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Wie Supercars-Star Scott McLaughlin zum IndyCar-Rennsieger wurde

Beim IndyCar-Auftakt 2022 überzeugte Scott McLaughlin mit erster Pole und tags darauf mit erstem Sieg - Renningenieur Ben Bretzman erzählt, wie das gelungen ist

In den vergangenen zwölf Jahren wurde Ben Bretzman beinahe zu so etwas wie einem Synonym für Simon Pagenaud. Der Renningenieur aus den USA und der Fahrer aus Frankreich arbeiteten 2010 erstmals bei Highcroft Racing in der Langstreckenszene zusammen, arbeiteten später für drei Jahre bei Sam Schmidt Motorsports in der IndyCar-Serie zusammen und wechselten 2015 schließlich gemeinsam zum Team Penske. 2016 errang das Duo den IndyCar-Titel und 2019 den Sieg beim Indy 500. Bei allen 15 IndyCar-Siegen Pagenauds war Bretzman der verantwortliche Ingenieur am Kommandostand.

Als Roger Penske beschloss, sein IndyCar-Team für 2022 von vier auf drei Autos zu verkleinern, und Pagenaud sich entschied, zu Meyer Shank Racing zu wechseln, sah sich Bretzman trotzdem nicht mit einem Karrieredilemma konfrontiert. Der Ingenieur liebt es für Penske zu arbeiten. Er gibt aber auch zu, dass es "schwierig war, nicht emotional zu werden, weil es das Ende einer Ära für Simon und mich war".

Inzwischen war Bretzman von einem gewissen Scott McLaughlin sehr angetan. Der Neuseeländer hatte in der Supercars-Serie in Australien allein in seinen vier Jahren beim DJR Team Penske dreimal den Titel errungen und 48 seiner 56 Siege erzielt, darunter ein Sieg beim Bathurst 1000.

2019, inmitten seiner vorletzten Saison in Down Under, kam McLaughlin für einen Besuch ins Penske-Headquarter in Mooresville im US-Bundesstaat North Carolina. Dort war er im Simulator bei einer Trainingssession auf dem virtuellen Indianapolis-Rundkurs auf Anhieb einen Tick schneller als Will Power und Josef Newgarden!

Bretzman erinnert sich für unsere englischsprachige Schwesterplattform 'Motorsport.com': "Ich hatte Scotty zum ersten Mal getroffen, als er und Fabian (Coulthard; McLaughlins damaliger Supercars-Teamkollege; Anm. d. Red.) einmal als Gäste zum Indy 500 kamen. Damals habe ich mir aber nicht viel dabei gedacht, weil wir so sehr mit der Vorbereitung auf das Rennen beschäftigt waren. Weil wir aber ständig per E-Mail darüber informiert wurden, wie oft Scott bei den Supercars-Rennen zum Sieg gefahren ist, wusste ich natürlich, dass er ein richtig Guter ist."

Ben Bretzman

Ben Bretzman arbeitete zwölf Jahre lang mit Simon Pagenaud, jetzt mit Scott McLaughlin

Foto: Motorsport Images

"Dann kam er 2019 zu uns in den Race-Shop. Und da ich derjenige war, der die DIL (Driver-in-Loop-Simulation; Anm. d. Red.) leitete, lag es an mir, ihn im Simulator auf Tempo zu bringen. Sein Talent war offensichtlich. Und ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass er tatsächlich der Schnellste war. Vor allem Will fand das sehr cool, denn er besitzt selbst einiges an Supercars-Erfahrung und weiß, wie unterschiedlich die Autos sind", erinnert sich Bretzman.

Wenngleich Roger Penskes Enthusiasmus, McLaughlin in der IndyCar-Serie starten zu lassen, noch nicht mit McLaughlins Enthusiasmus für den Wechsel übereinstimmte, hatte "The Captain" dennoch versprochen, seinem jüngsten mehrfachen Champion einen IndyCar-Test zu ermöglichen, wenn er es schafft, das Bathurst 1000 für das DJR Team Penske zu gewinnen. Diese Aufgabe erledigte McLaughlin im Oktober 2019 (zusammen mit Alex Premat). Und Mitte Dezember wurde für ihn der erste IndyCar-Test angekündigt.

Scott McLaughlin

Januar 2020, Sebring: McLaughlin testet erstmals ein IndyCar

Foto: DJR Team Penske

Vier Wochen später drehte der Tourenwagen-Star 140 Runden in einem von Penskes IndyCar-Boliden in Sebring. Dabei geriet er zwar vor allem mit seinen untrainierten Nackenmuskeln an die Grenzen, beeindruckte aber gleichzeitig sowohl seine Teamkollegen als auch Penske-Berater Rick Mears, seines Zeichens viermaliger Indy-500-Sieger.

Ein paar Tage später gab Penske-Teampräsident Tim Cindric zu, dass man darüber nachdachte, McLaughlin als zusätzlichen Fahrer bei einem IndyCar-Rennen einzusetzen, sofern man einen Termin findet, der sich nicht mit dem Supercars-Kalender überschneidet. Und Cindric hatte die Hoffnung, McLaughlin auch beim Wintertest auf dem Circuit of The Americas (COTA) in Austin fahren zu lassen.

In den folgenden 30 Tagen wurde bestätigt, dass McLaughlin beim Grand Prix von Indianapolis im Mai 2020 sein IndyCar-Debüt geben würde und dass er zuvor am offiziellen Wintertest in Austin teilnehmen würde. Jonathan Diuguid, der Sportwagen-Mastermind von Penske, der auch über umfangreiches Formelsportwissen verfügt, wurde zu seinem Renningenieur ernannt. McLaughlin aber verblüffte alle, als er auf dem 5,5 Kilometer langen COTA mit seinen 20 Kurven die drittschnellste Zeit fuhr - nur eine halbe Sekunde langsamer als Teamkollege Power.

Scott McLaughlin

Februar 2020, Austin: Beim offiziellen Wintertest lässt McLaughlin aufhorchen

Foto: Motorsport Images

"Ich war komplett überrascht", lacht Bretzman, dessen Fahrer Pagenaud an jenem Tag die sechstschnellste Runde drehte. "Der Fahrstil, den es im IndyCar-Boliden braucht, ist schließlich ein ganz anderer als der in der Supercars-Serie. Dennoch hat sich Scott unglaublich schnell angepasst. Der Circuit of The Americas ist eine wirklich anspruchsvolle Strecke. Es gibt dort jede Menge schnelle aufeinanderfolgende Kurven. Das ist etwas, woran Scott nicht gewöhnt war, weil die Kurvengeschwindigkeiten eines Supercars einfach nicht so hoch sind. Er kam aber gut damit zurecht und hatte auch für die langsamen technischen Sektionen sofort die richtige Technik."

Im Anschluss an den Austin-Test fuhr McLaughlin zusammen mit dem ihm zugewiesenen Renningenieur Diuguid zum Texas Motor Speedway in Fort Worth, um dort seine ersten Runden in einem Oval zu drehen. Den Rookie-Test absolvierte er mit Bravour und so gab es bereits Überlegungen, ihn nicht nur beim Indianapolis-Grand-Prix einzusetzen, sondern vielleicht auch beim Ovalrennen in St. Louis im August. Mit wachsendem Selbstvertrauen und bereits übergroßem Enthusiasmus machte sich McLaughlin auf den Heimweg. Und dann? Nichts.

Der Ausbruch der Coronavirus-Pandemie erschütterte, schockierte und lahmte die Welt. Absagen und Verschiebungen bestimmten die Rennkalender für sowohl Supercars als auch IndyCars. Und selbst als die beiden Rennserien zögerlich wieder Fahrt aufnahmen, waren die nationalen und internationalen Quarantänevorschriften zwangsläufig noch so, dass es McLaughlin nicht riskieren konnte, mit einem Abstecher in die USA ein oder zwei Rennwochenenden seines eigentlichen Rennfahrerjobs in Down Under zu verpassen.

Scott McLaughlin beim Supercars-Finale 2018 in Newcastle

Supercars: Für das DJR Team Penske errang McLaughlin drei Titel und 48 Siege

Foto: Motorsport Images

Nach dem Gewinn seines dritten Supercars-Titels waren die Reisebeschränkungen dann so gelockert, dass McLaughlin wieder nach Amerika kommen konnte und Ende Oktober 2020 bei dem um mehr als ein halbes Jahr verschobenen Grand Prix von St. Petersburg sein IndyCar-Debüt gab. Seine Chancen allerdings waren von vorn herein dadurch beeinträchtigt, dass es vor dem Qualifying nur ein Freies Training gab. Dieses aber beendete der Neuling mit gerade mal einer Hundertstelsekunde Rückstand auf seine erfahrenen Penske-Teamkollegen Newgarden und Power.

Ein Fehler auf seiner fliegenden Runde im Qualifying hatte für McLaughlin zur Folge, dass er sich am Ende der Startaufstellung wiederfand. Im Rennen schied er kurz vor der Hälfte der Distanz aus, nachdem eine kleine Fehleinschätzung eine Kollision mit mehreren Fahrer und schließlich eine Beschädigung am Auto zur Folge hatte. Aber: McLaughlins Fehler war der verzeihlichste in der langen Liste an Fahrfehlern, die von den IndyCar-Piloten an jenem Tag begangen wurde. Denn die übrigen gingen allesamt auf die Kappe von Routiniers der Rennserie.

Zu Beginn des St.-Petersburg-Wochenendes 2020 hatte Penske bestätigt, dass man für 2021 auf vier Vollzeit-Autos aufstocken würde, um McLaughlin unterzubringen. Und nach allem, was wir gesehen hatten, ergab das auch Sinn. Angesichts des Mangels an Testtagen würde der Kiwi eine steile Lernkurve vor sich haben. Und angesichts des Stellenwerts des Teams und der Qualität seiner Teamkollegen stünde er von Beginn an im Rampenlicht. Doch es gab mehr als genug Anzeichen, die alle Beteiligten positiv stimmten.

Scott McLaughlin

Mai 2021, Fort Worth: P2 beim Ovaldebüt als Highlight in McLaughlin Rookie-Saison

Foto: Motorsport Images

McLaughlin wirkte in seiner Rookie-Saison nie überfordert. Tatsächlich sah er hin und wieder sogar verblüffend gut aus. Im Mai wurde er bei seinem ersten Ovalrennen auf dem Texas Motor Speedway auf Anhieb Zweiter und im August bei seinem ersten Rennen auf einem kurzen Oval (St. Louis) wurde er Vierter.

Doch nachdem er es beim Grand Prix von Indianapolis im Mai einmal in die "Firestone Fast Six" - das sechsköpfige letzte Qualifying-Segment - geschafft hatte, war McLaughlin zunehmend frustriert, dass er diese Form auf Stadtkursen nicht wiederholen konnte. Sein Problem: Er war mit den rot markierten weichen Reifen, den sogenannten Reds, nicht vertraut.

Gegen Ende der Saison 2021 erklärte McLaughlin: "Nie zuvor habe ich im selben Qualifying einen anderen Reifen fahren müssen, so wie wir es hier tun. Und die Sessions sind so kurz und hektisch. Das größte Problem ist, dass ich, wenn ich es nicht ins Q2 schaffe, bis zum Rennen keine weitere Chance bekomme, die Reds zu fahren. Und die Erfahrung, die man mit diesen weichen Reifen im Rennen sammelt, kann man beim nächsten Mal nicht mehr nutzen."

"Denn im Rennen ist das Auto vollgetankt und auf mehr Abtrieb getrimmt. Nichts, was man im Rennen macht, während man die Reds fährt, ist nützlich für das nächste Mal, wenn man die Reds im Qualifying fährt. Wenn ich es also nicht ins Q2 schaffe, habe ich die Chance verpasst, mit wenig Sprit und wenig Abtrieb mehr Erfahrung mit den weichen Reifen im Qualifying zu sammeln", so der Rookie damals.

"Wenn ich mich mit dem Auto wohlfühle, dann gelingt uns so etwas wie beim Indy-Grand-Prix im Mai, wo wir es in die 'Firestone Fast Six' geschafft haben. Ich weiß nicht, warum das beim zweiten Rennen auf dem Indy-Rundkurs [im August] nicht geklappt hat. Aber so ist das nun mal mit den Qualifyings in der IndyCar-Serie. Wenn du nicht alles richtig machst, kommst du nicht weiter", sagte McLaughlin.

Scott McLaughlin

Mit den Reds von Firestone tat sich McLaughlin 2021 schwer, 2022 sind sie weicher

Foto: IndyCar Series

Und Bretzman? Er beobachtete McLaughlins Schwierigkeiten eher aus der Ferne. Sicher, alle vier Fahrer-/Ingenieur-Duos bei Penske trafen sich regelmäßig zur Nachbesprechung im selben Teamtransporter, aber Bretzmans Hauptaugenmerk galt nun mal Pagenaud. Dennoch: "Man konnte Scotts Potenzial zu 100 Prozent erkennen", sagt der Ingenieur.

"In bestimmten Kurven auf bestimmten Strecken war er unser schnellster Mann, obwohl er die Strecke in manchen Fällen nie zuvor gesehen hatte. Er hat herausgefunden, was nötig ist, um auf Rundenzeiten zu kommen und um seinen Speed zu finden. Alles, was er brauchte, war noch mehr Erfahrung. Er musste die Strecken lernen und die Reifen verstehen. Weil es in der IndyCar-Serie so eng zugeht, sind die Details entscheidend", so Bretzman.

Als klar wurde, dass McLaughlins Renningenieur Diuguid für 2022 ins Penske-Sportwagenprogramm - jetzt mit Porsche - zurückwechselt und das IndyCar-Team von vier auf drei Autos reduziert wird, hatte Bretzman die Hoffnung, mit McLaughlin zusammenzuarbeiten. Und genauso ist es gekommen.

"Wir hatten Anfang des vorigen Jahres angefangen, gemeinsam Golf zu spielen und haben dabei sofort ein gutes Verhältnis entwickelt", erinnert sich Bretzman. "Was die Arbeit angeht, wusste ich, wie viel Talent Scott hat. Mir war klar, dass wir uns nur auf einige Bereiche noch ein wenig stärker konzentrieren mussten. Es erschien mir einfach sinnvoll, sein Renningenieur zu werden. Es war allerdings eine interessante Situation, da uns vor der Saison nur ein Testtag in Sebring zur Verfügung stand und es zudem einen neuen Reifen für die Stadtkurse gab."

Was Bretzman damit meint? IndyCar-Reifenlieferant Firestone hat für die Stadtkurs-Rennen der Saison 2022 den Unterschied zwischen der primären Mischung (Blacks) und den alternativen Mischung (Reds) vergrößert, indem man die rot markierten Reifen noch weicher gemacht gemacht. Allerdings dürfen bei Testfahrten keine Reds ausprobiert werden.

So kam es, dass am vergangenen Wochenende in St. Petersburg eine Wolke des Unbehagens über den Köpfen aller Teilnehmer hing. Und für einen Ingenieur, dessen Fahrer ohnehin das Gefühl hatte, dass sein Hauptproblem darin bestand, auf einer fliegenden Runde das Beste aus den Reds herauszuholen, war die Besorgnis besonders groß ...

1. Scott McLaughlin, 2. Alex Palou

Februar 2022, St. Petersburg: McLaughlin siegt vor Titelverteidiger Alex Palou

Foto: Motorsport Images

"Wir haben viel Zeit im Simulator verbracht", sagt Bretzman, "aber ja, da war diese Sorge, dass wir nach all der Arbeit in St. Pete aufkreuzen und die Reds ganz anders sein würden. Aber das Team Penske als Ganzes hat in diesem Jahr eine Menge am Basispaket geändert. Ich würde sagen, wir haben das Fenster, in dem die Reifen am besten funktionieren, erweitert. So haben wir das Gefühl, dass wir die Unterschiede, die der neue weiche Reifen von Firestone mit sich bringt, auffangen können."

"Und tatsächlich bot [der neue weichere Reifen] einfach mehr Grip, ohne dass wir dafür die Balance unseres Autos wirklich verändern mussten. Scott musste zwar einige Anpassungen im Cockpit vornehmen, aber wir haben die Flügel nicht verstellt, als wir im Qualifying von den schwarzen auf die roten Reifen gewechselt haben", verrät Bretzman.

"Das liegt zum Teil an unserer Abstimmung. Wir haben versucht, ihm einen sehr breiten Spielraum zu geben, ein sehr konstantes Auto, damit er Vertrauen entwickeln kann, um wirklich zu pushen und die Pace zeigen zu können, von der wir wissen, dass er sie hat. Wir haben das Auto vom ersten Training bis zum Rennen kaum verändert, denn wir wollten ihm Stabilität geben. Wir wollten ihn aufbauen und ihn so sein lassen, wie er ist, nämlich ein fantastischer Rennfahrer", sagt der erfahrene Ingenieur.

Scott McLaughlin, Ben Bretzman

McLaughlin feiert seinen ersten IndyCar-Sieg - Bretzman (links) freut sich mit

Foto: Motorsport Images

Bretzman, wie auch McLaughlin, Power und andere prominente Persönlichkeiten in Chevrolet-Teams schreiben es zu einem nicht unwesentlichen Teil auch den Ingenieuren aus dem GM-Konzern zu, dass die verbesserte Pace von McLaughlin und Penske auf den Stadtkursen in eine siegfähige Form umgesetzt werden konnte.

"Chevy hat in den vergangenen sechs oder sieben Monaten große Anstrengungen unternommen, um die Autos aus langsamen Kurven heraus fahrbarer zu machen", sagt Bretzman und weiter: "Das hat einen großen Einfluss darauf, wie wir die Autos abstimmen können. Wir haben die Autos mechanisch und aerodynamisch auf Leistungsentfaltung abgestimmt, denn auf diesem Gebiet hat Chevy erhebliche Fortschritte gemacht. Ich finde das unglaublich, wenn man bedenkt, dass wir das aktuelle Motorenreglement jetzt schon seit elf Jahren haben!"

"Scott und ich", setzt Bretzman fort, "haben viel Zeit damit verbracht, alle Sessions des vergangenen Jahres durchzugehen. Der eine Begriff, der dabei immer wieder auftauchte, wenn er über seine Qualifyings sprach, war 'schlechte Traktion'. Als wir einen Plan ausarbeiteten, wie wir uns 2022 aufstellen wollen, sagte ich zu ihm, dass ich das nicht mehr hören will! Ein großer Teil des Fortschritts besteht aber auch darin, dass Chevy uns hinsichtlich der Fahrbarkeit entgegengekommen ist. Das macht sich insbesondere auf Stadtkursen und Rundstrecken bemerkbar und dafür sind wir extrem dankbar."

Podium: 1. Scott McLaughlin, 2. Alex Palou, 3. Will Power

Von der ersten Pole zum ersten Sieg: McLaughlin jubelt mit Palou und Power

Foto: Motorsport Images

Nachdem McLaughlin am Samstag die Pole erobert hatte - mit 0,124 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Power, der sage und schreibe neun St.-Petersburg-Poles auf dem Konto hat - dachte Bretzman an das Thema Spritsparen. Dieses Thema sollte im Warm-Up am Sonntagmorgen Priorität haben. Doch nachdem er sich die Fahrtechnik seines neuen Fahrers angesehen hatte, machte er sich keine Sorgen mehr. Die einzige Sorge, die noch blieb: Wie man das Auto mit den weicheren Reds von Firestone fahren sollte - immer noch eine unbekannte Größe mit vollen Tanks auf einem grobkörnigen Kurs bei 27 Grad Celsius Hitze.

McLaughlin allerdings hat es geschafft, auch diese Herausforderung zu meistern. An der Spitze des Feldes ist es ihm trotz reifenschonender Fahrweise gelungen, einen Vorsprung von fünf Sekunden herauszufahren - und das auf keinen Geringeren als Andretti-Pilot Colton Herta, der das Rennen in St. Petersburg im vergangenen Jahr dominiert hatte. Erst als der auf Blacks gestartete Power wieder an Herta vorbei war, begann McLaughlins Vorsprung zu schrumpfen. Das lag aber zum Teil daran, dass er in Überrundungsverkehr geriet.

"Scott hat einfach einen phänomenalen Job gemacht, indem er jede Situation während des Rennens gemeistert hat", lobt Bretzman und zählt auf: "Ob es darum ging, sich von Herta abzusetzen, dem Druck von Will standzuhalten, die rot markierten Reifen nicht zu stark zu beanspruchen, mit der Dirty-Air umzugehen als er hinter einigen Fahrern lag, die auf drei Stopps unterwegs waren, oder im letzten Stint dem Druck von [Alex] Palou standzuhalten. Als er am Schluss wieder in Überrundungsverkehr geriet und Palou ihm nahe kam, wusste Scott genau, wo er schnell sein musste, um ihm keine Chance zum Überholen zu geben. Und er wusste auch, an welchen Stellen der Strecke er Sprit sparen konnte."

"Scott weiß einfach, wie man ein Rennen von der Spitze aus kontrolliert. Schließlicht hat er das in seiner Supercars-Zeit jahrelang bewiesen", erinnert Bretzman und sagt: "Das Entscheidende am vergangenen Wochenende war, dass beweisen konnte, auch in der IndyCar-Serie ganz vorne mitzufahren. Den Glauben an ihn hatten wir alle, weil wir sein Potenzial kannten. Jetzt die Ergebnisse einzufahren und dieses Potenzial tatsächlich auszuschöpfen, macht ihn nur noch selbstbewusster."

Bretzman hat mit Pagenaud im Laufe ihrer zehn gemeinsamen Jahre in der IndyCar-Serie einige magische Momente erlebt. Wer würde dagegen wetten, dass er eine ähnliche Formkurve auch mit seinem Star aus Neuseeland hinlegt?

1. Scott McLaughlin, 2. Alex Palou

Ist der Sieg in St. Petersburg für Scott McLaughlin nur der Anfang?

Foto: Motorsport Images

Mit Bildmaterial von IndyCar Series.

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