Jules Gounon nach Hockenheim-Sieg: "Wollte nur auf der Strecke antworten"
Nach der Kollision mit Mercedes-AMG-Kollege Dani Juncadella musste Jules Gounon Kritik einstecken - Das ging nicht spurlos am Sonntagssieger in Hockenheim vorbei
Gestern noch der Buhmann, heute der gefeierte Held: Jules Gounon hat das Sonntagsrennen des ADAC GT Masters 2022 in Hockenheim praktisch im Alleingang gewonnen - und die Entscheidung für sich und ZVO-Mercedes-Teamkollege Fabian Schiller direkt am Start herbeigeführt.
Innerhalb von zwei Kurven ließ Gounon erst Ricardo Feller im Land-Audi #29 (Feller/J. Owega) und dann auch noch Pole-Mann Ayhancan Güven im Joos-Porsche #91 hinter sich. "Ich weiß nicht, wo Jules den Grip hergenommen hat in der Startphase", rieb sich Feller die Augen, während Teamkollege Schiller von einem "ausschlaggebenden" Start sprach.
Für Gounon war der fulminante Start vor allem eines, wie er 'Motorsport-Total.com' erzählt: "Heute war es mein Ziel, auf der Strecke zu antworten. Und das war eine gute Antwort." Schließlich musste er sich nach der Kollision mit Freund und Markenkollege Dani Juncadella am Samstag vor allem von Juncadellas Partner Raffaele Marciello böse Worte anhören.
Jules Gounon wollte "nur auf der Strecke antworten"
Marciello, der am Samstag vorzeitig Meister wurde, sprach mit Blick auf Gounon davon, dass es "viele Fake-Gesichter im Fahrerlager" und "keine Freunde im Motorsport" gebe. Der Franzose wollte, angesprochen auf Marciello, nach dem Sonntagssieg keinen Kommentar mehr dazu abgeben. Doch die Geschehnisse haben ihn trotzdem beschäftigt.
"Nachdem, was gestern passiert ist, und was ich in der Pressekonferenz und so gehört habe, wollte ich darauf nur auf der Strecke antworten. Denn ich denke, das wollen wir alle", sagt Gounon. Er selbst kam jedoch ins Grübeln, was seine eigene Vorgehensweise auf der Strecke betrifft: "Soll ich vorsichtiger fahren? Sollte ich weniger Manöver probieren?"
Gounon weiter: "Auf dem Weg zur Einführungsrunde habe ich mir dann gesagt: Ich war schon mein ganzes Leben lang ich selbst. Ich war immer dieselbe Person und habe immer meinen wahren Charakter gezeigt. Und mein wahrer Charakter ist es, ein angreifender Fahrer zu sein. Wenn ich eine Lücke sehe, dann steche ich auch rein."
Fabian Schiller: Mercedes-AMG auf kalten Reifen stark
Daher habe er zu sich gesagt, auch am heutigen Tag einfach er selbst zu sein. "Das hat sich ausgezahlt und es war einfach großartig für das Team, nach gestern zurückzuschlagen." Allerdings hat der Husarenritt der Startrunde selbst Gounon überrascht. Denn geplant war der Vormarsch von Platz drei auf Rang eins keinesfalls.
"Der Plan war es, nicht Verrücktes zu machen und es einfach zu versuchen, wenn die Gelegenheit da ist. Aber das war's. Im Motorsport kann man eine Situation 150 Mal durchspielen, und es wird immer anders laufen. Man muss nur schnellstmöglich darauf reagieren, was man sieht. Das ist alles", meint der ZVO-Mercedes-Pilot.
Teamkollege Schiller gibt allerdings zu, dass man mit dem Mercedes-AMG GT3 über ein Fahrzeug verfügt, das "sehr stark auf kalten Reifen ist, beziehungsweise am Anfang des Rennens, wenn der Reifen noch nicht ganz da ist, einfach zu kontrollieren ist."
Ricardo Feller: Das lief beim Land-Audi-Stopp schief
Ein Mal in Führung, ist es dem ZVO-Duo relativ einfach gefallen, das Geschehen zu bestimmen. Die endgültige Vorentscheidung fiel, trotz einer späten Safety-Car-Phase, bereits beim Stopp, wo der Land-Audi #29 zwei Sekunden verlor. "Danach hatten wir eine relativ große Lücke. Ich weiß nicht, was da bei der Land-Truppe schiefgelaufen ist", rätselt Schiller.
Feller klärt auf: "Wir hatten ein Problem mit dem GPS-Gerät. Das hat nicht so funktioniert, wie es sollte. Gestern hatte es perfekt funktioniert. Dann musste man ein bisschen Sicherheits-Marge einbauen, um sicher zu sein, dass wir nicht drunter [unter die Mindestboxenzeit] kommen. Sonst wäre das Rennen gelaufen gewesen."
Im Ziel fehlten Feller und Jusuf Owega 1,892 Sekunden nach ganz vorne. Gounon und Schiller beschließen das ADAC GT Masters 2022 mit ihrem vierten Saisonsieg - mehr als alle anderen Fahrer - und mit dem guten Gefühl der Rehabilitation.
Mit Bildmaterial von Alexander Trienitz.
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