IndyCar Mid-Ohio 2: Youngster Herta siegt - Routinier Dixon patzt
Colton Herta erlöst Andretti Autosport im Krisenjahr 2020 und führt Dreifacherfolg an - Scott Dixon büßt mit Dreher weiter vo seinem Punktevorsprung ein
Das zweite Rennen des in diesem Jahr als Double-Header ausgetragenen Honda Indy 200 in Mid-Ohio wurde am Sonntag zur sicheren Beute für Colton Herta (Harding/Andretti-Honda). Der 21-jährige Sohn von Bryan Herta fuhr in Rennen 2 des Wochenendes von der Pole-Position ebenso souverän zum Sieg wie es Penske-Pilot Will Power in Rennen 1 am Samstag gelungen war.
Für Colton Herta ist es der dritte IndyCar-Sieg seiner erst seit 2019 laufenden Karriere. In seiner Rookie-Saison hatte er Austin und Laguna Seca gewonnen. Und kurioserweise ist sein dritter Sieg auch sein dritter Podestplatz. Zweiter oder Dritter ist der junge Herta bislang noch nie geworden.
FOTOS: IndyCar-Doppel in Mid-Ohio
Weil Herta für Andretti Harding Steinbrenner Autosport fährt und damit zum Kreis von Andretti Autosport gehört, ist er es, der die Krisensaison 2020 für das Team von Michael Andretti jetzt mit dem ersten Saisonsieg vergessen lässt. Mehr noch: Mit Alexander Rossi auf P2 auf Ryan Hunter-Reay auf P3 hat Andretti Autosport sogar das komplette Podium in Beschlag genommen.
ERGEBNIS: Rennen 2 beim IndyCar-Doppel in Mid-Ohio
Erstes komplettes Andretti-Podium seit 15 Jahren
Es ist das erste komplette Podium für das Andretti-Team seit über 15 Jahren. Als man das in St. Petersburg 2005 mit Dan Wheldon, Tony Kanaan und Dario Franchitti geschafft hatte, gab es sogar einen Vierfacherfolg für das Team. Vierter damals? Colton Hertas Vater Bryan Herta.
Ausgerechnet 2020: Erstes Komplettpodium für das Andretti-Team seit 2005
Foto: Motorsport Images
So souverän Colton Herta am Sonntag in Mid-Ohio unterwegs war, so ungewohnt unsouverän präsentierte sich Ganassi-Pilot Scott Dixon, der auf dem Weg zum möglichen sechsten IndyCar-Titel seiner Karriere einen siebten Mid-Ohio-Sieg meilenweit verpasst hat und in der Gesamtwertung weiter von seinem Vorsprung eingebüßt hat.
Startcrash mit Teamkollegen
Nachdem das Qualifying zum Samstagsrennen genau wie kurz darauf auch das Rennen von Will Power bestimmt worden war, sah das Qualifying am Sonntag Colton Herta als den Schnellsten und somit als Polesetter für das Sonntagsrennen. Auf feuchter Piste war er in Gruppe 2 schneller als Santino Ferrucci (Coyne-Honda) in Gruppe 1.
Somit gingen Herta und Ferrucci aus der ersten Reihe in das zweite Rennen des Wochenendes, das im Gegensatz zum Qualifying auf komplett trockener Piste über die Bühne ging. Samstagssieger Power startete nach Qualifying-Dreher nur von P17. Von eben dieser 17. Position war am Samstag Tabellenführer Scott Dixon gestartet und am Ende nur Zehnter geworden. Am Sonntag wiederum ging Dixon nach deutlich besserem Qualifying von P3 ins Rennen.
Während Polesetter Herta als Erster in die erste Kurve (Kurve 4 der Strecke) einbog, verbremste sich Ferrucci neben ihm und rodelte durch das Gras. Als er in der zweiten Kurve, oben auf der Kuppe, wieder Asphalt unter den Rädern hatte, erwischte er ausgerechnet seinen Coyne-Teamkollegen Alex Palou, der von P4 gestartet war.
Auch Felix Rosenqvist (Ganassi-Honda) wurde in den Startcrash verwickelt, der die erste Gelbphase des Wochenendes zur Folge hatte. Palou und Rosenqvist waren sofort aus dem Rennen - für Palou ein schwerer Rückschlag im Kampf um den Rookie-Titel, den sich 2019 Rosenqvist gesichert hatte. Unfallverursacher Ferrucci konnte indes weiterfahren, kassierte aber eine Strafe: Rückversetzung ans Ende des Feldes.
Beim Restart, der in Mid-Ohio im Gegensatz zum Start stets auf der Zielgerade gegenüber den Boxen vollzogen wird, behauptete Herta die Spitzenposition. Erste Verfolger waren Dixon und Ryan Hunter-Reay. Aber nach 15 der 75 Runden gab es direkt die zweite Gelbphase. Grund war ein Abflug von IndyCar-Rookie Dalton Kellett (Foyt-Chevrolet).
Dreher von Tabellenführer Scott Dixon
Der Großteil des Feldes nutzte die Gelegenheit zum frühen ersten Boxenstopp. Der nur von P22 ins Rennen gestartete Takuma Sato (Rahal-Honda) und auch Marco Andretti (Herta/Andretti-Honda) blieben aber mit ihren weichen Reifen noch auf der Bahn.
Somit führte Sato das Feld beim zweiten Restart vor Andretti an. Dahinter lag Herta mit frischen, harten Reifen an dritter Stelle, gefolgt vom identisch bereiften Dixon. Der Tabellenführer wurde aber sofort von Alexander Rossi überholt. Und es kam noch dicker für ihn.
Eingangs der 22. Runde drehte sich Dixon an fünfter Stelle liegend in Kurve 1. Das Rennen lief unter Grün weiter und der Tabellenführer, fünfmalige Champion und sechsmalige Mid-Ohio-Sieger fuhr dem Feld plötzlich hinterher. Seine kurz zuvor frisch aufgezogenen Reifen waren infolge des Drehers deutlich stärker strapaziert als es normalerweise der Fall gewesen wäre.
An derselben Stelle wie Dixon ritt wenige Runden später der inzwischen an die dritte Position hinter Herta zurückgefallene Marco Andretti aus. Im Gegensatz zu Dixon konnte Andretti einen Dreher vermeiden, verlor beim Umweg durch das Kiesbett aber trotzdem jede Menge Zeit und Positionen. Seinen ersten Boxenstopp legte er bei dieser Gelegenheit ein und war damit hinter Dixon Letzter in Reihen der Fahrer in der Führungsrunde.
Dixon legte in der 31. Runde seinen zweiten Boxenstopp ein, um die beim Dreher strapazierten Reifen gegen frische einzutauschen. Wenige Sekunden später bog Spitzenreiter Sato in die Boxengasse ab. Damit ging die Führung wieder an den von der Pole-Position gestarteten Herta über.
Dreifacherfolg für Andretti-Team
In Runde 45 eröffnete der an zweiter Stelle liegende Rossi den Reigen der zweiten Routinestopps. Spitzenreiter Herta kam zusammen mit Hunter-Reay eine Runde später. Als die beiden auf die Strecke zurückkehrten, hatten sie Rossi weiterhin zwischen sich - keine Veränderung in den Top 3. Unterschiede gab es aber bei der Bereifung: Spitzenreiter Herta fuhr weiche, während die Verfolger Rossi und Hunter-Reay weiterhin harte drauf hatten.
Und Sato? Der Indy-500-Sieger, der den mit Abstand längsten ersten Stint hingelegt hatte, legte seinen zweiten Stopp kurz nach den erwähnten Top 3 ein. Fortan war Sato also wieder auf vergleichbarer Strategie unterwegs, fuhr mit frischen, harten Reifen aber außerhalb der Top 15.
Ganz vorn änderte sich im letzten Stint nichts mehr: Colton Herta brachte den dritten Sieg seiner IndyCar-Karriere und den ersten Saisonsieg 2020 für Andretti Autosport sicher vor seinen beiden Teamkollegen Alexander Rossi und Ryan Hunter-Reay nach Hause. Zur Erinnerung: Vor dem Rennen am Sonntag hatte das gesamte Fünfwagenteam (bei drei Rennen sogar Sechswagenteam) ganze zweimal P3 als Bestleistung vorzuweisen gehabt.
Lokalmatador Graham Rahal (Rahal-Honda) kam wie schon am Samstag wieder als Vierter ins Ziel. Fünfter wurde Marcus Ericsson als bestplatzierter der drei Ganassi-Piloten im Feld. Platz sechs ging an Simon Pagenaud als dem bestplatzierten der drei Penske-Piloten im Feld.
Newgarden rückt weiter an Tabellenführer Dixon heran
Will Power, der am Samstag sowohl Qualifying als auch Rennen klar dominiert hatte, kam nach seinem auf feuchter Piste passierten Dreher im Sonntagsqualifying von P17 gestartet immerhin noch auf P7 ins Ziel. Damit lag Power wie schon bei seinem Sieg am Samstag im Ziel wieder direkt vor Teamkollege Josef Newgarden, der diesmal unauffälliger Achter wurde.
Für Scott Dixon war nach dem Dreher und der damit auch versauten Rennstrategie nicht mehr zu holen als P10. Damit hat der Tabellenführer weitere vier Punkte von seinem Vorsprung auf Newgarden eingebüßt, nachdem er am Samstag sogar 20 Punkte eingebüßt hatte.
Verliert Scott Dixon auf der Zielgarde der Saison 2020 noch die Nerven?
Foto: Motorsport Images
Die Situation in der IndyCar-Gesamtwertung 2020 bei noch drei anstehenden Rennen in Zahlen: Scott Dixon führt mit 72 Punkten vor Josef Newgarden. Dritter ist nach P9 im Rennen weiterhin Patricio O'Ward, mit allerdings schon 118 Punkten Rückstand auf den Tabellenführer. Colton Herta ist mit seinem ersten Saisonsieg als Tabellenvierter bis auf 129 Punkte an Dixon herangerückt.
Weiter geht es am 2./3. Oktober mit einem Double-Header auf dem Infield-Rundkurs des Indianapolis Motor Speedway. Weil dort schon Anfang Juli gefahren wurde, werden es das zweite und dritte Rennen in diesem Jahr auf dieser Strecke. Anschließend steht dann nur noch das Saisonfinale am 25. Oktober in St. Petersburg (Florida) an. Dort allerdings gibt es im Gegensatz zu den Finalrennen der Jahre 2015 bis 2019 (Sonoma beziehungsweise Laguna Seca) keine doppelten Punkte.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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