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Wo Red Bull die halbe Sekunde auf Mercedes verliert

Das WM-Duell zwischen Mercedes und Red Bull in der Analyse: Das sind die Gründe, warum Max Verstappen gegen Lewis Hamilton nicht gewinnen kann

Der Rückstand von Max Verstappen auf Mercedes in den bisherigen beiden Qualifyings der Formel-1-Saison 2020 war alarmierend. Beim Grand Prix von Österreich fehlten dem Red-Bull-Fahrer 0,538, beim Grand Prix der Steiermark 1,216 Sekunden auf die Pole-Position. Wobei man festhalten muss: Im Regen-Qualifying Spielberg 2 wäre er ohne Dreher bis auf eine halbe Sekunde dran gewesen.

Nach dem Double am Red-Bull-Ring setzte das österreichisch-britische Team große Hoffnungen auf den Hungaroring in der Nähe von Budapest (Formel 1 2020 live im Ticker!), der dem RB16 mit seinen langsamen Kurven eigentlich auf den Leib geschneidert sein sollte. "Die Kurvenfolge, das Layout der Strecke: Dort sollte es besser für uns ausschauen", meinte Helmut Marko bei der Abreise aus Österreich.

Im ersten Freien Training dann die Ernüchterung: Verstappen fehlten 1,432 Sekunden auf die Bestzeit der überragenden Mercedes-Fahrer. Bereits nach Spielberg dämmerte dem 22-Jährigen: "Wenn ich mir die Onboards von denen anschaue, dann ist das Auto extrem stabil und berechenbar. Unser Auto ging am zweiten Wochenende auch schon viel besser. Aber davon sind wir noch weit weg."

Eine Baustelle, die dringend behoben werden muss, denn: "Wenn du ein stabileres Auto hast, ist das nicht nur schneller, sondern es wirkt sich im Rennen auch auf die Lebensdauer der Reifen aus", erklärt Verstappen. "Es geht da nicht nur um den schieren Speed auf eine Runde. Und das scheinen sie sehr gut im Griff zu haben."

Red Bull: Am Samstag kommt noch was

Panik ist nach dem ersten Trainingstag beim Grand Prix von Ungarn aber nicht angesagt: "Unser Motorenmodus war sicher nicht gleich hoch eingestellt wie bei Mercedes", gibt Chefingenieur Paul Monaghan Entwarnung. "Und was die Kurven betrifft, sind wir eine andere Reifenmischung gefahren. Zusammengerechnet sollte das einen ordentlichen Schritt ergeben."

Was nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass Red Bull aus eigener Kraft nicht siegfähig ist: "Wie schnell Mercedes auf den Geraden ist, das ist schon beeindruckend", sagt Teamchef Christian Horner. "In den Kurven ist der Unterschied nicht so groß. In einigen sind wir besser, in anderen weniger gut. Aber was den Topspeed angeht, haben sie über den Winter einen Schritt gemacht."

In den Kurven sieht es so aus, "dass wir in den langsamen Kurven ziemlich konkurrenzfähig sind", berichtet Alexander Albon. "Und es gibt ein paar schnellere Kurven, da ist Mercedes schneller. Auf den Geraden sind sie auch klar im Vorteil. Es wird nicht leicht, sie einzuholen."

Es hatte mehrere Gründe, dass Red Bull in der Höhenluft von Spielberg nicht mehr so konkurrenzfähig war wie im vergangenen Jahr. Erstens den neuen Honda-Turbo. Der hat in der Vergangenheit gerade bei dünner Luft am besten funktioniert. Aber diesen Vorteil hat Honda aufgegeben, um bei der Mehrheit der Grands Prix konkurrenzfähiger zu werden.

Zudem gibt's erstmals leise Kritik aus dem Red-Bull-Lager in Richtung Japan: "Honda ist mit den Motoreinstellungen noch zu konservativ", wird Marko von 'auto motor und sport' zitiert. "Unser Ansatz ist da ein anderer. Lieber brauchen wir in der Saison einen Motor mehr und können dafür angreifen. Wenn du die Strafe auf die richtige Strecke legen kannst, ist der Schaden nicht groß."

Red Bull kann nicht alles auf den Motor schieben

Allerdings muss sich Red Bull auch an die eigene Nase fassen. Besonders am Spielberg-1-Wochenende hatte Verstappen mit einem ungewöhnlich unruhigen Auto zu kämpfen. Im Training rutschte er nicht nur einmal von der Strecke. Fehler, die einem Fahrer seines Kalibers normalerweise nicht passieren.

Später hat sich herausgestellt, dass sich unter Belastung einige Aero-Teile verbogen haben. Das führte nicht nur zu einem unruhigen Fahrverhalten, sondern auch zu Verdächtigungen, Red Bull setze 2020 wieder auf illegale "Flexi-Wings". Doch davon kann keine Rede sein. Zwischen Spielberg 1 und Spielberg 2 wurde das Thema von den Ingenieuren intensiv beackert.

Gleichzeitig scheint der neue Mercedes gutmütiger zu sein als sein Vorgängermodell. Technikchef James Allison bestätigt: "Wir haben es verstanden, die Basis von 2017, als wir ein schnelles, aber unberechenbares Auto hatten, weiterzuentwickeln. Wir haben verstanden, warum das Auto unberechenbar war, und haben daran gearbeitet."

Das 2020er-Auto sei eine "Waffe", sagt Allison wörtlich. Wie Mercedes diese gebaut hat, verrät er natürlich nicht. Doch Insider vermuten das Geheimnis im Reifenmanagement. War der Silberpfeil vor ein paar Jahren noch eine "Diva", so ist er inzwischen sehr gutmütig. Dazwischen liegen Entwicklungen wie die gelochten Felgen und DAS. Beide zielen auf die Reifentemperaturen ab.

"Man hat schon bei den Testfahrten gesehen, dass Mercedes dieses Jahr wirklich sehr stark in die Saison starten wird", erklärt Formel-1-Experte Marc Surer. "Dass sie das jetzt auch über die Coronazeit halten konnten, bedeutet, dass die Konkurrenz nicht wirklich aufholen konnte in der Zwischenzeit."

 

Surer: WM-Titel führt über Mercedes

"Das spricht dafür, weil's jetzt Schlag auf Schlag geht, dass Mercedes schon das Auto bleibt, das man schlagen muss. Verstappen kann eigentlich nur hoffen, dass es zwischen Bottas und Hamilton so weitergeht - dass die beiden sich nicht grün sind und sich gegenseitig Punkte wegnehmen."

"Ich gehe davon aus, dass der Mercedes auf jeder Strecke gut ist. Aber natürlich gibt es immer Möglichkeiten, mit einer anderen Strategie irgendwas zu machen. Das hat er ja auch versucht. Man kann auch gegen einen stärkeren Gegner Rennen gewinnen. Ich traue ihm das zu", sagt Surer.

Aber Red Bull will die ersten beiden Saisonrennen nicht schönreden: "Der Saisoneinstieg war eine Katastrophe", räumt Marko im Interview mit der 'Bild'-Zeitung ein. "Aber wir korrigieren unser Saisonziel sicher nicht nach unten." Und das Saisonziel lautet: Verstappen zum jüngsten Formel-1-Weltmeister aller Zeiten machen.

Ist das überhaupt noch aufzuholen? Dass Red Bull nicht nur auf dem schnellen Red-Bull-Ring, sondern auch auf dem verwinkelten Hungaroring Rückstand auf Mercedes hat, ist kein gutes Zeichen. "Wir sind schon ein bisschen enttäuscht", gibt Monaghan zu. "Ich würde es aber nicht als besorgniserregend beschreiben. Müssen wir halt schneller als Mercedes entwickeln."

"Dass wir das können", sagt er, "haben wir in der Vergangenheit schon bewiesen. Ob wir es wieder schaffen? Das haben wir selbst in der Hand. Ein bisschen hängt es auch von Mercedes ab. Ob mir das Sorgen bereitet? Nein. Ist es eine Herausforderung? Ja. Enorm sogar! Aber wir werden gemeinsam mit Honda daran arbeiten, unser Gesamtpaket besser zu machen."

Allison: Warum Mercedes vorsichtig bleibt

Bei Mercedes wiederum geht man nicht davon aus, dass die WM 2020 ein Spaziergang wird: "Unsere Performance in Österreich im zweiten Rennen war sehr stark, aber im ersten waren wir mittendrin im Kampf. Und am Hungaroring waren die Bedingungen am Freitag nicht repräsentativ. Wir gehen davon aus, dass es ein harter Kampf wird."

James Allison

Mercedes-Technikchef James Allison bei der FIA-PK am Freitag in Ungarn

Foto: FIA

"Wir müssen stark weiterentwickeln, sonst werden wir einfach aufgefressen. Wenn wir nur einmal blinzeln, sind wir weg. Nehmen wir nur das zweite Freitagstraining in Österreich: Da wurden wir geschlagen, weil wir nicht konzentriert genug waren. Wenn wir nicht jedes Wochenende hundertprozentig konzentriert sind, werden wir ganz schnell überrollt."

Den Freitag des zweiten Spielberg-Wochenendes, an dem Verstappen Bestzeit gefahren ist, lässt Monaghan aber nicht als Argument gelten: "Dein Tempo am Freitag bedeutet leider nicht, dass du am Sonntag automatisch schnell bist", sagt er. "Wir sind in allen Bereichen ein bisschen langsamer als Mercedes. Da haben wir einiges zu tun."

"Ungarn", fährt er fort, "ist eine ganz andere Strecke, mit kurzen Geraden und vielen Kurven. Die Kurvengeschwindigkeiten sind niedriger als in Spielberg. Ungarn ist normalerweise weniger von wechselhaftem Wetter betroffen als die Alpen. Also ganz andere Bedingungen. Wer weiß, vielleicht geht's dort besser? Ich glaube, wir haben für Ungarn ein gutes Auto."

"Außerdem", wirft Helmut Marko ein, "ist es in Budapest bekannterweise immer recht heiß. So gesehen können wir hoffen, dass wir ein besseres Ergebnis erzielen." Und Toto Wolff ergänzt: "Ich glaube, wenn es heiß wird, dann ist das immer noch unsere Achillesferse. Wo wir auf Red Bull verlieren, das sind die langsamen Kurven. Das scheint unsere Schwäche zu sein."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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