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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Im zweiten Rennen mit Toro Rosso besser als in drei Jahren mit McLaren: Honda hat in der Formel 1 endlich wieder für positive Schlagzeilen gesorgt

Engine cover of Pierre Gasly's Toro Rosso STR13 Honda

Engine cover of Pierre Gasly's Toro Rosso STR13 Honda

Mark Sutton

Liebe Leser,

die Formel 1 ist doch noch für eine Überraschung gut. Nichts anderes war der vierte Platz von Toro-Rosso-Fahrer Pierre Gasly im Grand Prix von Bahrain. Denn sein Team hatte in Australien einen denkbar schlechten Auftakt in die Saison 2018 erwischt, war von Punkten weit entfernt gewesen. Und jetzt das: Rang sechs im Qualifying, Rang vier im Rennen – Formel-1-Neuling Gasly brillierte mit einer blitzsauberen Leistung und setzte in seinem erst zweiten Grand Prix ein dickes Ausrufezeichen.

 

 

Ja, nach dieser Leistung dürfte der 22-Jährige aus Rouen in Frankreich sehr gut geschlafen haben. Schließlich ist allseits bekannt, wie sehr die Red-Bull-Nachwuchsfahrer unter Druck stehen: Ihr Chef Helmut Marko fordert Ergebnisse, gibt klare Ziele vor. Und eines davon hat Gasly in Bahrain auf sensationelle Weise erfüllt. Begünstigt durch Zwischen- und Ausfälle bei den Topteams, zugegeben. Aber wo viele große Namen strauchelten, hielt sich Gasly schadlos. Das verdient Respekt und wird ihn erleichtert durchatmen lassen.

Denn wir erinnern uns: Seine Formel-1-Laufbahn hat 2017 recht holprig begonnen – mit einem PR-Fauxpas, der in Red-Bull-Kreisen nicht allzu gut ankam. Gasly hatte in einem TV-Interview angedeutet, in Singapur für Toro Rosso fahren zu können. Die Rüge von Marko ließ nicht lange auf sich warten: "Die Entscheidung, wer zum Einsatz kommt, treffen wir." Kein idealer Einstand, auch wenn das von Gasly angepeilte Cockpit wenige Wochen später tatsächlich frei wurde – und an ihn ging.

 

Pierre Gasly, Toro Rosso, talks to the press

Jetzt zahlte er das in ihn gesetzte Vertrauen zurück, mit dem zweitbesten Toro-Rosso-Ergebnis aller Zeiten. Nur Sebastian Vettel gelang in Monza 2008 mit dem Sieg ein noch besseres Resultat. Ja, genau der Sebastian Vettel, der in seinem ersten Jahr bei Toro Rosso ebenfalls mit einem vierten Platz aufhorchen ließ. Sein weiterer Karriereverlauf ist bekannt.

Wertvoll ist der vierte Platz von Bahrain aber nicht nur für Gasly persönlich oder für Toro Rosso, sondern vor allem für Honda. Klingt komisch, ist aber so: Es ist das bisher beste Ergebnis für den japanischen Motorenhersteller seit seiner Rückkehr in die Formel 1 zur Saison 2015! (Honda in der Formel-1-Datenbank!) Und das bedeutet auch: McLaren hatte es zuvor in drei Jahren und selbst mit Starfahrer Fernando Alonso nicht geschafft, eine bessere Platzierung als Rang fünf ins Ziel zu bringen. Gasly hingegen hat es fertiggebracht, in seinem erst siebten Formel-1-Rennen.

Mehr noch: Es war gerade mal der zweite Grand Prix der neuen Allianz um Toro Rosso und Honda, die bereits bei den Testfahrten vor Saisonbeginn vielversprechend unterwegs gewesen waren. Einzig der Stadtkurs in Melbourne hat sich daraufhin als Stolperstein erwiesen. Vielleicht bleibt es bei diesem einen schwarzen Fleck auf der weißen Weste. Dann hätte Honda eine echte Trendwende zum Besseren eingeläutet – nach drei Jahren voller Niederlagen, Pannen und Vorwürfen seitens McLaren.

Der Ton bei McLaren war in der Zeit von 2015 bis 2017 immer rauer geworden, bis die Partnerschaft schlussendlich vorzeitig aufgekündigt wurde. Von außen betrachtet ließ das nur einen Schluss zu: McLaren wäre ja schnell gewesen, wenn es das Antriebshandicap nicht gegeben hätte. Aber wie sehr hat sich das britische Traditionsteam wirklich auf die Zusammenarbeit mit Honda eingelassen? War da vielleicht mehr Fingerzeigen statt Hilfestellung im Spiel? Denn es scheint, als wären McLaren und Honda in drei Jahren nie zu einer Einheit verschmolzen. Es gab stets ein "wir" und ein "die" im Team.

 

Defekt: Fernando Alonso, McLaren MCL32

Nun mag man den japanischen Herstellern nachsagen, sie seien beratungsresistent und hätten ihre ganz eigene, langwierige Arbeitsweise, die eine schnelle Reaktion auf Probleme unmöglich macht. Vielleicht aber ist es nur eine Frage dessen, wie sehr sich beide Seiten aufeinander einlassen wollen. Und genau da hat Toro Rosso jetzt schon sehr viel mehr erreicht als McLaren: Das kleinere der beiden Red-Bull-Teams strebt eine lebendige Partnerschaft mit Honda an und tut seinen Teil, um die Grundlagen dafür zu schaffen.

Ein Beispiel: Teamchef Franz Tost dürfte bei seinen diversen Japan-Reisen ins Honda-Motorenwerk schon viele persönliche Kontakte geknüpft haben. Auch laufen bereits interne Workshops, um Motorenhersteller und Formel-1-Rennstall noch enger zu verzahnen, ein gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Denn seitens Toro Rosso ist man gewillt, die Honda-Ingenieure in das eigene Team zu integrieren und nicht als Fremdkörper zu behandeln.

Letzteres war der Fehler bei McLaren-Honda, wo es sinngemäß immer hieß: "Unser Chassis ist klasse, der Motor das Problem." Das erweckte kein Vertrauen, sondern kreierte eine Drucksituation, was die schwierige Zusammenarbeit nur noch mehr belastete. Kurzum: So intensiv, wie sich Toro Rosso um Honda bemüht, hat McLaren das wohl nie getan.

 

Franz Tost, Team Principal, Toro Rosso, and Masashi Yamamoto, General Manager, Honda Motorsport

Und dabei ist das aktuelle Szenario womöglich nur der Vorgeschmack auf das, was schon bald Realität werden könnte: ein Zusammenschluss von Formel-1-Topteam Red Bull mit Honda.

Natürlich wurde auch deshalb Toro Rosso vorgeschickt, um die Lage zu sondieren, um die Grundlagen zu legen. Und dieser Masterplan von Dietrich Mateschitz – er hat Gasly und Toro Rosso nach der Zieldurchfahrt telefonisch gratuliert – scheint aufzugehen: Toro-Rosso-Honda hat schon am zweiten gemeinsamen Rennwochenende mehr positive Schlagzeilen generiert als McLaren-Honda in drei Jahren. Und die Leistung auf der Strecke spricht ebenfalls für sich. Sollte das zum Trend werden, kann sich die Konkurrenz warm anziehen – und sich McLaren selbst in den Hintern treten …

Wer sonst noch gut geschlafen hat:

Ferrari-Pilot Sebastian Vettel dürfte ebenfalls eine angenehme Nachtruhe gehabt haben – nach zwei Siegen in zwei Rennen und der klaren Führung in der Fahrerwertung. Ja, beide Erfolge kamen auch durch glückliche Umstände zustande, doch Motorsport ist Ergebnissport. Und da schlagen zweimal 25 Punkte für Vettel zu Buche. So gut ist er seit 2011 nicht mehr in die Saison gestartet. Erstmals seit 2013 hat er wieder zwei Rennen in Folge gewonnen. Das will was heißen!

Positiv verlief der bisherige Saisonauftakt auch für Nico Hülkenberg bei Renault: Platz sieben in Australien, Platz sechs in Bahrain, dazu der sechste Rang in der WM. Nicht glanzvoll, aber sehr solide. Darauf lässt sich aufbauen!

 

Kevin Magnussen, Haas F1 Team VF-18 Ferrari, leads Esteban Ocon, Force India VJM11 Mercedes, and Nico Hulkenberg, Renault Sport F1 Team R.S. 18

Für Kevin Magnussen und den Haas-Rennstall muss der fünfte Platz in Bahrain wie eine Erlösung gewesen sein. Damit hat das Team sein bisher bestes Ergebnis eingestellt – ebenfalls einen fünften Platz in Bahrain 2016 durch Romain Grosjean. Und nach der doppelten Boxenpanne in Melbourne war diese gute Punktefahrt die genau die richtige Antwort, für Haas zudem der Beweis: Der Speed ist da, das Auto Top-10-fähig!

Apropos Top 10: McLaren ist es auch in Bahrain gelungen, mit beiden Autos in die Punkte zu fahren. Damit steht das Team auf WM-Rang drei hinter Ferrari und Mercedes. Und Alonso bringt es dank der Positionen fünf und sieben in Australien und Bahrain sogar auf Platz vier in der Fahrerwertung! Wie heißt es so schön: The trend is your friend. Und bei McLaren stimmen die Ergebnisse derzeit durchaus.

Eine Erwähnung verdient hat nach diesem Rennen auch Sauber. Denn Marcus Ericsson hat dem Rennstall aus der Schweiz mit Platz neun die ersten Punkte des Jahres beschert. Nicht ganz unwichtig, zumal Sauber 2017 insgesamt nur fünf Zähler errungen hat. Das wird der Motivation im Team gut tun!

PS: Diese Kolumne ist das Schwesterformat zur traditionellen Montags-Kolumne von Christian Nimmervoll auf unseren Schwesterportalen Motorsport-Total.com und Formel1.de. "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" (nämlich Valtteri Bottas), können Sie hier nachlesen!

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