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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Sebastian Vettel

Warum sich Sebastian Vettel nach dem Grand Prix von Ungarn 2022 wie ein Gewinner fühlen und ganz entspannt in die Formel-1-Sommerpause gehen kann

Sebastian Vettel, Aston Martin

Foto: FIA

Ob es bisher ein emotionales Wochenende für ihn gewesen sei, wurde Sebastian Vettel am Samstag beim Ungarn-Grand-Prix 2022 auf dem Hungaroring bei Budapest gefragt. Antwort: "Nein, nicht so sehr. [Es ist] eher eine Erleichterung, wenn ich ehrlich bin."

Das ist auch der Grund, liebe Leser, weshalb ich Vettel zum Protagonisten meiner Formel-1-Montagskolumne gemacht habe. Denn jetzt ist es raus: Vettel hat entschieden, er hört auf.

Jetzt muss er nicht mehr länger abwägen, ob er noch einmal bei Aston Martin unterschreiben soll, um dann – wahrscheinlich – ein weiteres Jahr "dabei" zu sein in der Formel 1, ohne Aussicht auf die Erfolge, die das Team eigentlich anstrebt und die sich Vettel mit seinem Wechsel zu Aston Martin erhofft hat. Nein, Vettel zieht einen Schlussstrich zum Jahresende, und das ist gut so.

Sebastian Vettel punktet mit Entschlossenheit

Mit "gut so" meine ich an dieser Stelle nicht, dass es Zeit geworden ist für Vettel. Im Gegenteil: Ich halte ihn noch immer für einen begnadeten Rennfahrer, der im richtigen Auto weiterhin für ausgezeichnete Ergebnisse in Frage kommen würde, und für eine absolute Bereicherung für die Formel 1 mit seinem gesamten Auftreten.

Mit "gut so" meine ich vor allem: Vettel muss sich nicht länger fragen, wie es weitergeht. Er selbst hat sein Schicksal bestimmt, wurde nicht ausgemustert, sondern geht aus freien Stücken.

Sebastian Vettel im aktuellen Aston Martin AMR22

Sebastian Vettel im aktuellen Aston Martin AMR22

Foto: Andy Hone / Motorsport Images

Aston Martin, so beteuern die Verantwortlichen des Teams, hätten ihn gerne weiter als Formel-1-Fahrer beschäftigt, doch Vettel lehnte ab. Schon alleine diese Entscheidung nötigt mir Respekt ab. Denn Vettel hätte natürlich weitermachen und ein weiteres Jahr ganz gut kassieren können, wollte er aber nicht. Das zeugt von großer Entschlossenheit.

Es ist diese Entschlossenheit, die ihn weit gebracht hat im Motorsport, von den Tagen im Kartsport über die Nachwuchsserien bis hinein in die Formel 1 und an die Weltspitze. Und das kommt mir bei manchen Reaktionen auf den angekündigten Rücktritt von Vettel aus der Formel 1 ein bisschen zu kurz: Hier geht einer der erfolgreichsten deutschen Rennfahrer überhaupt.

Vettels Erfolge in der Formel 1

Was bei Michael Schumacher "7 und 91" ist, ist bei Vettel "4 und 53". In die Dimensionen seines großen Idols ist Vettel also nicht vorgestoßen, aber er ist ziemlich nahe dran. Und die Bestenlisten weisen ihn als einen der ganz Großen aus.

Nur Alain Prost hat wie Vettel viermal die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen. Mehr haben nur Juan Manuel Fangio mit fünf und Schumacher sowie Lewis Hamilton mit je sieben WM-Titeln erreicht.

In der Rangliste der meisten Siege steht Vettel mit 53 auf dem dritten Platz, hinter Hamilton (103) und Schumacher (91), aber vor Prost (51) und Ayrton Senna (41).

Bei den Polepositions hält er sich mit 57 ebenfalls in der Spitzenregion auf, übertroffen nur durch Hamilton (103), Schumacher (68) und Senna (65).

Vettel hält auch einige besondere Formel-1-Rekorde: jüngster Fahrer auf der Poleposition, jüngster Weltmeister, längste Siegesserie in einer Saison – und das ist nur ein Auszug aus seiner Grand-Prix-Vita, mit der sich Vettel sicher nicht verstecken braucht.

Alles eine Frage des Timings?

Vielleicht ist all das seit seiner erfolgreichsten Zeit in der Formel 1 mit Red Bull etwas in den Hintergrund geraten, weil Vettel anschließend bei Ferrari und auch bei Aston Martin nicht das erreicht hat, was er sich vorgenommen hatte. Er wollte "Schumi" nacheifern und ebenfalls in Rot noch einmal Weltmeister werden. Das hat aber nicht geklappt, schade für Vettel.

Sebastian Vettel im Ferrari SF70H in der Saison 2017

Sebastian Vettel im Ferrari SF70H in der Saison 2017

Foto: Sutton Images

Timing ist eben vieles (oder alles?) in der Formel 1: Bei Red Bull passte alles für Vettel. Bei Ferrari kam ihm die Mercedes-Dominanz zu Beginn des Turbo-Hybrid-Reglements in die Quere, manchmal Ferrari und – vor allem in späteren Jahren – Vettel auch sich selbst mit eigenen Schnitzern. Bei Aston Martin gab die Technik nicht sehr viel mehr her.

Vettel hat es aber über all die Jahre verstanden, Glanzpunkte zu setzen, bot Hamilton in den WM-Saisons 2017 und 2018 lange die Stirn, holte im unterlegenen Aston Martin Achtungserfolge wie 2021 den zweiten Platz in Baku oder P5 in Monaco.

Ein Weltsportler mit Format und Meinung

Und doch gibt es kritische Stimmen. Teilweise zurecht, weil Vettel – wie wir alle – manchmal Fehler gemacht hat. Auch seine Ansichten teilt nicht jeder. Ihm wird Heuchelei vorgeworfen, weil er sich für Umweltschutz einsetzt, aber ein Formel-1-Auto fährt, weil er in Deutschland Grün wählen würde, ohne in Deutschland zu wohnen. Auch mit seinen Äußerungen zu sozialer Ungerechtigkeit und mehr friedlichem Miteinander eckte Vettel schon an.

Dabei ist er einer von wenigen Weltsportlern mit Format, der sich nicht davor scheut, auch unbequeme Themen anzusprechen, der Verantwortung übernimmt – nicht nur in der Formel-1-Fahrergewerkschaft GPDA, sondern auch außerhalb des Rennsports.

Damit hat er sich ganz offensichtlich nicht nur Freunde gemacht, doch Vettel ist es egal. Er ist ein Freund klarer Worte, der sich bei ihm wichtigen Dingen nicht in Floskeln flüchtet, sondern geraderaus seine Meinung vertritt, komme, was wolle.

Es ist diese klare Haltung, die der Formel 1 fehlen wird, wenn Vettel nach dem Saisonende 2022 nicht mehr da ist. Und es ist sein fahrerisches Können, das man vermissen wird. Beides hat die "Königsklasse" über so viele Jahre bereichert und Vettel zu einem Ausnahmesportler gemacht.

Er hat fast alles erreicht und jetzt eine ganz große Entscheidung getroffen. Dazu kann man Vettel nur gratulieren. Und ich bin mir sicher: Er schläft mit dieser Entscheidung wesentlich ruhiger als in den Wochen davor.

Einverstanden? Widerspruch? Lasst uns reden!

Ihr denkt ähnlich? Oder ganz anders? Dann lasst uns darüber reden: Folgt mir gerne auf Facebook und/oder Twitter, wo ich diese Kolumne - und weitere andere Themen aus der Formel 1 und dem Motorsport allgemein - gerne mit euch diskutiere.

Und wer nach dem Rennen auf dem Hungaroring nicht gut geschlafen hat? Das erfahrt ihr wie immer in der Schwesterkolumne von Chefredakteur Christian Nimmervoll auf Motorsport-Total.com. Hier klicken!

Euer
Stefan Ehlen

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