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Wie Bekleidungsfirmen in der Formel 1 um jedes Gramm kämpfen

Über die Jahre hat das Gewicht der Rennoveralls von Formel-1-Fahrern deutlich abgenommen, doch es wird weiter um buchstäblich jedes Gramm gekämpft

Wie Bekleidungsfirmen in der Formel 1 um jedes Gramm kämpfen

Der verstärkte Einsatz von sichtbarem Carbon bei den aktuellen Formel-1-Autos macht deutlich, wie schwierig es ist, das Gewichtslimit einzuhalten.

Die fast ein Kilogramm an Masse, die die Ingenieure durch die Reduzierung der Lackierung gewonnen haben, sind deutlich zu sehen. Es gibt aber auch andere, weniger offensichtliche Bereiche, in denen die Bemühungen, Gewicht einzusparen, genauso extrem waren, wenn auch für viel geringere Gewinne.

Ein Beispiel dafür, dass in der Formel 1 jedes Gramm zählt, sind die enormen Fortschritte, die im Laufe der Jahre bei den Overalls, Stiefeln und Handschuhen erzielt wurden.

So ist das Gewicht der Overalls von 1,6 Kilogramm vor mehr als zehn Jahren auf heute rund 800 Gramm gesunken. Aber das bedeutet nicht, dass sich die Rennbekleidungsfirmen auf ihren Lorbeeren ausruhen. Puma machte das auf einer Sonderveranstaltung im Vorfeld des Grands Prix von Bahrain deutlich.

Im Bestreben, weiter an Gewicht zu sparen, hat man zum Beispiel Metall-Reißverschlüsse gegen solche aus Stoff und einzigartige Klettverschlüsse ausgetauscht, um Verbesserungen zu erzielen, die bis zu zwei Gramm betragen können.

Maurizio Sicco, Berater für Motorsport-Rennbekleidung bei Puma, erklärt: "Der Klettverschluss im Inneren des Overalls ist perforiert, um ein paar Gramm zu sparen. Es mag verrückt klingen, weil wir nur von zwei Gramm sprechen. Aber wenn man durch eine Kurve mit 4g fährt, sind es schon acht Gramm."

George Russell

Bei den Reißverschlüssen geht Puma in dieser Saison neue Wege

Foto: Mercedes

"Ross Brawn pflegte zu sagen, dass man nie eine einzige Modifikation finden wird, mit der man eine Sekunde gewinnen kann, aber man kann zehn verschiedene Modifikationen finden, die eine Zehntelsekunde bringen können. Das ist so wahr."

Solche Details scheinen jetzt noch wichtiger zu sein. Denn die Hersteller von Rennbekleidung sind dank der immer strengeren Sicherheitsstandards der FIA so ziemlich an der Grenze dessen angelangt, was sie an Gewicht einsparen können.

"Die FIA hat die Sicherheitsstandards vor zwei Jahren erhöht, als sie feststellte, dass das Sicherheitsniveau nicht mehr ausreichte", verrät Sicco. "Sie verlangten, dass die Standards nicht nur in Bezug auf den Feuerschutz, sondern auch den Hitzeschutz erhöht werden, da man sich allein an der Hitze verbrennen kann."

"Um diesen Schutz zu erreichen, braucht man verschiedene Schichten und die richtige Menge an Luft dazwischen, denn Luft ist die beste Isolierung. Also haben sie die Hersteller gebeten, das Gewicht der Unterwäsche und Anzüge zu erhöhen."

Als Ergebnis der Lehren aus Romain Grosjeans Feuerunfall in Bahrain 2020 wurde für diese Saison auch die Dicke der Handschuhe erhöht, um einen besseren Schutz zu bieten.

Bessere Rennbekleidung für mehr Performance

Bei der Verbesserung der Rennbekleidung geht es jedoch nicht nur um das Gewicht, sondern auch um den Fahrerkomfort. Lewis Hamilton etwa erfuhr den Unterschied, den fortschrittlichere Rennbekleidung machen kann, am eigenen Leib.

"Ich weiß noch, als ich in die Formel 1 kam, war mein Anzug so schwer, und er war nicht von Puma", blickt der Brite zurück und erinnert sich an eine bestimmte Pressekonferenz mit Mercedes-Fahrern, die von Puma ausgestattet wurden.

"Ich schwitzte und mir war wirklich so heiß in meinen Klamotten nach dem Qualifying. Ich sah mir einen der Mercedes-Fahrer neben mir an, und seine Sachen waren so leicht, dass ich dachte: 'Was zum Teufel? Wie kann es sein, dass seine Sachen leicht und atmungsaktiv sind und meine nicht?", erklärt Hamilton.

"Als ich zu diesem Team kam, war das Gute an Puma, dass sie mit ihren Innovationen wirklich vorausschauend waren und technologisch arbeiteten. Ich dachte mir: 'Großartig. Lasst uns das zum besten Anzug machen, den wir haben.'"

Dabei kann zusätzliche Performance durch die kleinsten Veränderungen erreicht werden. Gregor Hübner, Senior Manager of Sports Marketing bei Puma, erinnert sich, wie er inmitten des Titelduells zwischen Hamilton und Nico Rosberg 2016 gebeten wurde, eine wichtige Änderung an Rosbergs Handschuhen vorzunehmen.

"Beim Rennen in Singapur 2016 wurden wir von Nico Rosberg angesprochen, weil er am Aufbau seiner Handschuhe etwas ändern wollte", so Hübner. Das Problem sei eine Naht zwischen Finger und Schalthebel beim Startvorgang gewesen.

"Also haben wir uns hingesetzt und festgestellt, dass es eine obere Schicht, eine untere Schicht und Teile im Bereich der Finger gibt, die beide Schichten verbinden. Gemeinsam fanden wir eine Lösung und legten die Naht auf die Oberseite des Fingers."

So störte nichts mehr beim Startvorgang."Am Ende sagte er, dass er sehr glücklich sei und dass das ein wichtiger Teil für ihn war, um die Meisterschaft zu gewinnen", sagt Hübner.

Auch der persönliche Geschmack spielt eine Rolle

Doch nicht alle Wünsche beruhen darauf, die Dinge im Auto zu verbessern. Sicco erinnert sich an eine seltsame Forderung eines Fahrers: "Ich hatte die Bitte, die Overalls mit Gürtelschlaufen zu versehen, obwohl wir keine Gürtel mehr haben."

"Ich fragte: 'Warum wollen Sie die Schlaufen, wenn wir keine Gürtel haben?' Er antwortete, dass es im Fahrerlager keine Taschen gäbe und er die Schlaufen gerne hätte, um seine Finger hineinzustecken..." Um welchen Fahrer es sich handelte, hat der Puma-Motorsportberater leider nicht preisgegeben.

Stattdessen berichtet er von einem aufschlussreichen Gespräch mit Hamilton, als dieser zu Mercedes kam und sie ihre Pläne für die Partnerschaft besprachen.

"Wir machten einige Passformtests mit dem Anzug, und da er nicht neu für uns war, weil wir den Anzug für ihn für die Formel 3 und GP2 gemacht hatten, war es nur eine Feinabstimmung", sagt Sicco. "Aber es war interessant, wie detailliert er war und wie hilfreich er bei der Entwicklung der Produkte war."

Dabei lobt er vor allem die Art und Weise, wie Hamilton ihm Dinge erklärte. "Weil ich kein englischer Muttersprachler bin. Das war ein Zeichen von Freundlichkeit."

"Außerdem hat er mindestens 15 Minuten damit verbracht, mir zu erklären, wie die Cappies aussehen müssen, mit dem Winkel zwischen der Krempe und Kopfteil. Er sagte, es müsse ein bestimmter Winkel sein, und schrieb auf, was er wollte."

"Ich war etwas skeptisch, wie wichtig das alles war, aber er sagte mir: 'Maurizio, bei jedem Grand Prix werden viele Leute Fotos von mir machen, und ich möchte, dass es jedes Mal richtig aussieht.' Er sagte, er habe eine Tasche dabei, in der er sechs Mützen aufbewahrt, ohne sie zu falten, damit die Form immer perfekt ist."

"Es sind die kleinen Details, auf die es ankommt", weiß Sicco. Und genau aus diesem Grund sich auch diese zwei Gramm Gewichtsersparnis in der Formel 1 so wichtig.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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