FIA veröffentlicht neue Fahrer-Einstufungen: SRO strukturiert um
Die SRO revolutioniert die Fahrereinstufungen für die GTWC Europe: Wie die Kategorisierung aussieht und wie das ADAC GT Masters reagiert
Die Fahrereinstufungen der FIA waren in der Vergangenheit immer wieder Ausgangspunkt für Diskussionen und Zankereien hinter den Kulissen. Nun plant die SRO Motorsports Group rund um Stephane Ratel eine Überarbeitung der Kategorisierungen und der Kriterien.
Worum geht es? Derzeit werden Rennfahrer in vier Gruppen eingeteilt: Platin, Gold, Silber und Bronze. Diese Einteilung ist wichtig für die Einordnung von Fahrer-Paarungen in verschiedene Klassen. Ein Beispiel hierfür sind der Pro-Am-Cup und der Silver-Cup in der GT-World-Challenge Europe. Die Kriterien sehen nach dem aktuellen System wie folgt aus:
Einordnung als Platin-Fahrer:
- Fahrer mit F1-, bedeutenden Formelsport- und LMP1-Referenzen
- Werksfahrer mit bedeutenden Siegen
Einordnung als Gold-Fahrer:
- Professionelle Rennfahrer
- Werksfahrer ohne bedeutende Siege
- Platin-Fahrer, die im Alter von 50 Jahren herabgestuft werden
Einordnung als Silber-Fahrer:
- Junge Fahrer unter 30 mit umfangreicher Erfahrung im Kartsport und im Formelsport, bevor sie bedeutende Titel gewinnen
- Junge Fahrer mit begrenzter Erfahrung ab dem zweiten Jahr des Lizenzbesitzes
- Die schnellsten und erfahrensten Amateure; Instruktoren und Testfahrer
- Ehemalige Gold- oder Platin-Fahrer, die im Alter von 50 oder 55 Jahren herabgestuft werden
Einordnung als Bronze-Fahrer:
- Gentleman-Fahrer, die erst nach dem 30. Geburtstag mit dem Rennsport begonnen haben
- Junge Fahrer, die ihre Lizenz noch kein Jahr lang haben
- Ehemalige Silber-, Gold- oder Platin-Fahrer, die im Alter von 50, 55 und 60 Jahren herabgestuft werden
Stephane Ratel hinterfragt Sinn der aktuellen Kriterien
Die Einstufung, die die FIA aufgrund dieser Kriterien vornimmt, bereitet Teams und Organisatoren immer mehr Kopfzerbrechen. Die GTWC musste sich deshalb schon von ein paar Jahren vom Am-Cup verabschieden, obwohl immer wieder junge Talente aus dem Formelsport als Silber-Fahrer eingestuft werden. Sie hatten damit den gleichen Status, wie ambitionierte Amateure. Auch die Platin- und Gold-Kriterien lassen Raum für Interpretationen.
LMP3-Meister Laurents Hörr wird für 2022 vom Silber- zum Gold-Fahrer upgegradet
Foto: Motorsport Images
"Wir haben zwei Kategorien - Platin und Gold - in denen dieselben Fahrer fahren. Dann gibt es eine große Silber-Klasse, die von jungen Profis bis hin zu versierten Amateuren reicht. Das sind zwei verschiedene Arten von Fahrern, und das hat keinen Sinn", unterstreicht Ratel.
Ratel weiter: "Wir schlagen vor, dass die Gold-Klasse für junge Fahrer gedacht ist, die bereits eine komplette Einsitzer-Karriere hinter sich haben, während die Silber-Klasse für die besten Amateure und einige ältere Fahrer, die zurückgestuft wurden, gedacht ist. Das war von Anfang an das Ziel, aber es hat sich mit der Zeit verschoben."
Neuer Cup in der GTWC Europe
Die Umstrukturierung der SRO Motorsports Group sieht vor, dass künftig Werks- und Profi-Rennfahrer in der Platin-Kategorie zusammengefasst werden. Aufstrebende, junge Fahrer ohne bedeutenden Titel sollen demnach als Gold-Fahrer eingestuft werden und ambitionierte Amateure sowie junge Fahrer mit limitierter Erfahrung als Silber-Fahrer.
Die GT-World-Challenge Europe erhält 2022 den Gold-Cup
Foto: SRO / Patrick Hecq Photography
Damit einher geht auch eine neue Klassenstruktur in der GTWC Europe: Neben der Gesamtwertung, dem Pro-Am-Cup und dem Silver-Cup führt die SRO den Gold-Cup ein. In diesem müssen sich ein Platin- oder Gold-Fahrer, ein Silber-Fahrer und ein Bronze-Fahrer das Auto teilen. "Wir wollen so vermeiden, dass Silber-Fahrer herabgestuft werden, um die Kriterien für den Pro-Am-Cup zu erfüllen", begründet Ratel den Schritt.
Das soll jedoch noch nicht alles sein: "Wir denken auch darüber nach, dass jedes Pro-Fahrzeug im Sprint-Cup mindestens einen Gold- oder Silber-Fahrer haben muss, da wir wissen, dass die meisten derzeitigen Gold-Fahrer in der SRO-Klassifizierung auf Platin hochgestuft werden." Die Revolution bei den Fahrereinstufungen könnte auch Auswirkungen auf weitere Serien haben.
ADAC GT Masters hält sich an die FIA
So zum Beispiel beim ADAC GT Masters, das bekanntlich eine Kooperation mit der SRO unterhält. Man will jedoch vorerst nicht mitziehen, wie Motorsport-Leiter Thomas Voss am Rande des Nürburgring-Finals verraten hat: "Natürlich halten wir uns dann auch an die FIA. Wir werden nichts eigenes machen - weder in der BoP, noch in der Fahrereinstufung."
Diese Position vertritt Voss auch, weil sich das Reglement in der Deutschen GT-Meisterschaft ein wenig von jenem in der GT-World-Challenge Europe unterscheidet: "Wir haben, im Gegensatz zu den SRO-Serien, Fahrergewichte und haben das dadurch ein bisschen nivelliert."
Dennoch müssen wohl auch die GT-Masters-Teams im kommenden Jahr bei den Fahrern umdisponieren. Dennis Marschall etwa erfährt ein Upgrade vom Silber- zum Gold-Fahrer. Alleine schon deshalb kann er im kommenden Jahr keine Punkte mehr für die Junior-Wertung sammeln.
Ob die FIA den Weg der SRO mitgeht, wird sich noch zeigen müssen. Dass Ratel mit seiner Organisation in dieser Sache nun vorprescht, könnte wieder einmal der Ausgangspunkt für Diskussionen und Zankereien sein. Womit wir wieder am Anfang wären.
Mit Bildmaterial von Erik Junius.
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