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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Lando Norris

Auch wenn ihm immer was einfallen würde, um Ferrari durch den Kakao zu ziehen: Christian Nimmervoll setzt sich nach Barcelona mit Lando Norris auseinander

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Lando Norris

Liebe Leser/-innen,

es ist erst die siebte Montagskolumne der Formel-1-Saison 2023, und mindestens zum dritten Mal würde mir eigentlich zum Thema Ferrari am meisten einfallen. Dass nicht schon wieder Teamchef Frederic Vasseur oder einer der beiden Fahrer schlecht schlafen, hat einzig und allein damit zu tun, dass wir für unsere Montagskolumnen eine Liste führen, wer wann schon mal dran war, und im besten Fall nicht immer die gleichen Namen auf dieser Liste stehen sollten.

Dabei gäbe es gute Gründe, Ferrari schon wieder den Spiegel vor die Nase zu halten. Jenen Boxenfunk mit Charles Leclerc zum Beispiel, als der vor dem nächsten Boxenstopp explizit die weichen Reifen verlangte, das von seinem Renningenieur zur Kenntnis genommen wurde, man ihm aber trotzdem den harten Reifen draufschraubte.

Oder der Boxenfunk von Carlos Sainz, von der TV-Regie sehr missverständlich ausgespielt, nämlich so, dass man den Eindruck gewinnen konnte, Sainz' ungläubiges "Warum?" gelte der Tatsache, dass man ihn zum Boxenstopp holt; dabei war sein "Warum?" nur die Reaktion auf die Ansage seines Renningenieurs, man habe entschieden, ihm die Mediumreifen zu geben.

Ob es so viel ändern würde, würde Ferrari die eigenen Fahrer nicht gnadenlos ignorieren, das ist aber fraglich. Denn das Auto ist nach wie vor viel zu langsam. Sainz fuhr im Rennen gefühlt mit dem Rückwärtsgang, attackierte am Start noch den späteren Sieger Max Verstappen, nur um am Ende als Fünfter ins Ziel zu kommen.

Hat Ferrari wirklich kein Reifenproblem?

Alle Daten spucken seit Wochen beständig aus, dass Ferrari mit am schlechtesten darin ist, wenn es darum geht, jene Werte übereinanderzulegen, die aussagen, wie viel Rundenzeit ein Team von einer Runde auf die nächste verliert, weil die Reifen abbauen. Und trotzdem stellt sich Vasseur auch nach Barcelona wieder hin und erklärt der Welt, dass Ferrari kein Problem mit dem Abbau der Reifen habe.

Mag ja sein, dass er vielleicht sogar recht hat. Dann frage ich mich aber, wie es Ferrari sonst erklärt, dass die Rundenzeitendaten das ausspucken, was sie eben ausspucken, nämlich dass nur Alpine und McLaren noch schlechter darin sind, in den Longruns das Niveau konstant zu halten. Ist letztendlich ja auch egal. Tatsache ist: Ferrari boxt 2023 mindestens eine Gewichtsklasse zu niedrig.

Norris: Qualifying hui, Rennen pfui

Aber im Grunde mache ich mir um Lando Norris, und das ist der eigentliche "Schlechtschläfer" des Grand Prix von Spanien 2023, weit mehr Sorgen. Der 23-Jährige kam wie die Jungfrau zum Kind zum dritten Startplatz in Barcelona und wusste am Samstagabend selbst nicht so genau, wie das Ergebnis zustande gekommen war.

Der Zauber war dann aber schnell verloren, denn nach einem ziemlich durchschnittlichen Start war Norris in Runde 1 für einen kurzen Moment unaufmerksam, fuhr Lewis Hamilton hinten drauf und beschädigte sich dabei den Frontflügel. Eine Rennsituation, die jedes Jahr dutzende Male passiert - aber wenn es deine erste Chance seit Ewigkeiten ist, was zu reißen, doppelt wehtut.

 

Denn damit war der Arbeitstag für Norris de facto auch schon wieder beendet. Die restlichen gut 65 Runden des Rennens müssen für den McLaren-Piloten so qualvoll gewesen sein, dass er eine Runde weniger fuhr als Sieger Max Verstappen. Und seine Interviews nach dem Rennen sprachen Bände darüber, wie es in ihm drinnen aussieht.

Wo ist die Unbekümmertheit von 2021 hingekommen?

Erinnert ihr euch noch an den unbekümmerten Lando Norris von 2020 und 2021, der sein spitzbübisches Lächeln meist unter einer FFP3-Maske verbarg, aber Daniel Ricciardo aussehen ließ wie einen ausrangierten Altstar und dabei viermal aufs Podium fuhr? Erinnert ihr euch noch an Sotschi 2021, als er beinahe seinen ersten Grand Prix gewonnen hätte?

Damals war Norris' Welt noch in Ordnung, bei McLaren war "Wunderwuzzi" Andreas Seidl Teamchef mit einem Masterplan, die Formkurve zeigte nach oben und es sprach im Grunde nichts dagegen, einen Vertrag zu unterschreiben, der ihn bis 2025 bindet. Norris wird 26 Jahre alt sein (und damit älter als Verstappen heute ist), wenn dieser ausläuft.

Nun sind 26 Jahre noch kein Alter, in dem man Angst haben muss vor dritten Zähnen, Demenz und Blasenschwäche; doch der Fall Ricciardo zeigt, wie schnell es geht und dass es nur ein, zwei schlechte Entscheidungen braucht, bis eine eigentlich vielversprechende Karriere den Bach runterläuft und es nix wird mit den erhofften WM-Titeln.

Interviews nach dem Rennen sprechen Bände

Das unbeschwerte Lächeln unter der Maske, das ist verschwunden. Norris anno 2023 klingt nach einem gefrusteten jungen Mann, dem das Malheur in Kurve 1 letztendlich völlig egal war, weil sein Auto sowieso so schlecht ist, dass er auch unter anderen Umständen nix gerissen hätte. Ein in jeder Hinsicht fataler Mindset.

Man kann Norris nicht übelnehmen, dass er die Lust am Rennfahren zu verlieren droht. Und Momente wie das Qualifying am Samstag belegen das, was wir alle seit Jahren erahnen, nämlich dass er durchaus in die Kategorie jener Fahrer gehört, die die nächsten Jahre der Formel 1 als "Überflieger" prägen könnten, wenn die Generation Alonso-Hamilton abdankt.

Aber dafür muss Norris weg von McLaren. Neo-Teamchef Andrea Stella krempelt den Laden zwar gerade gehörig um, hat mit Rob Marshall einen Mann von Red Bull als Technischen Direktor verpflichtet, der dem Team sicher helfen kann; David Sanchez, ein alter Stella-Kumpel aus gemeinsamen Ferrari-Tagen, ebenfalls.

Druck auf McLaren-CEO wächst

Nur: Ob das reicht, um die großen Jungs herauszufordern, stelle ich vorsichtig in Frage. CEO Zak Brown steht angesichts der Ergebnisse enorm unter Druck, was man auch daran sehen kann, wie sich seine Freude nach Norris' drittem Platz im Qualifying entlud. Wer auf dem Instagram-Kanal von McLaren gesehen hat, wie der Mann feiert, der möchte im Erfolgsfall lieber nicht neben ihm stehen.

 

Brown übernahm die Leitung der McLaren-Gruppe im November 2016, als Ron Dennis von den Shareholdern entsorgt wurde. Zwei Jahre lang schaute er Eric Boullier dabei zu, wie das mit dem Turnaround nichts wurde, ehe Andreas Seidl an Bord geholt wurde. Ein Projekt, das zunächst auch aufzugehen schien.

Seidl stellte die richtigen Weichen, schickte Fernando Alonso weg, drängte zum Investment eines Windkanals und legte die technische Verantwortung in die Hände von James Key, ein Mann, der zum damaligen Zeitpunkt einen makellosen Ruf hatte und bei Red Bull früher als einer gehandelt wurde, der einmal Adrian Newey nachfolgen könnte.

Kein Werksdeal für 2026 in Sicht

Doch Seidl ist jetzt weg, Brown muss wieder von vorn anfangen, und die Shareholder werden wohl langsam ungeduldig. Verhandlungen sowohl mit Audi als auch mit Porsche sind geplatzt, und so muss man Teams wie Aston Martin und Sauber dabei zuschauen, wie sie zu Werksteams ihrer jeweiligen Partner werden, während man selbst womöglich auf dem Status Kundenteam sitzen bleibt.

Keine guten Vorzeichen also für die nächsten Jahre von Lando Norris. Schade eigentlich, denn es ist noch gar nicht so lang her, da hätte ich ihn mir als Nachfolger von Lewis Hamilton bei Mercedes sehr gut vorstellen können. Jetzt läuft er Gefahr, dass seine jugendliche Unbekümmertheit vom Frust über McLarens Erfolglosigkeit zerfressen wird. Und das hat einst sogar Fernando Alonso gebrochen.

Euer

Christian Nimmervoll

Hinweis: Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Kolumne meine subjektive Wahrnehmung abbildet. Wer anderer Meinung ist, kann das gern mit mir ausdiskutieren, und zwar . Dort gibt's nicht in erster Linie "breaking News" aus dem Grand-Prix-Zirkus, sondern vor allem streng subjektive und manchmal durchaus bissige Einordnungen der wichtigsten Entwicklungen hinter den Kulissen der Formel 1.

Mit Bildmaterial von circuitpics.de.

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