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Wie das Wetter die Formel 1 herausfordert

Mercedes-Pilot George Russell erklärt den komplexen Einfluss des Wetters auf die Streckenbedingungen in der Formel 1

Wie das Wetter die Formel 1 herausfordert

Heiß, kalt, Tag, Nacht und alles zwischendrin: Die Formel 1 fährt im Laufe einer Saison bei vielen verschiedenen Streckenbedingungen und Wetterverhältnissen. Eine ganz besonders wichtige Rolle nehmen dabei die Temperaturen ein, sowohl jene der Umgebung als auch die der Strecke.

"Die Streckentemperatur hat einen drastischen Einfluss auf die Reifen", verrät George Russell. "Wenn man auf einer Strecke fährt, die schön kühl ist, kühlen die Reifen praktisch jedes Mal ab, wenn man auf der Geraden entlangfährt. Wenn die Strecke hingegen brütend heiß ist, fährt man im Grunde genommen wie in einem Kochtopf, was die Reifen aufheizt und nicht so viel Grip bietet."

Hier besteht ein direkter Bezug zum Sonnenlicht. Wenn der Himmel bewölkt ist, sinkt die Streckentemperatur, selbst wenn es an sich immer noch heiß ist. Entsprechend fallen die Temperaturen bei Nachtrennen niedriger aus als bei Tageslicht. Aber auch die Farbe des Asphalts spielt eine wichtige Rolle.

"Man kann sehen, dass manche Strecken etwas grauer sind als andere, die buchstäblich schwarz sind, und das zieht natürlich die Hitze an und sorgt für eine höhere Temperatur, was es für die Reifen immer etwas schwieriger macht", erklärt Russell. "Die Streckentemperatur steht also in direktem Zusammenhang mit den Reifen, aber auch die Umgebungstemperatur wirkt sich auf viele Dinge aus."

Natürlich sind es nicht nur die Reifen, die von der Hitze betroffen sind. Die Fahrer müssen bei jeder Temperatur ein Rennen fahren, und auch die Autokomponenten sind von den Temperaturschwankungen betroffen.

Wie wirken sich die Temperaturen auf die Performance und die Fahrzeugabstimmung aus?

Die Umgebungstemperaturen haben einen großen Einfluss auf die Performance des Autos. Idealerweise befinden sich die Temperaturen der einzelnen Komponenten genau an ihrem Limit, wenn die Fahrer pushen und alles aus dem Auto herausholen. Der Weg dahin ist jedoch alles andere als einfach.

Denn der unproblematische Weg wäre es, die Kühlung am Auto einfach zu maximieren und die Öffnungen so groß wie möglich zu gestalten. Das würde die Beanspruchung der Fahrzeugkomponenten verringern, gleichzeitig aber auch die aerodynamische Performance des Autos beeinträchtigen, da der Luftstrom eben nicht nur zur Kühlung verwendet, sondern auch effizient zur Erzeugung von Abtrieb genutzt werden soll.

Der SIS-"Zapfen" ist in der Tragfläche eingebaut, die keinen Kontakt mehr zum Seitenkasten hat

Der Mercedes W13 hat den schmalsten Seitenkasten des Formel-1-Feldes

Foto: Giorgio Piola

"Es hängt von der Situation ab, in der wir uns befinden. Manchmal ist in einem perfekten Szenario alles am Limit, man muss es nicht managen und man fährt mit Vollgas, aber wenn man das Auto mit zu viel Kühlung versieht, optimiert man oft nicht die aerodynamische Performance", erklärt der Mercedes-Pilot.

"Man kann also nicht einfach ein Maximum an Kühlung für die Bremsen und die Power Unit vorsehen, denn das bedeutet, dass man weit ausladendes Bodywork einsetzt, um das Auto richtig zu kühlen, aber dann verliert man an Performance. Man muss das richtige Gleichgewicht finden."

Welchen Einfluss haben die Temperaturen auf die Technik der Autos?

Auf dem Circuit Gilles-Villeneuve in Montreal kommt der Kühlung des Autos eine enorm wichtige Rolle zu. Manchmal ist es dort ziemlich heiß, was eine Herausforderung für die Motoren sein kann, aber die Strecke war über die Jahre hinweg vor allem immer eine Härteprobe für die Bremsen.

Wie eben beschrieben versuchen die Teams, die Bremskühlungen nicht zu groß werden zu lassen, da dies die aerodynamischen Eigenschaften des Autos beeinträchtigt. Sprich: Es kostet Performance. Gleichzeitig bedeuten die vielen langen Geraden, auf denen die Autos sehr hohe Topspeeds erreichen, in Kombination mit den langsamen Kurven, dass die Bremsen stark belastet werden.

Welchen Einfluss haben die Temperaturen auf die Fahrer im Cockpit?

Ein weiterer Aspekt der Kühlung ist die Berücksichtigung des Fahrers. Heutzutage sind die Piloten in ihren Cockpits unglaublich eingezwängt, und aufgrund des geringen Platzes haben sie eine Menge heißer Elektronikboxen und heißer Rohre um sich herum.

Auch hier wollen die Teams nicht zu viel vom Luftstrom für die Kühlung nutzen, da dies andere Leistungsaspekte beeinträchtigt, aber sie müssen natürlich auch bedenken, dass bei einigen der heißeren Rennen ein menschlicher Leistungsfaktor ins Spiel kommt.

Die enorme Hitze bei manchen Rennen kann für die Fahrer eine große Ablenkung darstellen, während sie im Cockpit mentale und körperliche Höchstleistungen erbringen müssen. Wenn ihnen dann zu heiß wird, können sie sich natürlich nicht optimal konzentrieren, um das Beste aus dem Auto herauszuholen.

Was ändert sich für den Fahrer beim Fahren im Regen?

Für die Fahrer sind Regenrennen eine zusätzliche Herausforderung. Die Sicht ist viel schlechter und das Wasser kann an bestimmten Stellen auf der Strecke stehen oder in kleinen Flüsschen über die Strecke laufen, was diese unglaublich rutschig und unberechenbar macht. "Bei nassen Bedingungen ist es sehr leicht, einen Fehler zu machen", bestätigt Russell.

Max Verstappen im Red Bull, George Russell im Williams und Lewis Hamilton im Mercedes hinter dem Safety-Car beim Grand Prix von Belgien der Formel 1 2021 in Spa-Francorchamps

Zu schlechte Sicht verhinderte den Grand Prix von Belgien 2021

Foto: Motorsport Images

Das ist allerdings nicht die einzige Schwierigkeit für die Fahrer, denn im Laufe einer Formel 1-Saison regnet es nur sehr selten. "Wir haben nicht so viele Runden und so viel Erfahrung im Nassen", betont der Brite.

"Wir fahren wahrscheinlich 95 Prozent der Saison im Trockenen und nur 5 Prozent der Zeit unter nassen Bedingungen, die immer variabel sind. Es kann mal etwas mehr, mal etwas weniger regnen, während es im Trockenen immer ziemlich ähnlich ist. Man muss also auf der Hut sein und bei nassen Bedingungen sehr dynamisch und anpassungsfähig sein."

Einige Fahrer mögen nasse Bedingungen mehr als andere, aber die Wunschbedingungen sehen für jeden Piloten jedes Mal anders aus: "Die perfekten Wetterbedingungen gibt es für einen Fahrer nicht", sagt Russell.

"Die Bedingungen unter denen man an dem Tag am schnellsten ist, sind die perfekten Bedingungen, egal ob es heiß und sonnig oder trocken und kalt und ein bisschen neblig ist. Schlussendlich sind die Bedingungen nur perfekt, wenn man gewinnt."

Wie findet das Team den perfekten Zeitpunkt für den Wechsel von Intermediates auf Slicks?

Eine der am häufigsten gestellten Fragen an einem regnerischen Renntag ist jene nach dem perfekten Zeitpunkt für den Übergang von Intermediates auf Trockenreifen. Das ist einer der spannendsten Momente für die Teams und kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Deshalb ist es wichtig, dass die Strategen, Ingenieure und Fahrer eng zusammenarbeiten.

"Wenn man unter Inter-Bedingungen auf Slicks wechselt, sucht man nach einer trockenen Linie auf der Strecke", erklärt Russell. "Wir Rennfahrer neigen dazu, auf derselben Linie zu fahren, und dort trocknet die Strecke ab."

"Denn es kann sein, dass 75 Prozent der Strecke trocken sind, aber wenn ein Viertel der Strecke noch sehr, sehr nass ist, kommt man mit Trockenreifen wahrscheinlich nicht einmal um die Kurve", so der Mercedes-Pilot.

George Russell

Der Monaco-Grand-Prix 2022 hat gezeigt: Es ist nicht einfach den richtigen Zeitpunkt für den Wechsel von Regenreifen auf Slicks zu treffen

Foto: Motorsport Images

"Es ist also sehr knifflig. Vielleicht ist die Hälfte oder drei Viertel der Strecke bereit für Slicks, aber es ist der feuchteste Punkt der Strecke, der bestimmt, wann man den Übergang schaffen kann."

Wer trifft die Entscheidung, wann von Intermediates auf Slicks gewechselt werden soll?

Das ist ganz vom Rennverlauf abhängig. Wenn ein Team nichts zu verlieren hat, wird es versuchen, den Übergang sehr aggressiv zu wählen. Aber der Fahrer weiß, wie es sich auf der Strecke anfühlt und ob es sicher ist, auf Slicks zu wechseln.

Andererseits, wenn man etwas zu verlieren hat, also zum Beispiel das Rennen anführt, ist es eher unwahrscheinlich, dass man das erste Auto ist, das dieses Risiko eingeht. Dann hat das Strategieteam einen viel größeren Einfluss, weil sie im Vergleich zum Fahrer oft mehr Informationen zur Verfügung haben, zum Beispiel GPS-Daten und Rundenzeiten, sodass sie ihn in diesen kniffligen Situationen leiten können.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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