IndyCar Portland: Scott McLaughlin hält sich mit Sieg im Titelrennen
Vor dem Finale der IndyCar-Saison 2022 haben noch fünf Fahrer Titelchancen, darunter Penske-Pilot Scott McLaughlin nach souveränem dritten Saisonsieg
Mit souveränem Sieg beim vorletzten IndyCar-Saisonrennen 2022, das am Sonntag auf dem Portland International Raceway im US-Bundesstaat Oregon stattfand, hat sich Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) seine kleinen Chancen auf den Gewinn des IndyCar-Titels 2022 erhalten.
McLaughlin, der im bisherigen Saisonverlauf schon auf dem Stadtkurs in St. Petersburg und auf der Naturrennstrecke Mid-Ohio triumphiert hatte, ließ auch auf der Naturrennstrecke in Portland nichts anbrennen und errang nach 104 von 110 möglichen Führungsrunden seinen dritten IndyCar-Sieg.
"Im ersten Stint fühlte sich das Auto richtig stark an. Dann wurde das Handling ein bisschen schlechter, aber als es darauf ankam, hat alles gepasst. Auch wenn unsere Chance auf den Titel nur klein sein mag, wir haben eine", so McLaughlin. Fotos: IndyCar in Portland
Das vorletzte Rennen der Saison war weitestgehend von der Strategie geprägt. Das von vielen befürchtete Startchaos in der engen ersten Schikane blieb aus. Komplett unter Grün lief das Rennen aber nicht ab. In der 84. von 110 Runden gab es den einzigen Zwischenfall, der eine Gelbphase hervorrief. Ergebnis: IndyCar in Portland
Penske-Dominanz im Qualifying, aber Newgarden mit Gridstrafe
Vor dem Start des Rennens hatten noch sieben Piloten Chancen auf den Titelgewinn. Im Qualifying hatte das Penske-Trio dominiert. Scott McLaughlin holte sich die dritte Pole seiner IndyCar-Karriere, in dem er seine Teamkollegen Josef Newgarden und Will Power im entscheidenden Segment knapp hinter sich ließ.
Allerdings startete das Penske-Trio nicht von den ersten drei Positionen ins Rennen. Newgarden nämlich musste aufgrund eines Motorwechsels, der vor Beginn des Wochenendes vorgenommen wurde, sechs Plätze nach hinten. So startete der Tabellenzweite nur von P8, während Tabellenführer Power in die erste Startreihe nach vorn rückte.
Ganassi-Pilot Alex Palou startete dank Newgardens Rückversetzung von P4, McLaren-Pilot Patricio O'Ward von P5. Hingegen waren Palous Teamkollegen Scott Dixon und Marcus Ericsson schon im ersten Quali-Segment am Weiterkommen gescheitert und nahmen das Rennen nur von P16 respektive P18 in Angriff.
Start geglückt: McLaughlin führt vor Lundgaard
Die grüne Flagge für den fliegenden Start wurde diesmal etwas früher gezeigt als in den vergangenen Jahren in Portland. Weil die 25 IndyCar-Piloten schon am Beginn der Start/Ziel-Gerade beschleunigen durften, war das Feld in der tückischen ersten Schikane schon so weit entzerrt, dass tatsächlich alles gutging.
Polesetter Scott McLaughlin führte das Feld in die Schikane. Dort fuhr sich Christian Lundgaard (Rahal-Honda) direkt an die zweite Position nach vorn, indem er Will Power (Penske-Chevrolet) auf der Außenbahn von Kurve 2 überholte.
Dass alles gutging, galt aber nicht für die komplette erste Runde. Romain Grosjean (Andretti-Honda) war in Kurve 6 der erste im Rennen, der von der Piste abkam und durchs Gras rodelte. Derweil kontrollierte McLaughlin das Rennen von Beginn an souverän.
Dixon war in Runde 13 der erste der Titelanwärter, der unter Grün an die Box kam und auf die weichen Reifen umrüsten ließ. Nahezu alle anderen Piloten folgten wenig später. Indes blieb Dixons Ganassi-Teamkollege Ericsson mit seinen harten Reifen 32 Runden lang draußen. Einen derart langen ersten Stint fuhr kein anderer.
Einzige Gelbphase: Johnson wird von VeeKay abgedrängt
Während der von McLaughlin angeführte Großteil des Feldes auf drei Boxenstopps gepolt war, schien Ericsson kurzzeitig auf Kurs zu einer äußerst riskanten Zweistoppstrategie. Seinen zweiten Stopp allerdings legte er nur wenige Runden später ein als der Großteil des Feldes, nämlich in der 53. von 110 Runden. Damit war klar, dass auch er auf einen dritten Boxenstopp angewiesen war.
Eben dieser dritte Boxenstopp wurde von allen Piloten mangels Gelbphase genau wie die ersten beiden Stopps unter Grün eingelegt. Das Ganze passierte ab der 78. Runde. In der Reihenfolge McLaughlin, Power, O'Ward, Newgarden und Alexander Rossi (Andretti-Honda) ging es in die Schlussphase. Komplett unter Renntempo lief die aber nicht ab.
Grund für die einzige Gelbphase des Rennens, die in Runde 84 herauskam: Jimmie Johnson (Ganassi-Honda) wurde am Ende der Start/Ziel-Gerade rustikal von Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet) in die Mauer gedrückt. VeeKay, der dabei war, Johnson zu überrunden, hatte sich verschätzt und war zu früh wieder in dessen Spur gezogen.
Beim Restart, der 22 Runden vor Schluss erfolgte, machte McLaughlin sofort eine Lücke auf. Im Kampf um die zweite Position kamen sich Power und O'Ward so nahe, dass der McLaren-Bolide des Mexikaners beschädigt wurde.
Direkt hinter dem Duell Power vs. O'Ward nutzte Dixon eine leichte Berührung zwischen Newgarden und Rossi, um von der sechsten auf die vierte Position nach vorn zu kommen. Und wenig später kam Dixon auch noch problemlos am wehrlosen O'Ward vorbei.
Die Schlussphase wurde genau wie die bis dahin zurückgelegte Distanz von Scott McLaughlin dominiert. Der dreimalige Supercars-Champion fuhr in überzeugender Manier seinen nie gefährdeten dritten IndyCar-Sieg heraus und hat sich damit vor dem Finale im Titelrennen gehalten.
Will Power kam mit 1,2 Sekunden Rückstand auf Teamkollege McLaughlin als Zweiter ins Ziel und hat damit seine Tabellenführung verteidigt. Dahinter hat Scott Dixon, der nach verpatztem Qualifying nur von P16 gestartet war, mit dem dritten Platz einmal mehr weit mehr als nur Schadensbegrenzung betrieben und ist jetzt punktgleich mit Josef Newgarden erster Verfolger von Tabellenführer Power.
Titelchance für O'Ward und Palou dahin
Patricio O'Ward, der wie Dixon mit den harten Reifen ins Rennen gegangen war, schloss trotz der Beschädigung nach dem Kontakt mit Power auf P4 ab. Damit ist der Titelzug für den Mexikaner nun allerdings abgefahren.
Josef Newgarden, der nach seiner Gridstrafe von P8 gestartet war, machte mit Überholmanöver gegen Alex Palou und Christian Lundgaard auf sich aufmerksam. Beim einzigen Restart aber verlor er mehr als nur die Position an Dixon. Letzten Endes kam Newgarden, der im letzten Stint als einer der wenigen die harten Reifen drauf hatte, auf der Position ins Ziel, von der er gestartet war: P8.
Marcus Ericsson beendete das Rennen nach seinem langen ersten Stint letztlich knapp außerhalb der Top 10 auf P11. Damit hat der Indy-500-Sieger genau wie Portland-Sieger McLaughlin vor dem Saisonfinale noch theoretische Titelchancen. Hingegen ist Vorjahreschampion Alex Palou nach P12 im Rennen der neben O'Ward zweite Fahrer, für den der Traum vom IndyCar-Titel 2022 in Portland geplatzt ist.
Malukas holt in Rookie-Wertung auf Lundgaard auf
Übrigens: Bestplatzierter der fünf diesjährigen Rookies im Rennen war Callum Ilott (Juncos-Chevrolet), der vor genau einem Jahr eben in Portland sein IndyCar-Debüt gegeben hatte. Beim einjährigen Jubiläum realisierte der Brite mit P9 seine zweite Top-10-Platzierung. Die erste war ihm im Mai mit P8 beim verregneten Indianapolis-Grand-Prix gelungen.
Christian Lundgaard, der anfangs an zweiter Stelle gelegen hatte, büßte mit einem langen ersten Boxenstopp, bei dem der Tankschlauch klemmte, Zeit ein. In der Schlussphase ging noch viel mehr Zeit verloren, als er nach einem Ausrutscher in der engen Schikane eine Sponsorentafel vor sich herfuhr und diese bei einem außerplanmäßigen Boxenstopp entfernen lassen musste.
Am Ende wurde es für Lundgaard nur P21, womit er ein Rennen vor Schluss der Saison die IndyCar-Rookie-Wertung 2022 nur noch ganz knapp vor David Malukas (Coyne-Honda; 14.) anführt. Romain Grosjean beendete das vorletzte Rennen seiner ersten vollen IndyCar-Saison auf dem 19. Platz. Dass es nicht mehr wurde, lag nicht zuletzt am Ausrutscher direkt in der ersten Runde.
Simon Pagenaud (Shank-Honda) kämpfte mit technischen Problemen und schloss mit zehn Runden Rückstand als der letzte ins Ziel gekommene Fahrer ab. Nicht ins Ziel kamen Jimmie Johnson nach dem unverschuldeten Zwischenfall mit Rinus VeeKay. Indes musste VeeKays Carpenter-Teamkollege Conor Daly nach einem Feuer beim zweiten Boxenstopp die Segel streichen.
Ausgangslage für das Finale: Fünf Piloten fahren um den Titel
Ein Rennen vor Schluss der Saison stellt sich die Spitze der IndyCar-Gesamtwertung 2022 wie folgt dar: Will Power, der im bisherigen Saisonverlauf nur einen Sieg (Detroit) erzielt hat, reist mit 20 Punkten Vorsprung auf die punktgleichen Mehrfachsieger Josef Newgarden und Scott Dixon zum Saisonfinale. Newgarden steht aktuell bei fünf Saisonsiegen, Dixon bei zwei.
Marcus Ericsson, für den der Triumph beim doppelt bepunkteten Indy 500 der bisher einzige Saisonsieg war, hat 39 Punkte Rückstand und muss damit schon hoffen, dass die Top 3 beim Finale patzen. Gleiches gilt für Scott McLaughlin, der nach seinem am Sonntag herausgefahrenen dritten Saisonsieg nun 41 Punkte Rückstand hat.
Das Saisonfinale steigt am kommenden Sonntag (11. September) auf dem Laguna Seca Raceway in Monterey (Kalifornien). Will Power reicht dort ein Top-3-Ergebnis, um seinen zweiten IndyCar-Titel nach 2014 sicherzustellen. Allerdings war der Australier in den vergangenen Jahren nicht gerade als Glückspilz bekannt ...
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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