IndyCar Milwaukee 2: McLaughlin siegt - Chaos um Palou, Power, Newgarden!
Alex Palou mit Defekt vor Start, Polesetter Josef Newgarden beim Start abgeräumt, Will Power nach virtueller Tabellenführung mit Dreher - Scott McLaughlin staubt ab
Auftakt in ein extrem turbulentes Sonntagsrennen auf der Milwaukee Mile
Foto: LAT Images
Das zweite Rennen im Rahmen des Double-Headers der IndyCar-Serie auf der altehrwürdigen Milwaukee Mile war an Chaos, das nicht zuletzt den Titelkampf betraf, kaum zu überbieten. Nach den 250 Runden des Sonntagsrennens auf dem Ein-Meilen-Oval jubelte Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) über seinen dritten Saisonsieg.
FOTOS: IndyCar in Milwaukee (Sonntag)
Hingegen erlebten der als Tabellenführer angetretene Alex Palou (Ganassi-Honda), dessen erster Verfolger Will Power (Penske-Chevrolet) und auch dessen bereits in Rennen 1 am Samstagabend mit Crash aus dem Titelkampf ausgeschiedener Teamkollege Josef Newgarden ein überaus dramatisches Rennen.
ERGEBNIS: Rennen 2 in Milwaukee
Tabellenführer Alex Palou mit Defekt vor dem Start!
Im Gegensatz zum Samstagsrennen gab es für das Sonntagsrennen keine einzige Gridstrafe. Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) hatte sich die Pole gesichert. Penske-Teamkollege Scott McLaughlin, der Polesetter vom Samstag, nahm das zweite Rennen des Wochenendes vom zweiten Startplatz und damit abermals aus der ersten Reihe in Angriff.
Tabellenführer Alex Palou, für den der Sonntag den ersten Matchball zum Titelgewinn 2024 bedeutete, hätte von P10 ins Rennen gehen sollen. Doch im Verlauf der Aufwärmrunden blieb der gelb/rote Ganassi-Honda mit der Startnummer 10 in der Boxengasse stehen! Es gab einen technischen Defekt im Bereich der Elektrik und damit die erste von letztlich mehreren Szenen mit Tragweite im Titelkampf.
Palous Crew schob das Auto rückwärts an die Box, während der Spanier zunächst im Cockpit sitzenblieb. An der Box gelang es zwar kurzzeitig, den Motor neu zu starten.
Doch weil das Rennen mit der gelben Flagge bereits offiziell gestartet worden war, fing sich Palou bei dieser Gelegenheit gleich mehrere Runden Rückstand ein. Wenig später stieg er aus, um das Auto hinter den Boxen reparieren zu lassen. Aus dem Rennen raus war er damit aber noch nicht.
Polesetter Josef Newgarden wird beim Start abgeräumt!
Auf der Strecke ging der Tabellenzweite Will Power von P4 ins Rennen. Aber als nach fünf Runden unter Gelb die grüne Flagge zur Freigabe des Rennbetriebs herauskommen sollte, gab es direkt den ersten Crash. Und der betraf keinen Geringeren als Polesetter Josef Newgarden.
Mit Grün freigegeben wurde der Start nicht. Das aber bekamen nicht alle mit. In der zweiten Reihe wurde Marcus Armstrong (Ganassi-Honda) von seinem aus der dritten Reihe startenden Ganassi-Teamkollegen Linus Lundqvist angeschoben, woraufhin sich Armstrongs Auto ohne Kontrolle in das von Vordermann Newgarden drehte.
Newgarden, der schon im Samstagsrennen mit Crash ausgeschieden war, strandete mit beschädigtem Penske-Boliden an der Boxenmauer und war draußen, bevor das Rennen richtig angefangen hatte. Auch für Armstrong war an Ort und Stelle Feierabend. Indes hatte der am Samstagabend siegreich gewesene McLaren-Pilot Patricio O'Ward großes Glück, nicht ebenfalls mitgerissen zu werden.
Palou geht mit fast 30 Runden Rückstand ins Rennen
Im zweiten Versuch wurde der Start dann tatsächlich freigegeben. Derjenige, der nun das Tempo machte, war Scott McLaughlin. Penske-Teamkollege Will Power, der sein Glück angesichts des Palou-Defekts wohl kaum fassen konnte, war direkt Zweiter. Und Linus Lundqvist, der seinen Ganassi-Teamkollegen Marcus Armstrong so unglücklich in Josef Newgarden gedreht hatte, war Dritter.
Derweil kletterte hinter den Boxen der vorübergehend schon ausgestiegene Alex Palou doch wieder in seinen #10 Ganassi-Honda. Mit 28 Runden Rückstand nahm der Tabellenführer das Rennen doch noch auf. Seine Hoffnung war, zumindest noch ein paar wenige Positionen gutmachen zu können, indem er mehr Distanz zurücklegt als die am Start gecrashten Newgarden und Armstrong.
Diese Hoffnung - und noch mehr - sollte sich erfüllen. Denn als sein Auto nach einem Batteriewechsel mal lief, kam Palou im "Fernduell" nicht nur an den gecrashten Newgarden und Armstrong vorbei.
Auch Nolan Siegel (McLaren-Chevrolet), Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet), David Malukas (Shank-Honda), Pietro Fittipaldi (Rahal-Honda), die jeweils mit Defekt aus dem Rennen ausschieden, sowie außerdem noch Graham Rahal (Rahal-Honda), Linus Lundqvist (Ganassi-Honda) und Sting Ray Robb (Foyt-Chevrolet) ließ Palou allesamt noch hinter sich.
Will Power übernimmt Führung und virtuelle Tabellenspitze
Ganz vorne machte nach knapp 40 Führungsrunden für Scott McLaughlin dann Will Power mächtig Druck und wollte seinerseits die Spitze im Rennen übernehmen. Im ersten Versuch klappte das noch nicht. Im zweiten Versuch aber fand Power einen Weg vorbei. Unfassbar: Zu diesem frühen Zeitpunkt im Rennen war tatsächlich nicht mehr Alex Palou, sondern Will Power der virtuelle Tabellenführer!
Die ersten zwei Boxenstopp-Durchgänge wurden unter Grün eingelegt. Dabei verteidigte Power jeweils die Führung gegenüber McLaughlin. Zum dritten Boxenstopp ging es in der 118. Runde unter Gelb, weil sich Sting Ray Robb auf der Gegengerade gedreht hatte. Und bei diesem dritten Stopp war die #3 Penske-Crew von McLaughlin schneller als die #12 Penske-Crew von Power. Somit kam McLaughlin an Power vorbei.
Zwei andere aber nutzten diese Gelbphase nicht zum Boxenstopp: Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet) und Scott Dixon (Ganassi-Honda). Der Restart erfolgte demnach mit Rossi vor Dixon, McLaughlin und Power. Im Feld aber herrschte reichlich Durcheinander, weil sich zahlreiche Überrundete inmitten der Spitzengruppe befanden.
Dreher von Will Power beim Restart!
Und so kam es, dass es direkt in der Runde nach dem Restart wieder krachte. In diesem Fall war es Graham Rahal, der nach einem Kontakt durch Christian Rasmussen (Carpenter-Chevrolet) in die Mauer krachte.
Als nächstes eine weitere Szene mit Tragweite im Titelkampf: Als das Rennen den nächsten Restart erleben sollte, verlor ausgerechnet Will Power beim Beschleunigen die Kontrolle über seinen Penske-Chevrolet. Die Folge war ein Dreher mit leichtem Mauerkontakt.
Abgesehen von einem verbogenen Frontflügel blieben Beschädigungen aus, aber Power musste trotzdem mehrmals an die Box kommen, um Reifen und Frontflügel wechseln zu lassen. Dabei geriet er in Rundenrückstand. Mit demjenigen, der bis wenige Runden zuvor noch der virtuelle Tabellenführer war, nun vorübergehend an der Box, ging die Action draußen auf der Strecke weiter.
Alexander Rossi führte vor Scott Dixon. Als Dritter war Scott McLaughlin der erste auf der "echten" Strategie im Rennen. Dahinter gab es einen spannenden Dreikampf zwischen Santino Ferrucci (Foyt-Chevrolet) und den Andretti-Teamkollegen Colton Herta und Marcus Ericsson.
Packendes Duell McLaughlin vs. Herta um die Führung
Die nächsten Boxenstopps wurden dann wieder unter Grün eingelegt. Und auch der letzte von fünf routinemäßigen Boxenstopp-Durchgängen wurde ohne Gelbphase eingelegt. Es sollte allerdings nicht die letzten Boxenstopps bleiben. Eingangs der letzten 50 Runden führte der nur von P18 gestartete und mit einem Boxenstopp weniger durchgekommene Colton Herta (Andretti-Honda). Erster Verfolger war der von P2 gestartete Penske-Pilot Scott McLaughlin.
35 Runden vor Schluss - McLaughlin lag hinten, hatte aber etwas frischere Reifen drauf - lieferten sich die beiden ein packendes Duell um die Führung. McLaughlin gelang es, Herta innen zu überholen, aber der Andretti-Pilot konterte auf der Außenbahn umgehend. Dabei ging es um Zentimeter!
Im zweiten Versuch gelang es McLaughlin dann doch, Herta zu überholen und auch vor ihm zu bleiben. Aber 22 Runden vor Schluss gab es doch noch eine letzte Gelbphase. Grund war ein Crash von Sting Ray Robb. So ging es ein letztes Mal an die Box.
Dabei wurde McLaughlin am schnellsten abgefertigt. Er behielt die Führung. Als Zweiter aber kam nicht Herta aus der Boxengasse, sondern McLaren-Pilot Alexander Rossi, weil bei ihm nur Reifen gewechselt wurden, aber nicht getankt wurde.
Der letzte Restart mit nur noch elf zu fahrenden Runden wurde mit Scott McLaughlin als Spitzenreiter freigegeben. Dahinter stürmte Ganassi-Pilot Scott Dixon sofort an Alexander Rossi vorbei auf die zweite Position nach vorne. Und auch Colton Herta ließ den McLaren-Piloten sofort stehen. Wenige Runden später wurde Rossi auch noch von Santino Ferrucci kassiert.
Nach später Gelbphase: McLaughlin siegt vor Dixon
Die Entscheidung um den Sieg machten letztlich die beiden Neuseeländer Scott McLaughlin und Scott Dixon unter sich aus. Dabei behielt der Penske-Pilot um weniger als eine halbe Sekunde gegenüber dem Ganassi-Piloten die Oberhand. Andretti-Pilot Colton Herta wurde vom 18. Startplatz kommend Dritter. Santino Ferrucci und Marcus Ericsson machten die Top 5 komplett.
Für Alexander Rossi wurde es am Ende "nur" der sechste Platz vor Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet; 7.), Kyle Kirkwood (Andretti-Honda), Romain Grosjean (Juncos-Chevrolet; 9.) und Penske-Pilot Will Power, der es nach seinem Dreher zwar noch zurück in die Führungsrunde schaffte, aber nicht mehr über P10 hinausgekommen ist. Alex Palou belegte nach seinem verspäteten Einstieg ins Rennen P19 und hat damit seine Tabellenführung verteidigt.
Während Power beim Start des Sonntagsrennens ganz klar derjenige Penske-Pilot mit den besten Titelaussichten war, verfügte McLaughlin zumindest noch über ganz geringe rechnerische Chancen. Hingegen war für Josef Newgarden die letzte rechnerische Chance auf den Titel schon mit dem Crash im Samstagsrennen geplatzt.
Gleiches galt für Scott Dixon, der am Samstagabend P10 belegt hatte, und auch für Patricio O'Ward, der am Samstagabend gewonnen hatte. Denn als Alex Palou das Rennen am Sonntag - wenn auch mit Verspätung - aufnahm, da war O'Ward aus dem Titelrennen aus. Als der McLaren-Pilot wenig später mit Getriebeschaden ausfiel, war für ihn ohnehin schon alles gegessen.
Titelduell in zwei Wochen auf dem Nashville-Oval
Das IndyCar-Saisonfinale 2024 findet in zwei Wochen (15. September) auf dem Nashville Superspeedway statt. Ungeachtet des Wortes Superspeedway im offiziellen Namen handelt es sich um ein Oval mit nur 1,33 Meilen Länge und einer Kurvenüberhöhung von nur 14 Grad.
Zum bislang letzten Mal war die IndyCar-Serie in der Saison 2008 auf dem Nashville Superspeedway am Start. Sieger damals war Scott Dixon. Abgesehen von Dixon, der insgesamt dreimal dort gewonnen hat, verfügen im aktuellen IndyCar-Feld lediglich Will Power und Graham Rahal über Rennerfahrung auf dem betonierten 1,33-Meilen-Oval östlich von Nashville.
Tabellenführer Alex Palou reist mit einem Vorsprung von 33 Punkten auf Will Power zum Saisonfinale. Scott McLaughlin liegt als Tabellendritter 50 Punkte zurück. Das bedeutet: In dem Moment, in dem Palou in Nashville an den Start geht, ist McLaughlin auch rechnerisch aus dem Titelkampf raus.
Der IndyCar-Titel 2024 wird sich somit zwischen Alex Palou und Will Power entscheiden. Für beide wäre es im Erfolgsfall der dritte Titel. Schon jetzt steht fest, dass die Serie der Champions aus entweder dem Ganassi-Team oder dem Penske-Team auf zwölf aufeinanderfolgende Jahre ausgedehnt wird. Der bislang letzte IndyCar-Champion, der für ein anderes Team fuhr, war in der Saison 2012 Ryan Hunter-Reay in Diensten von damals Andretti Autosport.
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