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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Haas hat 2019 das viertschnellste Auto der Formel 1, aber Barcelona hat gezeigt, warum das Team in der Konstrukteurs-WM nur auf dem sechsten Platz liegt

Guenther Steiner, Team Principal, Haas F1, talks with Romain Grosjean, Haas F1

Guenther Steiner, Team Principal, Haas F1, talks with Romain Grosjean, Haas F1

Simon Galloway / Motorsport Images

Liebe Leser,

ich hätte heute genauso gut Mattia Binotto "schlecht schlafen" lassen können. Ferrari hat sich beim Grand Prix von Spanien wahrlich nicht besonders geschickt angestellt (hat ja jeder gesehen), und noch dazu scheint nach dem fünften Rennen auf fünf teilweise ziemlich unterschiedlichen Kursen der WM-Zug langsam in Richtung Brackley abzufahren anstatt in Richtung Maranello. Aber dreimal hintereinander Binotto in unserer Montags-Kolumne, das ist dann vielleicht doch ein bisschen zu viel, oder?

Oder Nico Hülkenberg. Renault, von mir klar favorisiert, 2019 "Best of the Rest" zu werden und den Abstand zu den Topteams zu verringern, scheint eher weiter zurückzufallen, je länger die Saison dauert. Das ist eine maßlose Enttäuschung. Vor allem für Hülkenberg, der sicher nicht damit gerechnet hätte, dass er auch im letzten Jahr seines Dreijahresvertrags weit davon entfernt ist, zumindest dann und wann aufs Podium zu fahren.

Das Gleiche könnte man über Daniel Ricciardo sagen. Bei den britischen Kollegen von 'Sky' wurde am Sonntagnachmittag erstmals thematisiert, ob er mit dem Teamwechsel einen entscheidenden Karriere-Fehler gemacht hat. Hat er vielleicht. Auch wenn ein Verbleib bei Red Bull gegen einen Verstappen in Überform sicher ebenfalls kein Wunschszenario gewesen wäre.

Mit einem "halben Ferrari" nur ein Achtel der Punkte

 

Aber wirklich schlecht geschlafen haben muss nach dem Rennen in Barcelona Günther Steiner. Haas hat seit 2018 wahrscheinlich das viertschnellste Auto der Formel 1. Vor Renault. Und doch bekommen die Amerikaner nicht die Ergebnisse auf Schiene, die mit dem "halben Ferrari" eigentlich möglich wären.

Mercedes zeigt, wie perfekt ausgeführte Rennen in der Formel 1 den Unterschied machen können. Der F1 W10 EQ Power+ ist dem Ferrari rein vom Speed her zumindest nicht deutlich überlegen. Aber nach Punkten steht's aktuell 217:121. Haas hingegen liegt zum Beispiel gegen McLaren schon mit 15:21 im Hintertreffen, obwohl der schwarz-goldene VF-19 sicher nicht langsamer ist als der MCL34.

Warum das so ist, dafür war Barcelona ein mahnendes Beispiel. Die Aufgabenstellung für Haas ist (klingt) simpel: die Ferrari-Technologie nehmen und das Beste daraus machen. Mit perfektem Teamwork, gelassenen Strategien und fehlerlosen Fahrern. Aber das kriegt Haas nicht so hin, wie sich Steiner das wahrscheinlich wünschen würde.

Das Boxenstopp-Drama von Melbourne 2018 möchte ich an dieser Stelle nicht noch einmal aufwärmen. Kann passieren - solange man draus lernt. Dass es sich in Melbourne 2019 zumindest bei einem Auto wiederholt hat, ist schon eher besorgniserregend.

Und im Rennen gestern hat sich gezeigt, dass es wohl eine der Hauptaufgaben sein wird, Romain Grosjean endlich unter Kontrolle zu bringen. Haas hätte nach dem Re-Start locker einen sicheren siebten und achten Platz nach Hause fahren können. Der Abstand zu den Verfolgern war - vom Speed her - groß genug.

 

Duell eskaliert in der ersten Kurve - zweimal!

Doch was passiert? Zuerst hält es Kevin Magnussen beim Re-Start für eine gute Idee, den da noch vor ihm liegenden Teamkollegen anzugreifen. Der Däne beschleunigt besser aus der letzten Kurve heraus, saugt sich im Windschatten an, krallt sich die Innenbahn für die erste Kurve - und geht vorbei. Soweit sauber.

Dass es dabei zu einer Berührung kommt: völlig überflüssig! Grosjean machte die Tür zu, als wäre es ein Gegner aus einem anderen Team, fuhr Magnussen seitlich in die Kiste und hatte Riesenglück, dass er damit nicht beide Autos aus dem Rennen beförderte. Dann auch noch den Nerv zu haben, sich am Funk zu beschweren ("Das war nicht fair von Kevin!"), ist schon ein starkes Stück.

Magnussen murmelt am Boxenfunk ein paar Sekunden später etwas von "Tell him to ...", aber das zeigt erstmal keine Wirkung. Vom Kommandostand kommt jetzt der Befehl an Grosjean: "Wir müssen Positionen halten. Wir müssen uns beruhigen. Wenn du es probierst, muss es sauber sein."

Grosjean, offenbar sauer über die verlorene Position, probiert wenig später trotzdem den Konter - wieder in Kurve 1, wieder berühren sich die beiden, und wieder muss er in die Auslaufzone, wo der Ritt über eine Bodenschwelle seinen Unterboden beschädigt!

 

Steiner lässt Nachricht am Boxenfunk ausrichten

Erst jetzt greift Steiner ein und lässt seine Renningenieure ausrichten: "Die Nachricht von Günther an beide Fahrer ist, sich zu beruhigen. Also beruhigt euch!" Magnussen schwant da schon: "Wenn ich hinter ihn zurückfalle, falle ich auch hinter alle anderen zurück!"

Es kommt, wie es kommen muss: Zwar kann Magnussen seinen siebten Platz halten. Aber Grosjean hat sich seinen Unterboden so sehr beschädigt, dass er Sainz und Kwjat ziehen lassen muss. Er kann von Glück reden, dass er in den letzten Runden zumindest Albon hinter sich hält. Sonst wäre er statt sicher scheinender vier Punkte ganz leer ausgegangen. So wurde es immerhin einer.

War das klug gemanagt? Nein. Ich finde es nicht prinzipiell falsch, dass man Teamkollegen frei gegeneinander fahren lässt. Dass das geht, beweisen Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Doch die beiden Mercedes-Stars sind im Kopf offenbar deutlich weiter als die beiden Haas-Heißsporne. Wenn die Fahrer Grosjean und Magnussen heißen, ist Ärger bei freiem Racing vorprogrammiert.

Barcelona ist nicht der erste solche Zwischenfall. In Silverstone 2018 sind die beiden schon einmal aneinandergeraten. Aber dass es gleich zweimal in einem Rennen passiert, und dass die Anweisung, nichts Dummes anzustellen, missachtet wird, das hat eine andere Qualität. Und das muss eigentlich Konsequenzen haben.

Steiner ist bewusst, dass seine Autorität auf dem Spiel steht. Er hat sich Grosjean und Magnussen gleich nach dem Rennen geschnappt, sich mit ihnen in einen ruhigen Raum gesetzt und die Sache geklärt. Im Interesse aller Netflix-Abonnenten kann man nur hoffen, dass die Filmkameras dabei waren und wir zumindest in einem Jahr Mäuschen sein dürfen.

 

Grosjean: Mehr Talent, weniger Selbstbeherrschung

Grosjean ist meiner Meinung nach der begabtere der beiden Haas-Piloten, der, der sein Rennauto auf eine Runde schneller bewegen kann als Magnussen. Der mit ein bisschen mehr Talent. Aber was nützt das, wenn sich einer mit 33 Jahren, in seiner neunten Saison in der Formel 1, immer noch nicht im Griff hat?

Steiner wollte die Diskussion, wer mehr Schuld hat, am Sonntag nicht öffentlich führen. Für mich ist klar: Das war Grosjean. Und weil es nicht sein erster Fauxpas war, und vor allem weil er mit seiner Fahrweise die Autorität des Teamchefs und die Interessen des Teams untergraben hat, sollte man nun Konsequenzen ziehen.

Ihn rauszuschmeißen wäre vielleicht zu hart. Ein Fahrerwechsel mitten in der Saison ist wegen des medialen Begleitrauschens nicht so, als würde ein Fabriksleiter einen seiner tausenden Fließband-Mitarbeiter entlassen. Das will gut überlegt sein - zumal es ja auch einen probaten Ersatz braucht, der Pietro Fittipaldi im Moment noch nicht sein kann.

Aber ich denke, Steiner wäre gut beraten, sich Grosjean mal nach Hause einzuladen, ein bisschen in Südtirol wandern zu gehen und sich dann in der Küche zusammenzusetzen, um alle Karten offen auf den Tisch zu legen. Um alle negativen Gedanken und Vorbehalte aus der Welt zu schaffen, die beidseitig vorhanden sind. Um ganz ehrlich zu diskutieren, ob und wie es weitergehen soll.

So, wie es Toto Wolff im Dezember 2016 mit Lewis Hamilton gemacht hat. Man weiß schließlich, wie die Geschichte ausgegangen ist: gut!

Übrigens: Mein Kollege Ruben Zimmermann hat heute die Schwesterkolumne "Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat" auf unserem Schwesterportal Formel1.de verfasst. Und ist dabei zum Schluss gekommen, dass Fernando Alonso mit seinem Rücktritt alles richtig gemacht hat ...

 

Christian Nimmervoll

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