Strafe wegen Boxen-Spionage: DS-Penske sieht sich ins falsche Licht gerückt
Stoffel Vandoorne akzeptiert die Strafe gegen DS-Penske beim Portland-E-Prix der Formel E, wehrt sich aber gegen den Vorwurf, sein Team stehle Daten der Konkurrenz
Der erste E-Prix der Formel E im US-amerikanischen Portland sorgte schon vor dem Start für Aufregung. Nach einer Entscheidung der Sportkommissare mussten die beiden DS-Penske-Piloten Stoffel Vandoorne und Jean-Eric Vergne aus der Boxengasse starten.
"Um ehrlich zu sein, war es ein ziemlich schreckliches Wochenende", sagt Vandoorne der englischsprachigen Ausgabe von 'Motorsport.com'. "Jeder bereitet sich sehr hart vor, und hierher zu kommen und aus der Boxengasse zu starten, ist sicher nicht das, was wir wollten."
Was war passiert? DS-Penske hatte während des Trainings einen so genannten RFID-Scanner in der Boxengasse aufgestellt. RFID steht für "radio-frequency identification" und bezeichnet eine Funkübertragungstechnik, die zum Beispiel auch beim kontaktlosen Bezahlen mit Debit- oder Kreditkarten zum Einsatz kommt.
Zwei Versionen der Entscheidung der Sportkommissare
DS-Penske nutzte diesen Scanner nach Ansicht der Sportkommissare, um Live-Daten der Konkurrenten zu sammeln. Dadurch habe das Team viele Informationen erhalten, was "einen großen und unfairen Vorteil" darstelle. Außerdem sei es den Teams nicht erlaubt, solche Geräte in der Boxengasse zu installieren.
"Offensichtlich war das, was wir getan haben, falsch", akzeptiert Vandoorne die Strafe grundsätzlich. Dennoch sieht er sein Team in ein falsches Licht gerückt. "Die Botschaft, die verbreitet wurde, war falsch: Die Leute sagten, wir würden Daten von anderen Teams stehlen."
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Entscheidung Nummer 12 der Sportkommissare, in der die Strafe begründet wird. Es gibt zwei Versionen davon. In der ursprünglichen wird erwähnt, dass der Scanner die Barcodes auf den Reifen und damit Informationen über die verwendeten Reifensätze auswertet. In einer überarbeiteten Version des Dokuments, die rund 30 Minuten später veröffentlicht wurde, ist unter anderem dieser Satz gestrichen.
Vandoorne: "Haben einen hohen Preis bezahlt"
Für Vandoorne ist aber genau das der springende Punkt, denn nichts anderes als Informationen über die Reifen der Konkurrenz habe DS-Penske mit dem Scanner sammeln wollen. "Wir haben nur versucht herauszufinden, welchen Reifensatz die anderen benutzt haben", so der amtierende Weltmeister.
Das sei grundsätzlich nicht strafbar und werde auch von anderen Teams gemacht, wenn auch auf andere Weise. "Man kann das mit einer normalen Kamera machen. Die anderen Teams machen das auch, sie setzen Fotografen in der Boxengasse ein", erklärt Vandoorne. "Wir haben einen cleveren oder einfachen Weg gefunden und dafür einen hohen Preis bezahlt."
Durch die Strafe blieben Vergne und Vandoorne als Elfter und Zwölfter ohne WM-Punkte und reisten frustriert aus Portland ab. "Wir akzeptieren die Entscheidung, wir können sie nicht ändern, aber die Botschaft wurde auf die falsche Art und Weise übermittelt", so Vandoorne.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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