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Wie Red Bull die FIA dazu brachte, Hamilton eine Gridstrafe zu geben

Das Drama in Spielberg begann bereits vor dem Rennen, als Lewis Hamilton strafversetzt wurde - Wir rekapitulieren, wie es zur Last-Minute-Strafe kam

Eigentlich war Lewis Hamilton (Mercedes) vom Vorwurf, im Qualifying von Spielberg eine gelbe Flagge missachtet zu haben, schon freigesprochen, da kam Red Bull um die Ecke und legte kurz vor dem Rennen am Sonntag Protest ein. In der Folge wurde die Entscheidung revidiert, Hamilton verlor den zweiten Startplatz.

Die Kehrtwende kam nur 41 Minuten vor dem eigentlichen Rennstart. Der Weltmeister ging somit von Platz fünf ins Rennen, was die renntaktischen Erwägungen seines Teams zunichte machte, denn Hamilton wusste, dass er nach dem Start wahrscheinlich mindestessn hinter dem Red Bull von Max Verstappen feststecken würde.

Der Niederländer rückte durch den erfolgreichen Protest auf den zweiten Startplatz vor und hielt diesen, bis ihn ein elektronisches Problem früh aus dem Rennen nahm. Aber wie war es überhaupt zum Last-Minute-Platztausch in der Startaufstellung gekommen?

360-Grad-Aufnahmen liefern neue Beweise

Auslöser war ein offizieller Formel-1-Tweet am Samstagabend, der einen Ausschnitt des Vorfalls im Qualifying zeigte, bei dem Valtteri Bottas durchs Kiesbett pflügte und eine gelbe Flagge auslöste. Der nachfolgende Hamilton fuhr trotzdem persönliche Bestzeit - wenn auch nicht schnell genug, um Bottas die Pole abzuluchsen.

Das hatte eine Untersuchung zur Folge, die den Weltmeister zunächst aber entlastete: "Der Fahrer erwähnte, dass er in Runde 5 an einer grünen Signaltafel vorbeifuhr. Das Videomaterial bestätigte, dass es gleichzeitig gelbe und grüne Flaggen gegeben hat, weshalb dem Fahrer widersprüchliche Signale gezeigt wurden."

Das getwitterte Video zeigte jedoch noch mehr, als in der regulären Ansicht zu sehen war, auf der die Entscheidung beruhte. Es wechselte nämlich zu einer 360-Grad-Ansicht aus der Onboard-Perspektive - etwas, mit dem seit einigen Jahren experimentiert wird.

Masi: "Kannten das Onboard-Material nicht"

Genau diese Aufnahme zeigte, wie Hamilton an einer gelben Signaltafel vorbeifuhr, ja, sie zoomte sogar heran. Damit sorgte der Clip unweigerlich für Aufsehen in den sozialen Medien, da die gelbe Leuchttafel sehr auffällig zu sein schien, wodurch das ursprüngliche Argument "widersprüchlicher Signale" irrelevant wurde.

Natürlich bekam auch Red Bull Racing bald Wind davon. Teammanager Jonathan Wheatley setzte sich daraufhin mit den Stewards in Verbindung und fragte, ob sie das 360-Grad-Video gesehen hatten. Doch das war nicht der Fall, und mehr noch: Sie hatten überhaupt kein Onboard-Material von Hamilton zu der Szene gesichtet.

"Wir hatten ganz einfach kein Onboard-Filmmaterial von Lewis' Auto", räumt Rennleiter Michael Masi ein. "Und als wir am späten Samstag von Red Bull darauf aufmerksam gemacht wurden, dass ein 360-Video existiert, gab es einige zusätzliche neue Beweise."

Recht auf Überprüfung gesetzlich verankert

"Wir wussten also nicht, dass es das gibt, um ganz ehrlich zu sein. Es ist nicht etwas, von dem wir wussten, dass es existiert. Und natürlich sind wir recht glücklich, dass vor einigen Jahren das Recht auf Überprüfung in das Internationale Sportgesetz aufgenommen wurde." So konnte die Entscheidung angefochten werden.

In dem entsprechenden Artikel 14.1.1. heißt es: "Wenn ein wesentliches und relevantes neues Element entdeckt wird, das den um Überprüfung ersuchenden Parteien zum Zeitpunkt der betreffenden Entscheidung nicht zur Verfügung stand, können die Stewards (...) beschließen, ihre Entscheidung zu überprüfen."

Dazu müssen sie vom Sportgeneralsekretär der FIA oder einer der betroffenen Parteien, in dem Fall Red Bull, veranlasst werden, erklärt Masi. Die Hauptanforderung ist dabei die eines neuen Beweiselements. Red Bull konnte also nicht um eine Überprüfung bitten, nur weil es mit der Entscheidung nicht einverstanden war.

Video führt zur Korrektur der Entscheidung

Das 360-Grad-Video war demnach von entscheidender Bedeutung. Es kam anschließend in einem zweistufigen Verfahren zur Anwendung. Erst mussten es die Kommissare sichten und zustimmen, dass die darin enthaltenen Beweise neu und "signifikant" sind, sodass eine erneute Überprüfung des Sachverhalts angebracht ist.

"Die Stewards stellten fest, dass dies der Fall war", bestätigt Masi. Daraufhin mussten sie die Auswirkungen dessen auf ihre ursprüngliche Entscheidung, Hamilton freizusprechen, berücksichtigen. Hätten sie genauso entschieden, wenn ihnen das neue Filmmaterial noch am Tag des Qualifyings zur Verfügung gestanden hätte?

Das vielleicht Überraschendste daran war womöglich nicht, das die Entscheidung korrigiert wurde, sondern dass die Stewards zu einem früheren Zeitpunkt keinen Zugang zu dem 360-Grad-Video hatten und dass auch Red Bull per Zufall darauf aufmerksam wurde.

Anhörung knapp eine Stunde vor Rennstart

"Darüber haben wir am Nachmittag mit der FOM gesprochen", verrät Masi. "Es ist nichts, das aufgrund der Bandbreite live verfügbar ist. Tatsächlich muss es vom Auto heruntergeladen, verarbeitet werden und so weiter." Mit der letztendlichen Handhabung zeigt sich der Formel-1-Rennleiter aber dann doch zufrieden.

"Ein neues und wichtiges Element wurde eingebracht und als solches anerkannt. Im Ergebnis gab es eine neue Anhörung auf dieser Grundlage, in deren Folge eine Strafe angewendet wurde, die mit dem übereinstimmt, was wir haben, nämlich drei Strafplätze im Grid für das Versäumen der Verlangsamung bei gelben Flaggen."

Höchst ungewöhnlich daran war aber der späte Zeitpunkt. Dass etwas im Gange war, verkündete ein FIA-Dokument um 13.33 Uhr - nur 97 Minuten vor dem Start. Es handelte es sich um eine einfache Mitteilung, dass die Überprüfung stattfand und Mercedes-Teammanager Ron Meadows zu den Stewards gerufen worden war.

Mercedes baute von vornherein auf P5 auf

Kurz danach erhielten wir den ersten Beweis, dass eine Entscheidung getroffen worden war. Denn im Rahmen der Corona-Protokolle beginnen die Teams mit dem Aufbau in der Startaufstellung eine halbe Stunde früher und Red Bull brachte seine Ausrüstung auf den zweiten Platz, während Mercedes auf den fünften Platz fuhr.

Mit anderen Worten: Die Teams wussten bereits, dass sich die Reihenfolge geändert hatte, lange bevor der offizielle Prozess der Veröffentlichung einer Entscheidung und die überarbeitete endgültige Startaufstellung abgeschlossen waren.

Michael Masi

Rennleiter Michael Masi hält die revidierte Entscheidung im Fall Hamilton für richtig

Foto: Motorsport Images

"Im Allgemeinen versuchen wir, die endgültige Startaufstellung eine Stunde vor Beginn der Einführungsrunde zu veröffentlichen", sagt Masi. "In diesem Fall war zu sehen, dass Mercedes bei der Aufstellung der Teams, die etwa eine Stunde vor Beginn der Einführungsrunde begann, direkt auf die Positionen eins und fünf gefahren ist."

Hier kam also der vorauseilende Gehorsam zum Einsatz, bevor der administrative Vorgang abgeschlossen war. Die eigentliche formelle Entscheidung kam um 14.29 Uhr. Darin erklärten die Stewards: "Das neue Videomaterial zeigt deutlich, dass in Kurve 5 auf der linken Seite der Strecke eine gelbe Leuchttafel blinkte."

Damit wurde die Entscheidung aufgehoben und die erwähnte Strafe verhängt. Red Bull hatte Glück, dass das Video rechtzeitig entdeckt wurde, um noch einen Unterschied zu machen. Am Ende wurde der Gerechtigkeit Genüge getan, auch wenn Hamilton und das Mercedes-Team selbstredend alles andere als glücklich damit waren.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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