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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Punkte auf McLaren verloren, ein neuer Protest, keine strategische Unterstützung mehr und Sorgen für 2021: Cyril Abiteboul kämpft mit Renault gegen mehrere Brandherde

Cyril Abiteboul, Managing Director, Renault F1 Team

Cyril Abiteboul, Managing Director, Renault F1 Team

Jerry Andre / Motorsport Images

Liebe Leser,

wer in den Tagen von Suzuka schlecht geschlafen haben dürfte, ist an diesem Wochenende relativ einfach zu beantworten: im Grunde jeder, der im Bereich der Rennstrecke oder auch nur im groben Umfeld davon verweilt hat. Denn Taifun "Hagibis" hat in Japan eine Spur der Verwüstung hinterlassen und am Samstag sicherlich vielen eine unruhige Nacht beschert.

Auch die Formel 1 war betroffen und hat rechtzeitig den kompletten Qualifying-Tag abgesagt - eine absolut richtige Entscheidung. Denn an Fahrbetrieb war bei den Verhältnissen absolut nicht zu denken und wäre für alle Beteiligten und auch Zuschauer nicht zu verantworten gewesen.

Somit hat die Wetterlage wohl nur uns in der Redaktion besser schlafen lassen, weil wir uns am Samstag nicht die Nacht um die Ohren schlagen mussten.

Doch das ist gar nicht Thema dieser Kolumne, denn wortwörtlich dreht sich diese ja um "letzte Nacht" - und da war von Taifun "Hagibis" überhaupt nichts mehr zu spüren.

Wer derzeit in der Formel 1 ziemlich unruhig schlafen dürfte, ist für uns Cyril Abiteboul. Der Teamchef von Renault musste in den Tagen von Japan einige Rückschläge einstecken und dürfte dem Vorstand des Konzerns immer weniger Argumente für einen Verbleib in der Königsklasse liefern - sei es für seine eigene Person oder gar für das ganze Team.

Rein sportlich kann man Renault im Rennen am Sonntag überhaupt nichts vorwerfen. Die Plätze sechs und zehn für Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg sind angesichts der Ausgangsposition eine positive Überraschung und somit kein Grund für Kritik.

Wieder an Boden verloren

Das Problem ist eben, dass solche Platzierungen überhaupt eine positive Überraschung darstellen. Schon der Trainingsfreitag verlief katastrophal, als man lediglich die hoffnungslosen Williams hinter sich lassen konnte. Im Qualifying dann die Krönung: Aus für Ricciardo in Q1, Hydraulik-Defekt für Hülkenberg in Q2.

Noch schlimmer ist jedoch, dass Hauptkonkurrent McLaren durch Rang fünf erneut mehr Punkte einfahren konnte und im Kampf um Rang vier in der Gesamtwertung weiter enteilt ist. Zwar holte Carlos Sainz nur einen Zähler mehr, allerdings ist auch ein Rennen weniger auf der Uhr - und Renault muss eigentlich aufholen.

34 Zähler müssen die Franzosen aufholen. Das macht bei vier ausstehenden Rennen durchschnittlich 8,5 Punkte pro Grand Prix. Klingt machbar, aber: Japan war erst der dritte Lauf in diesem Jahr, in dem Renault überhaupt mehr als acht Punkte holte.

Nico Hulkenberg, Renault F1 Team R.S. 19, leads Sergio Perez, Racing Point RP19

Nico Hulkenberg, Renault F1 Team R.S. 19, leads Sergio Perez, Racing Point RP19

Foto: Glenn Dunbar / Motorsport Images

Der Zug für Rang vier ist damit eigentlich fast abgefahren. Und das gegen ein Team mit dem gleichen Motor. Die vollmundigen Ankündigungen vor der Saison, dass man mit Abstand stärkste Kraft im Mittelfeld sein werde, fliegen Abiteboul nun um die Ohren. Wobei sie das eigentlich schon seit längerem tun.

Statt Renault wieder Schritt für Schritt in Richtung Erfolg zu führen, schlittert Abiteboul mit dem Team aktuell von einer Negativschlagzeile in die nächste. In Japan wurde gegen den Rennstall Protest eingelegt, weil man angeblich mit einem illegalen System fahren würde, das die Bremsbalance verstellt.

Das dürfte nicht nur eine Lappalie sein. Denn nicht umsonst hat die FIA Lenkräder und Elektronik-Kontrolleinheiten beschlagnahmt. Racing Point hat sogar ein zwölfseitiges Dossier eingereicht - so komplex, dass man die Angelegenheit nicht in Suzuka klären konnte.

Sollte Renault schuldig gesprochen werden, droht also nicht nur der Verlust der Suzuka-Punkte, sondern womöglich noch mehr.

Keine Allianz mehr für Renault

Doch vielmehr als die aktuelle Situation sollte Renault die Zukunft Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Denn die ist nach den vergangenen Tagen mehr als ungewiss. Nach Red Bull hat man nun auch noch McLaren als Motorenpartner verloren. Somit stehen die Franzosen ab 2021 alleine da. Damit fehlen nicht nur wichtige Referenzwerte, sondern auch strategische Partner, die in der politischen Formel-1-Welt enorm wichtig sind.

Wie wichtig, das hat sich in diesen Tagen ebenfalls erwiesen. Sechs Teams sollen sich plötzlich gegen das neue Reglement ab 2021 ausgesprochen haben. Wenig überraschend wollen die Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull, dass alles so bleibt, wie es ist. Dadurch können sie ihre Vormachtstellung in der Serie behalten.

Cyril Abiteboul, Managing Director, Renault F1 Team and Frederic Vasseur, Team Principal, Alfa Romeo Racing

Cyril Abiteboul, Managing Director, Renault F1 Team and Frederic Vasseur, Team Principal, Alfa Romeo Racing

Foto: Mark Sutton / Motorsport Images

Und wenig überraschend stehen auch die engen Verbündeten Racing Point (Mercedes), Haas (Ferrari) und Toro Rosso (Red Bull) auf dieser Seite - obwohl sie eigentlich von einer Neuausrichtung des Feldes profitieren würden.

Somit ist plötzlich ein Großteil der Teams gegen die Reformpläne, in die gerade Renault große Hoffnungen gesteckt hat. Die aktuelle Schwächephase hatte der Hersteller in Kauf genommen, um 2021 wieder nach dem Titel zu greifen. Sollte die Reform am Ende ausbleiben, könnte sich der Hersteller auf gut Deutsch verarscht vorkommen und die Formel 1 verlassen.

Die beste Ausgangsposition hat Renault somit weder aktuell, noch in Richtung Zukunft. Und das fällt am Ende auf Cyril Abiteboul zurück.

Et maintenant, Renault? - Was nun?

 

P.S.: "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" fand jahrelang jeden Montag auf unseren Portalen Formel1.de und Motorsport-Total.com statt. 2019 ist sie umgezogen zu de.motorsport.com. Auf unseren Schwesterportalen erfahren sie stattdessen, "Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat". Und das, meint mein Kollege Ruben Zimmermann, kann nach dem zwölften Titel in sechs Jahren nur Mercedes sein.

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