Chance

Warum Red Bull seine Herangehensweise an das Racing jetzt ändert

Red Bull stellt sich ab der kommenden Saison intern neun auf

Foto: Circuitpics.de Circuitpics.de

In der Formel 1 ist es allgemein bekannt, dass man zurückfällt, wenn man bei der Entwicklung des Autos stillsteht, weil andere Teams sich weiterentwickeln. Dasselbe gilt auch für Teamstrukturen.

Da die Anforderungen an das Grand-Prix-Racing in den letzten Jahren gestiegen sind und Teams einen ständigen Personalwechsel erleben, wäre es ein Fehler, an alten Strukturen festzuhalten, nur weil sie in der Vergangenheit funktioniert haben.

Inmitten eines herausfordernden Jahres für Red Bull, mit Problemen auf und neben der Strecke, einschließlich des Weggangs von Schlüsselfiguren wie Adrian Newey und Jonathan Wheatley, hat sich das Team für eine Umstrukturierung entschieden.

Mit wachsender Konkurrenz im gesamten Fahrerlager und der Bedeutung operativer Effizienz an Rennwochenenden hat sich Red Bull verpflichtet, 2025 bei der Herangehensweise an jedes Rennen einige Dinge anders zu machen. Diese Möglichkeit eröffnete sich mit dem Weggang des langjährigen Sportdirektors Jonathan Wheatley, der als neuer Teamchef zu Sauber/Audi wechseln wird.

Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht das in einem exklusiven Interview mit Motorsport.com als Chance: "Der Wechsel von Jonathan zu Audi bietet eine großartige Gelegenheit, unsere Herangehensweise an das Racing neu zu organisieren."

Die wichtigsten Änderungen betreffen die Aufteilung der Verantwortlichkeiten, die Wheatley zuvor innehatte. Max Verstappens langjähriger Renningenieur GianPiero Lambiase (GP) wird die neue Rolle als "Head of Racing" übernehmen.

Der ehemalige leitende Strategie-Ingenieur Stephen Knowles erhält die neu geschaffene Position als "Head of Sporting Regulations" und wird als Ansprechpartner der FIA fungieren.

Der leitende Ingenieur für Fahrzeugtechnik, Richard Wolverson, wird die neue Position als "Head of Racing Operations" erhalten, unterstützt von Tony Burrows. Außerdem wird Red Bulls Leiter der Frachtlogistik Gerrard O'Reilly künftig die volle Kontrolle über die gesamte Teamlogistik übernehmen.

Viele dieser Namen sind den Fans möglicherweise nicht bekannt, werden aber intern als Schlüsselpersonen angesehen. Horner sagte über die Umstrukturierung: "Es ist für alle ein Schritt nach vorne. Es ist eine sehr starke Neuausrichtung."

Lambiases Stärken nutzen

Die bisherige Streckenstruktur von Red Bull blieb seit der Gründung 2005 nahezu unverändert, wobei Wheatley jahrelang alle Bereiche abdeckte. Doch die Formel 1 ist ein sich schnell veränderndes Umfeld, und durch die enge Konkurrenz, immer strengere Vorschriften und den Kostendeckel entstehen neue Anforderungen.

Dies brachte Red Bull dazu, die Verantwortlichkeiten aufzuteilen, da es nicht mehr darum geht, eine Person zu finden, die alles kann, sondern Experten in allen Disziplinen zu haben.

Horner fügt hinzu: "Das Rennteam war früher fast isoliert. Sie wurden als eigenständige Gruppe gesehen, die Teile erhielt, Rennen fuhr und dann zurückkam. Aber die Formel 1 entwickelt sich zu einem viel stärker integrierten Gesamtprozess."

Christian Horner

Christian Horner mit GianPiero Lambiase, Renningenieur von Max Verstappen

Foto: Motorsport Images

Horner ist überzeugt, dass Lambiase die perfekte Besetzung für die Rolle des "Head of Racing" ist. "Er ist ein Racer", sagt der Brite. "Ich schätze ihn sehr. Er ist pragmatisch, sagt klar, was er denkt, und ist seit 2015 ein zentraler Teil unseres Teams. Er macht einen hervorragenden Job. Er ist die richtige Person für diese Rolle und wird weiterhin Ingenieur für Max' Auto bleiben, zumindest für 2025."

Auf die Frage, ob die neue Rolle Lambiase von seiner Arbeit mit Verstappen ablenken könnte, antwortet Horner: "Ich denke nicht, weil jeder seine Aufgaben hat."

"Die einzige Aufgabe, bei der Jonathan keine Unterstützung von anderen hatte, war der Austausch im Sporting Advisory Committee (SAC) mit der FIA, wo er einfach die Tagesordnung vor einem Treffen mit mir durchging", erklärt er.

"Indem wir eine Rolle geschaffen haben, die sich speziell mit diesem Element befasst, haben wir die richtige Abdeckung sichergestellt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir mit GP, Rich und Steve, unterstützt von Gerrard, Phil Turner und Tony Burrows, eine fantastische Gruppe von Leuten haben. Die Verantwortung wurde auf sie aufgeteilt, wobei jeder eine höhere Verantwortung übernommen hat."

Die Risiken, statisch zu bleiben

Die neue Herangehensweise für 2025 kommt nach einer turbulenten Saison für Red Bull, deren letzte Kapitel noch geschrieben werden müssen. Horner verschwendet jedoch keine Zeit damit, über vergangene Entscheidungen nachzudenken, obwohl das Team Toptalente wie Newey und Wheatley verloren hat.

Angesichts der laufenden Titelkämpfe, der Aussicht auf eine extrem harte Saison 2025 und der Vorbereitungen darauf, 2026 zum eigenen Motorenhersteller zu werden, liegt der Fokus voll auf der Zukunft. "Wie ein Team und Unternehmen funktioniert: Wenn man statisch ist, geht man oft rückwärts", sagt Horner.

"Wir haben immer eine unglaubliche Kontinuität und Loyalität im Team gehabt. Von außen betrachtet mag es so aussehen, als würden Leute das Team verlassen."

"Aber Leute kommen und gehen. Wir hatten eine großartige Zeit mit Adrian. Er war ein wichtiger Teil unseres Teams. Aber man muss immer nach vorne schauen. Man muss sich immer weiterentwickeln", betont der Red-Bull-Teamchef.

"Und wenn ich es heute mit dem vergleiche, wo wir vor 20 Jahren angefangen haben, dann ist es allein schon in Bezug auf die Prozesse, die Art und Weise, wie wir arbeiten, und unsere Effizienz, insbesondere in einer Zeit der Kostendeckelung, ein himmelweiter Unterschied zu dem, wo wir noch vor 10 Jahren waren."

"Wir haben intern großartige Talente entwickelt und werden dies auch weiterhin tun", betont Horner weiter. "Im Team herrscht große Zuversicht für die Zukunft. Wir stellen uns der großen Herausforderung, unseren eigenen Motor zu produzieren."

"Es ist eine riesige Aufgabe, ein Start-up-Unternehmen von Grund auf zu schaffen und rund 550 Leute zu gewinnen, die einen Motor entwerfen und produzieren. Das ist keine kleine Aufgabe, aber es ist unglaublich aufregend. Innerhalb des Teams herrscht große Vorfreude auf das, was die Zukunft bringt."

Der aktuelle Kampf

Während Horner an den Grundlagen für die langfristige Zukunft von Red Bull arbeitet, hat das Team noch viel zu tun in dieser Saison, da es sich im Titelkampf mit McLaren und Ferrari behaupten muss. Horner sieht einige Fortschritte - besonders basierend auf der Geschwindigkeit, die Sergio Perez in Baku zeigte.

"Einige der Lektionen, die wir aus Monza gelernt haben, haben wir in Aserbaidschan umgesetzt, und einige der Charakteristika, mit denen wir zu kämpfen hatten, haben wir verbessert", konstatiert der Brite. "Ich denke, besonders bei Checo war seine Leistung und Reifenabnutzung im Rennen sehr stark."

"Es war schade, dass er es nicht geschafft hat, auf das Podium zu kommen. Er lag auf mindestens Platz drei, hätte wahrscheinlich den zweiten Platz erreicht und vielleicht sogar gewonnen, wenn er nicht von Lando (Norris; Anm. d. R. aufgehalten worden wäre. Außerdem hat er mit Alex Albon ein wenig Zeit verloren."

"Aber ich denke, wir haben nun eine Richtung gefunden, und jetzt geht es darum, die Leistung ans Auto zu bringen. Aserbaidschan war Schritt in die richtige Richtung. Es wird interessant sein, wie sich das dieses Wochenende in Singapur entwickelt."
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