IndyCar Milwaukee-Rennen 1: O'Ward siegt vor Power - Erstes Juncos-Podium
McLaren-Pilot Patricio O'Ward erringt seinen dritten Saisonsieg - Will Power mit Glück auf P2 und damit vor Alex Palou - Conor Daly für Juncos auf dem Podium
Dritter Saisonsieg 2024 für Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet)
Foto: LAT Images
Die IndyCar-Serie hat bei ihrem Renn-Comeback auf der Milwaukee Mile nach fast einem Jahrzehnt Pause ein spannendes Rennen gezeigt. Am Samstagabend fand das erste von zwei Rennen des Double-Headers an diesem Wochenende statt. Dabei setzte sich Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) durch und feierte seinen dritten Saisonsieg nach St. Petersburg (nachträglich zugesprochen) und Mid-Ohio.
FOTOS: IndyCar in Milwaukee (Samstag)
In Reihen der Titelkandidaten war es Will Power (Penske-Chevrolet), der nach den 250 Runden am besten abschloss, nämlich als Zweiter. Damit hat er seinen Rückstand auf Tabellenführer Alex Palou (Ganassi-Honda), der Fünfter wurde, wieder um ein paar Punkte verkürzt. Für Power war das Ganze auch mit Glück verbunden.
Sensationeller Dritter wurde Conor Daly (Juncos-Chevrolet), der nach einer Gridstrafe nur vom 25. der 27 Startplätze losgefahren war. Für Juncos Hollinger Racing ist es der erste Podestplatz überhaupt. Diesen hat nun ausgerechnet Daly erzielt, der als Nachfolger für den entlassenen Agustin Canapino erst sein drittes Rennen für das Team fuhr.
ERGEBNIS: Rennen 1 in Milwaukee
Scott McLaughlin auf Pole - Sieben Gridstrafen
Wenige Stunden bevor es am Samstagabend ins erste der beiden Rennen des Wochenendes ging, gab es das Qualifying. Dieses wurde genau wie beim Double-Header im Juli auf dem Iowa Speedway für beide Rennen herangezogen, indem die erste fliegende Runde für die Startaufstellung zu Rennen 1 und die zweite fliegende Runde für die Startaufstellung zu Rennen 2 zählte.
Die schnellste erste Runde wurde von Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) gefahren. Für den Neuseeländer war es bereits die fünfte Pole anno 2024 - ein Marke, die beim letzten Qualifying der Saison in zwei Wochen von keinem anderen mehr erreicht werden kann.
Zweitschnellster im Klassement der ersten fliegenden Runden im Milwaukee-Qualifying war McLaughlins Penske-Teamkollege Josef Newgarden, der allerdings am Abend nicht aus der ersten Reihe ins Rennen ging. Grund: Newgarden ist einer von sage und schreibe sieben Piloten, für die es diesmal eine Gridstrafe hagelte. Jetzt, gegen Ende der Saison, kommen fast alle an oder über das Limit der maximal zulässigen Anzahl von Motoren.
Wird das straffrei zulässige Limit von vier Motoren im Verlauf der Saison überschritten und es wird ein fünfter Motor benötigt, dann hat das eine Rückversetzung in der Startaufstellung zur Folge. Auf Rundstrecken und Stadtkursen geht es per IndyCar-Reglement sechs Startplätze zurück, auf Ovalen aber deren neun.
Aus diesem Grund ging Newgarden nur vom elften Startplatz in die 250 Runden am Samstagabend. Die anderen sechs Piloten, für die es ebenfalls eine Gridstrafe gab: Marcus Armstrong (Ganassi-Honda), Christian Rasmussen (Carpenter-Chevrolet), Nolan Siegel (McLaren-Chevrolet), Christian Lundgaard (Rahal-Honda), Pietro Fittipaldi (Rahal-Honda) und wie bereits erwähnt auch Juncos-Pilot Conor Daly.
Der Start gelang im zweiten Versuch, nachdem er erste nicht freigegeben wurde. Aus der ersten Runde unter Grün kam Polesetter Scott McLaughlin als Erster zurück, gefolgt von Linus Lundqvist (Ganassi-Honda), dem der Gewinn der Rookie-Wertung in der IndyCar-Saison 2024 so gut wie sicher ist.
Abgesehen von einer leichten Berührung zwischen Penske-Pilot Josef Newgarden und Romain Grosjean (Juncos-Chevrolet) lief in der Startphase alles glatt. Den größten Vorwärtsdrang zeigte Grosjeans Juncos-Teamkollege Conor Daly. Nach Gridstrafe von P25 losgefahren, fuhr er nach drei Runden unter Grün schon an 14. Stelle. Und es sollte noch besser kommen, was nicht zuletzt den Umständen geschuldet war.
Linus Lundqvist nimmt McLaughlin die Führung ab
Polesetter McLaughlin hielt die Spitze bis in die 49. Runde. Dann machte sich Lundqvist die anstehende Überrundung von Ganassi-Teamkollege Kyffin Simpson zu Nutze, um die Führung im Rennen von Penske zu Ganassi übergehen zu lassen. Es war ein enges Manöver in Turn 1, bei dem es eine ganz leichte Berührung von Lundqvists rechtem Hinterrad mit McLaughlins Frontflügel gab.
Der erste von drei Green-Flag-Stops wurde um die 60. Runde herum eingelegt. Im Anschluss daran waren es nicht nicht Lundqvist und McLaughlin, sondern McLaren-Pilot Patricio O'Ward und Colton Herta (Andretti-Honda), die sich um die Führung duellierten. Beide waren etwas früher an der Box gewesen als die anfänglichen Spitzenreiter. Herta überholte O'Ward kurz nach dem Boxenstopp und ging damit in Front.
Schrecksekunde für Josef Newgarden
Der nach Gridstrafe von P11 gestartete Josef Newgarden hatte zu Beginn des zweiten Stints eine Schrecksekunde, als er in Turn 2 kurzzeitig die Kontrolle über seinen Penske-Chevrolet mit der Startnummer 2 verlor und dabei leicht die Mauer berührte. Newgardens Schrecksekunde sorgte noch nicht für Gelb. Wenig später aber rief ein Dreher von Katherine Legge (Coyne-Honda) an gleicher Stelle doch die erste von letztlich drei Gelbphasen auf den Plan.
Von fast allen wurde die erste Gelbphase genutzt, um den zweiten Boxenstopp vorzuziehen. In der Boxengasse wären sich der in der Gesamtwertung führende Ganassi-Pilot Alex Palou und die Penske-Crew des Tabellenzweiten Will Power beinahe in die Quere gekommen.
Es wurden Erinnerungen wach an Sonoma 2013 und die damalige Szene zwischen Ganassi-Pilot Scott Dixon und der Penske-Crew von Power. Eine Strafe wurde auch in Milwaukee ausgesprochen, nämlich eine Geldstrafe für die Ganassi-Crew von Palou, weil einer der Penske-Mechaniker angefahren wurde. Ins Rennen gestartet war Palou von P12, Power von P5. Nach dem Boxenstopp fuhr Palou vorübergehend vor Power. Im Ziel aber war die Reihenfolge wieder umgekehrt.
Abweichende Strategie bei McLaughlin
Lediglich zwei der 27 Piloten im Feld nutzten die erste Gelbphase nicht zum Boxenstopp: Polesetter Scott McLaughlin sowie Sting Ray Robb (Foyt-Chevrolet). Somit war die Strategie der beiden fortan eine andere als die aller anderen. Beim Restart setzte sich McLaughlin zügig ab, wären Robb zügig durchgereicht wurde.
Während McLaughlin auf seiner anderen Strategie das Rennen anführte, schob sich hinter ihm Patricio O'Ward wieder an Colton Herta vorbei. Damit ging die virtuelle Führung an den McLaren-Piloten. Es dauerte nicht lange, bis aus der virtuellen die tatsächliche Führung für O'Ward wurde. Denn in der 119. Runde - kurz vor Halbzeit der Distanz - überholte er McLaughlin in Turn 1 und löste ihn somit auf der Strecke als Spitzenreiter ab.
McLaughlin allerdings gelang es, seinen zweiten Boxenstopp so lange hinauszuzögern, bis der Rest des Feldes bereits zum dritten Mal in der Boxengasse vorbeischaute. Somit war die zwischenzeitlich abweichende Strategie der #3 Penske-Crew fortan nur noch in Bezug auf die Anzahl der Stopps abweichend, nicht mehr aber in Bezug auf den Rhythmus der Stopps. Aufgehen sollte sie trotzdem nicht.
Crash zwischen Newgarden und Ericsson
Eingangs des dritten Stints im Rennen gab es die zweite Gelbphase. Grund war ein Crash im Kampf um die zweite Position. Die Beteiligten: Penske-Pilot Josef Newgarden und Marcus Ericsson (Andretti-Honda). In Turn 1wollte Ericsson innen an Newgarden vorbei. Es kam zur Berührung der beiden Fahrzeuge und Ericsson drehte sich.
Mit dem Heck seines Andretti-Boliden erwischte Ericsson noch das Auto von Newgarden, womit das Rennen für beide beendet war. Derweil hatte der an dritter Stelle fahrende Tabellenführer Alex Palou - einmal mehr - großes Glück, nicht auch noch verwickelt zu werden.
Newgarden war sich im TV-Interview beim Betrachten der Wiederholung sicher, dass er Ericsson "genügend Platz gelassen" hatte. Ericsson freilich argumentierte, dass ihm Newgarden "mehr Platz hätte lassen sollen und es wäre für uns beide okay gewesen".
Als das Rennen ohne Newgarden und Ericsson weiterging, führte Patricio O'Ward vor Alex Palou, der nun Zweiter, und Will Power, der nun Dritter war. Dahinter lauerte Scott McLaughlin, wurde aber wenige Runden nach dem Restart von Santino Ferrucci (Foyt-Chevrolet) auf die fünfte Position verdrängt.
Colton Herta verliert Rad - Will Power und Co. profitieren
Der letzte routinemäßige Boxenstopp wurde unter Grün um die 185. Runde eingelegt. Während es für McLaughlin der dritte Stopp war, war es für alle anderen der vierte. Aber genau inmitten dieses Boxenstopp-Durchgangs gab es plötzlich doch Gelb. Warum? Am #26 Andretti-Honda von Colton Herta war das linke Vorderrad nicht richtig montiert worden und hatte sich bei der Ausfahrt aus der Boxengasse gelöst.
Will Power, Conor Daly, Linus Lundqvist und Christian Lundgaard waren zum Zeitpunkt, als Gelb gezeigt wurde, noch nicht an der Box gewesen. Nachdem sie ihren Boxenstopp unter Gelb statt unter Grün eingelegt hatten, lautete die Reihenfolge für den letzten Restart des Abends: Patricio O'Ward, Santino Ferrucci, dann aber schon Power, Lundqvist, Lundgaard, Daly.
Dieses Quartett also, das den letzten Boxenstopp am längsten hinausgezögert hatte, machte durch die für sie glücklich gefallene Gelbphase reichlich Boden gut. Das Entscheidende dabei: Power kam an Palou vorbei, der beim Restart nur noch Siebter war. McLaughlin war gar nur noch Achter.
O'Ward hält Power in Schlussphase hinter sich
28 Runden vor Schluss fand Will Power einen Weg an Santino Ferrucci vorbei, womit er Zweiter hinter Spitzenreiter Patricio O'Ward war. Auch Conor Daly, der direkt beim Restart schon Linus Lundqvist kassiert hatte, überholte Ferrucci. Wenige Runden später zog auch Alex Palou am Foyt-Piloten vorbei, verlor die Position aber kurz darauf wieder, weil Ferrucci konterte.
Ganz vorne geriet O'Ward in den letzten 15 Runden des Rennens unter Druck von Power. Als sich die beiden ihren Weg durch die Überrundungen bahnten, war der Penske-Pilot drauf und dran, den McLaren-Piloten zu attackieren. Einen Weg vorbei fand er aber nicht.
Patricio O'Ward siegte letztlich mit 1,8 Sekunden Vorsprung auf Will Power, für den es am Samstagabend das 300. Rennen seiner IndyCar-Karriere war. War es für Will Power das 300. Rennen, so war es am Samstagabend für Scott Dixon (Ganassi-Honda) bereits das 400. Rennen seiner IndyCar-Karriere. Er aber konnte diesmal wenig ausrichten. In der Startaufstellung war er - obwohl ohne Gridstrafe - nur auf P17 zu finden. Ins Ziel kam Dixon auf P10.
Conor Daly: P3 schon in seinem dritten Rennen im Team von Ricardo Juncos (li.)
Foto: Motorsport Images
Zwischen den beiden Jubilaren war Conor Daly für das Juncos-Team auf P3 die große Überraschung. Santino Ferrucci wurde Vierter, Tabellenführer Alex Palou Fünfter. Linus Lundqvist, der ganz dicht vor dem Rookie-Titel steht, belegte P6, gefolgt von Alexander Rossi (McLaren-Chevrolet; 7.), dem von der Pole gestarteten Penske-Piloten Scott McLaughlin (8.) sowie Rahal-Speerspitze Christian Lundgaard, der nach Gridstrafe von P26 gestartet war.
Conor Dalys Juncos-Teamkollege Romain Grosjean wurde beim letzten Restart in eine enge Szene mit Kyle Kirkwood (Andretti-Honda; 12.) und Carpenter-Pilot Christian Rasmussen (11.) verwickelt. Grosjean musste zwecks Reparatur unter Grün an die Box und kam letztlich mit sieben Runden Rückstand auf P24 ins Ziel.
Rasmussen fährt im Team von Ed Carpenter die letzten drei Saisonrennen anstelle von Carpenter, weil der Teambesitzer das Cockpit zu Gunsten des Rookies freigegeben hat. Eigentlich war Carpenter für die Ovalrennen vorgesehen. Die letzten der Saison aber ermöglicht er nun dem jungen Dänen.
Rennen 2 am Sonntag: Erster Matchball für Alex Palou
In der Gesamtwertung hat Alex Palou als Tabellenführer mit P5 beim gleichzeitigen zweiten Platz von Will Power zwar elf Punkte seines Vorsprungs eingebüßt. Trotzdem hat Palou mit nun 43 Punkten Vorsprung schon am Sonntag den ersten Matchball für seinen dritten IndyCar-Titel.
Colton Herta und Scott McLaughlin haben nur noch denkbar geringe rechnerische Chancen auf den Titel 2024. Alle anderen sind aus dem Titelrennen schon jetzt raus, darunter auch Rennsieger Patricio O'Ward, der sechsmalige IndyCar-Champion Scott Dixon und auch Indy-500-Sieger Josef Newgarden.
Rennen 2 des Double-Headers in Milwaukee wird am Sonntag in mitteleuropäische Zeit umgerechnet um 21:00 Uhr MESZ (14:00 Uhr Ortszeit) gestartet. Von der Pole wird dann der am Samstagabend gecrashte Josef Newgarden starten, da er im Qualifying am Samstagnachmittag der Schnellste im Klassement der zweiten fliegenden Runde war. Will Power startet von P4, Alex Palou von P10.
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