Williams: Alexander Albon noch "weit weg" von seinem Maximum
Warum Williams-Teamchef Jost Capito seinem Formel-1-Fahrer Alexander Albon noch vieles zutraut und wie Albon selbst seine Erfolgsaussichten im Jahr 2022 bewertet
"Alex hat sich sehr gut entwickelt in der Saison 2021", sagt Williams-Teamchef Jost Capito. Und diese Aussage überrascht. Denn sein neuer Formel-1-Fahrer Alexander Albon hat im vergangenen Jahr gar keine Grands Prix bestritten, sondern nur vereinzelt Rennen in der DTM, als Ergänzung zu seiner Rolle als Ersatzfahrer bei Red Bull. Doch gerade in dieser Funktion habe Albon eine Menge gelernt.
"Er war ja nicht nur Ersatzfahrer, sondern saß auch viel im Simulator", sagt Capito. "Er hat das Rennfahren in der Formel 1 einmal aus einem anderen Blickwinkel verfolgt." Genau dieser Perspektivwechsel werde Albon bei seinem weiteren Werdegang helfen.
"Ich glaube: Alex ist noch nicht an seinem Zenit angekommen, er kann noch viel mehr zeigen", meint Capito. "Aber jetzt schauen wir erst mal, wie er mit dem Auto zurechtkommt und wie gut das Auto überhaupt ist."
Den Williams FW44 für die Formel-1-Saison 2022 hat Albon bereits einmal bewegt, beim Shakedown des Fahrzeugs in Silverstone am Tag der offiziellen Präsentation. Details zu diesen ersten Probefahrten hat Williams aber nicht veröffentlicht.
Was Capito aber verrät, ist, wie sehr sich Albon für sein Formel-1-Comeback engagiert: "Wenn ich sehe, wie er im Simulator arbeitet und mit den Ingenieuren, dann macht er einen glücklichen Eindruck auf mich. Ich habe auch einen guten Draht zu ihm aufgebaut. Wir sprechen sehr offen miteinander und er fühlt sich hier zuhause." Das seien ideale Voraussetzungen für eine "gute Leistung auf der Strecke", so Capito.
Keine Zeit für nichts als Formel-1-Stammfahrer
Albon selbst stimmt seinem Teamchef übrigens zu, dass ihm die Formel-1-Auszeit 2021 gutgetan habe. Seine "Beobachterrolle" bei Red Bull habe ihm neue Sichtweisen ermöglicht: "Ich habe einen etwas besseren Überblick bekommen, was es heißt, ein Spitzenfahrer zu sein."
"Wenn du als Rennfahrer ein Rennwochenende hast, dann stehst du immer unter Strom, bist in deinem Tunnel, siehst nur die Rennstrecke. Und so geht dein Jahr vorbei."
2021 sei für ihn daher wie eine Entschleunigung gewesen, verbunden mit tieferen Einblicken in das Tagesgeschäft eines Formel-1-Teams. "Ich war viel in die Entwicklung des Autos eingebunden und habe einiges an Erfahrung gesammelt", sagt Albon. "All das kann ich bei Williams einbringen."
Was die Kollegen besser machen, macht auch Albon besser
Auch dank der Unterstützung seines früheren Formel-1-Renningenieurs habe er speziell im Simulator neue Erkenntnisse über sich und die Red-Bull-Stammfahrer Max Verstappen und Sergio Perez gewonnen. "Man versteht einfach besser, wie die Formel 1 funktioniert, was ein Auto schnell macht. Das kriegt man quasi im Vorbeigehen mit", erklärt Albon.
Ihm sei Ende 2020, kurz vor seiner Degradierung vom Stamm- zum Testfahrer, "allmählich ein Licht aufgegangen", wie ein Formel-1-Auto abzustimmen sei. Als Reservemann bei Red Bull 2021 habe er seine Fähigkeiten in diesem Bereich verfeinern können. "Ich habe mir zum Beispiel angeschaut, warum Checo über eine so gute Rennpace verfügt, wie man mehr Leistung aus dem Auto herausholt", sagt Albon.
Kurzum: Er wähne sich jetzt "besser vorbereitet" auf das Abenteuer Formel 1. "Ich fühle mich reifer, bin mental stärker", meint Albon. "Das Einzige, was etwas Zeit brauchen wird, ist der Erfahrungsrückstand, den ich habe."
Albon verweist auf die Alpine-Fahrer Esteban Ocon und Fernando Alonso, die jeweils nach Formel-1-Pausen wieder als Stammfahrer zugestiegen sind. "Man hat gesehen: Es hat etwas gedauert, bis sie den Staub abgeschüttelt hatten, sozusagen. Aber: 2022 beginnen alle bei null. Trotzdem muss ich die Testtage effizient nutzen, vor allem für mich selbst, damit ich möglichst gut vorbereitet in die Saison gehen kann."
Mit Bildmaterial von Williams Racing.
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