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Nachruf

Bryan Clauson ist tot – ein Nachruf

Es gibt Dinge, an die gewöhnt man sich nicht. Man kann nicht und man will auch gar nicht. Egal, wie lange man schon im Geschäft ist. Zum Beispiel dann, wenn ein Motorsportler sein Leben verliert.

Bryan Clauson
Bryan Clauson
Bryan Clauson
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Jonathan Byrd Racing
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Jonathan Byrd Racing
Bryan Clauson
Bryan Clauson
Bryan Clauson
Bryan Clauson
Bryan Clauson, Dale Coyne Racing Honda

Noch schlimmer wird diese Angelegenheit, wenn man diesen Menschen seit vielen Jahren kannte und seine Karriere intensiv verfolgt hat. So geschehen im Fall Bryan Clauson. Es war im Mai 2008, am Wochenende rund um das Coca-Cola 600 in Charlotte. Im NASCAR-Team von Chip Ganassi gab es am Freitag den obligatorischen Open-Day, einen Tag, an dem sich die Fans ihre Autogramme direkt von den NASCAR-Stars abholen konnten.

Neben Juan Pablo Montoya war zu dieser Zeit auch Dario Franchitti neu im Ganassi-Team. Der prominente IndyCar-Wechsler hatte sich wenige Wochen zuvor am Knöchel verletzt und humpelte mühsam im Gebäude herum, während Connie Montoya versuchte, den jugendlichen Elan der Montoya-Kids zu bändigen und der prominente Papa genüsslich an einem großen Hamburger herumkaute.

Kurz: Es war ein großartiges Familienfest und die Schlange der Montoya/Franchitti-Fans reichte bis weit auf den Ganassi-Parkplatz hinaus. Plötzlich tippte mir Tab Boyd, der damalige Montoya-Spotter, auf die Schulter und raunte mir ins Ohr: "Du Pete, kannst du mir einen kleinen Gefallen tun?" "Na klar", antwortete ich. "Worum geht's denn?"

"Wir haben einen richtig starken Nachwuchspiloten im Team, für den ich ebenfalls spotte. Sein Name ist Bryan Clauson. Er ist ein Super-Typ, hat aber noch keine besonders ausgeprägte Medien-Erfahrung. Schon gar nicht mit Journalisten, die aus dem Ausland kommen. Magst du dich mal mit ihm unterhalten?" Gesagt, getan, und so lernte ich, fast etwas unfreiwillig, einen sehr freundlichen, aber natürlich noch etwas schüchternen 18-jährigen US-Boy kennen.

Bildergalerie: Bryan Clauson

Bryan Clauson hatte damals einen Driver-Development-Vertrag bei Chip Ganassi. Seine ersten Sporen hatte sich Clauson auf den US-amerikanischen Dirt-Tracks verdient, im Januar 2008 wurde er Vierter im legendären Chili-Bowl.

Eigentlich war es bei Ganassi geplant, den gebürtigen Kalifornier in der ARCA- und in der Nationwide-Serie behutsam aufzubauen. Ein ARCA-Rennen hatte er im Spätsommer 2007 bereits gewonnen und durch die Franchitti-Verletzung übernahm er nun dessen Nationwide-Cockpit.

Es war ein Deal auf Zeit, das war Clauson von vorneherein klar. "Ich möchte vor allem die kleinen Fehlerquellen ausschließen, die man einfach hat, wenn man neu auf eine Strecke kommt", sagte er damals und hoffte: "Nächstes Jahr fahren wir dann ein volles Nationwide-Jahr mit dem Sponsoring von Fastenal."

2008 und 2009 sollten also in der zweiten NASCAR-Liga seine Lehrjahre werden. Und gegen die starke Konkurrenz der Sprint-Cup-Gaststarter hatte er nichts einzuwenden: "Klar macht das die Sache viel schwererer, aber man kann extrem viel lernen, wenn man so erfahrenen Leuten wie Kevin Harvick oder Carl Edwards 200 Runden lang hinterherfahren kann."

Jede Menge Hoffnung und Optimismus also, es tatsächlich an die so lukrativen Honigtöpfe der NASCAR zu schaffen. Das Ganze übrigens relativ unbemerkt von der großen Youngster-Öffentlichkeit, denn die gehörte damals dem noch ein Jahr jüngeren Joey Logano, der quasi parallel zu Clauson von Joe Gibbs Racing aufgebaut wurde und die Rookie-Schlagzeilen deutlich beherrschte.

So konnte sich Clauson in aller Ruhe seine NASCAR-Sporen verdienen und sollte zum Saisonende 2008 sogar seine ersten Cup-Erfahrungen sammeln. Damit begann der Gegenwind. In dieser Saison war es noch die Regel, dass weit mehr als 43 Teams gemeldet hatten, in der Qualifikation wurde also kräftig ausgesiebt.

Dies war für die Piloten, die nicht unter den Top 35 der Ownerwertung standen, vor allem dann bitter, wenn es am Quali-Tag regnete. So geschehen in Charlotte, als es neben Clauson auch Brad Keselowski (Hendrick-Chevrolet) und Scott Speed (Red-Bull-Toyota) erwischte.

Zwei Wochen später in Atlanta das gleiche Bild: Wieder verregnete es ein Clauson-Debüt im Cup. Ganz genauso erging es übrigens Joey Logano in einem vierten Gibbs-Toyota neben Tony Stewart, Denny Hamlin und Kyle Busch.

Wenige Tage später folgte Quali-Anlauf Nummer drei in Texas und dort war der Ganassi-Dodge mit der Startnummer 40 einfach zu langsam: Nur Rang 45 und damit das dritte Aus in Folge. Doch es kam noch schlimmer: Im Dezember 2008 sperrte Chip Ganassi sein Nationwide-Team komplett zu, weil sich Sponsor Fastenal in Richtung Jack Roush und Carl Edwards verabschiedete.

Talent Clauson stand quasi über Nacht auf der Straße, sein NASCAR-Traum war ausgeträumt. Aufgrund der Kürze der Zeit blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich wieder auf seine Dirt-Track-Wurzeln zu berufen.

War 2009 noch ein improvisiertes Übergangsjahr, so kam er 2010 im Dirt-Track-Team von Tony Stewart unter. Clauson gewann in diesem Jahr gleich drei Titel und sicherte sich damit einen lukrativen Bonus, der ihm eine weitere Chance eröffnete. Dieses Mal aber in Richtung IndyCars.

Einer der größten Clauson-Fans war damals der ehemalige IndyCar-Boss Randy Bernard, der bei seiner USAC-Titelfahrt 2010 genauso persönlich anwesend war wie IndyCar-Teamchef Sam Schmidt, für den Clauson in der Folge die Oval-Rennen bei den IndyLights 2011 fahren sollte.

Auch sein eigenes Team Bryan Clauson Racing entstand in dieser Zeit. Er war ein positiv Verrückter, der in der Saison 2011 an 111 (!) Rennen teilnahm. Und die Dirt-Track-Erfolge stellten sich ein: 2012 und 2013 gewann er den USAC Sprint-Car-Titel, 2014 triumphierte er im Chili-Bowl. 2012 feierte er sein IndyCar-Debüt im Indy 500, 2015 und 2016 startete er noch zweimal im "Greatest Spectale in Racing."

Die Saison 2016 sollte für Clauson unter dem Titel "The Chasing 200 Tour" laufen: Er wollte in einem Jahr 200 Rennen bestreiten. Dazu kam es nicht mehr.

Am Abend des 6. August 2016, es war Rennen Nummer 117, trat Clauson bei den Belleville Nationals an. Beim Überrunden eines Konkurrenten kippte sein Midget-Car um und wurde von einem anderen Auto schwer getroffen. Wenige Stunden später erlag er im Alter von nur 27 Jahren seinen schweren Verletzungen.

Bryan Clauson war ein echter Vollblut-Racer, der niemals aufgab. Er war ein positiv Verrückter und für mich war es eine große Ehre, seinen viel zu kurzen Karriereweg quasi von Beginn an beobachten zu dürfen.

Wie gesagt: Es gibt Dinge, an die will man sich einfach nicht gewöhnen.

 

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