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Kolumne

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Die junge Garde der Formel 1

Frischzellenkur für die Formel 1: Gut ausgebildeter Nachwuchs drängt aus der Formel 2 nach oben - die Königsklasse steht vor einem Generationenwechsel, endlich!

Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Die junge Garde der Formel 1

Colapinto und Bearman: Beide Neulinge konnte in Baku voll überzeugen

Foto: LAT Images

Liebe Leserinnen und Leser,

es war ein einschläfernder Trend, der sich da in den letzten Jahren in der Formel 1 eingeschlichen hat: Fahrer, die längst über dem Zenit sind, und trotzdem viel zu lange an ihren Cockpits kleben - so wie ein paar Jahre zuvor etwa Jogi Löw am Trainerstuhl der deutschen Nationalmannschaft oder Angela Merkel am Amt der Bundeskanzlerin.

Nun, in Baku am Wochenende, da konnte sich so manch einer die Augen reiben, der aufgrund der akuten Verstappen-Langeweile der letzten Jahre vielleicht schon länger nicht mehr eingeschaltet hatte - oder aber auch einfach Lewis Hamilton hieß, der direkt dahinter fahrend einen Logenplatz ergatterte, für das Duell zwischen Franco Colapinto und Oliver Bearman.

Franco wer? Oliver was? Nein, nicht in der Uhrzeit vertan und aus Versehen den Sprint der Formel 2 angemacht, das hier war die Formel 1 - und der Dreikampf der beiden Youngster mit dem Rekordchampion im Mercedes zudem recht hochklassig. Dass Hamilton mit seinen 39 Jahren der Vater der beiden Burschen (21 und 19 Jahre jung) sein könnte, geschenkt ...

Sowohl Williams' Lückenfüller bis zur Ankunft von Carlos Sainz, als auch Haas' Ersatzmann für den gesperrten Kevin Magnussen, der das Cockpit des Auslaufmodells aus Dänemark 2025 in Vollzeit übernimmt, machten ihre Sache am Wochenende exzellent - und konnten obendrein mit ihren erfahrenen Teamkollegen mithalten, beziehungsweise diese teilweise sogar hinter sich lassen.

 
 

 

Plötzlich in der Formel 1: Oliver Bearman und Franco Colapinto

Plötzlich in der Formel 1: Oliver Bearman und Franco Colapinto

Foto: Motorsport Images

Am Ende wurden beide Jungespunde bei ihrem jeweils erst zweiten Formel-1-Auftritt dafür mit Punkten belohnt: Colapinto als Achter, Bearman als Zehnter, was ihn zum ersten Piloten in der F1-Geschichte macht, der bei seinen beiden ersten Grand-Prix-Teilnahmen Punkte für verschiedene Teams holt.

Stichwort Dinge, die es so vorher in der Königsklasse noch nicht gab: Im vergangenen Winter war das vor allem die Tatsache, dass es zwischen alter und neuer Saison zu keinem einzigen Wechsel im Fahrerfeld kam! Krasser hätte man den verstopften Flaschenhals gar nicht darstellen können, der die mangelnde Durchlässigkeit für Talente aus der Formel 2 metaphorisch wohl am besten beschreibt, und an dem die Formel 1 schon länger krankt.

Jugend forscht: Renaissance des Jugendwahns in der F1

Doch manchmal hat so eine Krankheit auch etwas Heilendes, denn dann entzündete sich in Saudi-Arabien Carlos Sainz' Blinddarm, Nachwuchsmann Bearman verhalf das zu einem spontanen Ferrari-Debüt, bei dem er sich mehr als respektabel schlug. Was ihm in weiterer Folge einen Platz beim Scuderia-Kundenteam Haas für kommende Saison sicherte.

Bei Williams krankten indes schon seit Anbeginn seiner Zeit in der Formel 1 die Leistungen des schlichtweg überforderten Logan Sargeant. Nach dem nächsten teuren Crash in Zandvoort hatte Teamchef James Vowles genug, nahm den Amerikaner raus - und setzte für den Rest der Saison mit Colapinto lieber auf einen Fahrer aus dem eigenen Juniorenprogramm, als sich von Ex-Arbeitgeber Mercedes Mick Schumacher aufschwatzen zu lassen.

 

Dreikampf: Colapinto, Bearman und Hamilton schenkten sich in Baku nichts

Dreikampf: Colapinto, Bearman und Hamilton schenkten sich in Baku nichts

Foto: Motorsport Images

Auch abseits davon fielen auf dem Transfermarkt der Vollgasbranche im Sommer ein paar Dominosteinchen so, dass die Schreiber aller Headlines mit Blick nach vorne vorsichtshalber schon mal wieder alte Slogans wie "Jugend forscht" aus der Schublade kramen können. Einen Anteil an dieser Renaissance hat dabei freilich auch einer, der am Sonntag in Baku von ganz oben am Podium grüßte: McLarens Rennsieger Oscar Piastri (23).

Der Australier und sein kometenhafter Aufstieg zu einem der Top-Piloten der Serie, gerade einmal anderthalb Jahre nach seinem F1-Debüt, hat viele Teamchefs umdenken lassen, ob es wirklich so eine kluge Idee ist, die Talente in den eigenen Reihen langfristig auf der Ersatzbank versauern zu lassen, wie das in den letzten Jahren viel zu oft geschehen ist - man denke nur mal an Formel-2-Meister Felipe Drugovich, der bis heute auf einen Grand-Prix-Einsatz wartet.

Piastri führt im zweiten Jahr gestandene F1-Stars vor

"Unglaublich, es kommt einem gar nicht so vor, als wäre der erst anderthalb Jahre dabei. Er ist wirklich abgebrüht gefahren", urteilt am Sonntag beispielsweise Ex-F1-Pilot und TV-Experte Christian Klien bei ServusTV über Piastri, und lobt: "Erst das Überholmanöver, und dann die ganze Zeit der Druck von Charles Leclerc dahinter. Doch er hat keinen einzigen Fehler gemacht, und hat das perfekt ins Ziel gebracht."

Tatsächlich führt Piastri am Sonntag den gestanden Ferrari-Star Leclerc (siebtes Formel-1-Jahr) auf der Bremse vor, so wie vor zwei Wochen in Monza noch seinen nicht minder gestandenen Stallgefährten Lando Norris (sechstes Formel-1-Jahr), dem ich an dieser Stelle zum wiederholten Male viel Spaß wünsche mit dem Teamkollegen, der da in den nächsten Jahren noch auf ihn zukommt - egal, wie die WM diese Saison auch ausgehen mag.

 

Oscar Piastri kann der Superstar einer neuen Fahrergeneration werden

Oscar Piastri kann der Superstar einer neuen Fahrergeneration werden

Foto: Motorsport Images

Kurios: Vor dem Rennen in Baku hatte sich McLaren nach einer wochenlangen Hängepartie eigentlich endlich festgelegt, dass der hochbegabte Australier nun für Norris in der Weltmeisterschaft fahren soll. Am Ende war es aber genau genommen exakt andersrum: Der WM-Zweite musste sich im Rennen taktisch bedingt breit machen und Red Bulls Sergio Perez aufhalten, um dem Führenden Piastri zu helfen.

Seit Wochen fragen sich die Experten im Fahrerlager, warum das Papaya-Team so lange daran festgehalten hat, zwei Nummer-1-Piloten zu haben? Wer die Abgebrühtheit Piastris am Sonntag gesehen hat, eben jene, die Norris so oft fehlt, der versteht, warum Andrea Stella und Zak Brown im Schützling von Mark Webber mit Blick nach vorne vielleicht sogar das noch größere Versprechen für die Zukunft sehen ...

Doppelagent Alonso: Bald neben seinem Fahrer im Grid?

An Versprechen für die Zukunft jedenfalls, da mangelt es auch der Formel 1 aktuell wahrlich nicht, das hat dieser Aserbaidschan-Grand-Prix in Baku eindrucksvoll bewiesen: Daran sollte sich jetzt auch das zukünftige Audi-Werksteam ein Beispiel nehmen, der letzte Rennstall, der für 2025 noch ein freies Cockpit zu besetzen hat.

Zuletzt mehrten sich die Gerüchte, dass Audis neuer starker Mann Mattia Binotto ein Auge auf Formel-2-Tabellenführer Gabriel Bortoleto geworfen hat, um doch noch den zumindest auf der Strecke eher trostlos auftretenden Valtteri Bottas (ja, die ganze Vokuhila-Show daneben finde ich auch unterhaltsam) loszuwerden. Gemanagt wird der junge Brasilianer übrigens von keinem Geringeren als Fernando Alonso!

 

Die Nächsten, bitte! Antonelli und Bortoleto fahren aktuell noch Formel 2

Die Nächsten, bitte! Antonelli und Bortoleto fahren aktuell noch Formel 2

Foto: Motorsport Images

Das muss man dem schlauen Fuchs aus Asturien schon lassen: Während der Jugendwahn in der Formel 1 Einzug hält, hält sich Alonso nicht nur wacker mit seinen 43 Jahren und einem langjährigen Vertrag beim baldigen Adrian-Newey-Team Aston Martin - wenn er es jetzt auch noch schafft, während er selbst noch als Aktiver am Start ist, seinen eigenen Protegé im Fahrerfeld zu platzieren, hätte das schon eine ganz spezielle Note.

So etwas kann man wahrscheinlich wirklich nur bei Flavio Briatore höchstpersönlich lernen ... der als Sonderberater für Alpine ja auch noch mitmischt im großen Formel-1-Konzert, und für seinen Rennstall unlängst ebenso ein neues Gesicht - pardon, Babyface! - anheuerte:

Mit Jack Doohan (21), der seinen Alpine-Vertrag für 2025 schon genauso in der Tasche hat, wie Mercedes-Supertalent Kimi Antonelli (18) den bei den Silberpfeilen von Mercedes, stehen die nächsten Youngster schon in den Startlöchern. Und auch im Fall von Red Bulls Liam Lawson (22) scheint es nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der junge Neuseeländer Racing-Bulls-Routinier Daniel Ricciardo in Rente schickt.

Frisches Blut also an allen Fronten für eine erfrischende Königsklasse! Zeit wurde es ...

Euer Frederik Hackbarth

 

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