Zurück aus der Formel-1-Sommerpause: Welche Fragen sich jetzt stellen
Titelkampf, Silly Season, Teamstrukturen: Bei der Rückkehr der Formel 1 aus ihrer Sommerpause warten einige drängende Fragen auf eine Antwort
Wird Red Bull wirklich weiter an Sergio Perez und Daniel Ricciardo festhalten?
Foto: Motorsport Motorsport
Die Sommerpause der Formel 1 ist vorbei, und die Teams reisen nach Zandvoort für das erste der verbleibenden zehn Rennen der Saison 2024. Aus diesem Anlass fassen wir den aktuellen Status Quo zusammen und werfen einige ungelöste Fragen auf, die noch nach einer Antwort suchen.
Red Bull setzt auf Perez - Wird das ein teurer Fehler?
Kurz nach dem Grand Prix von Belgien entschied sich Red Bull, Sergio Perez weiterhin zu unterstützen - zumindest vorerst. Der Mexikaner hatte seit Mai massive Schwierigkeiten, im RB20 schnell und konstant zu sein.Seitdem ist er in der Meisterschaft auf den siebten Platz abgerutscht und hat weniger als die Hälfte der Punkte seines Teamkollegen und WM-Leaders Max Verstappen geholt.
Red Bull kam zu dem Schluss, dass keiner der potenziellen Nachfolger im eigenen Umfeld eine klare und unmittelbare Verbesserung darstellt, und entschied sich stattdessen, Perez weiterhin zu unterstützen, um das Ruder herumzureißen.Technikdirektor Pierre Wache versprach gegenüber Motorsport.com, Red Bull werde alles tun, um das Auto durch die verbleibenden Upgrades für Perez komfortabler zu machen.
Trotz dieser öffentlichen Unterstützung bleibt Perez in einer schwierigen Lage. Red Bull braucht ihn dringend, um schneller zu werden und regelmäßig Podestplätze zu erreichen, insbesondere da McLaren in der Konstrukteurswertung bis auf 42 Punkte herangerückt ist. Diese Geschichte ist also noch lange nicht abgeschlossen.
Kann McLaren tatsächlich den Titel gewinnen?
Während Perez und Red Bull straucheln, wittert McLaren seine Chance. Die Rivalität zwischen CEO Zak Brown und Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat in den vergangenen Monaten zugenommen, ebenso wie die Aussicht, dass McLaren seinen ersten Konstrukteurstitel seit 1998 gewinnen könnte.
Unter Teamchef Andrea Stella hat McLaren eine beeindruckende Entwicklungskurve hingelegt und auf einigen Strecken das schnellste Auto gestellt. Doch eine Reihe von Fehlern hat das Team daran gehindert, sein Potenzial voll auszuschöpfen.
Trotz dieser Fehler war McLaren in den letzten acht Rennen das punktbeste Team. Sollte der Trend anhalten, könnte es Red Bull bis zum Rennen in Singapur oder Austin einholen.
Ferrari liegt nur 21 Punkte hinter McLaren auf dem dritten Platz. Probleme mit dem neuesten Upgrade führten dazu, dass das Team den zweiten Platz an McLaren verlor. Seit Juni war Ferrari das Team mit den wenigsten Punkten in den Top 4.
Verliert Red Bull nach Wheatley weitere Schlüsselfiguren?
Eine wichtige Figur, die Red Bull verlieren wird, ist der Sportdirektor Jonathan Wheatley. Der 57-Jährige wird den Rennstall am Ende der aktuellen Saison Richtung Audi verlassen.
Gerüchte über Wheatleys Abgang kursierten erstmals rund um den Miami-Grand-Prix im Mai, da der langjährige Mitarbeiter noch keinen neuen Vertrag unterschrieben hatte. Es war bekannt, dass Wheatley Ambitionen hegte, irgendwo Teamchef zu werden. Angesichts seiner 18-jährigen Tätigkeit bei Red Bull legte ihm Team keine Steine in den Weg legen für den Fall, dass sich eine solche Gelegenheit ergab.
Das tat sie nun bei Audi, wo er mit dem ehemaligen Ferrari-Teamchef Mattia Binotto eine Doppelspitze bilden wird. Binotto hat bereits am 1. August die Leitung des Teams übernommen, das sich bis 2026 von Sauber zum Audi-Werksteam entwickelt.
Red Bull ist entschlossen, sich weder vom Abgang des Design-Gurus Adrian Newey (sehr wahrscheinlich zu Aston Martin) noch von Wheatleys Abschied aus der Bahn werfen zu lassen. Das Team hat angekündigt, den Sportdirektor intern zu ersetzen, und sieht darin eine Chance, die Managementstruktur zu erneuern.
Doch der übergreifende Machtkampf im Team bleibt vorerst ungelöst - auch wenn Red-Bull-Berater Helmut Marko versprochen hat, seinen aktuellen Vertrag bis 2026 zu erfüllen, was eine Ausstiegsklausel in Verstappens Vertrag entschärft.
Wie wird sich Oliver Oakes als Alpine-Teamchef schlagen?
Alpine hat ebenfalls einen neuen Teamchef gefunden, um den Interimsboss Bruno Famin zu ersetzen: Oliver Oakes. Bekannt für seine Rolle als Leiter des Nachwuchsteams Hitech, das er 2015 im Alter von 27 Jahren übernahm, wird er jetzt, mit 36 Jahren, einer der jüngsten Teamchefs der modernen Formel-1-Ära.Nach der Verpflichtung des technischen Leiters David Sanchez von McLaren ist Oakes das neueste Puzzleteil bei Alpine, um sich aus der aktuellen Misere zu befreien. Zudem ist zu erwarten, dass das Team auf Mercedes-Kundenmotoren umsteigen und sein eigenes Renault-Motorenprogramm in Frankreich aufgeben wird.
Oliver Oakes und Flavio Briatore sollen Alpine aus dem Schlamassel helfen Foto: Alpine
Silly Season für Audi und Alpine auf der Zielgeraden
Eine Person, die nicht zu Alpine wechseln wird, ist Carlos Sainz. Er hat sich nach einer langen Bedenkzeit schließlich für Williams entschieden und damit das Rennen um die letzten verbleibenden Plätze für 2025 wieder eröffnet.
Es wird vermutet, dass Alpine dazu neigt, den Ersatzfahrer Jack Doohan als Teamkollegen von Pierre Gasly zu nominieren, um den zu Haas abwandernden Esteban Ocon zu ersetzen.
Unterdessen hat es Sauber/Audi aufgrund seiner Performance-Probleme und Schwierigkeiten abseits der Rennstrecke nicht geschafft, neben Neuzugang Nico Hülkenberg seine vorrangigen Wunschkandidaten zu verpflichten. Nun wird erwartet, dass einer der aktuellen Fahrer - Valtteri Bottas oder Guanyu Zhou - bleibt.
Die beiden verbleibenden freien Plätze für 2025 könnten jedoch noch eine Weile unbesetzt bleiben. Mercedes hat alle Zeit der Welt, um seinen Junior-Protege Andrea Kimi Antonelli zu befördern, der möglicherweise Lewis Hamilton ersetzen könnte.Aber was wird aus Daniel Ricciardo und Liam Lawson?
Red Bull kann sich ebenfalls Zeit lassen, um zu sehen, wie sich die Dinge in der zweiten Saisonhälfte entwickeln, und langfristig über Sergio Perez' Zukunft sowie den letzten Platz im Schwesterteam Racing Bulls zu entscheiden.
Horner und Marko haben beschlossen, Daniel Ricciardo den Rest des Jahres zusammen mit Yuki Tsunoda fahren zu lassen. Doch Red Bulls Ersatzfahrer Liam Lawson steht für ein Formel-1-Cockpit 2025 bereits in den Startlöchern.Bei seinen Einsätzen für den verletzten Ricciardo 2023 konnte er überzeugen und hat so den Druck auf Red Bulls Fahrerwahl erhöht. Die Marke riskiert, ihn vollständig zu verlieren.
Je nachdem, wie sich Perez und Ricciardo in den kommenden Wochen schlagen, könnte Lawson 2025 seine Chance auf eine Vollzeitbeförderung bei Red Bull/Racing Bulls bekommen. Sollte das nicht passieren, könnte Red Bull auch auf den Formel-2-Tabellenführer Isack Hadjar als nächsten Ersatzfahrer setzen.Diese Story teilen oder speichern
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