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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Chefredakteur Christian Nimmervoll glaubt, dass sich Daniel Ricciardo mit seinem Wechsel zu Renault keinen Gefallen getan hat

Daniel Ricciardo, Renault F1 Team

Foto: Mark Sutton / Motorsport Images

Liebe Leserinnen und Leser,

Daniel Ricciardo ist, das kann man drehen und wenden, wie man will, einer der großen Verlierer der gestern zu Ende gegangenen Formel-1-Saison. Die Bilanz des Australiers, der vor fünf Jahren mit 3:0 Siegen die Ära Sebastian Vettel bei Red Bull beendet hat, liest sich ernüchternd: WM-Neunter, 54 Punkte, kein einziger Podestplatz.

Zum Vergleich: In der Saison 2018 bei Red Bull, die ihn zum Wechsel veranlasst hat, wurde er mit mehr als dreimal so vielen Punkten WM-Sechster und gewann immerhin zwei Rennen.

Ricciardo war nicht verwegen genug, ernsthaft daran zu glauben, mit Renault auf Anhieb um Siege kämpfen zu können. 2019 war als Aufbaujahr gedacht, und das fing auch ganz gut an. In der Fabrik in Enstone wurde in den vergangenen zwei Jahren enorm aufgerüstet, und als Cyril Abiteboul vor Saisonbeginn handverlesene Journalisten durch die Räumlichkeiten führte, dachten viele, dass das ein Team sein muss, das unmittelbar vor dem Durchbruch steht.

Aber Fehlanzeige.

Nach dem mäßigen Saisonstart, nach dem es eigentlich nur besser werden konnte, wurde es stattdessen immer schlechter. Am letzten Trainingsfreitag des Jahres in Abu Dhabi stand Renault auf P15/16. Und im Rennen gab's nichtmal einen WM-Punkt, obwohl beide Autos ohne signifikante Probleme durchfuhren.

Ricciardo, der Dauerlächler aus dem sonnigen Perth, ist inzwischen 30 Jahre alt. Er befindet sich mittendrin in einer definierenden Phase seiner Karriere, und er steckt fest in einem langfristigen Renault-Vertrag, aus dem vor Ende 2020 kein Entkommen ist.

 

Bei Renault wiederum ist die Lage seit seiner Ankunft nicht besser, sondern schlechter geworden. Sportlich gesehen ist das noch die geringere Sorge. Aber das "Big Picture", das bereitet Sorge. Denn der Konzernvorstand hat ein milliardenschweres Sparprogramm ausgerufen und erklärt, dass auch das Formel-1-Team auf dem Prüfstand steht. Und da der Staat Frankreich himself einer der Teilhaber des Konzerns ist, wird ein gesellschaftlich zumindest oberflächlich betrachtet irrelevantes Programm wie die Formel 1 ganz schnell gestrichen, sofern es nicht erfolgreich ist.

Für Ricciardo wäre das potenziell eine Katastrophe. Er hatte 2018 Zweifel, dass Honda einen siegfähigen Motor bauen würde, und glaubte nicht mehr daran, mit Red Bull Weltmeister werden zu können.

Wäre er wahrscheinlich auch nicht geworden, weil das Jahrhundert-Talent Max Verstappen aktuell von kaum jemandem zu knacken gewesen wäre. Auch von Ricciardo nicht. Aber mit seinem Renninstinkt und seinem smarten Zweikampfverhalten wäre er immer dann zur Stelle gewesen, wenn Verstappen gepatzt hätte. Und da hätten sich Chancen ergeben.

Stattdessen ist Ricciardo dem Ruf des Geldes gefolgt - satte 25 Millionen Euro Jahresgage verdient er bei Renault. Bei Red Bull hätte er das auch verdienen können, aber nur einschließlich Erfolgsprämien. Und bei denen hatte er so seine Zweifel, wie man hört.

Es wäre eine Tragik, wenn ausgerechnet eine der beliebtesten und freundlichsten Figuren im Paddock daran scheitern sollte, dass sie sich von Geld verführen ließ. Aber es deutet viel darauf hin, dass das eines Tages Ricciardos Geschichte sein wird: großes Talent, falsche Entscheidungen getroffen, nie Weltmeister geworden.

Ich hoffe, dass ich mich irre. Es kann gar nicht so schlecht laufen, dass der Sonnyboy bei einem Medientermin oder Interview mal schlecht gelaunt ist. Er verbreitet im Paddock der Formel 1, in dem viele gefährdet sind, sich viel zu ernst zu nehmen, immer gute Laune. Und steckt damit andere an. Auch mich.

Das Vertrauen fehlt nicht in das Talent oder den Riecher Ricciardos. Das Vertrauen fehlt in Renault. Auch für 2020.

 

Christian Nimmervoll

P.S.: "Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat" erfahren sie wie gewohnt auf unserem Schwesterportal!

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