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Williams: Andere Fahrer haben Geld geboten, Colapinto nicht

Teamchef James Vowles erklärt, dass Sponsorengelder keine Rolle gespielt haben bei der Verpflichtung von Franco Colapinto als Nachfolger von Logan Sargeant

Williams: Andere Fahrer haben Geld geboten, Colapinto nicht

Franco Colapinto bei seinem Formel-1-Debüt im Williams FW46 in Monza 2024

Foto: Motorsport

"Eines möchte ich klarstellen", sagt Williams-Teamchef James Vowles: "Als wir Franco Colapinto genommen haben, war kein Sponsoring involviert." Damit tritt Vowles dem Vorwurf entgegen, der argentinische Rennfahrer sei eigentlich nichts anderes als ein "Paydriver" - also ein Fahrer, der mit eigenen oder fremden Finanzmitteln für sein Cockpit bezahlt.

Dass durch Colapinto aber sehr wohl neues Geld in die Williams-Kassen gespült wird, das ist laut Teamchef Vowles nur eine Folgeerscheinung: "Es klingelt gerade ständig das Telefon und viele argentinische Unternehmen melden sich. Das hat nichts direkt mit Franco zu tun. Diese Unternehmen wollen einfach mit dabei sein, auch über 2024 hinaus."

Es stünden hier auch keine unverhältnismäßigen Summen im Raum, versichert Vowles. Jeder Sponsor bezahle "Standardpreise" für zum Beispiel Aufkleber auf dem Auto. "Die ersten davon dürften wir ab Baku sehen. Wie viele, das weiß ich derzeit nicht zu sagen, aber das Interesse aus Argentinien ist groß."

"Das Entscheidende ist nur: Bei unserem Deal mit Franco waren keine Finanzmittel involviert. Und um ganz ehrlich zu sein: Von anderen Quellen sind uns Finanzmittel angeboten worden. Aber das ist nicht interessant für uns, weil es hier darum geht, in unsere Nachwuchsakademie und in unsere Zukunft zu investieren. Denn wir investieren Millionen in die Akademie."

Monza-Ergebnisse rechtfertigen Williams-Entscheidung

Deshalb sei Williams "einfach" darauf gekommen, Colapinto als Nachfolger von Logan Sargeant ins Auto zu holen, sagt Vowles. Nach dem Motto: "Lasst uns in die Zukunft investieren - in die, die alles geben und ins Werk kommen, um sicherzustellen, dass sie uns bei der Entwicklung des Autos helfen, und die, die in der Simulation starke Leistungen zeigen."

Monza habe das Team bereits für diese Entscheidung "belohnt", erklärt Teamchef Vowles. Sein Fazit: "Man kann zukünftigen Generationen und Fahrern vertrauen. Man kann in sie investieren und die Früchte ernten."

"Franco ist erst am Anfang dieser Reise. Er hat noch viel Raum, um zu wachsen, und noch eine Menge Performance in sich. Ich denke, das hat sich durch unsere Entscheidung bestätigt."

Wie Colapinto bei Williams auf die Formel 1 vorbereitet wurde

Zumal Williams schon vorab genau wusste, auf was es sich mit Colapinto einlässt. "Er hat tausende Kilometer in unserem Simulator abgespult", sagt Vowles. Dabei erhalte das Rennteam wichtige Informationen über einen Fahrer und könne auch Entwicklungen präzise verfolgen.

Franco Colapinto als Williams-Fahrer im Formel-1-Fahrerlager in Monza 2024

Franco Colapinto als Williams-Fahrer im Formel-1-Fahrerlager in Monza 2024

Foto: Motorsport Images

"Wir führen zum Beispiel unterschiedliche Tests durch, um zu verstehen, wie sich junge Fahrer bei den von uns vorgegebenen Zielen schlagen und verbessern. Das ist keine einfache Aufgabe. Sie entwickeln nicht einfach nur das Auto und das Paket, sondern sie entwickeln sich gleichzeitig auch selbst weiter mit den Ingenieuren."

Colapinto habe hier besonders durch "deutliche Fortschritte" überzeugt, meint Vowles. "Der erste kam rund um Melbourne, und der zweite war kurz bevor wir ihn [am Freitag] in Silverstone ins Auto gesetzt haben. Und dabei hat er einen herausragenden Job gemacht - sogar besser als ich erwartet hatte. Auf dieser Strecke auf Speed zu kommen, ist schwierig, und er hat bei Lowspeed und Highspeed sehr gut performt."

Wie Williams seine Nachwuchsfahrer bewertet

Beim ersten Einsatz im echten Rennauto nur "ein paar Zehntel" hinter Williams-Stammfahrer Alexander Albon zu liegen, das sei erstaunlich, sagt Vowles. Doch das Team bewerte Colapinto nicht nur anhand der erzielten Rundenzeiten, sondern auf insgesamt "drei Arten".

Vowles erklärt: "Zuallererst natürlich mit der Rundenzeit. Das zweite sind Performance-Daten im Auto. In den Rundenzeiten geht es nicht nur um einzelne Qualifying-Runden, sondern Konstanz. Im Rennen musst du über 50 Runden konstant und korrekt sein."

"Wir schauen dann in den Daten, wie gut Franco die Tools, die ihm zu Verfügung stehen, nutzt. Wie nutzt er die Bremse? Wie rotiert er das Auto, wenn es schwierig wird, weil die Reifen überhitzen? Was macht er, um das in den Griff zu bekommen? Und wie schnell passt er sich daran an?"

"Es gibt auch noch einen weiteren Aspekt: Man kann am Funk hören, wie sehr er das unter Kontrolle hat. Er fragt nach weiteren Informationen, und das gibt einem eine Vorstellung davon, wie er während des Rennens denkt."

"Aber um das kurzzufassen: Wir schauen, wie er sich gegen die Messlatte, also Alex, schlägt. Wie ist die Konstanz? Wie gut setzt er Abläufe um? Wie viel mentale Kapazität hat er? Und wie trägt er dazu bei, dass das Auto am Wochenende schneller wird?"

Was Vowles "besonders begeistert" an Colapinto

In Monza habe Colapinto diese Anforderungen mit Bravour gemeistert. Mehr noch: Teamchef Vowles zeigt sich "besonders beeindruckt" davon, wie der junge Argentinier unter Druck agiert.

"Von außen sieht man da keinen Unterschied. Selbst wenn man mit ihm spricht, merkt man ihm nichts an. Und genau so einen Fahrer willst du haben: Er muss mit dem Druck klarkommen und gleichzeitig bestmöglich vorgehen können."

Er erkenne bei Colapinto also ideale Voraussetzungen für eine Formel-1-Karriere, sagt Vowles: "Wir stehen noch am Beginn einer Reise, und es wird in den verbleibenden Rennen eine harte Reise sein, aber wir haben eine gute Grundlage, auf der wir aufbauen können."
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