IMSA Petit Le Mans 2022: MSR-Acura krönt sich mit Sieg zum Meister
Meyer Shank Racing fährt mit dem Sieg beim Petit Le Mans den IMSA-Titel 2022 ein - Ganassi-Cadillacs bringen sich mit teaminternem Crash um den Sieg!
Es war das perfekte Drehbuch: Die beiden Acura ARX-05 kämpften beim Petit Le Mans 2022 in einem gut halbstündigen Sprint um den Sieg beim letzten Rennen der DPi-Klasse und den Titel in der IMSA Sportscar Championship 2022. Es kam jedoch zu einem vorzeitigen Ende 13 Minuten vor Schluss, als das Rennen zugunsten von Oliver Jarvis, Tom Blomqvist und Helio Castroneves entschieden wurde. Ergebnis Petit Le Mans 2022
Beim letzten Boxenstopp übernahm Tom Blomqvist im Meyer-Shank-Acura #60 (Jarvis/Blomqvist/Castroneves), der während des Rennens wegen eines beschädigten Flics die Nase hatte wechseln lassen müssen, die Führung von Filipe Albuquerque im Wayne-Taylor-Acura #10 (R. Taylor/Albuquerque/Hartley; 6.).
13 Minuten vor Schluss fiel die Entscheidung: Albuquerque attackierte Blomqvist auf Start/Ziel, kam aber nicht vorbei. In Kurve 3 wurde der Winward-Mercedes #57 (Ward/Ellis/Dienst) überrundet. Blomqvist zog durch, der Albuquerque blieb hängen.
Die Berührung verbog einen Querlenker hinten links, woraufhin der WTR-Acura die Box aufsuchen musste. Das Rennen ging unter Gelb zu Ende, weil Ellis sich wenige Runden später mit einem Folgeschaden drehte und aus eigener Kraft nicht mehr loskam. Es war die neunte Caution im 10-Stunden-Rennen.
Meyer Shank Racing gewann erst sein zweites Rennen in der IMSA Sportscar Championship 2022 nach den 24 Stunden von Daytona. Konstanz war der Schlüssel zum Titel. Eine Serie von fünf zweiten Plätzen von Long Beach bis Mosport war rückblickend entscheidend. Albuquerque und Ricky Taylor holten zwar vier Siege, kamen sonst aber nur in Daytona aufs Podium.
Ganassi-Cadillacs eliminieren sich gegenseitig
Dass es zu einem direkten Kampf der Acuras kam, war einer teaminternen Kollision der beiden Cadillac DPi-V.R von Chip Ganassi Racing zu verdanken, die sich 50 Minuten vor Rennende in Kurve 1 im Kampf um die Führung gegenseitig eliminierten.
Eine Attacke von Earl Bamber im Ganassi-Cadillac #02 (Bamber/Lynn/Hunter-Reay; 5.) gegen Renger van der Zande im Ganassi-Cadillac #01 (van der Zande/Bourdais/Dixon; 4.) ging in die Hose und beide DPi-Boliden landeten im Reifenstapel. Der Albtraum eines jeden Teamchefs war Wirklichkeit geworden, mit zwei Vollprofis am Steuer.
So komplettierten die beiden Action-Express-Cadillacs das Podium. Der Action-Express-Cadillac #31 (Derani/Pla/Conway) holte Platz zwei, das drittplatzierte "All-Star"-Fahrzeug, der Action-Express-Cadillac #48 (Rockenfeller/Kobayashi/Johnson; 3.), hatte bereits eine Runde Rückstand.
Ganassi war nicht das einzige Team, das seine Cadillacs beim Finale wegwarf: Der JDC-Miller-Cadillac #5 (Vautier/Westbrook/Duval; DNF) hatte einen heftigen Unfall mit Loic Duval am Steuer. Er geriet beim Überrunden mit dem Vasser-Sullivan-Lexus #12 (Montecalvo/Telitz/Heistand; DNF) aus der GTD-Kategorie aneinander.
Dem Franzosen wurde die Schuld an der Kollision zugesprochen, weil im fahrerbriefing darauf angesprochen wurde, dass Unfälle beim Überrunden in Kurve 4 auf das Konto des Prototyps gehen würden. Auswirkungen hatte das nicht mehr, beide Fahrzeuge waren zu schwer beschädigt, um weiterzufahren.
GTD schlägt GTD Pro
Einen seltsamen Verlauf nahm das Rennen in den GTD-Klassen. Die GTD-Kategorie für Pro-Am-Fahrzeuge lag nahezu das ganze Rennen über vor der GTD Pro im Gesamtklassement. So sah es auch im Ziel aus. Schnellstes GT3-Fahrzeug war der Gradient-Acura #66 (Simpson/Bechtolsheimer/Farnbacher), der aber trotzdem "nur" den GTD-Sieg einfuhr.
In der GTD Pro kam es nach der letzten Caution zum Sechskampf um den Klassensieg - hinter fünf GTD-Autos. Der Vasser-Sullivan-Lexus #14 (Hawksworth/Barnicoat/Kirkwood; 1.) hatte das Geschehen weitestgehend bestimmt und lag auch beim letzten Restart an der Spitze.
Diesmal konnte sich Jack Hawksworth jedoch nicht absetzen. In einer spektakulären Szene 21 Minuten vor Schluss nutzte Daniel Serra im Risi-Ferrari #62 (Calado/Serra/Rigon; 7.) einen wilden Kampf vor ihm eindrucksvoll aus, um erst auf Platz zwei und kurze Zeit später an die Spitze zu gehen.
Der Caution kurz vor Schluss beendete den großen Kampf dann jäh. Risi Competizione fuhr vor Vasser Sullivan über die Linie. Doch dem Ferrari wurde der Sieg aberkannt, weil Serra mehr als vier Stunden während einer sechsstündigen Periode im Auto gesessen hat. Er überschritt die Zeit um elf Minuten. Somit erhielt Vasser Sullivan den Klassensieg zurück.
Auf Platz zwei kam der RLL-BMW #25 (de Phillippi/Edwards/Krohn). Dieser überstand zu Beginn des Rennens eine 60-Sekunden-Stop&-Go-Strafe, weil das Team bei geschlossener Box am Auto gearbeitet hat.
Den dritten Platz belegten die Meister im Pfaff-Porsche #9 (Campbell/Jaminet/Nasr). Matt Campbell und Mathieu Jaminet hatten allein durch den Start ins Rennen den Titel bereits geholt, denn damit waren ihnen die Punkte für den siebten Platz sicher. Später fingen sie sich einen Reifenschaden ein, wurden jedoch wie der BMW durch Cautions wieder in Schlagdistanz gebracht.
Knapp am Podium vorbei schrammten der Heart-of-Racing-Aston-Martin #23 (Gunn/Riberas/Gamble; 4.) und die Corvette #3 (Garcia/J. Taylor/Catsburg; 5.).
Starkworks bleibt fehlerfrei
In der LMP2 setzte sich das Team durch, das die wenigsten Fehler machte: Der Starworks-Oreca #8 (Farano/Deletraz/de Andrade) holte den Klassensieg. John Farano wurde damit auch Meister.
Die Konkurrenz warf den Sieg auf unterschiedliche Weise weg. Der Era-Oreca #18 (Merriman/Dalziel/Rasmussen; 5.) segelte in der zweiten Stunde raus. Der DragonSpeed-Oreca #81 (Hedman/J.P. Montoya/S. Montoya; 2.) war bei einem Restart zwischenzeitlich langsam unterwegs. Juan Pablo Montoya sorgte außerdem für eine Slapstick-Einlage, als er beim Boxenstopp aus dem Auto kletterte und dann über einen Reifen stolperte und hinfiel.
Auf Siegkurs lag lange Zeit der High-Class-Oreca #20 (Andersen/Fjordbach/Scherer; 3.), bis sich Fabio Scherer am Boxeneingang ins Gras drehte, sich nur mit Mühe befreien konnte und dann auch noch dem WTR-Acura vor die Nase fuhr. Das brachte dem dänischen Team zusätzlich zum ohnehin schon großen Zeitverlust eine Strafe ein.
In der LMP3 kam es zum Drama: George Kurtz drehte sich im Core-Ligier #54 (Bennett/Braun/Kurtz; 5.) in der vierten Stunde in den Kies. Da sich aber Felipe Fraga im Riley-Ligier #74 (Robinson/Fraga/van Berlo; 4.) seinerseits in der sechsten Stunde rausdrehte, verlor Gar Robinson die Chance auf den Titel.
Auch Garrett Grist und Ari Balogh verpassten im Jr-III-Ligier #30 (Balogh/Grist/Siegel; 2.) als Zweite den Klassensieg, der an den Andretti-Ligier #36 (Andretti/Burdon/Chaves) ging. So reichte Colin Braun und Jon Bennett ein fünfter Platz zum Titelgewinn - ihr Erster seit den Zeiten in der PC-Kategorie in den Jahren 2014 und 2015.
In der GTD-Klasse siegte wie schon angesprochen der Gradient-Acura, gefolgt vom Optimum-McLaren #70 (Iribe/Pepper/Priaulx; 2.) und dem Turner-BMW #96 (Foley/Auberlen/Dinan; 3.) Meister wurde der Kandier Roman de Angelis auf dem Heart-of-Racing-Aston-Martin #27 (de Angelis/Martin/James; 7.).
Mit dem Petit Le Mans ist die Ära der DPi-Boliden zu Ende gegangen. Vom 26. bis 29. Januar wird die Saison 2023 mit den neuen LMDh-Boliden eröffnet. Schon eine Woche vorher finden die offiziellen Testfahrten und das Qualifikationsrennen statt.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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