IndyCar Nashville: Scott Dixon siegt bei Verspätung und Chaos
Ganassi-Star Scott Dixon gewinnt ein einmal mehr turbulentes Stadtrennen in Nashville und meldet damit Ansprüche auf seinen siebten IndyCar-Titel an
Scott Dixon (Ganassi-Honda) hat mit Verspätung die zweite Auflage eines IndyCar-Rennens auf dem spektakulären Stadtkurs in Nashville gewonnen. Gestartet wurde der Big Machine Music City Grand Prix 2022 am Sonntag erst knapp zwei Stunden später als geplant.
Kurz vor Schluss gab es noch eine Rotphase aufgrund eines Crash, bei dem der von P2 gestartete Romain Grosjean (Andretti-Honda) die Segel streichen musste. Nach dem finalen Restart behielt Dixon knapp die Oberhand vor seinem von der Pole gestarteten neuseeländischen Landsmann Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet).
Dixon war im Verlauf der 80 Rennrunden nicht weniger als sechsmal an der Box gewesen. Am Ende reichte es für den sechsmaligen IndyCar-Champion trotzdem zum zweiten Saisonsieg (nach Toronto). Mit dem Nashville-Sieg hat er sich bis auf sechs Punkte an die Tabellenspitze herangeschoben, womit er nachdrücklich Ansprüche auf einen siebten IndyCar-Titel anmeldet. Und nebenbei hat Dixon mit seinem 53. IndyCar-Sieg noch die zweite Position in der ewigen Bestenliste übernommen.
"Wir hatten einen großen Crash, bei dem der Unterboden beschädigt wurde", erklärt Dixon die Vielzahl seiner Boxenstopps und meint im Moment des Jubels über den Sieg: "Das ist einfach unglaublich!"
Nach einem wie schon im vergangenen Jahr äußerst turbulenten Rennverlauf machte Dixons Ganassi-Teamkollege Alex Palou nach langer Führung und zum Schluss ohne einen Teil des Frontflügels das Podest komplett. Die Plätze vier und fünf belegten die Andretti-Teamkollegen Alexander Rossi und Colton Herta, die beide in der Anfangsphase des Rennens schon Rundenrückstand hatten.
ERGEBNIS: IndyCar in Nashville
Startverzögerung um fast zwei Stunden
Weil zur geplanten Startzeit um 14:30 Uhr Ortszeit (21:30 Uhr MESZ) das Wetter nicht mitspielte und Gewitter aufzogen, ging das Rennen erst mit 1:43 Stunden Verspätung los. Schon am Samstag hatte aus dem gleichen Grund das Qualifying um eineinhalb Stunden verschoben werden müssen.
In den meisten US-Bundesstaaten gilt bei Sportveranstaltungen die Vorschrift, bei einem weniger als acht Meilen (13 Kilometer) entfernt aufgetretenen Gewitter für 30 Minuten alle Zuschauerplätze zu räumen. Aus genau dem gleichen Grund wurde am Sonntag auch das zeitgleich zum IndyCar-Rennen angesetzte NASCAR-Rennen auf dem Michigan International Speedway in Brooklyn mit reichlich Verspätung gestartet.
McLaughlin führt von der Pole - und gewinnt fast
Auf dem IndyCar-Stadtkurs in Nashville ging nach der Verzögerung von fast zwei Stunden schließlich Scott McLaughlin von der Pole ins Rennen über 80 Runden. Unter dunklem Himmel, aber auf trockener Piste führte McLaughlin das Feld vor dem neben ihm aus der ersten Reihe gestarteten Romain Grosjean auf die wilde Stadtfahrt.
Derjenige, der beim ersten Boxenstopp am besten zockte, war Alex Palou. Er war gerade unter Grün an der Box gewesen als Helio Castroneves (Shank-Honda) mit einem Dreher in Kurve 3 die zweite von insgesamt acht Gelbphasen des Tages auslöste. Palou wurde dadurch in Führung gespült und diese Führung hielt der Titelverteidiger lange.
Im chaotischen Rennverlauf kamen aber sowohl der sechsmal an der Box gewesene Scott Dixon als auch der beim zweiten Boxenstopp weit zurückgefallene Scott McLaughlin wieder an Palou vorbei. Während Dixon strategiebedingt nach ganz vorne kam, zeigte McLaughlin gleich reihenweise sehenswerte Überholmanöver. Seine Spezialstelle war Kurve 11, die letzte Kurve vor Start/Ziel.
Genau in dieser Kurve 11 überlegte McLaughlin auch in der letzten Runde ganz kurz, einen Angriff auf Spitzenreiter Dixon zu starten. Er entschied sich dagegen, wäre beim kurzen Sprint aus Kurve 11 heraus bis zur Ziellinie aber trotzdem fast noch auf gleiche Höhe mit dem Ganassi-Piloten gekommen. Im Ziel waren die beiden "Kiwis" durch gerade mal 0,106 Sekunden getrennt.
Colton Herta und Alexander Rossi: Nach Rundenrückstand noch Top 5
Für Mitfavorit Colton Herta schien der Stadtkurs in Nashville auch diesmal wenig zum Lachen parat zu haben. Nachdem er das Rennen im vergangenen Jahr dominiert hatte, dann aber kurz vor Schluss auf der Verfolgung von Marcus Ericsson in die Mauer gekracht war, fand er sich diesmal direkt in der zweiten Runde im Reifenstapel von Kurve 4 wieder.
Grund für Hertas Ausrutscher war eine Kollision mit Dalton Kellett (Foyt-Chevrolet), der nach dem bisher besten Qualifying seiner Karriere (P12) früh aus dem Rhythmus gekommen war. Herta fiel durch den Zwischenfall vorübergehend aus der Führungsrunde. Am Ende wurde er trotzdem noch starker Fünfter.
Herta war aber nicht der einzige Andretti-Pilot, der früh in Schwierigkeiten geriet. Auch Teamkollege Alexander Rossi, der das vorherige Saisonrennen auf dem Indianapolis-Rundkurs gewonnen hatte, lag nach einem Ausrutscher schon früh eine Runde zurück. Später hatte Rossi noch eine Berührung mit Callum Ilott (Juncos-Chevrolet). Trotzdem schloss Rossi am Ende mit P4 sogar noch vor Herta ab.
Glück für Tabellenführer Will Power - Pech für Patricio O'Ward
Tabellenführer Will Power (Penske-Chevrolet) ging von P8 ins Rennen, wohingegen Verfolger Marcus Ericsson (Ganassi-Honda), der die Gesamtwertung zuvor monatelang angeführt hatte, nach verpatztem Qualifying nur von P18 startete.
Power kämpfte mit Getriebeproblemen, brachte aber irgendwie einen elften Platz ins Ziel. Ericsson kämpfte in der Schlussphase seinerseits mit technischen Problemen und belegte nur P14. Derweil fuhr sich Ericssons Ganassi-Teamkollege Alex Palou einen Teil seines Frontflügels im Duell mit Power ab, wurde aber trotzdem noch Dritter.
Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) war auf abweichender Boxenstoppstrategie unterwegs. Als einer von nur acht Fahrern im 26-köpfigen Feld hatte der Lokalmatador das Rennen auf der harten Reifenmischung begonnen. Nach zwischenzeitlicher Führung wurde es für ihn am Ende der sechste Platz, womit auch er im Titelkampf weiter voll dabei ist.
Abgesehen von Ericsson ist Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) derjenige aus den Top 6 der Tabelle, der in Nashville am meisten Boden verloren hat. Kurz nach dem zweiten Restart wurde er im denkbar engen Streckenteil auf der Südseite des Flusses in einen Crash mit mehreren Autos verwickelt und war draußen. In diesem Crash waren unter anderem auch Graham Rahal (Rahal-Honda) und Simona de Silvestro (Paretta-Chevrolet) mitten drin. Hingegen hatte Will Power großes Glück, knapp davongekommen zu sein.
Für Rahal war es übrigens nicht der einzige Crash. Der zweite folgte einige Runden später, als er in der 50. der 80 Runden zusammen mit Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet) nach einer Kollision an der Mauer von Kurve 4 strandete. Es war jene Gelbphase, in der die Spitzengruppe den zweiten und letzten Routinestopp einlegte und als Dixon in Führung kam.
Besagte Gelbphase war die fünfte. Danach gab es noch drei. Zunächst strandeten zwei der Rookies im Feld - David Malukas (Coyne-Honda) und Kyle Kirkwood (Foyt-Chevrolet) - nach einem jeweils starken Rennen (beide rangierten zwischenzeitlich in den Top 5, Malukas sogar in den Top 3) nach einer Kollision im Reifenstapel von Kurve 9.
Acht Runden vor Schluss sorgte dann Jimmie Johnson (Ganassi-Honda) für die vorletzte Gelbphase. An zwölter Stelle und damit auf Kurs zu seinem besten IndyCar-Ergebnis abseits eines Ovals krachte der siebenmalige NASCAR-Champion kurz nach der ersten Überfahrt der Brücke in die Mauer und strandete in Kurve 4. Diese Gelbphase bildete die Bühne für den vorletzten Restart, bei dem Romain Grosjean in den Top 5 liegend abgeräumt wurde.
Bei eben diesem vorletzten Restart kam es in Kurve 9 (in diesem Jahr die jeweils erste Kurve nach Restarts) zu einer Berührung zwischen Lokalmatador Josef Newgarden und eben Grosjean, welche der Franzose mit dem Ausfall bezahlte. Newgarden fuhr weiter und verpasste die Top 5 im Chaosrennen nur knapp.
Noch drei Saisonrennen: Titelkampf spitzt sich zu
Im Kampf um den Titel gibt es drei Rennen vor Schluss der Saison noch fünf ernsthafte Anwärter und zwei Außenseiter. Will Power führt die IndyCar-Gesamtwertung 2022 mit sechs Punkten Vorsprung vor Rennsieger Scott Dixon an. Marcus Ericsson ist mit zwölf Punkten Rückstand Dritter.
Josef Newgarden und Alex Palou fehlen auf dem vierten respektive fünften Tabellenplatz nun 22 beziehungsweise 33 Punkte. Und die beiden Außenseiter sind Scott McLaughlin und der nicht ins Ziel gekommene Patricio O'Ward. Ihnen fehlen drei Rennen vor Schluss der Saison 58 respektive 59 Punkte auf Tabellenführer Power.
Das drittletzte Rennen der Saison findet in knapp zwei Wochen statt und dabei handelt es sich um das letzte Ovalrennen. Am Samstag, den 20. August, wird auf dem 1,25-Meilen-Oval des World Wide Technology Raceway im Gateway Motorsports Park in St. Louis gefahren.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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