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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Will Power, du bist endlich die Legende, die du verdienst zu sein: Heiko Stritzke über den sympathischen Australier, der so viele Leiden ertragen musste

1. Will Power, Team Penske Chevrolet

1. Will Power, Team Penske Chevrolet

Scott R LePage / Motorsport Images

Liebe Freunde der 350 km/h plus,

das ist dann wohl mehr als überfällig gewesen. Will Power hat es endlich geschafft, das letzte Häkchen zu setzen. Das Schwierigste, wie es scheint. Wer hätte damit gerechnet, dass der einst hoffnungslose Fall im Oval jemals Amerikas größtes Autorennen gewinnen würde?

Doch seit mindestens fünf Jahren ist das für mich überfällig gewesen. Die alte Ovalschwäche ist längst nur noch ein Gag von vorgestern. Will Power ist der wohl talentierteste IndyCar-Fahrer der Gegenwart, egal auf welchem Streckentyp er antritt. Die Schere zwischen seinem Talent und den zählbaren Resultaten ging lange Zeit von allen IndyCar-Piloten am weitesten auseinander.

Power zählte schon in den vergangenen Jahren immer wieder zu den schnellsten Fahrern im Brickyard, hatte aber des Öfteren Pech, wurde unschuldig in Unfälle verwickelt. 2015 setzte es die bitterste Niederlage, die drei Jahre lang schmerzen sollte: Denkbar knapp musste er sich seinem Teamkollegen Juan Pablo Montoya geschlagen geben.

Wie weh das getan hat, gibt er natürlich erst jetzt der Öffentlichkeit preis, wo der Schmerz endlich geheilt ist: "Ich habe so viel darüber nachgedacht. Was hätte ich anders machen sollen, hätte ich dies oder das ändern sollen… Es war nicht unser Tag und es ist so gekommen. Ich habe damals alles gegeben, was ich konnte." Quälende Fragen, die nur allzu verständlich sind. Der Stachel saß drei Jahre lang im Fleisch des Australiers, schmerzte an jedem einzelnen Tag.

Den Indianapolis Grand Prix gewann er 2018 zum dritten Mal bei bislang fünf Ausgaben. Doch das große Rennen hatte einfach etwas gegen ihn, so schien es. Das alte Oval-Trauma, das er auf anderen Strecken längst überwunden hatte, schien ihn beim "500" immer wieder einzuholen. Bis zu diesem Tag. Er gibt selber zu, bereits mit dem Schlimmsten gerechnet zu haben: "Ich habe so viele Rennen gewonnen und Poles geholt, mehr Runden als jeder andere geführt. Nur hier nicht. Ich habe gegrübelt: Werde ich meine Karriere etwa ohne einen 500-Sieg beenden müssen?"

Zweifellos hätte Will Power eigentlich wesentlich mehr verdient als einen Titel und einen Indy-500-Sieg. So viele Meisterschaften gingen ihm durch die Lappen. Schon mit seinem ersten IndyCar-Titel musste er bis ins Alter von 33 Jahren warten. Er könnte locker vier- oder fünffacher Meister sein, wenn er nicht dieses unglaubliche Talent hätte, entweder selbst die hirnrissigsten Manöver zu bringen oder auch unverschuldet in die kuriosesten Situationen zu geraten. Als er Alabama beim Restart weg-aquaplante, ging mir sofort durch den Kopf: "Natürlich musste es wieder ihn treffen."

Natürlich hat er sich auch Meisterschaften selbst verbaut. Wie oft schon war es der Penske-Bolide #12, der sich in einer ersten Kurve weggedreht hat? Erst jüngst wieder beim Saisonauftakt in St. Petersburg, als er sich in der zweiten Kurve mit einem Rammstoß gegen Robert Wickens ins Aus beförderte.

Unvergessen, als er 2014 in Fontana - klar auf Meisterschaftskurs liegend - als erster Fahrer überhaupt auf die "Low Line" ging, als alle oben fuhren, eine riesige Staubwolke hinter sich herziehend. In diesem Fall ging es glatt, doch es hätte damals genauso gut der nächste weggeworfene Titel sein können. Aber es ist genau diese kompromisslose Art, es sind diese irrationalen Manöver, die ihn zu so einem faszinierenden Sportsmann machen.

 

Bis zum Schluss fuhr daher diese Sorge mit: Würde er wieder entweder durch ein Kuriosum um den Sieg gebracht werden oder sich selbst den Triumph kosten? Fast fehlte da schon etwas bei dieser perfekten, wohlüberlegten Fahrt in Indianapolis, die auch von einem Scott Dixon oder Helio Castroneves hätte stammen können. Aber irgendwie hat es mich nicht gewundert, dass er eine kleinere Panne in der Victory Lane ablieferte, als er erst nicht wusste, ob er die Milch trinken soll und dann beim Feiern versehentlich die Hostess hinter ihm abduschte.

Alles egal: Er hat gewonnen. Der Fluch ist endlich auch im Brickyard besiegt. Und gerade das macht diesen Triumph so wertvoll. Der ewige Pechvogel hat endlich einmal Glück. Beziehungsweise kein Pech, denn Lady Luck hatte Will Power an diesem Tag wirklich nicht nötig. Ihm gelang, was längst überfällig war. Zählte er ohnehin schon zu den besten IndyCar-Fahrern aller Zeiten, ist er nun, was er verdient: Eine lebende IndyCar-Legende.

Und ist der Bann einmal gebrochen - wer weiß, was alles noch folgt. Dennoch wünsche ich es beim nächsten Mal Ed Carpenter, der jetzt den Power-Stachel übernommen hat.

Herzlichst, euer
Heiko Stritzke

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