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Wie Corona den Winter der Formel-1-Teams beeinträchtigt

Die zehn Formel-1-Teams haben im Winter normalerweise feste Abläufe - Corona sorgt allerdings dafür, dass im Winter 2020/21 alles etwas anders geplant muss

Auch in der Saison 2021 werden Formel 1, FIA und Teams wieder mit den Auswirkungen der globalen COVID-19-Pandemie zu kämpfen haben. 2020 war es ein Erfolg, unter den gegebenen Umständen eine Saison mit 17 Rennen auf die Beine zu stellen. Über den Winter wurden die Reisebeschränkungen in vielen Ländern jedoch noch einmal verstärkt.

Das bedeutet, dass die logistische Herausforderung 2021 sogar noch größer werden könnte. Erschwerend kommt hinzu, dass Großbritannien, Heimat von sieben der zehn Formel-1-Teams, inzwischen als COVID-Hotspot gilt. Zwar ist es ein positives Zeichen, dass die Königsklasse am 2. Mai in Portugal fahren möchte.

Trotzdem scheint es unausweichlich, dass sich der 23 Rennen umfassende Kalender in den kommenden Monaten noch mehr als einmal ändern wird. Denn die Reisebeschränkungen haben bereits vor dem Start der neuen Formel-1-Saison eine Auswirkung auf Teams und Motorenhersteller.

Das Problem besteht dabei in beide Richtungen. Die Ausnahmen von der Quarantäne, die für Formel-1-Personal aus Großbritannien während der laufenden Saison 2020 bei der Ausreise zu und der Rückreise von Rennen galten, greifen im Winter nicht mehr, weil diese Reisen nicht direkt mit einem Sportevent verbunden sind.

Gleichzeitig müssen sich auch die meisten Leute, die nach Großbritannien reisen, bei der Rückkehr in ihre Heimat in Quarantäne begeben. Profisportler dürfen übrigens, unter gewissen Einschränkungen, weiter einreisen. Daher konnten Sebastian Vettel, Daniel Ricciardo und Sergio Perez ihren jeweils neuen Arbeitgeber bereits besuchen.

Keine Ausnahmen für Teamchefs

Allerdings gilt nicht einmal für einen Teamchef wie Toto Wolff eine Ausnahme von der Quarantäne in Großbritannien. Deswegen befindet sich der Österreicher seit der Weihnachtspause in seiner Heimat. Einige Teams haben in der Fabrik den Vorteil, dass sie relativ unabhängig von anderen sind.

So befinden sich bei Ferrari (Italien), Mercedes, Aston Martin und Williams (Großbritannien) die Bereiche Chassis und Motor jeweils im gleichen Land. Andere Teams haben hier bereits Probleme. Bei Renault befindet sich die Motorenabteilung zum Beispiel in Frankreich, die Alpine-Fabrik jedoch in Enstone auf der Insel.

McLaren bezieht zwar mittlerweile seine Motoren von Mercedes, verwendet dafür aber den Toyota-Windkanal in Köln. Die Probleme von Alpine und McLaren sind aber klein im Vergleich zu denen, vor denen Haas steht. Die Fabrik befindet sich in Großbritannien, die Designabteilung, der Großteil der Produktion und Motorenlieferant Ferrari aber in Italien.

Dazu kommt Teamchef Günther Steiner, der seine Winterpause in den USA verbringt und in diesem Jahr dort geblieben und nicht nach Banbury zurückgekehrt ist. "Normalerweise komme ich zwischen Januar und Februar zurück. In diesem Jahr aber nicht", verrät er und erklärt: "Überall, wo ich hinreise, muss ich in Quarantäne."

"Ich werde sofort zum Test in Bahrain fliegen, um jegliche Schwierigkeiten zu vermeiden", kündigt er an. Im Normalfall würde es zu dieser Zeit im Jahr bei Haas eine Menge Bewegung zwischen Italien und Großbritannien geben. 2021 ist das aber nicht der Fall, was zu einigen Veränderungen geführt hat.

Haas baut Autos in Großbritannien statt Italien

So werden die Autos in Banbury und nicht wie üblich in Italien gebaut. So mussten die Mechaniker aus Großbritannien nicht reisen. Erleichtert wurde diese Entscheidung durch den Entwicklungsstopp, durch den einiges vom 2020er-Auto übernommen wird. Dadurch gab es in der Fabrik noch viele Teile, die für die neuen Boliden verwendet werden konnten.

Steiner erklärt: "Es wird nicht alles in Italien hergestellt. Das Wichtigste ist, dass es dort designt wird. Deswegen möchtest du, dass deine technischen Mitarbeiter, deine Designer [beim Aufbau des Autos] dabei sind. Denn wenn es Probleme gibt, dann sind sie nah an den Leuten dran. So machen wir es normalerweise."

"Wir haben uns nicht nur wegen der Pandemie entschieden, das Auto in Großbritannien aufzubauen. Wir hätten es sowieso gemacht, weil einige Teile übernommen werden und wir sie kennen. Aktuell gibt es in Großbritannien mehr Teile als in Italien. Also hätten wir alles zum Aufbau nach Italien bringen müssen. Das hätte keinen Sinn ergeben", so Steiner.

Die größten Veränderungen an den 2021er-Autos betreffen die Aerodynamik. Neue Teile für das Bodywork müssen also nach Banbury gebracht werden. Steiner berichtet: "Die Teile, die sich verändert haben, werden jetzt produziert. Sie werden zum Teil in Italien und zum Teil in Großbritannien gebaut."

Der Unterschied: "In diesem Jahr kommen sie alle nach Großbritannien statt nach Italien", so Steiner, der zudem verrät, dass Haas, wie auch die anderen Formel-1-Teams, seine Arbeitsweise umgestellt hat und die Mitarbeiter nach Möglichkeit von zu Hause aus arbeiten lässt.

Home-Office und Schichtarbeit

"Das Designteam ist in Italien, und sie arbeiten teilweise von zu Hause", verrät er und ergänzt: "Sie haben ein Schichtsystem. Manchmal kommen sie für ein paar Tage ins Büro. In Großbritannien ist es auch so. Die Renn- und Performanceingenieure arbeiten hauptsächlich von zu Hause und kommen nur rein, wenn es sein muss."

"Die Mechaniker arbeiten in Schichten. Es sind zwei Blasen. Wenn also eine betroffen ist, kann die andere weiterhin arbeiten. Wenn jemand COVID bekommt, dann müssen alle in Quarantäne, und dann kann man das Auto nicht bauen. Deswegen gibt es eine Früh- und eine Spätschicht. Die Leute werden einfach aufgeteilt", so Steiner.

"Das ist auch nicht optimal und der effizienteste Weg. Aber momentan muss man es so machen", zuckt er die Schultern und erklärt: "Wir haben die Leute durchgehend getestet, um sicherzustellen, dass niemand infiziert ist, der aber keine Symptome zeigt. Und Gott sei Dank hatten wir noch keinen einzigen Fall."

Ein weiteres großes Problem für Haas besteht darin, dass die Ferrari-Ingenieure nicht ohne Quarantäne nach Großbritannien einreisen können. Das bedeutet, dass sie nicht da sein können, um das neue Auto anzulassen. Ohne sie geht es aber nicht. Dabei ist das erste Anlassen durchaus wichtig und nicht nur eine reine PR-Aktion.

Für das Team geht es dabei um entscheidende Systemchecks. "Wir werden erst in Bahrain anfeuern", sagt Steiner und erklärt: "Vor den ganzen Überseerennen gehen die Motoren sowieso zurück nach Maranello. Dann bringen sie sie wieder an die Strecke und direkt ins Auto. Das ist also nicht neu."

Wochenlang weg aus der Heimat

"Aber es ist nicht ideal. Denn obwohl das Auto nicht komplett neu ist, gibt es trotzdem einige neue Teile. Man möchte so viel wie möglich zu Hause machen", betont Steiner und ergänzt: "Wenn das nicht geht, muss man andere Wege finden. Aber ich denke, dass es klappen wird. Wenn es sich beim ersten Anlassen gut anhört, gibt es kein Problem."

Bei Honda haben strenge Beschränkungen bei der Einreise nach Japan bereits im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass das Formel-1-Personal immer wieder Probleme hatte. Doch die Firma betreibt auch eine Formel-1-Basis in Milton Keynes und kann sich vor dort aus um die Wünsche von Red Bull kümmern.

Schwieriger ist es für die Mitarbeiter, die AlphaTauri zugeteilt sind. Ein Dutzend Angestellte muss für mehrere Wochen in Italien bleiben, um das Testprogramm von Yuki Tsunoda im 2018er-Auto zu betreuen. Außerdem werden die Mitarbeiter beim Anfeuern und beim Shakedown des 2021er-Boliden benötigt.

AlphaTauri-Sportdirektor Graham Watson berichtet: "Die armen Jungs kamen um den 11. Januar hier an. Seitdem sind sie hier. Sie müssen bis nach dem Test in Imola vom 23. bis 25. Februar hier bleiben. [...] Ich weiß, dass Toyoharu Tanabe etwas nervös war, seine Leute zu fragen. 'Übrigens, ihr müsst AlphaTauri unterstützen und werdet sechs Wochen weg sein ...'"

"Ich denke, für die Japaner ist es kein Problem, weil die meisten von ihnen alleine in Milton Keynes leben. Aber für die Jungs aus Großbritannien, die Familie haben, ist das schon eine ziemlich große Bitte", weiß Watson und erklärt: "Einige reisen von hier außerdem direkt nach Bahrain weiter. Die meisten kehren aber nach Großbritannien zurück."

"Sobald man einmal zum Test nach Bahrain reist, fällt man anschließend unter die Ausnahmen der Regierung, weil man dann als Mitarbeiter eines professionellen Sports gilt", erklärt Watson. AlphaTauri hat zudem noch ein weiteres Problem. Wie auch McLaren verwendet man einen Windkanal, der sich in einem anderen Land befindet.

Brexit als zusätzliches Problem

Viele Aerodynamiker, die im Windkanal in Bicester arbeiten, sind Briten. Es sind aber auch einige Italiener aus Faenza dabei. Im Normalfall würde das Team außerdem Ingenieure nach Milton Keynes schicken, wenn die Fahrer dort im Red-Bull-Simulator sitzen. Deswegen wurden die Simulationen für Bahrain nach hinten verschoben.

"In diesem Jahr ist, wegen der Quarantäne in Großbritannien, bislang niemand irgendwohin gereist", verrät Watson und erklärt: "In den vergangenen Tagen wurden in Italien etwas mehr Freiheiten für Profisportler und deren Mitarbeiter verkündet. Ich denke, vor dem Saisonstart wollen sie die Regeln etwas lockern."

Doch die Teams müssen nicht nur die Reisen des Personals im Griff haben. Motoren und Getriebe werden permanent über Landesgrenzen hinaus von Lieferanten zu den Teams transportiert. AlphaTauri schickt zudem regelmäßig Teile zum Testen in den Windkanal in Bicester und bekommt andere Teile von Red Bull Technology.

COVID verzögert den Transport dieser Teile durch Großbritannien. Durch den Brexit wird es zudem noch zusätzlich erschwert. Die Teams müssen nun viel mehr Papierkram erledigen und auch die Kosten sind gestiegen. "Der Brexit hatte einen ziemlich großen Einfluss darauf - noch mehr als COVID würde ich sagen", so Watson.

"Auch die Häfen sind ein kleines Problem geworden. Dort kann man ein oder zwei Tage verlieren, je nachdem, was dort los ist", erklärt er und ergänzt: "Bei COVID ist es in Großbritannien ziemlich einfach mit der Fracht in beide Richtungen, oder auch nach Frankreich, wenn man einen negativen Test vorlegen kann. Es ist nicht so schlimm."

Der Saisonstart wird das Leben der Teams zudem einfacher machen, weil es dann wieder Ausnahmen bei Reisen zu Events geben wird. Dazu kommt das strenge COVID-Testprotokoll der FIA. "Wir müssen die Regeln respektieren", sagt Günther Steiner und ergänzt: "Man muss einfach andere Wege finden - wie andere Industrien auch.

Mit Bildmaterial von Mercedes/Steve Etherington.

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