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Nürburgring wirft Youtuber mit Polizeieinsatz aus der "Grünen Hölle"

Ein schon länger schwelender Konflikt zwischen dem Nürburgring und dem größten Nordschleifen-Youtube-Kanal ist eskaliert - Auto Addiction vom "Ring" verbannt

In einem bereits seit längerer Zeit lodernden Konflikt ist es zu einer Eskalation gekommen: Die Polizei hat den Gründer des Youtube-Kanals "Auto Addiction", Nick E., des Nürburgrings verwiesen. Dieser hatte bereits zuvor Hausverbot erhalten.

Die Macher des Youtube-Kanals, der knapp 300.000 Abonnenten zählt, filmten ihre beliebten Videos im Streckenabschnitt Brünnchen ohne Drehgenehmigung. Diese ist für Youtube-Kanäle mit mehr als 10.000 Abonnenten am Nürburgring allerdings erforderlich, auch für Touristenfahrten.

Im Vertrag bezüglich dieser Drehgenehmigung steht ausdrücklich: "Unfälle jeglicher Art dürfen weder fotografiert noch gefilmt werden. Zuwiderhandlungen führen zum sofortigen Verlust der Genehmigung."

Allerdings lassen sich ausgerechnet Unfallvideos in den sozialen Medien am besten monetarisieren, weil sie am häufigsten angeklickt werden. Die erfolgreichsten Videos des Kanals tragen daher wenig überraschend die Titel "Gefährliche Situationen auf dem Nürburgring", "Nürburgring Crash Compilation" und "Top 10 Crashes Nürburgring". Diese kommen auf Millionen von Aufrufen.

Neben solchen "Crash"-Videos gibt es auch Zusammenstellungen der kuriosesten Fahrzeuge auf dem "Ring", Drifts oder einfach spektakuläre Szenen von den Touristenfahrten und den Rennveranstaltungen allgemein.

Zustände "wie in der Sowjetunion"

In den "normalen" Videos werden Highlights des Tages gezeigt, nicht selten findet sich auch darunter mindestens ein Unfall. Die Brünnchen-Ausgangskurve erhielt unter Fans daher den inoffiziellen Namen "Youtube Corner".

"Das Nürburgring Management hat die Polizei gerufen, um zu verhindern, dass ich weiter filme", sagt E. in seinem neuesten Video. "Sie sagen, dass es schlechte Publicitiy für sie ist, wenn ich Unfälle filme."

Er sagt weiter, dass er nie eine Drehgenehmigung erhalten würde: "Wir wollen alles zeigen, was wirklich auf dem Nürburgring vor sich geht. Das beinhaltet Unfälle, Drifts und andere interessante Dinge, die in meinen Augen Teil des Motorsports sind und den Nürburgring so besonders machen. Aber wenn man eine Drehgenehmigung hat, müsste man jedes Video durch den Nürburgring freigeben lassen."

In den sozialen Netzwerken geht Auto Addiction noch weiter: "Das Nürburgring Management ist wie die Sowjetunion während des Tschernobyl-Desasters", heißt es dort. "Sie wollen nicht, dass der Rest der Welt die Wahrheit über das erfährt, was wirklich auf dem Nürburgring vor sich geht. Sie wollen nur die guten Seiten zeigen und jeden abwürgen, der Schlechtes redet (oder Crash-Videos zeigt)."

 

Nürburgring rechtfertigt sich

'Motorsport.com' sprach intensiv mit Nürburgring-Vertretern über die Vorkommnisse in dieser Sache. Das Problem, das die Nürburgring 1927 GmbH & Co. KG mit dem Kanal hat, ist demnach die Aufmachung, die mit spektakulären Crash-Bildern auf Unfälle aktiv aufmerksam macht und in den Zusammenstellungen ("Compilations") diese bewusst in Szene setzt. Das erwecke ein falsches Bild.

‘¿’"Nach wie vor ist jeder willkommen, die Faszination Nordschleife den Menschen näher zu bringen", sagt ein Sprecher. "Wir möchten nur vermeiden, dass die Touristenfahrten im professionellen Rahmen als 'Unfallfahrten' präsentiert werden, was sie faktisch nicht sind." Hinzu kommt, dass Auto Addiction längst ein professioneller Kanal ist, der mit seinen Videos Geld verdient.

Statistisch gesehen geschieht ein Vorfall pro 15.000 Kilometern während der Touristenfahrten. Das muss kein Unfall sein, es kann sich auch um Verlust von Betriebsmitteln o.ä. handeln. Der Youtube-Kanal hingegen wartet mit einer deutlich höheren Frequenz an Unfällen auf.

Ansässige Unternehmen, die mit dem Verleih von "Ringtools", also speziell für den Nordschleifeneinsatz getunten Fahrzeugen ein Geschäft aus den Touristenfahrten gemacht haben, und der Nürburgring selbst sollen bereits besorgte Anfragen potenzieller Kunden aufgrund der hohen Unfalldichte der Videos in dem Kanal erhalten haben.

 

Generell gehe es dem Nürburgring nicht darum, Unfallvideos generell zensieren zu wollen. Privatpersonen, die am Nürburgring zufällig einen Unfall filmen und ihn privat in den sozialen Medien hochladen, brauchen nichts zu befürchten. Problematisch wurde die Sache erst durch das gewerbliche Betreiben des Kanals und den starken Fokus auf Unfälle und andere gefährliche Situationen.

Sind die Videos "Gafferei"?

Das öffentliche Zeigen von Unfällen ist auch rechtlich nicht unproblematisch: Der Nürburgring gilt als normale Straße, auf der die Straßenverkehrsordnung (StVO) gilt. Gerade in der öffentlichen Diskussion um "Gaffer" solle zwischen öffentlichen Straßen und dem Nürburgring kein Unterschied gemacht werden.

Zumindest beim Persönlichkeitsrecht hat sich Auto Addiction aus der Schussbahn gebracht: Die Gesichter von Fahrern, die nach Unfällen aus ihren Autos stiegen, wurden verpixelt.

Die Zwangsmaßnahme, bei der der Nürburgring von seinem Hausrecht Gebrauch macht, ist dem Nürburgring zufolge nicht ohne Ankündigung geschehen. "Wir sind mehrfach auf ihn zugegangen und haben versucht, eine Lösung zu finden. Leider hat er darauf nicht reagiert", heißt es seitens des Sprechers. E. habe daraufhin Hausverbot erhalten, sich aber trotzdem weiter an der Nordschleife aufgehalten.

Die Fans von Auto Addiction sind natürlich größtenteils bestürzt. "Idiotische Entscheidung", "völlig lächerlich" oder "Nürburgring-Blödmänner" ist in den Kommentaren zu lesen. So mancher spekuliert bereits, dass der Nürburgring künftig eigene Filmteams bei den Touristenfahrten einsetzen wird, um via Youtube Einnahmen zu generieren.

Manuel Metzger

Die "Crash Compilations" gehören zu den beliebtesten Videos des Kanals

Foto: Jochen Merkle

Allerdings gibt es auch Stimmen, die Verständnis für die Entscheidung des Nürburgrings zeigen. "Ich wundere mich, warum man da nicht schon viel früher durchgegriffen hat", schreibt ein User. Ein anderer Nürburgring-Youtuber, Misha Charoudin, äußerte sich in einem eigenen Video Ende Juli ebenfalls kritisch und nahm bereits vorweg, dass es gegen solche Youtuber "Konsequenzen" geben würde.

Fakt ist, dass der beliebteste Nürburgring-Channel auf Youtube nun vor einer großen Bewährungsprobe steht. In einem ersten Facebook-Posting kündigte E. noch an, dass er "zum Glück nicht der einzige Kameramann für Auto Addiction" sei. In einem jüngst veröffentlichten Video vermeldet er nun aber doch, dass der Channel künftig auf Nicht-Nürburgring-Content setzen wird.

Auch lässt er durchblicken, dass es noch ein juristisches Nachspiel mit dem Nürburgring geben werde, das noch lange anhalten dürfte. Das bisherige Geschäftsmodell des Kanals ist jedenfalls passe.

Auch die Zeiten der "Crash Compilations" von Nürburgring-Touristenfahrten auf Youtube dürften damit vorbei sein. Ebenso wurde in den sozialen Medien bereits die "Youtube Corner" zu Grabe getragen.

Mit Bildmaterial von LAT.

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