Indy 500: Rosenqvist in Q1 vorn - Rahal-Trio kämpft um Qualifikation
McLaren und Ganassi mit allen ihrer Autos in mit Überraschungen besetzten Top 12 - Callum Ilott schafft die Quali - Rahal mit drei von vier Autos ins Last-Row-Shootout
Bei kühleren Bedingungen als an den Trainingstagen ist am Samstag auf dem Indianapolis Motor Speedway der erste von zwei Qualifying-Tagen zur IndyCar-Saisonhöhepunkt 2023, der 107. Auflage der 500 Meilen von Indianapolis, abgehalten worden. Und dabei gab es die eine oder andere Überraschung.
Die Startplätze 13 bis 30 für das Rennen am 28. Mai stehen nun fest (Details siehe unten). Die großen Entscheidungen des Qualifyings fallen aber erst am Sonntag, dem zweiten Qualifying-Tag, der genau eine Woche vor dem Rennen angesetzt ist.
FOTOS: Trainings und Qualifying zum 107. Indy 500
War es an den drei Trainingstagen überwiegend sonnig und die Lufttemperatur im Bereich von 20 bis 25 Grad Celsius angesiedelt gewesen, so kam das Thermometer am ersten Qualifying-Tag erst in der Schlussphase gerade so an die 20 heran.
Während des Großteils des Q1-Segments, das insgesamt knapp sieben Stunden umfasste, lag die Temperatur im Bereich von 15 bis 20 Grad Celsius. Zudem war es etwas windig, noch dazu aus entgegengesetzter Richtung als am Freitag. Unfälle gab es wie schon an den drei Trainingstagen keine.
Startplätze 13 bis 30 fest bezogen - alle anderen am Sonntag
Diejenigen Piloten, die am Sonntag noch einmal fahren dürfen beziehungsweise müssen sind einerseits die Top 12 vom Samstag. Andererseits sind es die vier Piloten, die diesen ersten Qualifying-Tag auf den Positionen P31 bis P34 abgeschlossen haben.
McLaren-Pilot Felix Rosenqvist führte das Q1-Klassement mit einem Vier-Runden-Schnitt von 233,947 Meilen pro Stunde (376,421 km/h) an. Auf dem 34. Platz des Tagesergebnisses landete Graham Rahal (Rahal-Honda). Das bedeutet aber noch nicht, dass der Sohn von Bobby Rahal zwangsläufig derjenige ist, der den Sprung ins 33-köpfige Starterfeld für das Rennen verpasst.
Blick ans vordere Ende des Feldes: Auch in noch nicht endgültiger Reihenfolge für die Startaufstellung beinhalten die Top 12 schon jetzt Überraschungen. Sie lauten anhand des Q1-Ergebnisses vom Samstag: Felix Rosenqvist (McLaren-Chevrolet), Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet), Alex Palou (Ganassi-Honda), Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet), Scott Dixon (Ganassi-Honda), Tony Kanaan (McLaren-Chevrolet), Takuma Sato (Ganassi-Honda), Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet), Santino Ferrucci (Foyt-Chevrolet), Marcus Ericsson (Ganassi-Honda), Benjamin Pedersen (Foyt-Chevrolet) und Will Power (Penske-Chevrolet).
Mit 8:4 hat Chevrolet ganz klar das Übergewicht gegenüber Honda, wenn es dann am Sonntag mit den zwölf genannten Piloten in den Kampf um die ersten vier Startreihen für das Rennen geht. Honda hat neben allen vier Autos des Ganassi-Teams kein weiteres in den Top 12. Auf der anderen Seite hat Chevrolet neben allen vier Autos des McLaren-Teams und je einem Auto des Penske-Teams und des Carpenter-Teams auch zwei überraschende in den Top 12.
Die größte Überraschung in Reihen der Top 12 sind die beiden von A.J. Foyt Enterprises gemeldeten Autos mit Chevrolet-Motor im Heck, und mit Santino Ferrucci und IndyCar-Rookie Benjamin Pedersen im Cockpit. Selbst, wenn Pedersen am Sonntag als Zwölfter abschließen sollte, ist er am darauffolgenden Sonntag der bestplatzierte Rookie in der Startaufstellung.
ERGEBNIS: Qualifying 1 zum 107. Indy 500
Taktikspiele bei Penske
Das Penske-Team nutzte für Josef Newgarden und Scott McLaughlin ein Schlupfloch im Reglement. Anhand der (am Freitagabend vorgenommenen) Auslosung, in welcher Reihenfolge die 34 Piloten ihren ersten Qualifying-Versuch unternehmen würden, wäre Newgarden als Letzter dran gewesen, McLaughlin als Drittletzter.
Im Penske-Team rund um Teampräsident Tim Cindric entschied man am Samstag aber kurzerhand, Newgarden und McLaughlin nicht zum erwarteten Zeitpunkt fahren zu lassen. Stattdessen wurde für beide der erste Vier-Runden-Versuch solange hinausgezögert, bis die Streckenbedingungen ein wenig besser waren.
Per Reglement ist allen gemeldeten Teilnehmern am Samstag mindestens ein Vier-Runden-Versuch garantiert. Die Folge der Penske-Taktik war deshalb, dass zumindest im Fall von Newgarden ein paar Piloten, die einen zweiten Versuch unternahmen (um ihre Zeit zu verbessern), diesen zweiten Versuch früher fuhren als Newgarden überhaupt seinen ersten Versuch fuhr.
Letzten Endes hat Newgarden mit dieser Taktik den Einzug in die Top 12 verpasst. In den Schlussminuten gab er sogar seinen besten Versuch her, um mit Prio einen weiteren z zu fahren. Der war einen Tick langsamer und so ist Newgarden noch eine Position nach hinten gerückt, nämlich auf den 17. Startplatz. Es war ein großes - und eigentlich unnötiges - Risiko. Wäre auf dem letzten Versuch etwas schiefgegangen, hätte Newgarden am Sonntag am Kampf um die letzte Startreihe teilnehmen müssen.
McLaughlin startet am Sonntag vom 14. Startplatz. Der dritte Penske-Pilot - der aktuelle IndyCar-Champion Will Power - war nicht Teil der Taktikspiele. Allerdings brauchte er einen zweiten Versuch, um den Top-12-Einzug tatsächlich sicherzustellen. Vorübergehend war er nämlich aus den Top 12 herausgefallen und Newgarden hatte einen vorübergehenden Top-12-Platz inne gehabt.
Im Honda-Lager gab es über Nacht drei Motorwechsel. Es betraf die Ganassi-Boliden von Scott und Alex Palou sowie den Rahal-Boliden von Jack Harvey. An Harveys Auto hatte in der Schlussphase des Freitagstrainings ein durch Qualm sichtbares Problem gegeben. Die beiden Motorwechsel im Ganassi-Team waren in erster Linie eine Vorsichtsmaßnahme.
Weil Dixon den Einzug in die Top 12 geschafft hat, hat er am Sonntag die Chance auf seine dritte Indy-500-Pole hintereinander. Tatsächlich geschafft hat genau das, nämlich drei Indy-500-Poles in Folge, bislang noch niemand in der seit 1911 geschriebenen Geschichte des Indianapolis 500.
Rahal-Team mit drei von vier Autos ins Last-Row-Shootout
Blick ans hintere Ende des Feldes: Hinter den schon jetzt fest bezogenen Startplätzen P13 bis P30, zu denen ebenfalls die eine oder andere Überraschung gehört, machen folgende vier Piloten am Sonntag im Last-Row-Shootout die Qualifikation für das Rennen unter sich aus: Sting Ray Robb, Christian Lundgaard, Jack Harvey und Graham Rahal.
Somit herrschte am Samstag bei drei von vier Crews des Rahal-Teams große Ernüchterung. Sowohl Graham Rahal als auch Jack Harvey als auch Christian Lundgaard müssen am Sonntag ebenso wie IndyCar-Rookie Sting Ray Robb (Coyne-Honda) im Last-Row-Shootout antreten.
Graham Rahal, Christian Lundgaard, Jack Harvey stehen allesamt noch nicht sicher im Feld
Foto: Motorsport Images
Die drei genannten Rahal-Piloten (Harvey mit neuem Motor) waren auf mehreren Versuchen schlichtweg zu langsam, um es letztlich in die Top 30 zu schaffen. Gleiches gilt für Robb in Diensten von Dale Coyne Racing. Dessen Teamkollege David Malukas fuhr sich spät, aber letztlich doch sicher in die Top 30.
Katherine Legge, R.C. Enerson, Callum Ilott sicher im Feld
Was im Gegensatz dazu die Überraschungen im Bereich P13 bis P30 betrifft, so sind neben Callum Ilott vor allem Katherine Legge und R.C. Enerson zu nennen. Legge, deren bislang letztes Indy 500 genau zehn Jahre zurückliegt, hat die Qualifikation geschafft. Sie geht am 28. Mai vom 30. Startplatz in das 200-Runden-Rennen. Das ist insofern bemerkenswert, weil Legge bei Rahal Letterman Lanigan Racing das vierte Auto fährt.
Katherine Legge hat ihren Rahal-Honda in die Top 30 und damit ins Feld gebracht
Foto: Motorsport Images
Dieser vierte Rahal-Honda (Startnummer 44) wird nur beim Indy 500 eingesetzt. Im Gegensatz zu ihren drei Rahal-Teamkollegen kann Legge schon jetzt ruhig schlafen. Sie muss am Sonntag nicht am nervenaufreibenden Kampf um die letzten drei Startplätze teilnehmen.
Das gilt auch für R.C. Enerson, der für das erstmals bei einem IndyCar-Event antretende Ein-Wagen-Team Abel Motorsports fährt. Er hat die Qualifikation zum Saisonhöhepunkt geschafft: Startplatz 29. Der von Enerson pilotierte Abel-Chevrolet (Startnummer 50) wurde als 34. und letztes Auto erst nach dem offiziellen Indy-500-Vortest im April gemeldet.
Und auch Callum Ilott steht sicher im Feld. In der Box von Juncos Hollinger Racing hat man den Umbau des Autos für Callum Ilott rechtzeitig bis zum Samstag geschafft. Ilott war am ersten Qualifying-Tag erstmals mit dem Chassis unterwegs, das Teamkollege Agustin Canapino beim Indy-500-Vortest im April fuhr. In dieses Auto hatte Ilott auf seinem ersten Quali-Versuch aber noch kein Vertrauen. So belegte der Brite im vorübergehenden Klassement den letzten Platz.
Zwar ging der Umbau in der Juncos-Box von Freitag auf Samstag so schnell, dass Ilott seine ersten Runden im für ihn bis dahin unvertrauten Chassis sogar schon im kurzen Freien Training am Morgen drehte. Im Qualifying am Nachmittag folgte im ersten Vier-Runden-Versuch die Ernüchterung in Form von P34. Im zweiten Versuch aber fuhr sich Ilott in die Top 30 und damit sicher ins Feld. Sein Startplatz für das Rennen: P28.
Bei Juncos Hollinger Racing hat sich der Chassiswechsel für Callum Ilott ausgezahlt
Foto: IndyCar Series
Romain Grosjean (Andretti-Honda), der sein Indy-500-Debüt im vergangenen Jahr gab, startet bei seiner persönlich zweiten Auflage des berühmtesten aller Ovalrennen vom 19. Startplatz. Der viermalige Indy-500-Sieger Helio Castroneves (Shank-Honda) jagt einen fünften Sieg beim "Greatest Spectacle in Racing" am 28. Mai vom 20. Startplatz aus. Fünf Indy-500-Siege, das hat bislang noch niemand geschafft.
Am Sonntag, dem zweiten Tag des Qualifying-Wochenendes in Indianapolis, geht es in drei Segmenten um die Startplätze P7 bis P12, um die Startplätze P31 bis P33 und damit die Frage, welcher Fahrer den Sprung ins 33-köpfige Starterfeld für das Rennen verpasst, und abschließend als Highlight um die Startplätze P1 bis P6.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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