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Boxenstopp-Entscheidung: Warum der Car-Collection-Audi so lange stand

Car Collection verliert einen möglichen Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring beim letzten Stopp - Das Team erklärt, warum es so lange gedauert hat

Nachtanken für eine Runde zu viel kostete Car Collection Motorsport den möglichen Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2020. Weil das Team noch von drei statt zwei Runden ausging, dauerte der finale Boxenstopp länger als die vorgeschriebene Mindeststandzeit. Der Audi R8 LMS stand 15 Sekunden zu lang - genau jene 15 Sekunden, die das Auto im Ziel Rückstand hatte.

Es war der zweite strategische Fehler nach der zusätzlichen Runde auf Slicks beim finalen Regenschauer 90 Minuten vor Schluss, wobei dieser auch mit Pech zusammenhing, weil der Schauer nicht auf allen Wetterradaren sichtbar war. Letztlich hätte Car Collection das Rennen womöglich gewonnen, wenn man einen dieser beiden kleinen Fehler vermieden hätte.

Teammanager Denis Ferlemann erklärt gegenüber 'Motorsport.com': "Wir hatten geplant, nach dem Boxenstopp noch drei Runden zu fahren. Und für die Menge, die wir [für drei Runden] nachtanken mussten, war die Boxenstandzeit einfach zu kurz."

Team geht auf Nummer sicher

Da beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring mit handelsüblichen Zapfsäulen getankt wird, dauerte das Nachfüllen der zusätzlichen rund 15 Liter Kraftstoff 15 Sekunden länger. Im Ziel hatte der Audi genau 15,452 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Rowe-BMW, ein Herzschlagfinale wäre also vorprogrammiert gewesen.

"Wir sind auf Nummer sicher gegangen, weil wir das Podium nicht verspielen wollten", begründet Ferlemann die Entscheidung. Dabei war es nicht unbedingt eng: Letztlich kam Nick Catsburg als Sieger 1:05 Minuten nach Ablauf der Zeit über die Linie.

Letztlich hätte Car Collection das Rennen wohl relativ deutlich gewonnen, wenn man die Sicherheits-Entscheidung beim Regenschauer 90 Minuten vor Schluss getroffen hätte und beim letzten Boxenstopp Risiko gegangen wäre. Denn bei Starkregen war der Audi klar schneller als der BMW.

Eine Runde früher reinzukommen, hätte ebenfalls nicht geholfen: "Dann wäre die [reglementbedingte] Standzeit gleich gewesen mit der von BMW." Um das nachzuvollziehen, muss man ein wenig in die Tiefen des Reglements eintauchen.

Komplexe Rechnung mit zwei Tabellen

Für den letzten Boxenstopp gibt es zwei relevante Mindeststandzeit-Tabellen, die gegenläufig sind. Die eine richtet sich nach der Anzahl der gefahrenen Runden und kommt auch im gesamten restlichen Rennen zum Einsatz. Kommt ein Fahrzeug nach sechs Runden zum Stopp, muss es 149 Sekunden zwischen den zwei weißen Linien verbringen, bei sieben Runden sind es 169 Sekunden, bei acht 190.

 

Die andere Tabelle richtet sich nach der noch zu fahrenden Zeit. Sie beginnt bei 69 noch zu fahrenden Minuten mit einer vorgeschriebenen Zeit von 188 Sekunden. Beim letzten Stopp gilt die jeweils kürzere Standzeit der beiden Tabellen. Wer also 69 Minuten vor Schluss reinkommt, aber nur sechs Runden in seinem Stint absolviert hat, muss nur die 149 Sekunden aus der Runden-Tabelle absitzen.

Irgendwo gibt es - in Abhängigkeit der gefahrenen Runden, einen "Crossover"-Point, ab dem die Standzeit in der Restzeit-Tabelle kürzer ist als diejenige in der Runden-Tabelle. Bei einem 8-Runden-Stint zählt zum Beispiel direkt die Restzeit-Tabelle, weil diese bei weniger als 190 Sekunden beginnt. Bei sieben Runden liegt der Punkt bei 61 Minuten Restzeit (jeweils 169 Sekunden), bei sechs Runden bei 52 Minuten Restzeit.

Im Falle Car Collection war der Stopp so spät, dass dieser Punkt schon lange überschritten war. Somit konnte Car Collection hier den Vorteil des späteren Stopps nur dann ausspielen, wenn man wirklich eine Runde länger draußen blieb - sonst hätte man den Vorteil in die Tonne geworfen. Dass es dann mit der kürzeren Standzeit nicht aufging, lag an der Sicherheits-Entscheidung.

Hektik beim Boxenstopp "durch Adrenalinschub"

Ferlemann glaubt aber nicht, dass das Reglement überarbeitet werden müsse, um mehr Spielraum beim Nachtanken zu geben: "Das denke ich nicht. Beim BMW hat es ja gut funktioniert. Man berechnet beim Sprit, wie viel noch benötigt wird und wie viel Risiko man eingehen möchte. Wir hätten ja auch sagen können, wir gehen das Risiko ein, nur für zwei Runden Sprit mitzunehmen. Dann hätte es gepasst."

 

Der Boxenstopp sah von außen betrachtet hektisch aus, weil einige Mechaniker den Tankwart dazu drängten, mit dem Tanken aufzuhören. Der machte aber alles richtig: "Der Ingenieur gibt einen Countdown über den Teamfunk an den Fahrer durch. Die Mechaniker hören diesen aber auch. Und der Countdown war schon auf null." Dieser Countdown bezog sich aber auf die Mindeststandzeit.

"Und weil für alle der Sieg vor Augen hatten, ging natürlich ein Adrenalinschub durch einige durch, die dann gerufen haben, man solle aufhören zu tanken", so Ferlemann. Allerdings war die vorgesehene Menge Sprit für drei Runden noch nicht im Tank. Daher stand der Audi 15 Sekunden zu lang. Sonst wäre es wohl ein Herzschlagfinale wie 2016 geworden.

Mit Bildmaterial von Alexander Trienitz.

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