IndyCar St. Louis: Josef Newgarden siegt nach Rotphase trotz eines Drehers!
Turbulente Schlussphase in einem lange von Strategie geprägten Rennen: Josef Newgarden schafft nach Dreher noch seinen zweiten Saisonsieg - Späte Crashs
Zweiter Saisonsieg 2024 für Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) - und wie!
Foto: Motorsport Motorsport
Josef Newgarden (Penske-Chevrolet) hat am Samstagabend auf dem World Wide Technology Raceway (vormals Gateway Motorsports Park) in St. Louis ein turbulentes Ovalrennen der IndyCar-Serie mit seinem zweiten Saisonsieg 2024 nach dem Indy 500 abgeschlossen.
Nach einem Sieg für Newgarden - dem 31. seiner IndyCar-Karriere, womit er mit Paul Tracy, Dario Franchitti und Helio Castroneves gleichgezogen hat - sah es lange Zeit nicht unbedingt aus. Erst recht nicht, als sich Newgarden gut 60 Runden vor Schluss an zweiter Stelle fahrend einen Dreher leistete.
Gestartet wurden die 260 Rennrunden auf dem 1,25-Meilen-Oval kurz nach 17:30 Uhr Ortszeit (0:30 Uhr MESZ). Ins Ziel ging es nach einer späten Rotphase erst kurz nach 20:00 Uhr Ortszeit (3:00 Uhr MESZ). Abgesehen von der erwähnten Rotphase gab es sechs Gelbphasen. Trotzdem gab es auch eine ganze Reihe Green-Flag-Stops.
ERGEBNIS: IndyCar in St. Louis
McLaughlin auf Pole - Gridstrafe für Palou, Dixon und Co.
Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) ging zum vierten Mal in dieser Saison von der Pole ins Rennen. Im Qualifying am Freitag hatte er sich diesmal allen voran gegen die beiden Shank-Teamkollegen Felix Rosenqvist und David Malukas durchgesetzt. Rosenqvist aber war einer von insgesamt vier Piloten, die aufgrund eines Motorwechsels eine Gridstrafe kassierten.
Neben Rosenqvist (P11 in der Startaufstellung) waren die anderen drei, die ebenfalls neun Startplätze nach hinten mussten: Tabellenführer Alex Palou (P16), dessen Ganassi-Teamkollege Scott Dixon (P19), und auch Katherine Legge (Coyne-Honda; P27). Abgesehen davon startete Colton Herta (Andretti-Honda) ebenfalls von weit hinten, nämlich von P25. In seinem Fall war ein Crash im Qualifying der Grund.
Polesetter Scott McLaughlin hatte beim Start des Rennens den aufgerückten David Malukas (Shank-Honda) neben sich in der ersten Reihe. Malukas wurde gleich in der zweiten Rennrunde von der zweiten Position verdrängt, und zwar von McLaughlins Penske-Teamkollege Will Power. Und auch Josef Newgarden im dritten Penske-Chevrolet machte dahinter direkt Druck.
Bis zur ersten Gelbphase in der achten der 260 Runden gelang es Malukas aber, Power wieder von der zweiten Stelle zu verdrängen. Auslöser für die erste der insgesamt sechs Gelbphasen des Abends war eine Kollision am Ende des Feldes zwischen Ed Carpenter (Carpenter-Chevrolet) und Katherine Legge.
Kurz nach dem Restart fanden sowohl Malukas als auch Power einen Weg an Polesetter McLaughlin vorbei. Doch gerade, als Malukas mit Power im Schlepptau die Führung übernommen hatte, gab es direkt wieder Gelb. In diesem Fall war eine Kollision im vorderen Mittelfeld der Grund.
Verwickelt waren Kyle Kirkwood (Andretti-Honda) und die beiden Juncos-Piloten. Auslöser aber war, dass Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet) direkt vor Kirkwood stark zu kämpfen hatte, um in der Spur zu bleiben. Daraufhin gab es eine Kettenreaktion.
Unterschiedliche Strategien im Feld
Beim zweiten Restart war es Will Power, der am besten in die Gänge kam. Er nahm David Malukas die Führung ab. In dieser Phase waren es Scott McLaughlin und Josef Newgarden, die sich direkt hinter Malukas in Stellung brachten.
Hingegen musste McLaren-Pilot Patricio O'Ward schon früh mit technischem Problemen an seinem Chevrolet-Triebwerk die Segel streichen. Aber auch im Honda-Lager gab es technische Probleme. So traf es etwas später im Rennen allen voran Andretti-Pilot Marcus Ericsson mit einem Defekt im Motorumfeld.
Der erste routinemäßige Boxenstopp wurde von der Spitzengruppe um die 60. Runde herum unter Grün eingelegt. Das spülte kurzzeitig eine Gruppe nach vorne, die gleich die erste Gelbphase zum ersten Boxenstopp genutzt hatte. Zu dieser Gruppe gehörte "natürlich" der nach Gridstrafe nur von P19 gestartete Scott Dixon (Ganassi-Honda).
Ein Crash von IndyCar-Rookie Kyffin Simpson (Ganassi-Honda) sorgte in der 86. Runde für die dritte Gelbphase. Während die Top 8 auf der Strecke blieben, kamen alle anderen an die Box. Im Gegensatz zu Dixon gehörte sein von P16 gestarteter Teamkollege, nämlich Tabellenführer Alex Palou, zur Gruppe derer, die auf der Strategie der Spitze unterwegs waren.
Beim Restart gab Will Power weiterhin das Tempo vor. Dahinter verlor David Malukas die zweite Position an Scott McLaughlin, weil er beim Beschleunigen durchdrehende Räder hatte. Malukas' direkter Verfolger war nun Josef Newgarden.
Der zweite Boxenstopp der Spitzengruppe erfolgte planmäßig um die 120. Runde herum unter Grün. In die zweite Hälfte der 260-Runden-Distanz ging es, nachdem der Boxenstopp-Durchgang abgeschlossen war, in der Reihenfolge Will Power, Scott McLaughlin, David Malukas, Josef Newgarden und McLaren-Pilot Alexander Rossi, der nach einem verpassten Rennen (Daumenbruch im Toronto-Training) sein Comeback gab.
Dreher von Newgarden auf Verfolgung von McLaughlin
Auch der dritte routinemäßige Boxenstopp erfolgte für die Spitzengruppe unter Grün. Bei diesem gelang es Scott McLaughlin, an Will Power vorbeizukommen, nachdem er kurz vor dem Stopp ganz dicht hinter ihm gelegen hatte. Und auch Josef Newgarden kam an Power vorbei. Somit ging es mit einer Dreifachspitze für das Team Penske in die entscheidende Phase. David Malukas war erster Verfolger des Penske-Trios.
In der 196. der 260 Runden leistete sich ausgerechnet Ovalspezialist Josef Newgarden auf der Verfolgung von Spitzenreiter Scott McLaughlin einen Dreher. Die Szene passierte in Turn 2 bei der Überrundung von Tabellenführer Alex Palou. Mit Glück und Können aber gab es für Newgarden weder eine Beschädigung mit der Streckenbegrenzung noch mit einem anderen Fahrzeug.
Tatsächlich verlor Newgarden mit dem Dreher nur zwei Positionen. Die mit dem Dreher ausgelöste Gelbphase wurde von fast allen in der Spitzengruppe zum Boxenstopp genutzt, von zwei Piloten aber nicht: Will Power und David Malukas.
Folgerichtung führte Power den Restart vor Malukas an. Dahinter führten McLaughlin und Newgarden die Gruppe derer mit frischen Reifen und vollem Tank an. Gut 50 Runden waren zu diesem Zeitpunkt noch zu fahren.
Für Power und Malukas schien es darum zu gehen, ein möglichst großes Polster für ihren letzten noch notwendigen Boxenstopp herauszufahren. Doch es kam anders. Nur wenige Runden nach dem Restart kam erst Malukas unter Grün an die Box, unmittelbar darauf auch Power.
Crash von Malukas im Zweikampf mit Power
So war es mit noch 40 Runden auf der Uhr wieder Scott McLaughlin, der das Feld anführte - und zwar wieder vor Josef Newgarden, dessen Dreher de facto ohne Konsequenzen blieb. Es lag in der Luft, dass beide noch einen letzten Tankstopp würden einlegen müssen. Unter Grün würde dieser wertvolle Zeit kosten. Das Thema erledigte sich insofern, da es in der 240. der 260 Runden nochmals Gelb gab.
Am Ende der Start/Ziel-Gerade schickte sich David Malukas an, Will Power von der vierten Position zu verdrängen. Dabei kam es zur Berührung der beiden Fahrzeuge. Das Ergebnis war ein Crash von Malukas mit dem Heck seines #66 Shank-Honda voran in die äußere Streckenbegrenzung von Turn 1 - das Aus für den stärksten Penske-Rivalen!
McLaughlin, Newgarden und ein paar andere nutzten diese Gelbphase für ihren letzten Boxenstopp. Dabei wurden aber nicht nur ein paar Liter Sprit nachgefüllt, sondern auch nochmals Reifen gewechselt. Das Entscheidende dabei: Newgarden kam zwar hinter McLaughlin in die Boxengasse herein, aber vor ihm aus dieser heraus.
Crash mit Rossi und Power bei spätem Restart
Beim Restart mit nur noch neun zu fahrenden Runden führte nun Josef Newgarden vor Scott McLaughlin und dem nach Qualifying-Crash von P25 gestarteten Andretti-Piloten Colton Herta. Will Power war trotz der Berührung mit David Malukas weiterhin Vierter, Alexander Rossi war Fünfter. Doch der Restart ging gründlich schief.
Spitzenreiter Newgarden wartete lange, bis er aufs Gas ging. Während auf den ersten drei Positionen alles gutging, fuhr Alexander Rossi auf Will Power auf. Beide krachten in die Boxenmauer, Rinus VeeKay konnte nicht ausweichen, das Rennen aber immerhin fortsetzen.
Tabellenführer Alex Palou hatte großes Glück, beim Crash mit Power und Rossi nicht mitgerissen zu werden. Separat davon drehte weiter hinten Nolan Siegel (McLaren-Chevrolet) noch Jack Harvey (Coyne-Honda) in die äußere Streckenbegrenzung.
Bevor es die Entscheidung gab, wie das Rennen ausgeht, wurde infolge des Restart-Crashs für einige Minuten mit Rot unterbrochen. Beim letzten Restart waren nur noch sechs Runden zu fahren. Josef Newgarden führte abermals vor Scott McLaughlin und Colton Herta. Dahinter lagen nun Alex Palou als Ganassi-Speerspitze und einer seiner Teamkollegen: IndyCar-Rookie Linus Lundqvist.
Newgarden siegt vor McLaughlin - Strafe gegen Herta
Und diesmal klappte der Restart. Newgarden kam am besten weg, McLaughlin blieb nur das Nachsehen. Herta hielt zunächst die dritte Position, wurde dann aber in einem engen Manöver verdrängt von Lundqvist, der direkt beim Restart schon Palou kassiert hatte. An dieser Reihenfolge änderte sich bis ins Ziel nicht mehr.
Josef Newgarden brachte trotz Dreher seinen zweiten Saisonsieg nach dem Indy 500 ins Ziel. Scott McLaughlin musste sich von der Pole gestartet mit P2 zufriedengeben. Linus Lundqvist kam als bester Rookie auf dem dritten Platz ins Ziel.
Colton Hertas Aufholjagd vom 25. Startplatz endete letztlich auf dem fünften Platz. Im Schlussduell gegen Lundqvist fasste der Andretti-Pilot eine Strafe für Blocken aus.
Dadurch ist Alex Palou im Endergebnis auf P4 nach vorn gerückt und hat damit beim gleichzeitigen Crash von Will Power seine Tabellenführung noch weiter als ohnehin schon ausgebaut. Übrigens: Scott Dixons abweichende Strategie war diesmal nicht von Erfolg gerkrönt. Er beendete das Rennen knapp außerhalb der Top 10 auf P11.
Conor Daly fährt Saison anstelle von Canapino zu Ende
Bei Juncos Hollinger Racing wurde in dieser Woche der Nachfolger für den vor wenigen Tagen entlassenen Agustin Canapino präsentiert. Conor Daly fährt den #78 Juncos-Chevrolet bei allen verbleibenden Rennen in dieser Saison.
In St. Louis gab Daly seinen Einstand im Team, konnte aber nur kurz glänzen. Das Qualifying schloss er als Zwölfter ab, woraus aufgrund der diversen Gridstrafen der neunte Startplatz wurde. Juncos-Teamkollege Romain Grosjean startete als Sechster.
Im Rennen aber waren sowohl Daly als auch Grosjean unschuldig an der Kollision beteiligt, welche die zweite Gelbphase auslöste. Als Rinus VeeKay direkt vor Kyle Kirkwood ins Rudern kam, hatten die beiden Juncos-Piloten, die direkt hinter Kirkwood fuhren, keine Chance zum Ausweichen. Am Ende des turbulenten Rennens wurde es für Daly trotzdem noch P13 und für Grosjean P16.
Alex Palou jetzt noch klarer der Tabellenführer
Vier Rennen vor Schluss der Saison wird die IndyCar-Gesamtwertung 2024 nun mit 59 Punkten Vorsprung von Alex Palou auf Colton Herta angeführt.
Will Power ist mit dem späten Crash vom zweiten auf den vierten Tabellenplatz hinter Herta und Scott Dixon abgerutscht. Scott McLaughlin hat es mit P2 im Rennen zurück in die Top 5 der Tabelle geschafft. Hingegen ist Patricio O'Ward mit seinem frühen Motorschaden aus den Top 5 der Tabelle herausgefallen.
Weiter geht es direkt am kommenden Wochenende, und zwar mit dem letzten Rundkurs-Rennen der Saison. Am Sonntag (25. August) wird auf dem Portland International Raceway gefahren. Im Anschluss daran beschließen drei Ovalrennen den IndyCar-Kalender 2024.
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