IndyCar Mid-Ohio 1: Will Power siegt bei drohendem Regen souverän
Erster Saisonsieg für Penske-Pilot Will Power, während Tabellenführer Scott Dixon auf seiner Spezialstrecke diesmal gerade so in die Top 10 kommt
Nach zuletzt fünf Ovalrennen hintereinander geht die IndyCar-Saison 2020 mit fünf aufeinanderfolgenden Rundkursrennen zu Ende. Das erste davon fand am Samstag als Teil 1 des erst vor einer Woche bestätigten Double-Headers in Mid-Ohio statt. Und der Sieger ist ein "alter" Bekannter: Rundkursspezialist Will Power (Penske-Chevrolet).
FOTOS: IndyCar-Doppel in Mid-Ohio
In Mid-Ohio allerdings ist es für Power der erste Sieg überhaupt. Und auch in der laufenden Saison 2020 ist es sein erster Sieg. In Powers IndyCar-Karriere aber ist es bereits Sieg Nummer 38. Damit ist der Australier in der ewigen Bestenliste an Sebastien Bourdais vorbeigezogen und ist nun alleiniger Sechster.
ERGEBNIS: Rennen 1 beim IndyCar-Doppel in Mid-Ohio
Vor bis zu 6.000 Fans, die an diesem Wochenende am Mid-Ohio Sports Car Course zugelassen sind, ging es über 75 Runden. Der Himmel war bedrohlich dunkel bewölkt, hielt aber doch dicht. Wenige Minuten nach der Zieldurchfahrt begann es in der Boxengasse zu tröpfeln... Zu Ende ging das Rennen aufgrund einer späten Startzeit von 17:00 Uhr (23:00 Uhr MESZ) trotzdem erst eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang.
Start: Penske-Trio dreifach im Blickpunkt
Will Power hatte sich knapp zwei Stunden vor dem Start im zweigeteilten Qualifying zunächst die 60. Pole-Position seiner IndyCar-Karriere erfahren. In Gruppe 1 war der Australier deutlich schneller als es Ryan Hunter-Reay (Andretti-Honda) in Gruppe 2 war. Hunter-Reay startete somit neben Polesetter Power aus der ersten Reihe, während Tabellenführer Scott Dixon (Ganassi-Honda) nur von der 17. Position ins Rennen ging.
Beim Start münzte Power den Vorteil der Pole-Position direkt in die Führung um, während Penske-Teamkollege Josef Newgarden direkt in der ersten Kurve (Kurve 4 der Strecke) an Hunter-Reay vorbeikam und auf die zweite Position nach vorn rückte. Derweil wurde der von P10 gestartete Simon Pagenaud im dritten Penske-Chevrolet zu Beginn der zweiten Runde von Rins VeeKay (Carpenter-Chevrolet) umgedreht und fiel ans Ende des Feldes zurück.
75 statt 90 Runden: Lockeres Zweistopp-Rennen
In jüngster Vergangenheit war die Renndistanz in Mid-Ohio 90 Runden gewesen. In diesem Jahr aber hat man auf 75 Runden verkürzt, weil zwei Rennen gefahren werden. Das hatte Auswirkungen auf die Rennstrategie, denn man kam problemlos mit zwei Boxenstopps über die Distanz, ohne Sprit sparen zu müssen.
Der von P17 gestartete Tabellenführer Dixon (seines Zeichens sechsmaliger Mid-Ohio-Sieger) wurde nach zehn Runden bereits auf P11 notiert. Um die 20. Runde herum kam die auf den weichen Reifen (Reds) gestartete Spitzengruppe zum ersten Boxenstopp unter Grün. Nach diesem fand sich Power an sechster Stelle wieder.
Ganz vorn lagen zu diesem Zeitpunkt fünf Fahrer, die auf den harten Reifen (Blacks) ins Rennen gegangen waren. Angeführt wurde diese Gruppe von Alexander Rossi (Andretti-Honda). In Runde 26 stoppte diese fünfköpfige Gruppe, zu der noch Graham Rahal (Rahal-Honda), Colton Herta (Harding/Andretti-Honda), Santino Ferrucci (Coyne-Honda) und VeeKay gehörten. Dabei wurde im Gegenzug zu Power und Co. auf die weichen Reifen umgesattelt.
Nachdem das gesamte Feld den ersten Routinestopp hinter sich gebracht hatte, führte Power wieder vor Newgarden und Hunter-Reay. Rossi aber kam mit dem längeren ersten Stint auf die vierte Position nach vorn. Gestartet war er von P6. Mit den weichen Reifen setzte er seinen hart bereiften Andretti-Teamkollegen Hunter-Reay unter Druck. Vorbei kam er auf der Strecke aber nicht.
Rossi erkämpft zweiten Podestplatz 2020 für Andretti
Und so war es in Runde 45 Rossi, der den Reigen der zweiten Routinestopps eröffnete. Die weichen Reifen wurden bei dieser Gelegenheit wieder gegen harte getauscht. Hunter-Reay kam genau wie der vor ihm fahrende Newgarden in Runde 46. Und auch Spitzenreiter Power wartete nur bis Runde 47, um nicht mal wieder von einer Gelbphase strategisch ausgebremst zu werden.
Eine Gelbphase gab es nicht und Herta fuhr mit den weichen Reifen einen etwas längeren Stint als Rossi. Er kam erst in Runde 51 zum Wechsel auf frische harte Reifen. Die Reihenfolge nach dem zweiten Boxenstopp-Durchgang: Power weiter vor Newgarden. Dahinter fuhr Rossi, der auf der Strecke zwar nicht an Hunter-Reay vorbeigekommen war, über die Strategie dann aber doch. Hunter-Reay fiel sogar noch hinter Rahal zurück und ging nur als Fünfter in den letzten Stint des Rennens.
Dabei blieb es und auch die gegen Rennende immer bedrohlicher werdenden Regenwolken konnten das Geschehen nicht mehr auf den Kopf stellen. Letzten Endes ging das Rennen komplett unter Grün über die Distanz. Will Power siegte souverän mit 7,4 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Josef Newgarden.
Alexander Rossi rettete mit P3 ganz knapp vor Graham Rahal sowie vor Ryan Hunter-Reay den erst zweiten Podestplatz der Saison für Andretti Autosport über die Linie. Den ersten hatte in Elkhart Lake ebenfalls Rossi eingefahren.
VeeKay außen herum an Herta vorbei - Dixon gerade so Top 10
Apropos Elkhart Lake: Der damalige Sieger Felix Rosenqvist (Ganassi-Honda) wurde diesmal Sechster, gefolgt von Jack Harvey (Shank-Honda; 7.). Den achten Platz holte sich Rinus VeeKay mit einem sehenswerten Überholmanöver auf der Außenbahn von Kurve 4 gegen Colton Herta (9.). Dabei spielte ihm die Überrundung von Dalton Kellett (Foyt-Chevrolet) in die Karten.
Tabellenführer Scott Dixon war auf derselben Boxenstoppstrategie wie Will Power unterwegs. Nachdem er zwischenzeitlich bis auf die neunte Position nach vorn gekommen war, wurde es für den Ganassi-Piloten am Ende mit P10 gerade so eine Top-10-Platzierung auf jener Strecke, auf der er bereits sechsmal gewonnen hat.
Gutes Omen allerdings für Dixon auf dem Weg zum sechsten Titel: Im Jahr eines Mid-Ohio-Sieges wurde er niemals Champion. Im Gegenzug gewann er im Jahr eines Titelgewinns niemals in Mid-Ohio.
McLaren SP und auch Takuma Sato diesmal blass
Wenig zu holen gab es im Rennen diesmal auch für McLaren SP. Im Freien Training am Vormittag hatte Patricio O'Ward für den bisher einzigen Crash des Wochenendes gesorgt. Im Qualifying kamen er und Teamkollege Oliver Askew nicht über die Positionen 15 und 16 hinaus.
Im Rennen lief es mit P11 für O'Ward und P19 für Askew nicht viel beziehungsweise gar nicht besser. Dass O'Ward das Auto einmal an der Box abwürgte, hat nicht geholfen. Unterm Strich wird ihn auch die erzielte schnellste Runde des Rennens nicht trösten, zumal es dafür in der IndyCar-Serie ohnehin keinen Punkt gibt. Blass blieb auch Indy-500-Sieger Takuma Sato (Rahal-Honda) auf Platz 17.
In der Gesamtwertung ist der Vorsprung von Tabellenführer Scott Dixon auf Verfolger Josef Newgarden von 96 auf 76 Punkte geschrumpft, was bei nur noch vier ausstehenden Rennen aber immer noch komfortabel ist. Doppelte Punkte beim Saisonfinale gibt es in diesem Jahr nicht.
Teil 2 des Double-Headers in Mid-Ohio über erneut 75 Runden und wird am Sonntag kurz nach 13:00 Uhr Ortszeit (19:00 Uhr MESZ) gestartet. Die Startaufstellung wird in einem separaten Qualifying ermittelt, das abermals in zwei Gruppen ausgetragen und rund zwei Stunden vor dem Rennstart zu Ende sein wird.
Bestenliste der IndyCar-Rennsieger (Top 30 plus alle Aktiven):
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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