"Viel süßer als bitter": Zanardi blickt auf sein Daytona-Debüt zurück
Alex Zanardis Debüt bei den 24 Stunden von Daytona stand im Zeichen zahlreicher Probleme, aber unterm Strich überwiegt für den Italiener wie immer das Positive
Rein sportlich betrachtet hatte das 24-Stunden-Rennen von Daytona 2019 für BMW zwei Seiten.
Zum einen gewann man mit Augusto Farfus, Connor de Phillippi, Philipp Eng und Colton Herta im von Rahal Letterman Lanigan Racing (RLL) eingesetzten M8 GTE mit der Startnummer 25 die GTLM-Klasse. Zum anderen schloss das Schwesterauto (Startnummer 24 mit Jesse Krohn, John Edwards, Chaz Mostert und Alex Zanardi) nach zahlreichen Problemen auf dem letzten Platz dieser Klasse ab.
Insbesondere für Zanardi war es ein Wechselbad der Gefühle, das er zusammenfassend aber doch als positiv einstuft. Der Italiener, der sich seit seinem Horrorcrash vom CART-Rennen im September 2001 auf dem EuroSpeedway Lausitz bravurös ohne seine eigenen Beine durchs Leben kämpft, gab am Wochenende sein Daytona-Debüt.
Dank der neuesten Hilfssysteme von BMW konnte Zanardi ohne Beinprothesen fahren Foto: BMW
So gingen zunächst einige Sekunden verloren, bevor Zanardi losfahren konnte. Später musste die Lenksäule getauscht werden, was Krohn/Edwards/Mostert/Zanardi mehrere Runden kostete. Nachdem man bereits acht Runden zurücklag, kämpfte man sich wieder heran und holte fünf Runden wieder auf. Dann aber gab es erneut Probleme, unter anderem einen Reifenschaden. Unterm Strich wurden auf P9 schließlich 18 Runden Rückstand auf die siegreichen Teamkollegen Farfus/de Phillippi/Eng/Herta notiert.
"Einige der Dinge, die wir uns erhofft hatten, sind an diesem Wochenende nicht eingetreten", so Zanardis offenes Geständnis nach dem Rennen. Gleichzeitig sieht der Italiener aber wie immer das Positive: "Als Team haben wir das Rennen gewonnen. Ich freue mich sehr für Augusto, Philipp, Colton und Connor. Sie haben eine grandiose Leistung vollbracht. Und natürlich freue ich mich auch sehr für das Team RLL. Ich bin stolz, dass ich für ein Wochenende Teil dieses Teams sein durfte."
So kommt Zanardi zur Erkenntnis: "Bittersüß trifft es wohl am besten. In Wahrheit war es aber viel süßer als bitter. Aus sportlicher Sicht war es natürlich ein bisschen bitter. Wir hatten uns ein Ergebnis vorgenommen, von dem ich glaube, das es technisch möglich gewesen wäre. Unser Team war stark, genauso stark wie das mit der Startnummer 25."
"Doch das ist Racing", so Zanardi weiter, um herauszustellen: "Der erste Stolperstein warf uns acht Runden zurück. Doch wir kämpften uns zurück und lagen bei Mitte des Rennens nur noch drei Runden zurück. Es war also definitiv möglich, dass wir es nochmal hätten umdrehen können. Das Tempo war da. Es war keine Frage dessen, ob wir den Speed hatten oder nicht. Wer weiß, was passiert wäre, hätten wir es bis in die Führungsrunde zurück geschafft? Mit all dem, was gegen Ende des Rennens noch passiert ist, wäre alles möglich gewesen."
Das von Zanardi angerissene Chaos in den letzten Rennstunden, die im Zeichen von starkem Regen und mehreren Gelb- und Rotphasen standen, spielte dem #25 BMW in die Karten. Großen Anteil am Klassensieg dieses Autos hatte aber auch die Fahrt des Schlussfahrers.
De Phillippi, Eng, Farfus, Herta gewannen die GTLM in Daytona für Charly Lamm Foto: LAT
"Selbst wenn ich zehn Beine hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen, das zu schaffen, was Augusto in den letzten zwei Stunden geschafft hat", scherzt der zweimalige CART-Champion Zanardi voll des Lobes über seinen BMW-Teamkollegen, der nur drei Tage nach dem Tod von Charly Lamm einen emotionalen Sieg sicherstellte. Für Farfus selbst war es bereits der zweite dieser Art, denn erst im November hatte er in Macau das letzte Rennen gewonnen, bei dem Lamm persönlich vor Ort war.
Mit Bildmaterial von Michelin.
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