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Zolder 1982: Das letzte Wochenende von Gilles Villeneuve

38 Jahre sind vergangen, seit Gilles Villeneuve in Zolder sein Leben verlor - Wir blicken auf sein letztes Wochenende zurück und die Ereignisse, die dazu führten

Samstag, 8. Mai 1982. Von der finalen Qualifying-Session für den Grand Prix von Belgien am folgenden Tag blieben nur noch wenige Minuten übrig. Und für diejenigen Fahrer, die hofften, ihre Startpositionen zu verbessern, war es die letzte Chance.

Gilles Villeneuve machte trotz der Tatsache, dass sein zweiter und letzter Satz Qualifying-Reifen schon mehrere Runden auf dem Buckel hatte, weiter Druck. Denn er hatte einen zusätzlichen Anreiz. Beim Grand Prix von San Marino zwei Wochen zuvor war es zum Zerwürfnis mit Ferrari-Teamkollege Didier Pironi gekommen.

Dieser hatte Befehle ignoriert und Villeneuve den Sieg gestohlen, der eigentlich ein leichter Sieg hätte werden sollen. In Zolder zählte deshalb nur eines: Er wollte schneller sein als Pironi. Doch die Zeit seines Rivalen blieb knapp außer Reichweite.

Im Bewusstsein, dass seine Reifen verbraucht waren und eine schnellere Runde daher unwahrscheinlich war, signalisierte das Ferrari-Team, dass Villeneuve am Ende der nächsten Runde reinkommen sollte. Die Box erreichte der Kanadier jedoch nie. Nach der Hälfte der Runde lief er auf ein langsam fahrendes Auto auf.

Es handelte sich um Jochen Mass, der sich in seinem March auf der Auslaufrunde befand. Als der Deutsche den heranrasenden Ferrari in seinen Spiegeln sah, wich er nach rechts aus, um Villeneuve auf der linken Seite passieren zu lassen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der seine Entscheidung jedoch bereits getroffen - er wollte rechts vorbeiziehen.

Es war nur eine von Dutzenden solcher instinktiven, kritischen Entscheidungen, die jeder Grand-Prix-Pilot jedes Wochenende treffen muss. Doch für Gilles Villeneuve, den schnellsten und beliebtesten Fahrer seiner Ära, sollte es die letzte sein.

Villeneuves tödlicher Unfall

Jody Scheckter, 1979/80 Teamkollege von Villeneuve bei Ferrari, erinnert sich: "Ich glaube, er stand in Zolder unter massivem Druck, Pironi zu schlagen, der in der Qualifikation schneller war als er. Mit solchen Situationen hatten wir alle Probleme."

"Ich habe mich in einem Rennwagen sicherlich oft geärgert. Am Ende des Trainings ist man so wütend, dass man Dummheiten macht, wenn man sich darauf einlässt. Ich weiß nicht genau, was in Zolder passiert ist, aber es schien, als sei genau das passiert. Gilles ging ein Risiko ein, das sich nicht auszahlt", ordnet Scheckter die Situation ein.

Das Letzte, was Villeneuve sah, war, dass Mass den von ihm gewählten Weg einschlug. Der linke Vorderreifen des Ferrari berührte das rechte Heck des March, und sofort flog der rote Wagen himmelwärts und verschwand kurzzeitig aus dem Blickfeld der TV-Kamera, die den Moment des Aufpralls gerade noch eingefangen hatte.

Das Auto stürzte mit katastrophaler Wucht ab und überschlug sich. Dabei wurde die Vorderseite des Chassis abgerissen und Villeneuve wie in einem Schleudersitz herauskatapultiert. Er landete in den Fangzäunen, seinen Helm hatte er verloren.

Mass sprang aus seinem Auto und rannte hinüber, um zu sehen, was er tun konnte, und auch andere Fahrer blieben stehen. Villeneuve klammerte sich für einige Stunden im Krankenhaus von Leuven noch an das Leben, doch er hatte massive Verletzungen erlitten, darunter ein gebrochenes Genick. Er starb an diesem Samstagabend.

Die Rennwelt war schockiert. "Gilles hätte 1982 die Meisterschaft gewinnen können, und Ferrari war durchaus fähig", sagt Scheckter. "Aber man kann nie wissen... Er war noch in diesem frühen Stadium seiner Karriere. Früher war auch ich aggressiver, aber mit zunehmender Erfahrung wird einem klar, dass man Rennen beenden muss."

Ein neuer Star bei Ferrari

Villeneuve, wie Scheckter 1950 geboren, schaffte seinen Durchbruch, als mehrere Formel-1-Topfahrer nach Kanada eingeladen wurden, um 1976 an einer Veranstaltung in Trois Rivieres teilzunehmen. Unter ihnen auch der aktuelle Weltmeister James Hunt.

Er erkannte Villeneuves Talent und machte McLaren-Teamchef Teddy Mayer auf ihn aufmerksam. Beim britischen Grand Prix 1977 saß er schließlich für sein Formel-1-Debüt in einem dritten McLaren. Für das Folgejahr bot ihm der Rennstall keinen Vollzeitjob an, dafür tat sich durch Niki Laudas Weggang von Ferrari eine Chance auf.

Gilles Villeneuve

Bei Ferrari wurde Gilles Villeneuve im zweiten Jahr bereits Vize-Weltmeister

Foto: Motorsport Images

Um die freie Stelle zu besetzen, wagte Enzo Ferrari ein Glücksspiel mit dem Rookie. Im Oktober 1978 gewann er sein Heimrennen, das zum ersten Mal auf der neuen Rennstrecke in Montreal ausgetragen wurde. Drei weitere Siege folgten 1979.

Aber Villeneuve hielt sich an die Anweisungen des Teams und half seinem neuen und erfahreneren Teamkollegen Scheckter, sich den Weltmeistertitel zu sichern. Er wusste, dass seine Zeit sicher noch kommen würde. "Ich habe immer sehr gut mit Gilles zusammengearbeitet", erzählte Scheckter einige Jahre später.

In der Saison 1980 ging Ferrari hoffnungslos unter, kämpfte sich mit neuem Turbomotor im Folgejahr aber zurück. Allerdings war sein Chassis der Konkurrenz nicht gewachsen. Trotzdem gelangen Villeneuve zwei furiose Siege in Monaco und Spanien. Mit seinem neuen Teamkollegen, dem Franzosen Pironi, verstand er sich gut - noch.

Das änderte sich 1982. Die ersten drei Rennen brachten zunächst beiden kein Glück, obwohl Villeneue das Potenzial des neuen Autos zeigte, indem er sich in Südafrika als Dritter und in Brasilien als Zweiter weit vor Pironi qualifizierte.

Der Konflikt in Imola

Beim vierten Saisonlauf in Imola traten aus Gründen des Protests nur 14 Autos an. Als Rene Arnoux im Renault ausfiel, rückte das Ferrari-Duo auf die Plätze eins und zwei vor. Villeneuve führte das Rennen an und niemand anderes war in Sicht. Mit Blick auf den Kraftstoffverbrauch sollten beide langsamer fahren und ihre Position halten.

Entsprechend überrascht war Villeneuve, als Pironi an ihm vorbeifuhr. Er dachte erst, dass der Franzose vielleicht versuchte, eine Show für die Fans zu bieten. Und tatsächlich schien er ihn eine Runde vor Schluss wieder vorbeizulassen, doch im letzten Umlauf rauschte Pironi doch noch vorbei und ließ Villeneuve stehen.

Didier Pironi

Imola 1982: Didier Pironi stiehlt Gilles Villeneuve in letzter Sekunde den Sieg

Foto: Motorsport Images

Er überquerte die Ziellinie mit 0,3 Sekunden Rückstand und schäumte vor Wut. Für den Ferrari-Piloten stand außer Frage, dass er vom eigenen Teamkollegen um den Sieg betrogen worden war, und das vor den Augen Tausender Tifosi.

Als Mann, für den Vertrauen und Ehre entscheidend waren, schwor Villeneuve, nie wieder mit Pironi zu sprechen. Stattdessen meldete er sich bei seinem alten Weggefährten Scheckter. "Nachdem er diesen Zwischenfall hatte, rief er mich an", erinnert er sich. "Wir haben viel geredet. Er hasste, was in Imola geschehen war."

"Gilles war ein wirklich aufrichtiger, ehrlicher Typ, und wenn er eine Schwäche hatte, war er ehrlich bis hin zur Naivität. Er vertraute Pironi. Das hätte ihn für eine ganze Weile schwer getroffen, und ich sage das, weil sehr ehrliche, naive Menschen schockiert sind, wenn ihnen so etwas passiert. Gauner wiederum denken, so sollte es sein..."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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